Menschenleben - Band 1 -  Ute Mrozinski

Menschenleben - Band 1 (eBook)

Nur ein ferner, dunkler Traum
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2021 | 1. Auflage
179 Seiten
TWENTYSIX (Verlag)
978-3-7407-8389-1 (ISBN)
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Alexandra und Iris, siebzehn Jahre, die eine übergewichtig, die andere magersüchtig. Beide werden in der Schule gemobbt. Das macht sie zu Freundinnen. Eines Abends wird Alexandra von einer Clique unter ihrem arroganten Anführer, Andreas Bergmann fast vergewaltigt. Doch Iris verständigt die Polizei. Die Jungen werden verhört, doch die Beweise sind dürftig. Da geschieht etwas Unerwartetes. Andreas Bergmann sprengt sich bei einem Ausritt mit seinem neuen Motorrad in die Luft. Sein Vater, der Unternehmer Siegfried Bergmann verschwindet spurlos. Alexandra ist pötzlich nicht mehr aufzufinden! Die Kommissare Greta Lindenstein und Heiko Bungert ermitteln. Ein spannender Thriller für Jugendliche und Erwachsene, mit den Themen Drogenhandel und Alkoholismus, Kidesmissbrauch, Freundschaft und Hoffnung!

Ich bin Ute Mrozinski, 1961 in Düsseldorf geboren, Pflegefachkraft beim DRK in Düsseldorf und freischaffende Autorin in meiner Freizeit. Ich publiziere im Selbstverlag, meine Bücher sind in jedem Online-Shop und jedem örtlichen Buchhandel zu erhalten. Ich schreibe Science-Fiction, Fantasy, Psychothriller, Kurzprosa. Meine Texte sind hoffentlich so, wie ich sie selber gerne lese, poetisch, spannend, angagiert. Bisherige Veröffentlichungen: Der ewige Treck, Science-Fiction/Fantasy in vier Bänden. Raumzeitlegende, ein Science-FictionRoman Keines Menschen Fuß, ein zweibändiger Science-Fiction/Fantasy Roman Dieser Roman ist die Neuauflage eines Psychothrillers, eingebunden in eine Serie, die den Titel hat - Menschenleben. Der zweite Band ist schon in Arbeit. Jeder neue Fall von Greta Lindenstein und Heiko Bungert ist ein abgeschlossener Fall, und kann für sich gelesen werden. U. M., die Autorin.

Kapitel 2


Den Schulhof hatte sie schon längst verlassen und sich auf den Heimweg gemacht. Mit einem eigenen Taschentuch aus den Tiefen ihres Zeltkleides wischte sie sich notdürftig ab. Die Haare verklebt, das Kleid total hin. Als sie die weiß-braune Masse genauer in Augenschein nahm, stellte sie fest, dass man sie mit Mohrenköpfen beworfen hatte. Arschlöcher!

Als sie durch die Straßen des Dorfes nach Hause ging, glaubte sie die Blicke der Leute auf ihrer Haut zu spüren. Da konnten sich die Klatschmäuler ja mal wieder bestätigt fühlen. He Leute! Aufgepasst! Da geht ne‘ Schlampe aus der Lumpensiedlung! Haben wir’s nicht schon immer gesagt? Aus dem Viertel kann nichts Gutes kommen!

In den Augen der Dorfhonoratioren gehörten sie und ihre Mutter zum Pack.

Wenn ihre Mutter getrunken hatte, machte sie Alexandra dafür verantwortlich.

»Du bist schuld an der ganzen Misere. Du bist schuld, dass sie mit Fingern auf uns zeigen.

Wenn du nicht immer so viel gequakt hättest, wäre dein Vater nicht abgehauen. Was bist du denn? Eine fette Schlampe ist aus dir geworden. Ich hätte dich ertränken sollen!«

Alexandra sah noch die Schnapsflasche in der Hand ihrer Mutter, hörte die lallende Stimme …

Heftig zwinkerte sie mit den Augen um die Bilder, die in ihrem Innern entstanden, zu vertreiben.

Plötzlich fand sie sich mitten in der „Lumpensiedlung“ wieder. Sie stand dort auf dem Bürgersteig, neben den kurz geschorenen, verbrannten Rasenflächen und ballte die Fäuste so fest, dass ihre Knöchel weiß hervorstachen. Sie sah die ordentlich aufgestellten Blumenkübel, mit den ewig gleichen Geranien, die Büsche gestutzt und in Reih und Glied gesetzt, zum Appell herangezogen. Sie ignorierte die herumtobenden Kinder, deren Spiele so mancher Blume das Leben kostete.

