Die magischen Buchhändler von London (eBook)

Roman

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
416 Seiten
Penhaligon (Verlag)
978-3-641-26326-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die magischen Buchhändler von London -  Garth Nix
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Buchhändler retten die Welt! Ausgezeichnet mit dem Aurealis Award als der beste Fantasyroman des Jahres.
Schon immer waren Buchhändler Hüter und Verbreiter von Wissen. Besonders gilt dies für die Mitglieder des Geheimbunds der magischen Buchhändler. Sie wissen um die übernatürliche Welt und beschützen die normalen Menschen vor ihren Schrecken. Einer dieser Buchhändler ist der junge Merlin. Klug, charmant und hervorragend ausgebildet ist er vielleicht der beste Buchhändler Londons - allerdings von der kämpfenden Sorte. Doch als er eine junge Frau vor einer Bestie rettet, ahnt er noch nicht, dass die Suche nach ihrem Vater auch ihn seinem größten Ziel näher bringt: Rache an den Mördern seiner Mutter zu nehmen.

Garth Nix wurde in Melbourne, Australien, geboren. Er studierte an der University of Canberra und machte dort 1986 seinen Abschluss. Danach arbeitete er unter anderem als Buchhändler und Verleger. Seine Bücher wurden weltweit mehr als fünf Millionen Mal verkauft und in 42 Sprachen übersetzt. Auch wurden ihm bereits zahlreiche Auszeichnungen verliehen, darunter der Aurealis Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres für sein Debüt bei Penhaligon »Die magischen Buchhändler von London«. Garth Nix lebt heute mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in einem Vorort von Sydney.

Drittes Kapitel


Kein Zauberer kannte je

Die seltsame, seltene Magie

die die behandschuhten Buchhändler hüten

Doch ihre Geheimnisse teilen sie nicht

Eine halbe Stunde später saß Susan unter grellem Neonlicht in einem Verhörraum der Highgate-Polizeistation. Ein ziemlich aufgeregter, bewaffneter Constable hatte sie wegen Mordverdachts verhaftet, und fünf Minuten später hatte ein passiv-aggressiver Sergeant sie darüber aufgeklärt, dass die Verhaftung vielleicht nicht rechtens war. Doch da es nun einmal geschehen sei, müssten sie zumindest die Formalitäten erledigen, was offenbar auch Susans Schuld sei. Wenigstens hatten die Polizisten ihr die Handschellen abgenommen, bevor sie den kurzen Weg zur Wache angetreten hatten. Dort angekommen, hatte Susan sich das Blut von den Händen waschen dürfen und Tee und Kekse bekommen.

Soweit sie dem Gemurmel entnahm, das sie belauschte, hing ihr ungewisser Status allein von Merlins Verfassung ab. Der Sergeant hatte dem eleganten jungen Mann ein schwarzes Lederetui aus der Anzugtasche gezogen, einen Blick auf den Ausweis darin geworfen und gleich über Funk seine Vorgesetzten kontaktiert. Merlin wurde zu diesem Zeitpunkt von zwei Sanitätern behandelt. Mit Erleichterung hörte Susan, dass er noch lebte und erstaunlicherweise nicht allzu schwer verletzt war.

Der Constable, der sie verhaftet hatte, steckte seinen Kopf durch die Tür. »Hallo, geht es Ihnen gut? Möchten Sie noch einen Tee? Einen Keks?« Er war ein großer schwarzhaariger junger Mann Mitte zwanzig mit einem überraschend hellen Schnurrbart. Er wirkte viel entspannter als zuvor, als er mit der Smith & Wesson auf sie gezielt und befohlen hatte, Susan solle ihm ihre Hände zeigen. Sie hatte vor Merlin auf die Knie gehen und die Hände auf den Rücken legen müssen, woraufhin der Partner des Constables ihr Handschellen angelegt hatte und sich alle ein wenig entspannt hatten.

»Ja, es geht mir gut«, antwortete Susan. »Aber was ist hier los? Bin ich immer noch verhaftet, oder was?«

Der Constable errötete. »Nein, tut mir leid, das war mein Fehler. Wir warten jetzt auf Inspector Greene, der schafft Sie hier raus.«

»Inspector Greene?«

»Staatspolizei. Sie gehören zum MI5, richtig? Arbeiten Sie normalerweise mit einem anderen Partner?«

»Ich weiß nicht …« Susan stockte, als ihr müder und ziemlich verwirrter Verstand sie einholte. Rausgeschafft zu werden klang viel besser, als wegen Mordes verhaftet zu sein. »Ähm, kann ich meinen Rucksack aus Frank Thringleys Haus holen?«

»Oh, ich frage mal die hiesigen Chefs. Das hier ist nicht meine Dienststelle. Ich bin bei D11«, sagte er voller Stolz, als ob es etwas Wichtiges wäre. Später begriff Susan, dass er sie hatte beeindrucken wollen; eine seltsame Art von Flirt.

