Bella Donna. Die Herrin von Mantua (eBook)

Roman
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2022 | 1. Auflage
416 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-25072-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bella Donna. Die Herrin von Mantua -  Catherine Aurel
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Der Traum von ewiger Schönheit. Eine junge Liebe in Gefahr. Der zweite Teil der großen Italien-Trilogie!
Florenz, 1534: Gerade erst haben sie sich ewige Liebe geschworen, doch nun muss die junge Kaufmannstochter Calla del Giocondo mit ihrem Geliebten aus der Stadt fliehen. Denn Samuele, der Erbe des Kosmetikimperiums Bellani, wird beschuldigt, eine Frau vergiftet zu haben. Nur durch einen glücklichen Zufall findet das junge Paar Unterschlupf am Hof von Mantua. Durch sein Wissen um die geheimen Rezepturen der Schönheitsmittel kann Samuele die Gunst der stolzen und kunstsinnigen Herzogin von Mantua gewinnen. Doch Calla verfolgt währenddessen ihren eigenen Traum: Unterstützt vom Sohn der Regentin, der sie unermüdlich umwirbt, lernt sie das Lesen - und macht dabei eine Entdeckung, die dem jungen Paar das Leben kosten kann ...

Der zweite Teil der historischen Töchter-Italiens-Trilogie über drei starke junge Frauen zwischen Intrigen und dem Kampf um die wahre Liebe.

Catherine Aurel liebt das Schreiben, die Beschäftigung mit der Vergangenheit und das Reisen - vor allem, wenn es nach Italien geht. Schon seit ihrer Kindheit haben es ihr die malerischen Städte Florenz, Mantua und Rom angetan, wo die beeindruckende Geschichte und die prächtige Kunst immer noch lebendig sind. Auf mehreren Recherchereisen hat sie sich von der einzigartigen Schönheit dieser Orte zu ihrer Töchter-Italiens-Reihe inspirieren lassen.

I.


Florenz, Juli 1534


In der Casa Bellani tummelten sich die Kundinnen. Eine junge Frau verlangte soeben etwas, mit dem sie ihre Zähne pflegen konnte, und erhielt vom Verkäufer eine Paste, die aus den fein zerriebenen Rückenschalen des Tintenfisches, Salbei- sowie Minzblättern zubereitet worden war.

Calla versuchte unauffällig an der Schlange, die sich hinter der Verkaufstheke gebildet hatte, vorbeizuhuschen, doch schon hielt eine der Kundinnen sie mit strenger Stimme auf.

»Stell dich hinten an wie alle anderen! Wer schön sein will, muss warten.«

Calla, die für ihre allseits gerühmte Schönheit noch nie etwas hatte tun müssen, verkniff sich eine schnippische Entgegnung. Als sie jedoch in Ruhe zu erklären versuchte, dass sie nicht hier war, um eines der Produkte der Casa Bellani zu kaufen, fuhr ihr prompt eine andere Dame über den Mund.

»Von dem Mittel gegen die Sommersprossen ist nur mehr ganz wenig übrig, und das brauche ich«, erklärte sie und schob ihre massige Gestalt vor Callas.

Calla wusste, woraus das Mittel gegen Sommersprossen bestand – aus Runkelrübensaft, Eiweiß, Getreideschleim und der getrockneten Wurzel der Eselsgurke –, allerdings hatte sie es nicht nötig. Ihre Haut wies zwar nicht jenen alabasternen Ton auf, der als besonders vornehm galt, sondern war um etliche Nuancen dunkler, zeigte dafür aber keinen einzigen Makel.

»Ich bin nicht hier, um etwas zu kaufen, ich bin …«, setzte sie an.

Nun zog sie auch den Blick des Mannes hinter dem Verkaufstresen auf sich, der ärgerlich den Kopf schüttelte. Er wollte wohl nicht gestört werden, während er einer Kundin ein Mittel gegen die störenden Pusteln in deren Gesicht aufschwatzte, das aus Myrrhe, Weihrauch und ein wenig Schwefel bestand und so roch, als käme es zur Hälfte aus dem Himmel, zur anderen Hälfte aus der Hölle.

Geduld war zwar nicht Callas größte Stärke, aber sie beschloss seufzend, abzuwarten. Im Grunde freute sie sich für die Bellani, dass deren Geschäft so gut lief. Hinter der Theke befanden sich etliche Regale, und in diesen gab es kein Plätzchen, wo keine Gefäße aus Keramik oder Glas standen, kleine Schatullen oder Holzboxen – letztere für Seifen vorgesehen –, Elfenbeintiegelchen, die mit Salben, oder Phiolen, die mit Duftwässerchen befüllt waren.

