Wattenmeerfeuer (eBook)

Ein Pellworm-Krimi
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
352 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-26229-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wattenmeerfeuer -  Katja Lund,  Markus Stephan
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Feuer auf Pellworm! Der spannende zweite Fall für Laura und Jan Benden - und natürlich Tamme.
Pellworm. Nordsee. Das nordfriesische Biikebrennen, das große Feuer, mit dem die Wintergeister ausgetrieben werden sollen, steht kurz bevor. Doch Inselpolizist Jan Benden hat schon jetzt alle Hände voll zu tun, denn ein Feuerteufel scheint sein Unwesen auf der sonst so friedlichen Insel zu treiben. Nach mehreren kleineren Bränden wird Jan schließlich zu einer in Flammen stehenden Bauernhausruine gerufen, und spätestens hier hört der Spaß auf, denn darin befindet sich eine verkohlte Leiche. Jan nimmt die Ermittlungen auf - immer unterstützt von seinem selbsternannten Assistenten Tamme. Und auch Jans Frau Laura verfolgt ein paar ganz eigene Spuren ...
Auf Mörderjagd mit dem Inselpolizisten:
Band 1: Wattenmeermord
Band 2: Wattenmeerfeuer
Beide Fälle sind unabhängig voneinander lesbar.

Katja Lund hat Markus Stephan kennengelernt, als sie auf Pellworm Urlaub vom Schreiben machen wollte und seitdem verfassen die beiden gemeinsam humorvolle Krimis, die auf der nordfriesischen Insel spielen. Unter ihrem Klarnamen Kathrin Lange hat sie bereits mehrere Thriller veröffentlicht. Sie lebt in Niedersachsen, träumt aber schon lange von einem Haus »achter'n Diek«.

Dienstag


Der Wecker riss Jan aus einem Schlaf, der sich anfühlte wie eine Ohnmacht. Es dauerte einen Moment, bis er sich im Hier und Jetzt zurechtfand. Im Traum hatte er die Identität der Leiche herauszufinden versucht. An jeder Tür, an die er deswegen geklopft hatte, hatten ihm Menschen mit Sönkes Gesicht geöffnet, aber er war trotzdem immer weiter gelaufen.

Jetzt wälzte er sich auf die Seite und sah Laura an. Sie hatte das Deckbett bis zum Kinn hochgezogen, doch er wusste, dass sie darunter nackt war. Sie hatten sich beide vergangene Nacht nicht wieder angezogen.

»Guten Morgen«, murmelte er.

»Guten Morgen, Herr Kommissar.« Sie befreite einen Arm aus der Decke und strich ihm mit den Fingerspitzen sanft über Wange und Kinn. »Wovon hast du geträumt? Du hast eine Menge unverständliches Zeug vor dich hin gemurmelt.«

»Von dem Toten im Feuer.«

»Der Fall beschäftigt dich.«

»Klar. Ich hoffe irgendwie, dass ich heute nicht noch mal zu Elli fahren muss, um ihr zu sagen, dass der Tote doch ihr Mann ist.« Aber wenn der Tote nicht Sönke war, bedeutete das, dass jemand anderes einen Angehörigen verloren hatte. Und wenn es sich bei diesen Angehörigen um Feriengäste handelte – und die Möglichkeit bestand immerhin –, dann würde er um die unangenehme Aufgabe sowieso nicht herumkommen. Andererseits: Auf der Insel gab es keinerlei Vermisstenanzeigen, was wiederum dagegen sprach, dass der Tote ein Inselgast war …

Er stoppte das Karussell seiner Gedanken, solche Spekulationen waren immer nutzlos.

»Erzähl mir mehr!«, verlangte Laura. »Wieso dachtest du erst, dass der Tote dieser Sönke ist, und bist dir jetzt nicht mehr sicher?«

Er beschrieb ihr den Siegelring mit den beiden Buchstaben darauf, den sowohl Tamme als auch Carstensen identifiziert hatten. Und er berichtete ihr von Ellis Aussage, dass sie keine zwei Stunden vor dem Brand noch mit Sönke telefoniert hatte. »Unser Unbekannter ist da aber schon mindestens sechsunddreißig Stunden tot gewesen.«

»Hat Carstensen gesagt.«

»Ja. Und ich denke, dass er recht hat.«

»Uff«, machte Laura, und Jan wusste, was für Bilder sie im Kopf hatte. Genau wie er hatte auch sie in ihrem früheren Leben als Kripobeamtin die eine oder andere nicht mehr ganz taufrische Leiche zu Gesicht bekommen.