»Apropos Schusswaffen, dieser 357er Smython!« Er stieß einen Pfiff aus. »Ich hab die Waffe erst gar nicht erkannt; Sergeant Bowen aber schon. Sehr elegant. Nichts gegen Ihre kleine Beretta, Miss – leicht zu verbergen, das muss ich Ihnen lassen.«

»Ja, stimmt.« Susan fühlte sich plötzlich sehr, sehr müde. Sie schaute auf ihre Uhr, eine jener neumodischen Swatch-Plastikuhren, die sie von ihrer Mutter zum Abschied bekommen hatte. Es war kurz vor sechs, also wahrscheinlich gerade erst hell draußen.

»Wenn Sie etwas brauchen, klopfen Sie an die Tür«, sagte der Constable. »Tut mir leid, dass wir Sie einsperren müssen, aber aus den Augen, aus dem Sinn, stimmt’s?«

»Stimmt.« Susan legte den Kopf auf ihre Arme und schlief ein.

Inspector Greene war eine Frau. Das überraschte Susan ein wenig, obwohl das im Jahr 1983 eigentlich hätte normal sein sollen. Doch die Metropolitan Police hielt von der Gleichberechtigung der Geschlechter noch weniger als die regionalen Polizeibehörden, eine Haltung, die bis zu den Nachkriegsreformen der radikalen Premierministerin Clementina Attlee zurückreichte. Paradoxerweise bekleidete bereits die zweite Frau das Amt des englischen Premierministers. Margaret Thatcher war eine Tory der alten Schule und konzentrierte sich darauf, viele Änderungen rückgängig zu machen, die Attlee und spätere Labour-Regierungen eingeführt hatten. Die Gesetzgebung zur Chancengleichheit stand auf ihrer Abschussliste.

Susan mochte Thatcher und ihre Regierung nicht, wie fast jeder unter dreißig, der kein Banker oder Erbprinz war. Der Krieg um die Falklandinseln im vergangenen Jahr hatte diese Abneigung fast schon in Hass verwandelt und gleichzeitig Thatchers Popularität bei zu vielen älteren Menschen gesteigert. Wie all ihre Freunde hatte Susan permanent ein mulmiges Gefühl, was den Ausgang der Wahl betraf, die in ein paar Wochen bevorstand, der ersten, an der sie teilnehmen durfte. Sie hatte bereits per Briefwahl für den Kandidaten der Sozialdemokraten gestimmt, doch im Wahlkreis Bath würde fast sicher der Konservative Chris Patten gewinnen.

Laut Susans Swatch hatte sie eine Stunde lang geschlafen, als Inspector Greene ihr nicht gerade sanft auf die Schulter klopfte. Die Polizistin war um die dreißig, sah zäh aus und war mit Hemd, Jeans und Lederjacke gekleidet wie Sergeant Carter in der Fernsehserie Die Füchse – nicht wie ein Mitglied der echten Sondereinheit. Sie sah sogar ein bisschen aus wie Denise Waterman – zumindest wie eine subkontinentale Version von ihr.

»Miss Arkshaw. Wir brechen jetzt auf.«

»Wohin?«, fragte Susan verwirrt. »Wer sind Sie?«

»Mira Greene, Inspector bei der Staatspolizei. Ich bin die Kontaktperson Ihrer Buchhändler-Freunde.«

»Äh, das sind nicht … ähm … Geht es Merlin gut?«

»Ich glaube schon. Er wurde vor einer halben Stunde aus dem Whittington-Hospital abgeholt. Ich würde mir keine Sorgen machen. Diese Linkshänder sind wirklich zäh. Aber ich schätze, das wissen Sie ja.«

»Äh, nein«, sagte Susan. »Ich habe Merlin erst gestern Abend kennengelernt. Das Ganze war ein Zufall. Ich weiß von nichts.«

»Sie wissen wahrscheinlich mehr, als gut für Sie ist«, erwiderte Greene. »Glücklicherweise verfolgen wir bei allem, was mit diesen Buchhändlern zu tun hat, unsere inoffizielle Politik: Je weniger alle wissen – oder, Gott bewahre, aufschreiben –, desto besser. Wir tun so, als gehörten sie zu den Sicherheitsbehörden, und kehren alles unter den Teppich.« Sie ließ ihre Autoschlüssel am Schlüsselring um den Finger kreisen. »Wo wollen Sie hin?«