Schon mit dem Schauen kam man in der Casa Bellani, die oft als »Haus der Schönheit« bezeichnet wurde, kaum hinterher und erst recht nicht mit dem Riechen. Es zogen so viele Düfte durch die Luft, viele davon recht exotisch. Das Geschäft befand sich zwar – nahe von Santa Croce gelegen – in einem der belebtesten Viertel der Stadt, doch blieb es frei von jenem Gestank, der zu Florenz ebenso gehörte wie der Reichtum seiner Kaufleute und Bankiers. Auch das übliche Geschrei – von Händlern, die sich zu übertönen versuchten, von jungen Männern, die sich stritten, von Fuhrleuten, die sich gegenseitig verfluchten – war hier nur gedämpft zu vernehmen. Deutlich hob sich die Stimme des Verkäufers davon ab, der gerade eine Schminkpalette aus Schieferholz anpries, in der sich fein pulverisierte Pigmente befanden, so kostbar, dass man sie nicht üppig mit einem Schwämmchen auftrug, sondern mit einem aus Elfenbein geschnitzten Griffel.

Schon wanderte die Palette für etliche Münzen über die Theke, gefolgt von einem Wangenrot, einem Lippenbalsam und einem Mittel, um den Haarwuchs anzuregen. Und obwohl sie anfangs befürchtet hatte, es würde ewig dauern, war nun schon Calla an der Reihe.

Der Blick des jungen Mannes glitt über sie, und in ihm las Calla nicht das übliche Wohlgefallen, das Menschen beim Anblick einer jungen, hübschen Frau zeigten – eher wirkte er irritiert, weil ihm kein Makel auffiel, den eines seiner Produkte beheben könnte.

»Wie kann ich Euch helfen?«, fragte er gedehnt.

Calla öffnete den Mund, um endlich ihr Anliegen hervorzubringen, doch erneut kam sie nicht dazu, es auszusprechen.

»Du Tölpel!«, ertönte eine schrille Stimme. »Denkst du etwa, Calla del Giocondo ist hier, weil sie die Kunst des farsi bella, des Schönmachens, nötig hat?«

Calla konnte gar nicht so schnell schauen, da hatte eine Frau durch jene Tür, die hinter den Regalen versteckt war, den Verkaufsraum betreten, die Hände nach ihr ausgestreckt und ein paar Strähnen ihrer dunkelbraunen Haare ergriffen.

»Sag selbst, was man mit diesen schönen Locken machen sollte, damit sie noch mehr glänzen?«, blaffte sie den Verkäufer an. »Nichts! Sind diese dichten Wimpern und Augenbrauen nicht perfekt? Der rosige Schimmer auf den Wangen? Die wohlgeformte Nase?«

Bei jeder anderen wären ihr die Berührungen unangenehm gewesen, doch Calla kannte diese üppige Frau und wusste, dass vermeintliche Dreistigkeit mit Herzensgüte verbunden war.

»Du musst mir nicht schmeicheln, Viola!«, rief sie und versuchte halbherzig, sich aus dem festen Griff zu befreien.

»Kein Kompliment könnte deiner Schönheit gerecht werden«, sagte sie, um sich dann mit deutlich strengerer Stimme an den jungen Mann zu wenden. »Calla del Giocondo ist nicht hier, um etwas zu kaufen, sondern aus einem ganz anderen Grund. Und den könntest du durchaus erahnen, wenn du nur etwas aufmerksamer wärst. Wie lange bist du nun schon unser Lehrling? Und hast es immer noch nicht gelernt, Augen und Ohren offen zu halten? Als Strafe wirst du eine Stunde lang Pigmente mahlen, und ich übernehme so lange den Verkauf.«

Calla tat der junge Lehrling, der verlegen von einem Fuß auf den anderen trat, herzlich leid. Sie fand auch, dass Violas Urteil höchst ungerecht war. Er selbst fügte sich diesem zwar und verließ seufzend den Verkaufsraum, doch als Viola wohlwollend ihre Wange tätschelte, machte sie sich von ihr los und rügte sie sanft.

