Herr Heiland und die Tochter des Sünders (eBook)

Provinz-Krimi. Folge 3

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
112 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-0163-1 (ISBN)

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Herr Heiland und die Tochter des Sünders - Johann Simons
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Folge 3 - Herr Heiland erhält ein Hilfegesuch: Die Dorfschullehrerin Jenny Jessen hat ein belastendes Geheimnis. Ihr Vater Theo, ein berüchtigter Wilderer aus der Region, sitzt seit über zehn Jahren wegen Mordes in Haft, bestreitet die Tat aber noch immer. Ob Heiland helfen könne, den Fall neu aufzurollen? Der Pastor kann die verzweifelte Frau nicht enttäuschen. Also beginnt er zu recherchieren. Da geschieht ein neuer Mord, der ganz offensichtlich mit dem alten in Verbindung steht ...

Über die Serie: Der gemütliche Dorfpastor Klaas Heiland wagt einen Neuanfang im bayrischen Touristenidyll Sonntal am See. Dabei muss er nicht nur mit seiner resoluten Haushälterin, dem überambitionierten Bürgermeister und den eigenwilligen Traditionen der Sonntaler zurechtkommen: Nein, hier in der Provinz geben sich die Mörder die Klinke in die Hand! Und im Gegensatz zum sympathischen Dorfpolizisten Tobias Kern hat der friedliebende Heiland ein Talent zur Lösung von Kriminalfällen ...

Herr Heiland - ein himmlischer Cosy-Krimi für alle Fans von gemütlichen Ermittlungen.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.




<p>Johann Simons ist ein deutscher Autor, der bereits viele Romane unter vielen Namen verfasst hat. Unter diesem Pseudonym lebt er seine Vorliebe für gemütliche Krimis mit charmantem Schmunzelhumor aus.</p>

Kapitel 1


Der Satan aus dem ersten Stock


Der Leibhaftige wohnte in Sonntal … und ging in die Grundschulklasse 2b. Laut hallte sein infernalisches Gebrüll durch die offenen Fenster des Schulgebäudes, raus auf den nahezu menschenleeren Hof und tief rein in die Gehörgänge des dort soeben eintreffenden Dorfpfarrers.

»Ich …« Klaas Heiland blieb stehen. Nervös leckte er sich über die Lippen. Trotz der warmen Vormittagssonne war ihm plötzlich eiskalt. »Ich kann das nicht, Fräulein Dimpel. Wir müssen diesen Termin absagen.«

»Papperlapapp«, sagte die strenge Dame an seiner Seite. Fräulein Dimpel trug ihre geliebte Kittelschürze und deutete mit fester Entschlossenheit voraus. »Religionsunterricht absagen, wo kommen wir denn da hin? Als Nächstes wollen Sie dann die Sonntagspredigt überspringen oder die wöchentliche Beichtstunde aussetzen. Nein, nein, Herr Heiland. Sie haben Lampenfieber, das ist alles. Ich versichere Ihnen: Sie müssen absolut nichts befürchten. Das sind doch nur Kinder.«

Abermals ließ der Satan sein lautes Organ hören – beinahe als habe er nur auf sein Stichwort gewartet. Heiland lief ein Schauer über den Rücken, und er sandte ein stummes Gebet an seinen aktuell leider nicht minder stummen Schöpfer. Nur Kinder? Nur?

Heiland lebte erst seit wenigen Wochen in Sonntal, einer idyllischen kleinen Gemeinde mitten im bayerischen Nirgendwo, die von grünen Wiesen, dunklen Wäldern und einem wunderschönen Stausee flankiert wurde. Der zweiundsechzigjährige Geistliche mit der Halbglatze und dem stets ein wenig zu wohlgenährten Bauch stammte ursprünglich von der Ostsee. Doch die Launen des Schicksals hatten ihn ans andere Ende des Landes versetzt – in einen Ort, an dem zwar nicht die Uhren anders gingen, aber doch einiges sonst.

Pastoren, die Schulklassen unterrichten?, dachte er abermals und sah zu seinen tatsächlich leicht zitternden Händen. Das ist doch vorsintflutlich. Das hat man im Rest des Landes schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört …

In all den Dienstjahren hatte er noch nicht eine richtige Schulstunde gegeben, nirgendwo! Selbst für den Kommunionsunterricht hatte er früher in Niendorf stets willige Mütter und Väter gefunden, die diese ehrenvolle Aufgabe dankend übernahmen. Er war ein Mann der Kanzel und gewöhnt an schweigende Zuhörer, die freiwillig zu ihm kamen. Der Gedanke, vor einer Gruppe zeternder Knirpse zu stehen, die lieber draußen spielen wollten, erschreckte ihn zutiefst. Konnte er wirklich Verantwortung für deren religiöse Bildung übernehmen? Was, wenn ihm niemand Beachtung schenkte? Was, wenn die Kinder alle so wild waren wie der kleine Teufel, der da oben so laut schrie? Was, wenn ihm jemand Fragen stellte, die er nicht beantworten konnte? Kinder kannten doch keine Grenzen!