Sie sah die jungen Mütter und Väter mit dem alten Gesicht, wie sie hilflos und gleichgültig, einen Kinderwagen schaukelten. Manche Bier trinkend, viele arbeitslos, hoffnungslos. Niemand hier achtete auf eine zitternde, scheinbar durchgedrehte junge Frau mit Übergewicht.

Sie stand da mit ihrem verschmutzten Kleid zwischen, Hundehäufchen und Zigarettenschachteln und wusste, sie konnte es nicht mehr länger ertragen.

Sie würde nicht nach Hause gehen. Zwar war Alexandra noch nicht klar, wohin sie gehen würde, aber sicher nicht in ihre Zweizimmerbude. Vielleicht sollte sie wieder zur Bücherei gehen, sich einen dicken Liebesroman leihen und sich dann bis zum Abend im angrenzenden Park verkriechen. Dann konnte man weitersehen. Einen Büchereiausweis trug sie immer bei sich. Morgen war Samstag! Es würde keinem auffallen, wenn sie den ganzen Tag nicht nach Hause kam. Ihrer Mutter schon gar nicht.

 

Alexandra, begeistert von ihrer Idee, drehte um und schlug den Weg zur Bücherei ein, da dachte sie wieder an ihr Kleid und ihre verklebten Haare.

Die würden sie wirklich für eine Schlampe halten. Am besten sie ging erst mal zum Schwimmbad duschen. Mit Handtuch und Seife, die sie an der Rezeption kaufte, verzog sie sich in den Duschraum. Sie besaß keinen Badeanzug. Dass die anderen Frauen sie dumm anguckten, weil sie in ihrem dreckigen Sommerkleid hereinkam, störte sie nicht.

 

Sie suchte sich eine Kabine entkleidete sich und wusch es dort aus. Das Kleid triefte vor Nässe. Es würde mit der Zeit an der Sonne trocknen. Wer interessierte sich schon für sie? Als sie das Schwimmbad verließ, war es fünf Uhr nachmittags und immer noch sehr warm. Irgendwie fühlte sie sich jetzt großartig. Es war einer der kostbaren Momente, in denen sie vergaß, dass sie ein fettes Monstrum zu sein hatte, dass sich ihr Leben zwischen ihrer saufenden Mutter und den üblen Scherzen ihrer Klassenkameraden abspielte.

 

Sie betrat die Bücherei und durchforstete die Abteilung mit den Abenteuer- und Liebesromanen, in ihrem Kopf blitzte dabei die Hoffnung auf, eines Tages dem ganzen Elend zu entkommen. Sie griff sich ein Buch und ließ sich in einen der Sitzgelegenheiten plumpsen. Ohne darauf zu achten, dass der Polstersessel bedenklich knarrte, vertiefte sie sich in die Geschichte.

 

 Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. »Junge Frau! Tut mir leid, sie müssen nach Hause gehen. Wir schließen jetzt!«

 „Ach bitte, darf ich nicht noch was bleiben?“

»Das geht leider nicht. Ich muss hier wirklich abschließen und dann darf keiner mehr außer den Angestellten hier sein.«

»Na gut! Dann nehme ich den Roman mit!«

Die Sonne ging fast unter als sie mit dem Buch unterm Arm, die Bibliothek verließ. Die golden-orangenen Strahlen tauchten alles in ein feuriges unwirkliches Licht.

 

Wohin jetzt? Sie wollte noch nicht nach Hause. Dort würde sie keine Ruhe haben. Sie dachte an ihre Mutter, die nichts anderes mehr tat als den ganzen Tag trinken und im Bett zu liegen.

In der Wohnung würden sich der Müll, das Geschirr und die schmutzige Wäsche häufen. Sie würde wieder alles putzen müssen. Die Hausaufgaben konnte sie erst spät in der Nacht machen. Sie sah den rot gefärbten Schopf schon vor sich, wie er sich verfilzt auf dem Kopfkissen im Schlafzimmer ausbreitete, daneben die leere Schnapsflasche.

Sie hörte ihr betrunkenes Schnarchen und roch den billigen Fusel. Voller Ekel verzog sie den Mund. Plötzlich blieb sie abrupt auf dem Bürgersteig stehen.

Jawohl! Sie würde ihr den ewig vollen Aschenbecher ins Gesicht kippen. Sie hörte schon die kreischende, nörgelnde Stimme, hustend und spuckend!

»Alexandra! Bist du das? Was für ein ekelhafter Geschmack! Ich ersticke, ich erstiiicke! Du verdammtes fettes Biest! Ich hasse dich!«

»Ich dich auch! Betrunkene Schlampe!«

Vor ihrem inneren Auge sah sie sich auf dem Absatz kehrt machen und keuchend die sechs Stockwerke hinunter rennen!