»Warst du nicht ein bisschen zu streng? Er ist ein hervorragender Verkäufer. Heute hat er schon so viele Kundinnen glücklich gemacht, weil er ihnen genau das geben konnte, wonach sie verlangten.«

»Nun gut«, gab Viola zu, und ihre Lippen zuckten, obwohl die Stirn noch argwöhnisch gekräuselt war. »Es mag ja sein, dass er der beste Lehrling ist, den wir jemals hatten, aber das ändert nichts daran, dass er nicht zur Familie Bellani gehört. Besser er weiß, wo sein Platz ist, und das ist nicht hinter der Theke.«

»Ihr habt Hilfe im Verkauf doch dringend nötig, da Marcella ein Kind erwartet und deswegen nicht länger …«

»Herrgott!« Viola stampfte temperamentvoll auf, ließ sie es an Geduld doch noch mehr vermissen als Calla. »Bist du hier, um über Lehrlinge zu schwatzen oder um Samuele zu sehen?«

In der Tat hatte Calla gehofft, Samuele Bellani selbst hinter der Theke vorzufinden. Allerdings wusste sie nur allzu gut, dass das Verkaufen der Schönheitsmittel nicht zu seinen liebsten Pflichten gehörte. 

»Wo ist er denn?«

»Das fragst du noch?« Augenzwinkernd beugte sich Viola vor und raunte ihr ins Ohr: »Immer dem Fluchen nach.«

Also trat Calla durch jene Tür, durch die Viola vorhin gekommen war. Die Casa Bellani war ein gewöhnliches mehrstöckiges Haus, und doch fühlte man sich aufgrund der Gerüche, die hier noch durchdringender in der Luft hingen als im Verkaufsraum, wie in eine andere Welt versetzt – eine, die man sonst nur erreichte, wenn man eine wochenlange abenteuerliche Schifffahrt über gefährliche Gewässer hinter sich brachte. Mehr als einmal war ihr durch den Kopf gegangen, dass die Bellani nicht nur Schönheit verkauften, sondern Träume … Träume von einer Welt, in der das Kranke, Mickrige, Stinkende, Gebrechliche keinen Platz hatte, in der alles farbenprächtig war, wunderschön anzuschauen und zart duftend.

Die Flüche, die sie vernahm, hatten allerdings so gar nichts mit dieser lieblichen Welt zu tun. Jeder neue wurde noch wütender ausgestoßen als der vorherige. »Porca miseria, Porca vacca, Porco dio

Calla lächelte, als sie zielstrebig den Gang entlangging. Sie kam an jenem Raum vorbei, wo Samueles Vater Simone Bellani über den Verkaufsbüchern hockte, der Besitzer der Casa Bellani, dessen Augenlicht mittlerweile so schwach war, dass er mehr und mehr Verantwortung an Giacomo, seinen ältesten Sohn, abgab. Jener saß gerade neben ihm am Schreibtisch und diskutierte mit ihm über den Preis von Alaun und Indigo. Calla wusste, dass Giacomo sein Leben für das Geschäft der Familie gegeben hätte, aber sie wurde den Verdacht nicht los, dass er die Farben und Düfte ihrer Waren gar nicht wahrnahm, weil für ihn nur Wert hatte, was man mit Zahlen bemessen konnte. Seine Frau Marcella machte das wett, sie selbst hatte bis vor Kurzem die Kundinnen beraten und ihnen vorzugsweise aufgeschwatzt, was sie selbst gründlich an sich erprobt hatte. Doch weil ihr Bauch mittlerweile so dick war, konnte sie sich kaum noch auf den Beinen halten, wahrscheinlich hatte sie sich auch heute in einem der Gemächer im ersten Stock zurückgezogen. Calla ließ die Geschäftsräume hinter sich und hatte beinahe das Ende des Gangs erreicht, als ein neuer Fluch ertönte.

»Maledetto stronzo

Der Wohlgeruch wich hier grässlichem Gestank, drangen aus der Tür der Werkstatt doch dunkle Rauchschwaden. Calla musste grinsen. Menschen, die die Bellani nicht kannten, hätten wohl daran gezweifelt, aber diese Werkstatt war – weit mehr als der Verkaufsraum – das Herz des Schönheitsunternehmens.

Calla schloss leise die Tür hinter sich. Doch selbst wenn sie sie laut zugeschlagen hätte, Samuele Bellani hätte sie wohl nicht gehört. Wenn er sich in seiner...

Erscheint lt. Verlag 14.6.2022
Reihe/Serie Die Töchter-Italiens-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 2022 • Corinna Bomann • eBooks • Florenz • Historischer Liebesroman • Historische Romane • historischer Roman Mittelalter • Iny Lorentz • Italien • Italienische Renaissance • Julia Kröhn • Mantua • Mittelalter • Neuerscheinung • Neuerscheinungen Bücher 2022 • Petra Durst-Benning • Renaissance
ISBN-10 3-641-25072-2 / 3641250722
ISBN-13 978-3-641-25072-0 / 9783641250720
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