Leichenschilf (eBook)

Ein Kommissar-Bark-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
496 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-26364-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Leichenschilf - Anna Jansson
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Ein tiefer See, eine verschwundene Tochter und ein hartnäckiger Ermittler, der niemals aufgibt: der erste Fall für Kristoffer Bark!
Jedes Jahr am Karfreitag schreitet der Polizeiermittler Kristoffer Bark am Ufer des Hjälmarensees entlang. Er sucht nach seiner Tochter - vergeblich. Denn vor fünf Jahren verschwand Vera am Abend ihrer Junggesellinnenfeier spurlos, nachdem sie auf den See hinausgerudert war. Ihre Leiche wurde nie gefunden ... Als nun eine Tote auftaucht, die Kristoffers Tochter verblüffend ähnlich sieht, lässt ihm die Vorstellung, dass beide Fälle miteinander verknüpft sind, keine Ruhe. Und obwohl ihm bei der Polizei niemand Glauben schenkt, lässt sich der hartnäckige Ermittler nicht abwimmeln. Zu Recht, denn die Wasser des Hjälmaren verbergen mehr als ein einziges Verbrechen, und Kristoffer Bark wird sie aufdecken ... Die sensationelle neue Krimi-Bestsellerreihe von der Erschafferin von Maria Wern/Kripo Gotland!
Die »Kommissar Bark«-Reihe:
Band 1: Leichenschilf
Band 2: Witwenwald
Band 3: Puppenblut
Band 4: Mädchenfeuer
Alle Bände können auch unabhängig voneinander gelesen werden.

Anna Jansson wurde 1958 auf Gotland geboren, wo auch all ihre Bücher spielen. Ihre Kriminalromane über die Kommissarin Maria Wern haben sich fast zwei Millionen Mal verkauft. Sie wurden in siebzehn Sprachen übersetzt und sind außerdem als Fernsehserie auch international sehr erfolgreich.
Anna Jansson hat drei erwachsene Kinder. Mit ihrem Lebensgefährten lebt sie in der Nähe der mittelschwedischen Stadt Örebro, wo auch ihre Reihe um den Kriminalkommissar Kristoffer Bark spielt.

1

Es war Karfreitag. Der Frühling kam dieses Jahr spät. Das Eis trieb immer noch in zerbrochenen Schollen auf dem dunklen Wasser. Kriminalinspektor Kristoffer Bark hatte den Toyota Camry am Campingplatz in Hampetorp geparkt und wanderte jetzt in Richtung Naturreservat. Die Fähre zur Insel Vinö näherte sich dem Anleger. Er hob eine Hand gegen die Sonne und merkte, wie seine Augen zu tränen begannen.

Fünf Jahre lang war er immer wieder am Ufer des Hjälmaren entlanggewandert. Kilometer um Kilometer auf der Suche nach etwas, das ihm helfen könnte zu begreifen, was seiner Tochter zugestoßen war. Die polizeiliche Ermittlung war eingestellt worden, obwohl Kristoffer alles in seiner Macht Stehende getan hatte, um sie am Laufen zu halten. Unabhängig davon war er von Tür zu Tür gegangen, bis er in dem Gebiet, in dem sie schlüssigerweise hätte gesehen werden können, mit jedem Anwohner gesprochen hatte. Er hatte versucht, die Bootsbesitzer ausfindig zu machen, die in jener Nacht am Karfreitag vor fünf Jahren draußen auf dem See gewesen waren, und mit allen gesprochen, die sich in der Umgebung aufgehalten hatten.

Die Polizei hatte die Windrichtung berechnet und mit Schleppnetzen und Spürhunden im Boot den See abgesucht. Ohne Ergebnis. Der See war trübe, aber flach. Sogar über den inneren Teil des Hjälmaren waren sie mit dem Schleppnetz gefahren. Freiwillige hatten geholfen. Die Kollegen vom Heimatschutz hatten getan, was sie konnten. Als sie die Suche schließlich einstellten, wandte sich Kristoffer an die Vereinigung Missing People.

Inzwischen hatten alle außer ihm selbst und Börje Hansson aufgegeben. Der nunmehr pensionierte Kollege, der die Ermittlung zu Veras Verschwinden geleitet hatte, wohnte selbst in Hampetorp, dem knapp dreißig Kilometer von Örebro entfernt gelegenen Fischerort. Ab und zu begleitete Börje seinen alten Kollegen auf seinen Wanderungen entlang des Sees. Doch nicht heute, am fünften Karfreitag nach Veras Verschwinden.

