Die Scherben der Erde (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2022
640 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-28428-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Scherben der Erde - Adrian Tchaikovsky
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In der fernen Zukunft hat sich die Menschheit über die Galaxis ausgebreitet. Der Krieg gegen die nahezu unbesiegbare Alien-Zivilisation, die man die Architekten nennt, ist vor vielen Jahrzehnten beendet worden. Idris, einer der Kriegshelden von damals, fristet sein Dasein als Pilot eines Schrottsammelschiffs - bis er eine Entdeckung macht, die nur eines bedeuten kann: Die Architekten sind zurück. Und die Menschheit schwebt in höchster Gefahr ...
  • Der Auftakt einer neuen großen Space-Opera vom Autor von »Die Kinder der Zeit«
  • Der interstellare Krieg ist vorbei und Helden wie Idris werden vergessen - doch dann macht er eine Entdeckung, die alles verändert
  • »Episch, beeindruckend, intelligent - ?Die Scherben der Erde? ist Adrian Tchaikovskys bester Roman!« (Stephen Baxter)


Adrian Tchaikovsky wurde in Woodhall Spa, Lincolnshire, geboren, studierte Psychologie und Zoologie, schloss sein Studium schließlich in Rechtswissenschaften ab und war als Jurist in Reading und Leeds tätig. Für seinen Roman »Die Kinder der Zeit« wurde er mit dem Arthur C. Clarke Award ausgezeichnet. Er lebt mit seiner Familie in Leeds.

Prolog


Im achtundsiebzigsten Kriegsjahr kam ein Architekt nach Berlenhof.

Nach und nach waren seit dem Beginn der menschlichen Zivilisation überall in der Galaxis die Lichter ausgegangen. Auf all den kleinen Bergwerkswelten, den weit auseinanderliegenden Siedlungen, wo immer die Menschen sich eine Heimat geschaffen hatten. Die Kolonien, wie sie genannt wurden, die große, hohle Polyaspora der menschlichen Expansion, war von ihrem leeren Zentrum nach außen explodiert. Denn als Erstes hatten sich die Architekten die Erde vorgenommen.

Berlenhof war zum zweiten Herzen der Menschheit geworden. Schon vor dem Fall der Erde war es eine reiche und mächtige Welt gewesen. Im Krieg war es der Sitz des Militärkommandos und der Zivilregierung, von dort wurde eine zivilisationsweite Flucht koordiniert, als immer mehr Menschen gezwungen waren, ihre todgeweihten Welten zu verlassen.

Deshalb rüsteten die Kolonien zum Kampf, als der Architekt schließlich kam, und alle Verbündeten, die sie dort versammelt hatten, taten es ihnen gleich. So kam es zur großen Schlacht gegen jene galaxisweite Bedrohung, bei der jede Waffe eingesetzt und jeder geheime Vorteil genutzt wurde.

Trost erinnerte sich. Sie war dabei gewesen. Division Basilisk, Schwesternschaft der Himmelsschwert. Ihr erster Kampfeinsatz.

Die Kolonien hatten eine Geheimwaffe, wie sie es nannten. Eine menschliche Waffe. Trost hatte sie beim Kriegsrat gesehen. Nicht mehr als ein Haufen unbeholfener, sichtlich angeschlagener Männer und Frauen. Als die Hauptflotte sich für die Verteidigung von Berlenhof bereitmachte, waren eine Handvoll kleiner Schiffe mit solchen »Waffen« schon unterwegs zum Architekten, in der Hoffnung, mit diesem neuen Trick das Unvermeidliche irgendwie hinauszögern zu können.

Natürlich zwecklos. Ebenso gut können wir uns auf Gedanken und Gebete verlassen.

Auf der Himmelsschwert hingen alle, die dienstfrei hatten, gebannt vor den Displays, denn man wollte nur zu gerne glauben, diesmal hätte man etwas in der Hand. Auch wenn alle Geheimwaffen, auf die man bisher seine Hoffnung gesetzt hatte, nichts als heiße Luft gewesen waren. Trost starrte ebenso unverwandt auf die Bildschirme wie alle anderen. Der Architekt war unmöglich zu übersehen, eine gewaltige glänzende Masse so groß wie der verschwundene Mond der Erde, von der jeder Scan reflektiert wurde und jede Drohne abprallte. Die Verteidigungsflotte vor Berlenhof erschien daneben wie eine Schar von Nadelstichen, die einzelnen Schiffe waren durch den Maßstab so geschrumpft, dass sie erst zu sehen waren, als sie eine Vergrößerung anforderte. Das Herz der Kolonien hatte seine Streitkräfte bereits zusammengezogen, um sie anderswo einzusetzen, als der Architekt am Rand des Systems aus dem Unraum aufgetaucht war. Eine bessere Chance würde die Menschheit nicht mehr bekommen.

