Der Thron der Sonne (eBook)

Roman
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2023 | 1. Auflage
1152 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-20183-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Thron der Sonne -  Christopher Ruocchio
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Seit vielen Jahrhunderten befindet sich das interstellare Imperium der Menschheit im Krieg. Die außerirdische Zivilisation der Cielcin hört nicht auf, Grenzwelten zu überfallen und auszuplündern. Hadrian Marlowe, ein verstoßener Adliger und Abenteurer, ist nun am Hof des Imperators angekommen - und muss sich gefährlicher Ränkespiele und tödlicher Anschläge erwehren. Doch dann erfährt er, dass die Cielcin einen neuen Herrscher haben, und Hadrian wittert seine Chance, den Feind endgültig zu besiegen ...
  • Der dritte Band in Christopher Ruocchios gewaltiger Sonnenfresser-Saga
  • Um sein Ziel, die Rettung der Menschheit, zu erreichen, muss sich Hadrian Marlowe in die Höhle des Löwen begeben - an den Hof des Imperators selbst
  • »Christopher Ruocchios Romane haben das Wort ?episch? neu buchstabiert!« (James Corey, Autor von THE EXPANSE)


Christopher Ruocchio konnte lesen, bevor er zu sprechen begann. Als er feststellte, dass er kein Astronaut werden würde, beschloss er, Romanautor zu werden, und begann zu schreiben. Er ist Absolvent der North Carolina State University und arbeitet als Assistant Editor bei Baen Books. Mit »Das Imperium der Stille« veröffentlichte er seinen ersten Roman. Christopher Ruocchio lebt in Raleigh, North Carolina.

1


SIEHE, EIN FAHLES PFERD

Stille.

Die Stille, die den Sonnenthron umgab, füllte den großen Saal wie Wasser, wie das tiefe Dunkel der See. Keine Seele rührte sich. Von dort, wo ich zwischen den Höflingen stand, konnte ich die beiden einfachen Soldaten sehen, die auf dem Mosaikboden knieten. Sie waren, flankiert von Mitgliedern der Marsianer-Garde, bäuchlings über die ganze Länge des Saals gekrochen, wie Skarabäen in ihren schwarzen Uniformen. Wie lange war es her, dass ein Mann und eine Frau von so niederer Herkunft diesen hohen Ort hatten betreten dürfen? Die weißen Gewölbe hatten sich seit über zehntausend Jahren wie der Olymp über die Wolken von Forum erhoben, aber ich hätte meine gesunde rechte Hand darauf verwettet, dass während dieser ganzen Zeit nicht mehr als hundert Unfreie vor unserem strahlenden Imperator hatten knien dürfen – die Handwerker nicht mitgerechnet, die diese Pracht errichtet hatten. Selbst sie wären von den Edelleuten, die mich umgaben, trotz der von ihnen erschaffenen Schönheit wie Insekten verscheucht worden.

Die Anwesenheit der Soldaten war schon ein deutliches Zeichen, dass sich die Welt verändert hatte. Dass aber Menschen wie sie an diesem Ort von Gold und Karneol, in diesem Saal aus schwärzestem Ebenholz, sogar ihre Stimme erheben durften, das kündete von einer geradezu dramatischen Veränderung.

Beide Soldaten hatten kniend Haltung angenommen, flankiert von Excubitores in spiegelweißen Rüstungen, und hielten die Augen starr auf den Sockel des Podests gerichtet, von dem vierundfünfzig Stufen zu dem schimmernden Thron hinaufführten.

An den Sternen auf den Schultern erkannte ich, dass die Frau Captain eines Schiffs war, aber es war der Mann, der das Wort ergriff; seine grobe Sprache gab ihn als gewöhnlichen Legionär zu erkennen. Zweifelsohne hatten ihn die Logotheten und der Eunuch Homunculi im Dienst des Imperators genau darauf vorbereitet, was er sagen sollte. Aber dennoch ging Angst wie in großen Wellen von ihm aus, als er sich unnötigerweise zum zehnten Mal verneigte und die Stirn auf die Fliesen drückte. »Euer Strahlende Herrlichkeit«, sagte er mit bebender Stimme. »Heiliger Imperator. Ich werfe mich vor Euch in den Staub. Ich bin Carax von Aramis, seit fast achthundert Jahren Euer getreuer Diener.« Seine Zunge stolperte über die unvertrauten Wörter, die er ganz offenkundig auswendig gelernt hatte. »Ich war bei Hermonassa, Euer Herrlichkeit. War auf der Inviolate, als sie zerstört wurde.«

Aus den Berichten über diese Schlacht wusste ich, dass die Inviolate das Flaggschiff der Verteidigungsflotte bei Hermonassa gewesen war. Ihr Name, der übersetzt »Die Unberührte« bedeutete, war bei der Eroberung geradezu ad absurdum geführt worden. Die Frau neben Carax hatte das Schiff befehligt. Nach einer derart vernichtenden Niederlage hätte sie eigentlich ihrem Leben ein Ende setzen müssen. Vielleicht beabsichtigte sie, genau das zu tun, wenn diese Audienz vorüber war.