Er streichelte über ihre Stirn, um die Bilder zu vertreiben. Sie schloss die Augen. Es fühlte sich gut an, mit ihr über diese Dinge zu sprechen. Früher, als sie beide noch bei der Kripo gewesen waren, hatten sie oft als Team zusammengearbeitet. Seit Jan die Stelle hier auf der Insel angetreten hatte und Laura aus dem Dienst ausgeschieden war, gingen sie seine Ermittlungen eigentlich nichts mehr an, allerdings hatten sie im vergangenen September gemeinsam entschieden, dass sie diese Vorschrift ignorieren würden. Laura hatte sich im Fall des toten Malers als überaus nützliche Partnerin erwiesen, und er wäre dämlich gewesen, wenn er jetzt auf ihre Unterstützung verzichtet hätte.

»Was ist Mutismus?«, fragte er.

»Mutismus?« Sie öffnete die Augen wieder.

Grau, dachte er. Sie waren grau wie das Meer an einem kalten Wintertag. »Ja. Mutismus. Carstensen hat mir gesagt, dass Sönkes Adoptivsohn Tilmann darunter leidet. Genauer gesagt unter selektivem Mutismus. Was ist das?«

Laura hatte vor ihrem Studium an der Polizeifachhochschule einige Semester Psychologie studiert, was sich schon so manches Mal als nützlich erwiesen hatte. »Als Mutismus bezeichnet man eine spezielle Kommunikationsstörung«, erklärte sie. »Der Grund dafür ist psychischer Natur. Menschen, die unter Mutismus leiden, reden nicht, obwohl sie rein körperlich dazu in der Lage wären.«

»Sie sind also nicht stumm?«

»Nicht im körperlichen Sinne, nein. Oft geht Mutismus mit großer Schüchternheit einher, bei Erwachsenen kann es ein Symptom einer Depression sein. Zentral ist, dass sie sprechen könnten, aber es nicht tun. Von selektivem Mutismus spricht man, wenn die Betroffenen nur mit bestimmten Menschen reden, mit anderen hingegen nicht.«

»Mit Frauen zum Beispiel?«, warf Jan ein.

Laura war völlig klar, dass er an die Figur des Raj aus der Fernsehserie The Big Bang Theory dachte, und sie musste grinsen. »Du guckst zu viel Fernsehen. Nein, mit dem Geschlecht hat das eher wenig zu tun. In den allermeisten Fällen von selektivem Mutismus verstummen die Betroffenen ganz allgemein in der Gegenwart von Fremden. Selektiv mutistische Kinder können sich zu Hause ganz normal verhalten oder sogar über Gebühr viel reden, sodass Eltern oftmals konsterniert sind, wenn ein Lehrer sie mit dem Problem ihres Kindes konfrontiert.«

»Und es gibt diesen Mutismus auch bei Erwachsenen, sagst du?«

»Wie gesagt, zum Beispiel im Zuge einer Depression.«

»Oder eines schweren Traumas?«

Laura kniff die Augen ein wenig zusammen. »Was denkst du?«

Er wehrte ab. »Im Moment nichts Konkretes. Solange wir nicht wissen, wer der Tote ist, ist alle Grübelei ja sowieso für die Katz.« Er rollte sich herum, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte an die Zimmerdecke. »Keine Ahnung, wieso, aber ich habe das Gefühl, dass dieser Fall seltsam werden wird.«

Sie knuffte ihn sachte. »Seit wann glaubst du an Vorahnungen?«

»Sag du es mir!«

Das tat sie jedoch nicht. Sie schwieg.

Mehrere Minuten verstrichen.

»Tamme denkt, dass der Tote auf dem verlassenen Hof eingemauert war«, sagte er.

»Eingemauert?« Mit einem Ruck setzte Laura sich kerzengerade hin. Die Bettdecke kam ins Rutschen, aber sie hielt sie fest, bevor Jan mehr zu Gesicht bekam.

»Schade«, murmelte er.

Sie schlug ihm spielerisch auf den Kopf. »Behalt deine schmutzigen Gedanken für dich und konzentrier dich! Eingemauert, das klingt, als stecke das organisierte Verbrechen dahinter, findest du nicht?«

Jan stöhnte übertrieben. »Jetzt fang du nicht auch noch damit an! Ich glaube nicht, dass Tamme recht hat.«

»Du meinst, er geheimnisst in die Sache mal wieder mehr rein als drinsteckt?«

»Klingt nach Tamme, oder nicht?«

Sie lachte auf. »Stimmt! Hält er die Sache wirklich für einen Mafiamord?«

»Cosa Nostra, um genau zu sein.« Spielerisch zupfte Jan an der Bettdecke.