Das kann nicht gut gehen. Sein Blick wanderte erneut zu dem lang gezogenen Schulgebäude, von den offenen Fenstern im Obergeschoss über die steinernen Stufen vor dem Haupteingang bis hin zur seitlich angebauten kleinen Turnhalle mit ihren bunt mit Wolpertingern bemalten Außenwänden. Ich bin für Lehrerpult und Tafel einfach nicht gemacht, da müssen geschulte Pädagogen ran.

»Fräulein Dimpel«, wandte er sich an seine Haushälterin. »Nehmen Sie’s mir bitte nicht übel, aber wir kehren besser ins Pfarrhaus zurück und …«

In dem Moment ging die breite Eingangstür der Grundschule auf, und eine Frau trat ins Freie. Sie war Ende dreißig und von zierlicher Gestalt. Ihr blondes Haar war schulterlang, und der Blick ihrer grünen Augen wirkte ebenso freundlich wie schüchtern. Sie trug eine blassgraue Strickweste über einem blassgelben Kleid.

»Jenny!« Hatte Fräulein Dimpel eben noch ausgesehen, als sei sie bereit für die Mutter aller Standpauken, so strahlte sie nun über das ganze Gesicht. »Wie schön, dich zu sehen!«

Die resolute alte Dame umarmte die Frau im gelben Kleid. Dann sah Letztere zu Klaas Heiland.

»Da sind Sie also, hm?«

»Jenny Jessen«, verkündete Fräulein Dimpel. »Darf ich dir Klaus Heiland vorstellen, unseren neuen Pfarrer und Religionslehrer.«

»Klaas«, korrigierte Heiland. Dimpel hatte sich seinen Vornamen noch nie merken können. Oder wollen. Er schüttelte die Hand, die die jüngere Frau ihm zaghaft reichte. »Sie sind die Direktorin, ja?«

»Jessen.« Sie nickte scheu. »Ich leite diese Einrichtung seit ein paar Jahren. Und selbstverständlich weiß ich, wer Sie sind. Willkommen bei uns in der Grundschule.«

»Und wir sind keine Minute zu früh dran«, ergänzte Fräulein Dimpel mit an Heiland gerichtetem Tadel in der Stimme. Jedes Wort klang, als ende es auf einem Ausrufezeichen. »Ihr erster Unterricht beginnt in wenigen Augenblicken, Herr Pfarrer.«

Jessen lächelte und sah zu Boden. »Die 2b ist schon wahnsinnig gespannt auf Sie«, gestand sie. »Seitdem Ihr Vorgänger vorzeitig in den Ruhestand ging, mussten wir vom Kollegium die Religionsstunden mit übernehmen, aber das ist einfach nicht dasselbe.«

»Ja, nicht wahr?«, stimmte Fräulein Dimpel entschieden zu. »Findest du nicht auch, Jenny? Es ist toll, dass wir endlich wieder einen echten Pfarrer im Dorf haben.«

Heiland überlegte immer noch, wie in Gottes Namen er aus der Nummer wieder herauskommen sollte, als die Schulglocke erklang. Sie übertönte sogar den Schreihals aus dem ersten Stock mühelos.

»Halb zehn«, erklärte die Direktorin. Fast schon entschuldigend wandte sie sich an Heiland. »Wir wären dann so weit, Herr Pfarrer.«

Er öffnete den Mund zu einer ebenso verzweifelten wie schamvollen Ausrede. Doch alles, was über seine Lippen kam, war: »Gott, steh mir bei.«

Dann folgte er Jenny Jessen zum Haupteingang des Schulgebäudes. Auf der Schwelle angekommen, sah er ein letztes Mal zu Fräulein Dimpel. Die Haushälterin nickte ihm aufmunternd zu und verschränkte die Arme vor der Brust. Doch nicht einmal die Gewissheit, sie besänftigt zu haben, konnte etwas gegen die Angst bewirken. Klaas Heilands Knie zitterten an diesem Morgen, und kalter Schweiß perlte auf seiner fraglos leichenblass gewordenen Stirn.