Carax beschrieb nun den Cielcin-Angriff auf das Flaggschiff. »Die Bleichlinge kamen an Bord. Haben den Rumpf aufgeschnitten und sind reingeschwärmt. Das Schiff hatte ein Sauerstoffleck. Lebenserhaltende Systeme waren beschädigt. Von der Schlacht draußen hab ich nichts mitbekommen, aber unser Captain befahl den Rückzug, und wir sind zur Brücke, weil wir die ganze Sektion abkoppeln wollten, als …«

»Kommen Sie zum Punkt!«, entfuhr es dem Eunuchen, der in seinen Pantöffelchen neben dem Soldaten stand. Auf eine Geste des Androgynen hin trat einer der Marsianer vor, um den Legionär mit dem Schaft seiner Energielanze für seine Weitschweifigkeit zurechtzuweisen.

»Lassen Sie den Mann seine Geschichte auf seine Weise erzählen«, ertönte die imperiale Stimme, und der Androgyne und der Marsianer blieben wie angewurzelt stehen. Carax und der Captain drückten sofort die Gesichter auf den Boden wie Kinder, die bei einem Gewitter vom Blitz erschreckt wurden. Caesars Worte hallten vom Thron herab, verstärkt von verborgenen Lautsprechern, die in die filigranen Streben des Deckengewölbes eingearbeitet waren, sodass der Herrscher gottesgleich aus jedem Winkel des Saals zugleich sprach. Nicht unfreundlich fuhr er fort: »Er ist weit gereist und hat vieles gesehen, das uns interessiert. Wir möchten nicht, dass er in seiner Erzählung zur Eile getrieben wird.«

Carax stammelte Dankesworte und richtete sich kniend wieder auf.

»Aber Ihr wolltet von ihm erfahren.« Beinahe glaubte ich, Carax schlucken zu hören. »Vom König der Bleichlinge.« Vermutlich hatte der Mann seinen offiziellen Bericht abgeliefert, als die Überlebenden von Hermonassa auf Forum eingetroffen waren, und war aufgrund dessen ausgewählt worden, um vor den Imperator zu treten.

Ich warf Pallino, der neben mir stand, einen Seitenblick zu, aber mein alter Freund und Leibwächter zuckte mit keiner Wimper.

In meinem Kopf rührte sich ein Schatten, aber ich lauschte weiter konzentriert, als Carax fortfuhr. »Meiner Dekade war es übertragen worden, die Luftschleuse zu bewachen. Als letzte Verteidigungslinie. Auf der Inviolate führte ein langer Flur zum Brückenbereich, und Thailles – das war mein Dekurio –, Thailles hatte die Tür versiegelt. Eineinhalb Fuß solides Titanium, und sie sind trotzdem einfach durch.« Seine Stimme bebte bei diesem letzten Wort, und er kauerte sich jetzt zusammen, die Augen gesenkt. »Haben sich den Weg mit so ’nem Schwert freigeschnitten, wie unsere Ritter es benutzen. Hochmaterie. Ging durch den Rumpf wie nix, Euer Herrlichkeit. Lords und Ladys. Aber das war anders als alle Schwerter, die ich je gesehen hab. Viel zu groß. Und total … verdreht irgendwie. Ist jedenfalls durch den Rumpf, als ob da gar nix wär.« Offenbar merkte er, dass er sich wiederholte, und lief rot an. »Fuhr auch genauso durch Menschen. Ich hab noch nie so einen großen Bleichling gesehen. Das Vieh musste sich im Korridor ducken, als es über uns herfiel. Es war ganz schwarz und silbern. Und als es uns am Ende des Flurs stehen sah, hinter dem Schutzschild, da hat es die Zähne gefletscht. Irgendwie, als ob es lächelte.