Vorbei an dem seit Wochen defekten Aufzug, vorbei an den mit Sprühfarbe verschmierten Wänden, den Obszönitäten in schreienden Leuchtbuchstaben, hinaus aus der tristen Einheitssiedlung. In der Ferne lockte der grüne Stadtpark, mit Bäumen Büschen und weiten Rasenflächen.

Der Park? Sie sah erstaunt, dass es keine Vision war, das sie nicht mehr im Dorfzentrum auf dem Bürgersteig, sondern das sie tatsächlich vor dem Park stand. Ihre Füße hatten sie ganz automatisch zum Stadtpark getragen.

Die Temperaturen würden diese Nacht kaum unter zwanzig Grad sinken. Sie würde die Nacht lesend hinter einem dieser Büsche verbringen. Bis morgen hätte sie Ruhe.

Am Eingang stand ein Kiosk mit Imbiss, dort erstand sie puterrot vor Scham, zwei dicke Hamburger mit Pommes. Noch war es hell und der Park belebt. Kinder, die Ball spielten, Jogger, die sich die Lunge aus dem Leib liefen, Mütter die Kinderwagen schoben, Liebespaare! Alexandra seufzte.

Andererseits, in der Schule war immer irgendein Mädchen am schluchzen, weil ihr süßer Traumprinz sich als Arsch rausgestellt hatte. Punktum.

Plötzlich entdeckte sie in der Nähe eine kichernde Klassenkameradin. Ängstlich drückte sie sich in ihren Busch, fing an zu lesen und versank in ihrer Buchwelt.

Irgendwann tauchte sie wieder auf. Dunkler war es, die Sonne fast verschwunden. Hier und dort raschelte etwas im Laub, wie das Trippeln kleiner Füße. Alexandra schlang die Arme um ihren Körper und schauderte zusammen. Puh! Irgendwie wurde es jetzt doch unheimlich.

 

Wie hingezaubert stand dort plötzlich im flimmernden Abendrot ein Mann auf dem Weg. Seine langen rotgoldenen Haare leuchteten wie Feuer in der untergehenden Sonne. Alexandra sperrte ihren Mund weit auf. »Johnny«, flüsterte sie. Der Held aus ihrem Buch war auferstanden!

Der Mann schaute sich suchend um und richtete dann seinen Blick auf ihren Busch. Dann entspannte sich sein sorgenvolles Gesicht, und er kam entschlossen auf sie zu.

»Da bist du ja Alexandra! Das hätte ich mir denken können, dass du dich mit einem dicken Wälzer hinter einem Busch verkrochen hast! Komm endlich! Die Lesung fängt in zehn Minuten an!«

Johnny packte ihr Handgelenk und zog sie hoch, wie eine Feder. Willenlos ließ sie sich über den Weg zum Ausgang ziehen und stieg in den schwarzen BMW, der dort mit laufendem Motor bereitstand.

Die Straßen waren leer. Sie schienen die Einzigen zu sein. Alexandra schaute Johnny ängstlich an. Er grinste wölfisch. »Du bist wohl noch nen‘ bisschen breit von der Party gestern?«

»Party?«, hauchte sie verwirrt. Ihre Stimme quiekte wie die eines Mäuschens.

Mit hochgezogenen Augenbrauen schüttelte Johnny den Kopf.

»Sag ich ja, zu viel Joints! Na Hauptsache du bist gleich fit.

Dein rotes Kleid ist übrigens schmutzig. Aber macht nichts! Du siehst trotzdem geil aus!«

Sein begehrlich flackernder Blick streifte über ihren Körper. Das erste Mal seit diesen erstaunlichen Geschehnissen schaute Alexandra an sich hinunter und riss den Mund zum zweiten Mal auf.

Ihr fetter quabbeliger Körper war gertenschlank und gut proportioniert. Ihre roten Locken fielen wie ein leuchtender wilder Wasserfall über Rücken und Schultern. Wie immer das auch alles geschehen ist, dachte sie, es ist gut so!

Von da an lief alles wie von selbst. Johnny gab ihr ein, schmelzenden Kuss und führte sie in die Stadthalle. Die Halle war brechend voll. Es erschien alles, was kreuchen und fleuchen konnte.

Festlich gekleidete Männer und Frauen umlagerten die Bühne.

 Johnny trat vor den Vorhang und sie hörte Rufe wie, „Alex! Alex! Alex!“ Beschwichtigend breitete er die Arme aus.

»Ruhe, meine Damen und Herren, für den Auftritt von Alexandra Leipniz, der bezaubernden Schriftstellerin,...

Erscheint lt. Verlag 17.10.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7407-8389-3 / 3740783893
ISBN-13 978-3-7407-8389-1 / 9783740783891
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