Da draußen waren Schiffe der Castigar und Hanni, zweier Alien-Handelspartner, die ihren menschlichen Verbündeten unter die Arme griffen, weil der Architekt ein Problem für alle war. Dazu kam eine riesige Flotte von menschlichen Schiffen, bunt zusammengewürfelt, denn abgesehen von einigen richtigen Kriegsschiffen hatte man alles, was nicht zur Evakuierung zu gebrauchen war, ins All geschickt. Im Orbit bauten Schwarmer-Fabriken ihre Arbeiter zu Waffen um. Sogar eine Heuschrecken-Arche der Naeromathi schwebte dort draußen – ein düsterer Koloss, der aber neben dem Architekten immer noch wie ein Zwerg aussah. Was die Heuschrecken wollten oder was sie dachten, wusste niemand, man sah nur, dass selbst sie gegen diesen Feind kämpfen wollten.

Und dann war da noch der Stolz der Flotte, Trosts Schwestern: das Parthenon. Menschen, aber nur nach einer bestimmten Definition. Genetisch veränderte weibliche Krieger, die seit dem Fall der Erde Schutz und Schild für die Kolonien gewesen waren. Die Himmelsschwert, die Schwebende Mutter und die Kataphrakta, die fortschrittlichsten Kriegsschiffe, die die Menschheit jemals gebaut hatte, ausgerüstet mit Waffen, die man sich in Vorkriegszeiten nicht einmal hätte vorstellen können.

Trost reckte sich und entdeckte zwischen der Flotte und dem Architekten einen Fleck aus winzigen Pünktchen: die Vorhut. Die Speerspitze der Menschheit bestand aus den schnellsten Schiffen der Parthenier. Normalerweise hätten sie die Aufgabe gehabt, den anderen Zeit zu verschaffen. Doch diesmal trugen die Pythia, die Ocasio, die Ching Shi und die anderen dem Feind ihre Geheimwaffe entgegen.

Trost glaubte nicht daran. Die Wende mussten die Massenwerfer und die Nullpunkt-Jäger bringen, mit denen die Himmelsschwert bestückt war, sonst wäre alles vergebens. Noch während sie das dachte, hörte sie die anderen Frauen aus der Freischicht miteinander tuscheln. »Intermediäre«, flüsterte eine, als ginge es um ein Tabu; und eine andere, kaum alt genug für den Militärdienst: »Man sagt, sie schneiden ihnen das Gehirn auf, um sie dazu zu machen.«

»Wir empfangen neue telemetrische Daten«, meldete eine Offizierin, und das Display fokussierte auf jene wenigen Punkte. Sie schossen auf den Architekten zu, als wollten sie sich daran zerschmettern wie an einer Felswand. Trosts Augen brannten, als sie angestrengt versuchte, den Bildern immer mehr Informationen abzutrotzen, noch tiefer hineinzuschauen, bis sie ins Innere der Schiffe vorgedrungen wäre.

Einer der Punkte erlosch. Der Architekt hatte die Angreifer wahrgenommen und schlug gleichmütig auf sie ein. Trost hatte gesehen, was übrig blieb, selbst wenn man mit der Kraft eines Architekten nur kurz in Berührung gekommen war: durch starke Gravitation verbogenes, zerdrücktes Metall, verformt und verdreht. Ein großes, gut abgeschirmtes Schiff mochte einen solchen Streifhieb überstehen. Auf diesen kleinen Schiffen gab es sicherlich keine Überlebenden.

»Es ist nutzlos«, sagte sie. »Wir müssen da hinaus. Wir.« Es juckte ihr in den Fingern, die Tasten für die Massenwerfer zu drücken.

»Myrmidone Trost, hältst du dich für klüger als die Exzellenten der Flotte?« Ihre unmittelbare Vorgesetzte, und natürlich stand sie dicht hinter ihr.