›Ergebt euch‹, hat es gesagt, und Ehrwürdiger Caesar, ich schwöre bei der Heiligen Mutter Erde, es sprach unsere Sprache.« Er rieb sich die Arme. »Es hat gesagt, unser Schicksal sei besiegelt, sie hätten die Werften erobert. Die Flotte zerstört. Wir haben auf das Ungeheuer geschossen, aber sie hatten Schilde. Das habe ich auch noch nie zuvor gesehen. Bleichlinge mit Schilden. Sie haben uns ausgelacht, und ihr König, er sagte, er sei …« Der Mann kämpfte mit dem Namen.

Ich hörte ihm kaum zu.

Den Namen kannte ich.

Syriani Dorayaica.

Die Geißel der Erde.

Die Worte des Soldaten ließen mich verkrampfen, und wieder überkam mich eine Vision, die ich schon zweimal gesehen hatte. Zuerst in der Dunkelheit unter den Ruinen von Calagah, und dann wieder in den kalten Klauen Gebrüders auf Vorgossos. Ich sah die Cielcin in Schlachtaufstellung durch den Weltraum ziehen, in Reih und Glied, Schiffe und Soldaten und erhobene Schwerter, die den Himmel zerschrammten. Und an ihrer Spitze ging einer, der größer und schrecklicher war als der Rest. Schwarz war seine Kleidung, und schwarz war auch sein Mantel, und seine Hörner und die silberne Krone waren so schrecklich wie die glasartigen Zähne in dem lippenlosen Mund.

»Trug das Cielcin eine Krone?«

Wieder Schweigen.

Erst einen Augenblick später begriff ich, dass ich es gewesen war, der da gesprochen, die Luft verwirbelt und die perfekte Ordnung gestört hatte, die den Sonnenthron umgab. Die Höflinge um mich herum rückten ab, ließen Pallino und mich auf einer kleinen Insel zurück, zwischen den Säulen, die turmhoch über uns aufragten. Irgendjemand lachte nervös, und ich spürte, dass die Marsianer mich mit der Entoptik ihrer Helme ins Visier nahmen, obschon die gesichtslosen Masken keine Regung verrieten.

Carax wandte sich um, und unsere Blicke kreuzten sich, dann weiteten sich seine Augen. Kannte er mich? Ich kannte ihn nicht.

»Ruhe und Ordnung in diesem hohen Haus!«, rief der Zeremonienmeister.

Weil es von mir erwartet wurde, fiel ich auf ein Knie und senkte den Kopf. Aber ich drückte die Stirn nicht wie die Soldaten auf den Boden. Ich war ein Paladin und weitläufig mit dem Imperator verwandt. Die Augen Caesars ruhten auf mir, Doppelsmaragde in der Alabasterskulptur seines Gesichts. Bildete ich mir das nur ein, oder zupfte da ironische Erheiterung an seinem Mundwinkel? Um mich herum begann es zu flüstern.

»Das ist doch Marlowe, oder?«

»Hadrian Marlowe?«

»Das ist Sir Hadrian Marlowe, der Victoria-Ritter.«

»Das ist der Halbsterbliche?«

»Stimmt es, dass er nicht getötet werden kann?«

Der Zeremonienmeister schlug sein Fascis auf den Fliesenboden, und die Messingspitze traf hallend auf den Stein. »Ruhe! Ruhe und Ordnung in diesem hohen Haus!«

Der Imperator hob die Hand, und nun kehrte wieder Ruhe ein. Dann sprach Seine Strahlende Herrlichkeit, William XXIII. aus dem Haus Avent, mit einer Stimme, die an die Berührung einer Flamme und den Geruch alten Holzes denken ließ. »Beantworte die Frage unseres Dieners, Soldat.«

Sofort galt die Aufmerksamkeit aller Anwesenden wieder Carax und der Offizierin. Die Augen des Soldaten ruhten starr auf mir, als er mir antwortete, und er wandte sich vom Caesar ab, der umgeben von Samt und Gold dasaß. »Eine Krone?« Der Begriff schien dem Mann fremd, und er wiederholte ihn verwirrt. »Eine Krone? Ja. Sie...

Erscheint lt. Verlag 18.1.2023
Reihe/Serie Imperium-Reihe
Übersetzer Kirsten Borchardt
Sprache deutsch
Original-Titel Demon in White - The Sun-Eater Book 3
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte 2023 • eBooks • Empire of Silence • Ferne Zukunft • Future History • Galaktische Imperien • Hadrian Marlowe • Neuerscheinung • Science-fiction • Sonnenfresser • Space Opera • Sun Eater Saga
ISBN-10 3-641-20183-7 / 3641201837
ISBN-13 978-3-641-20183-8 / 9783641201838
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