»Cosa Nostra? Der liest echt zu viele Krimis!« Laura schlug ihn erneut, diesmal jedoch auf die vorwitzigen Finger. Gleich darauf jedoch hob sie die Decke, sodass er darunterschlüpfen konnte.

*

Er schreckte aus einem unruhigen Schlaf auf, und obwohl er sich nicht an seine Träume erinnerte, war da dieses unangenehme Gefühl, dass sie schlimm gewesen waren.

Mit der Erkenntnis kam die Erinnerung. Der Polizist. Das Feuer. Sein Paps!

Schlagartig war ihm wieder kalt. Er rappelte sich auf, tappte zur Heizung, doch sie war schon bis zum Anschlag aufgedreht, also kehrte er ins Bett zurück und zog die Decke bis zum Kinn hoch.

Die Tür ging auf, und seine Mutter kam herein. »Hilfe!«, rief sie aus. »Hier drinnen ist es ja wie in der Sauna!« Sie marschierte quer durch den Raum, drehte die Heizung runter und riss das Fenster auf.

Er konnte die Luft riechen, die von draußen hereinkam. Sie war klar und kalt, und ein bisschen roch sie nach Schnee. Er liebte Schnee. Seine Mutter kam an sein Bett, betrachtete ihn. »Ach, mein Schatz!«, murmelte sie und legte ihm prüfend die Hand auf die Stirn. »Du musst keine Angst haben! Ich bin sicher, Paps geht es gut. Ich habe gestern noch mit ihm telefoniert.«

Er wollte etwas sagen, aber seine Kehle war wie zugeschnürt. Seit er seine Mutter gesehen hatte, wie sie mit gespreizten Beinen dalag, blieben ihm die Worte im Hals stecken, nicht nur bei fremden Menschen, sondern auch wenn er mit ihr sprechen wollte. Er schlug ihre Hand weg. Dann drehte er ihr den Rücken zu und zog die Bettdecke über den Kopf.

Es dauerte lange, bis sie ging. Irgendwann hörte er, wie sie leise die Tür hinter sich ins Schloss zog. Er fiel in einen unruhigen Halbdämmer, und auf einmal glaubte er, sich doch an seine Träume zu erinnern. Ein Knattern hallte in ihm wider wie das von einem Segel. Mit einem Ruck fuhr er hoch. Er zitterte.

Erneut raffte er sich auf, diesmal ging er zu seinem Schreibtisch und kramte in der Schublade herum, bis er gefunden hatte, was er suchte.

Ein leeres Schulheft. Er zerrte es hervor, suchte weiter nach einem Bleistift, und als er auch den gefunden hatte, warf er sich auf sein Bett und begann zu zeichnen.

Die Linien kamen von ganz allein, als würden die Bilder aus den Träumen irgendwo in seinem Hinterkopf lauern und nur darauf warten, hervorgekrochen zu kommen.

Er zeichnete.

Kiel.

Mast.

Ein quadratisches Segel.

Als unter der Spitze seines Bleistiftes ein Drachenkopf entstand, stöhnte er auf und ließ den Stift fallen. Mit einem Aufschrei schleuderte er das Heft quer durch den Raum. Es prallte gegen eine Wand und blieb aufgeschlagen auf dem Boden liegen.

Er zog die Knie vor die Brust, kauerte sich zusammen. Er kniff die Augen zu, aber das Wikingerschiff brannte sich von hinten in seine Lider, also riss er sie wieder auf.

Wikinger – die waren furchtlos und mutig. Er wollte sein wie sie.

Lautlos begann er zu weinen.

*

Jan hatte der Beamtin des Teams der Flensburger Kripo die Adresse...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2022
Reihe/Serie Der Inselpolizist
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2022 • Anette Hinrichs • Cosy Crime • eBooks • Gisa Pauly • Heimatkrimi • humorvoll • Insel • Inselpolizist • Krimi • Krimi humorvoll • Kriminalromane • Krimi Neuerscheinung 2022 • Krimi-Reihe • Krimis • Krischan Koch • lustig • lustige • Meer • Neuerscheinung • Nordfriesland • Nordsee • Pellworm • Wattenmeermord • zweiter Fall
ISBN-10 3-641-26229-1 / 3641262291
ISBN-13 978-3-641-26229-7 / 9783641262297
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