Das Lehrerzimmer der Grundschule Sonntal am See lag im Erdgeschoss, gleich neben dem winzigen Büro der Direktorin. Der rechteckige Raum war gemütlich eingerichtet, mit deckenhohen Regalen voller Lehrbücher, mehreren Sofas und Tischen und einer kleinen Teeküche an der hinteren Wand, die kaum einen Wunsch offen ließ.

Heiland stand an Letzterer, ließ seinen Blick über die immense Auswahl an Kräuterbeutelchen und Cappuccinopulvern gleiten und entschied sich dann doch für das einzig wahre Allheilmittel: Filterkaffee mit Milch und richtig viel Zucker. Die vergangene Unterrichtsstunde saß ihm in den Knochen – dass Kinder auch so fürchterlich neugierig sein mussten –, und seine Hand zitterte noch, als er zur Kanne griff.

»Sie sind der Neue, hm?«

Die Stimme war direkt hinter ihm erklungen. Heiland erschrak so sehr, dass er sich beinahe das heiße Gebräu über die Hand goss.

»Oh, Verzeihung.« Der Besitzer der Stimme kam in sein Sichtfeld und griff sichernd nach der Kanne. »Das wollte ich nicht. Ich dachte, Sie hätten mich längst bemerkt.«

Der Mann war etwa fünfzig und sah aus, als sei er bereits als Lehrer auf die Welt gekommen: Er hatte aschfarbenes Haar, einen sorgsam gestutzten Vollbart und trug einen Rollkragenpullover unter seinem Cordsakko. Er lächelte entschuldigend, während er Heilands Tasse für ihn füllte.

»Pfarrer Heiland, richtig? Ich bin Georg Appenzell, Deutsch und Sachkunde.« Er reichte Heiland den Kaffee und hielt ihm auffordernd das Schälchen mit den Zuckerstückchen hin, das neben der Kaffeemaschine ruhte. »Greifen Sie zu, das haben Sie sich verdient. Sie hatten ja gerade die 2b, wenn ich nicht irre.«

Heiland bediente sich gern. Er nahm gleich drei der köstlichen weißen Würfel.

Fräulein Dimpel ist ja schließlich nicht hier, dachte er. Und Appenzell wirkt nicht gerade, als würde er mich verpetzen wollen. »Sie kennen die Klasse?«

Der Bärtige lachte. »Jeder kennt die.« Einladend deutete er auf eine Couch am Fenster. »Und jeder fürchtet sie, ehrlich gesagt. Ich bin seit knapp drei Jahrzehnten Lehrer, Herr Pfarrer, aber so vorlaute Biester wie die sind mir nur selten untergekommen.« Dann zwinkerte er verschwörerisch. »Das habe ich nie laut gesagt, klar?«

»Glasklar.«

Heiland setzte sich auf die Couch. Die zurückliegende Unterrichtsstunde hatte seine Befürchtungen zumindest in Teilen bestätigt. Zwar hatten sich die meisten Sonntaler Dreikäsehochs, kaum dass ein Erwachsener vor ihnen stand, gleich viel gesitteter gezeigt, doch ein, zwei Störenfriede gab es vermutlich in jeder Klasse. Das, so schätzte er, war in dem Alter gewiss ganz normal. Dennoch beneidete er Herrn Appenzell nicht um dessen Beruf. Heiland mochte Kinder, das war es nicht. Er fragte sich nur manchmal, ob Kinder ihn mochten.

Die große Pause war jedenfalls ein willkommener Segen. Erleichtert lehnte Heiland sich zurück und nippte am süßen Kaffee. Sein Blick wanderte abermals durch das Lehrerzimmer. Ein halbes Dutzend Männer und Frauen war aktuell hier versammelt. Manche standen suchend vor den hohen Regalen, andere unterhielten sich oder bissen hungrig in mitgebrachte Butterbrote. Im Sessel neben der Couch las eine Frau mit Nickelbrille in der heutigen Ausgabe der lokalen Tageszeitung und wirkte dabei so streng, als sähe sie in jeder einzelnen...

Erscheint lt. Verlag 29.10.2021
Reihe/Serie Herr Heiland ermittelt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bayern • Bayern-Krimi • Chesterton • Cold Case • Gemütlich • Kloster, Mord und Dolce Vita • Krimis • Mord • Mord mit Aussicht • Morelli • Nett • Pastor • Pater Brown • Pfarrer • Regio-Krimi • Regionalkrimi • spannend • St. Hilarius • unblutig
ISBN-10 3-7517-0163-X / 375170163X
ISBN-13 978-3-7517-0163-1 / 9783751701631
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