Die Ermittlung war nach zwei Jahren, zeitgleich mit Börjes Pensionierung, eingestellt worden. Die meisten waren wohl der Ansicht, dass Vera so wie Matilda, die im selben Boot gesessen hatte, ertrunken war. Ohne Beweis konnte Kristoffer diesen Gedanken nicht akzeptieren. Wenn man sein ganzes Leben lang mit Gewaltverbrechen zu tun hatte, dann gab es noch andere Szenarien. Kristoffer wollte für alle Möglichkeiten offenbleiben – außer für eine. Börje hatte ihn im Verlauf der Ermittlung gefragt, ob es Selbstmord sein könnte. Auf diese Frage hatte er, ohne zu zögern, mit Nein geantwortet. Vera hatte alle Gründe gehabt zu leben, möglicherweise erwartete sie sogar ein Wunschkind. Erst wenn Kristoffer ihren leblosen Körper mit eigenen Augen sah, würde er ihren Tod als eine Tatsache akzeptieren. Aber nicht, solange es noch eine mikroskopisch kleine Chance gab, dass sie am Leben war. Seine Tochter war eine Kämpferin. Sie war zwei Monate zu früh geboren, hatte eine Lungenentzündung mit Komplikationen ebenso überstanden wie einen Blinddarmdurchbruch. Vera liebte das Leben. Nichts deutete darauf hin, dass sie freiwillig entschieden haben könnte, es aufzugeben. Nicht auf ihrem eigenen Junggesellinnenabschied am Gründonnerstag, auf den am Ostersamstag ein aufwändiges Hochzeitsfest folgen sollte. Es sprach viel dafür, dass es ein Bootsunglück gewesen war. Aber wo war dann die Leiche?

Natürlich hatte er auch in andere Richtungen gedacht. Wenn Rasmus und sie Streit gehabt hätten, dann könnte Vera selbst beschlossen haben, zu verschwinden und vor ihrer Hochzeit zu fliehen. Doch Rasmus hatte das verneint. Sie könnte auch von einer bekannten oder unbekannten Person oder Gruppe entführt worden sein. Doch kein Entführer hatte von sich hören lassen, und niemand hatte Lösegeld verlangt. Kristoffer hatte Veras Kontakte aus dem Handy, ihrem Computer und dem alten Adressbuch, das er ganz unten in ihrer Schreibtischschublade gefunden hatte, herausgesucht und mit allen gesprochen, die sie kannte. Er hatte ehemalige Klassenkameraden, Lehrer und die Mädchen aus ihrer Fußballmannschaft angesprochen. Doch sämtliche Spuren endeten in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag vor fünf Jahren.

In all der Zeit war Kristoffer zwischen der Vorstellung, dass sie ertrunken war, und dem Gedanken, dass jemand sie gerettet und entführt haben könnte, hin- und hergerissen worden. Als er jetzt das fünfte Jahr in Folge wieder einmal durch die Gegend lief und die Anwohner des Sees behelligte, merkte er, wie unwirsch sie reagierten. Aber er musste fragen, ob jemand etwas Neues entdeckt hatte. Natürlich hielten sie ihn für verrückt. Er hatte schon gehört, dass sie ihn den durchgeknallten Polizisten nannten, und vielleicht war es auch so: Er war verrückt vor Trauer. Während seiner Wanderungen am Ufer entlang ließ er die Kontrolle fahren und seine Miene entgleisen. Sie hatten ihn vor Wut schreien hören und nach einem unbekannten Feind treten und schlagen sehen, bis er zu Boden gefallen war und geweint hatte. Das war das Ventil, was er brauchte, um nicht selbst unterzugehen.

Eisige Windböen vom See her bissen in seine Wangen und kniffen in den Ohren. Kristoffer fühlte, wie die Kälte unter seinen Mantel kroch, durch die Kleider und unter die nackte Haut. Er ging schneller und fing an, locker zu joggen, um warm zu bleiben. Ein Seevogel kreischte über seinem Kopf und beschrieb einen weiten Bogen über das Schilfröhricht, ehe er auf den See hinaus verschwand. Der Wind nahm zu.

Wenn er die Augen schloss, konnte er Vera immer noch vor sich sehen. Die lebendigen graublauen Augen mit den dunklen Wimpern und Augenbrauen. Der breite, fröhliche Mund. Die blonden, schulterlangen Haare, die sie meist zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden trug. Ihre ganze Jugend über hatte sie Fußball gespielt, und er hatte die Mädchen oft zu Spielen gefahren und dann verfolgt, wie der Haarschopf hin und her über das Spielfeld gewippt war. Er hatte die Mädchen auf dem Rücksitz Geheimnisse flüstern und sie kichern hören, hatte gesehen, wie sie vor Freude jubelten oder sauer waren, wenn sie gestritten hatten.