»Nein, Mutter.«

»Dann warte ab und halte dich bereit.« Leise, wie zu sich selbst, fuhr sie fort: »Nicht dass ich nicht deiner Meinung wäre.« Bevor sie noch zu Ende gesprochen hatte, war ein weiteres winziges Schiffchen ausgelöscht worden.

»War das …?«, rief jemand und wurde sofort unterbrochen. Die Offizierin verlangte: »Telemetrie aktualisieren und bestätigen!«

»Eine deutliche Abweichung«, bekräftigte jemand. Das Display lieferte ein revidiertes Bild, ein Fächer von Linien zeigte den projizierten Kurs des Architekten und seine aktuelle Flugbahn.

»Er hat also den Kurs geändert. Das macht keinen Unterschied«, zischte jemand, aber die Offizierin übertönte sie. »Sie haben einen Architekten zum Abdrehen veranlasst! Wie auch immer, er hat abgedreht

Dann verschwanden alle Daten. Nach einer Sekunde gespannten Schweigens sprangen die Displays wieder an. Die wenigen noch vorhandenen Schiffe flüchteten, als der Architekt erneut auf Berlenhof zusteuerte. Was immer das für eine Geheimwaffe sein mochte, sie hatte offenbar versagt.

»Höchste Alarmstufe! Alle Freischichten bereithalten, um bei Bedarf einzuspringen. Jetzt kommen wir an die Reihe!«, ertönte die Stimme der Offizierin. Trost starrte jedoch weiter auf das Display. Hatten sie wirklich nichts erreicht? Irgendwie hatte diese geheime Intermediärwaffe einen Architekten von seinem Kurs abgebracht. Bisher hatte er nie mit der Wimper gezuckt.

Prompt kamen die ersten Befehle. »Alles für die Ankunft der Pythia vorbereiten. Schadenskontrolle, medizinisches Personal, Eskorte.« Sie gehörte zur dritten Gruppe und wurde mit ihrem Team aus der Freischicht gerufen.

Die Pythia war ein schnittiges, lang gestrecktes Schiff gewesen: der breitere vordere Abschnitt mit den gravitischen Triebwerken hatte sich über die gesamte Länge zu einem segmentierten Heck verjüngt. Dieses Heck war nicht mehr da, und die noch vorhandenen zwei Drittel des Schiffes sahen aus, als hätte sich eine Hand um sie geschlossen und jede gerade Linie gewaltsam zu einer Kurve gebogen. Dass das Schiff überhaupt zurückgekehrt war, grenzte an ein Wunder. Sobald sich die Luke öffnen ließ, begannen die Überlebenden, die Verwundeten herauszutragen. Den Schiffsdaten hatte Trost entnommen, dass die Hälfte der Mannschaft gar nicht mehr herauskommen würde.

»Myrmidone Trost!«

»Mutter!« Sie salutierte und wartete auf ihre Befehle.

»Bring das auf die Brücke!«

Sie blinzelte. Das war ein Mann. Ein menschlicher Mann aus den Kolonien. Schlank und mit Segelohren. Er wirkte traumatisiert, schien unter Schock zu stehen. Seine Augen waren weit aufgerissen, die Lippen bewegten sich stumm. Zuckungen liefen wie Ratten über seinen Körper. Sie hatte ihn schon einmal gesehen, beim Kriegsrat. Einer der vielgepriesenen Intermediäre.

»Mutter?«

»Bring ihn auf die Brücke. Jetzt, Myrmidone!«, fauchte die Offizierin, dann beugte sie sich vor und packte Trost an der Schulter. »Das ist sie, Schwester. Das ist die Waffe! Und wenn es eine Waffe ist, müssen wir sie auch einsetzen.«

Auf Berlenhof befanden sich Milliarden von Menschen: die einheimische Bevölkerung sowie zahllose Flüchtlinge von den anderen...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2022
Reihe/Serie Die Scherben der Erde
Die Scherben der Erde-Reihe
Die Scherben der Erde-Reihe
Übersetzer Irene Holicki
Sprache deutsch
Original-Titel Shards of Earth Trilogy Book 1
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte 2022 • Alien-Invasion • Alien-Technologie • Architekten-Trilogie • Arthur C. Clarke Award • britische Science Fiction • children of time • eBooks • Galaktische Imperien • Kinder der Zeit • Military SF • Neuerscheinung • Shards of Earth Trilogy • Space Opera • The Final Architecture
ISBN-10 3-641-28428-7 / 3641284287
ISBN-13 978-3-641-28428-2 / 9783641284282
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