»Wo ich hinwill? Äh, ich muss meinen Rucksack holen. Er ist …«

»Schon im Auto. Wie wär’s mit Paddington? Ein Zug zurück nach Bath? Wir kaufen Ihnen ein Ticket. Tauchen Sie zu Hause bei Ihrer Mum unter.«

Susan war einen Moment lang in Versuchung. Sie hatte noch drei Monate, bis das Herbstsemester begann. Ihre Studentenunterkunft war erst ein paar Tage vor Semesterbeginn verfügbar, sie konnte also nirgendwo anders hin und hatte nur wenig Geld für eine Wohnung.

Aber sie war aus einem bestimmten Grund vorzeitig nach London gekommen, und obwohl sie einen schlechten Start gehabt hatte und dann alles sehr seltsam geworden war, wollte sie nicht aufgeben.

»Nein, danke«, sagte sie. »Ich such mir eine Unterkunft. Ich kann für den Anfang in eine Jugendherberge ziehen, denke ich. Oder in ein billiges … sehr billiges … Hotel. Bis ich einen Job habe. In einem Pub oder so. Ich bin achtzehn.«

Greene starrte sie an. Ihre Augen wirkten grimmig und durchdringend. Sie sah nicht nur aus wie Sergeant Carter, sondern würde vermutlich auch seine rabiate Verhörmethode bevorzugen. Susan wollte sich definitiv nicht mit ihr anlegen.

»Ernsthaft, Sie wären außerhalb Londons besser aufgehoben. Nicht, dass Sie zu Hause völlig sicher wären. Aber ein wenig sicherer.«

»Wie meinen Sie das?«

Greene schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf die Schreibtischkante. »Sie waren in der Alten Welt. Wesen der Alten Welt haben Sie gesehen und markiert«, sagte sie mit Nachdruck. »Der Übergang in diese Welt fällt Ihnen jetzt leichter – oder sie kommt sogar zu Ihnen. Geografisch betrachtet, sprechen sich Neuigkeiten in der Alten Welt nur langsam herum; es gibt viele Barrieren zwischen Highgate Wood und dem Wesen, das in den Thermalquellen von Bath lebt, oder einem der anderen … Geschöpfe. Das behaupten zumindest die Buchhändler, denn ehrlich gesagt weiß ich selbst einen Scheiß darüber. Wenn Sie nach Hause fahren, könnte es Jahre dauern, bis etwas Seltsames passiert, wenn überhaupt. Falls Sie jedoch hierbleiben, sind Sie viel näher an dem, was Sie schon kennengelernt haben.«

»Ich möchte bleiben«, sagte Susan. »Ich habe noch was zu erledigen.«

Greene sah sie einen Moment lang an, stand dann vom Schreibtisch auf und schritt im Raum umher. Schließlich musterte sie Susan erneut. »Schön. Hören Sie gut zu. Nichts von dem, was Sie gestern Abend erlebt zu haben glauben, ist passiert. Wenn Sie irgendwo irgendwem davon erzählen, besonders der Presse, weist man Sie bestenfalls in eine Irrenanstalt ein und wirft den Schlüssel weg.«

»Sie drohen mir«, sagte Susan langsam. Sie war mit ihrer Mutter zweimal bei Anti-Atomkraft-Demos verhaftet worden – wurde letztlich jedoch nicht angeklagt. Sie wusste, was Greene versuchte. »Aber ich kenne meine Rechte …«

»Nein, offensichtlich nicht«, widersprach Greene. »Das hier ist keine Polizeiangelegenheit und hat nichts mit britischem Recht zu tun. Der ganze uralte kranke Scheiß, die lebenden Mythen, wandelnden Legenden und so weiter, das...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2022
Reihe/Serie Die linkshändigen Buchhändler von London
Übersetzer Ruggero Leò
Sprache deutsch
Original-Titel The Left-handed Bookseller of London
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2022 • 80er • Achtziger • Achtziger Jahre • Alex Verus • Ben Aaronovitch • benedict jacka • Buchhändler • Coming of Age • Die Flüsse von London • Die Schlüssel zum Königreich • eBooks • Fantasy • Fantasy Bücher Erwachsene • Garth Nix • Geheimbund • Goldener Sonntag • Kupferkessel • London • Merlin • Mythologie • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2022 • Peter Grant • SPIEGEL-Bestseller • The Left-handed Bookseller of London • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-26326-3 / 3641263263
ISBN-13 978-3-641-26326-3 / 9783641263263
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