Zwanzig Jahre alt war Vera gewesen, als sie verschwand. Viel zu jung, um zu heiraten. Das war das Thema ihres letzten Streits gewesen. In einem Alter, in dem man hormongesteuert und unerfahren ist und sich nichts sehnlicher wünscht, als von zu Hause wegzukommen, einen Lebenspartner zu wählen, ist die reine Idiotie. Er hatte sie und Rasmus, der sieben Jahre älter war, ausgeschimpft. Hatte gesagt, dass sie zur Vernunft kommen und die Sache noch einmal überdenken sollten. Rasmus war vor unterdrücktem Ärger hochrot im Gesicht gewesen, hatte Vera aber für sie beide sprechen lassen.

Und was ist mit dir, Papa? Du hast auch jung geheiratet und warst 25, als ich geboren wurde.

Und er hatte ihr geantwortet: Und du siehst ja, wie das gewesen ist! Ich war viel zu jung, um Vater zu werden. Du bist doch wohl nicht schwanger?!

Man muss nicht heiraten, weil man schwanger ist, hatte sie mit einem kleinen Lächeln geantwortet und seine direkte Frage damit umgangen. Vielleicht würde er die Antwort nie erfahren. Rasmus wusste es auch nicht. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass sie schwanger war. Sie hatte keinen Termin bei einer Hebamme gehabt. Ungefähr ein Jahr nach Veras Verschwinden hatte Rasmus eine neue Frau kennengelernt. Er hatte einen Job in London bei einer Personalvermittlung gefunden, und es schien ihm dort zu gefallen.

Kristoffer blieb stehen und wärmte sich das Gesicht mit den Handflächen. Die Tränen brannten hinter den Augenlidern. Es war schwer zu sagen, ob der Druck im Magen vom Joggen kam oder ob es der wohlbekannte Schmerz im oberen Bauchraum war, den er immer verspürte, wenn er an Vera dachte. Zum mehr als tausendsten Mal ging Kristoffer alles durch, was in jener Gründonnerstagnacht vor fünf Jahren geschehen war.

Der schicksalhafte Junggesellinnenabschied hatte am Abend des Gründonnerstags begonnen und am Karfreitag in der Katastrophe geendet. Veras beste Freundin Matilda hatte arrangiert, dass sie das kleine Haus ihrer Großeltern in Hampetorp benutzen konnten. Sven und Rita hatten sich solange woanders einquartiert. Kristoffer kannte die beiden schon viele Jahre, da er Vera immer zu Matilda gebracht hatte, wenn diese in den Ferien bei ihren Großeltern gewesen war. Das Ganze hatte als ein Junggesellinnenabschied, ausschließlich mit Mädchen, in der Stadt begonnen. Dann waren sie nach Hampetorp rausgefahren, und später hatten sich Rasmus und seine Freunde angeschlossen. Die Partyteilnehmer waren den ganzen Abend und die Nacht zusammen in der Hütte gewesen. Die Stimmung sei, so sagten die Freunde, fröhlich und ausgelassen gewesen.

Vera und Rasmus hatten gerade noch getanzt, als seine Tochter plötzlich rausgerannt und zum Hafen gelaufen war, wo sie sich ein Kunststoffboot mit Außenborder genommen hatte. Matilda hatte versucht, sie daran zu hindern, und als sie Vera nicht aufhalten konnte, war sie mit ins Boot gesprungen. Rasmus und ein paar der Jungs hatten sie noch gesehen und versucht, ihnen ein Stück zu folgen, waren aber zu betrunken gewesen, um hinterherzukommen. Am Freitagmorgen war Sven, der nicht wusste, was auf der Party geschehen war, mit seinem Boot rausgefahren. Börje und er hatten vorher zusammen Netze ausgelegt, doch Börje hatte es nicht geschafft, mit rauszufahren und sie einzuholen. Deshalb war Sven allein gewesen, als er das gekenterte Boot und den leblosen Körper seiner Enkelin Matilda im Wasser fand. Wie ein schlafender Engel mit wallenden rostroten Haaren war sie aus dem...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2022
Reihe/Serie Kristoffer Bark
Kristoffer Bark
Übersetzer Susanne Dahmann
Sprache deutsch
Original-Titel Dotter saknad (Kristoffer Bark 1)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2022 • Anne Mette Hancock • Bestseller • Blutnebel • Bluttat • Blutzahl • Dunkelsommer • eBooks • Ermittlerkrimi • Fuchsmädchen • Gefrorenes Herz • Hagebuttenblut • Jørn Lier Horst • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Kripo Gotland • Leichenblume • Lina Bengtsdotter • Line Holm • Löwenzahnkind • Maria Grund • Maria Wern • Mohnblumentod • Nele Neuhaus • Neuerscheinung • Pageturner • Schweden • Schweden Krimi • See • Skandinavische Krimis • Stina Jackson • Stine Bolther • Thomas Enger • Thriller • Vater-Tochter-Beziehung • verschwundene Tochter • Wasserleiche
ISBN-10 3-641-26364-6 / 3641263646
ISBN-13 978-3-641-26364-5 / 9783641263645
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