Die Queen (eBook)

Unsere Jahre mit Elizabeth II. | Das neue Standardwerk über das englische Königshaus und Königin Elizabeth II.
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
680 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-77063-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Queen - Inger Merete Hobbelstad
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»Heißt das, dass du am Ende Königin werden wirst?«, hatte Margaret ihre ältere Schwester Elizabeth nach der Abdankung ihres Onkels Edward VIII. im Jahr 1936 gefragt. »Ja, ich denke schon«, soll die Zehnjährige erwidert haben. 1952 stirbt beider Vater George VI. - und Elizabeth wird mit 25 Jahren englische Königin. Fünfzehn Premierminister hat sie in den 70 Jahren ihrer Regentschaft ernannt, von Winston Churchill über Margaret Thatcher bis zu Boris Johnson sowie, zwei Tage vor ihrem Tod, Liz Truss - und dabei alle politischen Krisen überstanden. Sie hat familiäre Katastrophen moderiert - oder ausgesessen -, von Margarets Exzessen, Dianas Leid, Edwards Verfehlungen bis zu Harrys und Meghans Absetzbewegung.

Egal, was geschah - die ganze Welt war dabei, voller Anteilnahme.

Wer ist diese Ikone, die 70 Jahre lang in der Öffentlichkeit stand, die man lange für unsterblich hielt? Mit der umfassendsten Darstellung, die der »Firma« jemals gewidmet wurde, gibt die Autorin ebenso fesselnd wie gründlich Antwort. Viele Jahre lang hat sich die norwegische Autorin mit englischer Geschichte auseinandergesetzt, sich intensiv mit sämtlichen Mitgliedern der royalen Familie beschäftigt, Gespräche geführt, Notizen, Briefe und Tagebucheintragungen studiert. Im Mittelpunkt ihrer Erzählung steht natürlich Elizabeth II. - die Tochter, Schwester, Mutter, Ehefrau und Queen.



<p>Inger Merete Hobbelstad, geboren 1980, ist Literaturwissenschaftlerin und &raquo;seit ihrer Kindheit anglophil&laquo;. 2016 erschien ihre Essaysammlung<em> Ein Leben mit Shakespeare</em> in Norwegen. Als Journalistin f&uuml;r Kultur, Film und Theater wurde sie 2018 f&uuml;r &raquo;ihr sprachliches Niveau, ihre rhetorische und polemische Eleganz&laquo; mit dem &raquo;Goldenen Stift&laquo; (dem Gullpennen Preis) ausgezeichnet.</p>

1

Eine behütete Kindheit


Ende März 1945 standen in einem militärischen Trainingszentrum in Surrey zwölf junge Frauen in einer Reihe. Sie hatten sich zum Kriegseinsatz gemeldet, trugen Khaki-Uniformen und sollten in den kommenden drei Monaten lernen, Militärfahrzeuge zu steuern und zu warten, Räder zu wechseln und Zündkerzen zu reinigen. Ein Mädchen mit Locken, schüchtern und klein, wirkte anfangs mit den Fahrzeugen noch unvertrauter als die anderen. Sie war auch die Jüngste, während des Kurses wurde sie neunzehn. Wie alle salutierte auch »Second Subaltern Elizabeth Alexandra Mary Windsor« mit der Dienstnummer SGV230873 vor ihren Vorgesetzten. Aber vor ihrer Ankunft waren die Mitschülerinnen zu absolutem Stillschweigen darüber verpflichtet worden, dass auch Großbritanniens Prinzessin und Thronerbin an dem Kurs teilnehmen werde. Sie waren gespannt, wie sie war und wie sie aussah. »Sie benutzt Lippenstift!«, notierte eine Kursteilnehmerin in ihr Tagebuch.

Aber die Neuigkeit sickerte dennoch durch. Zeitungsbilder der über eine offene Motorhaube gebeugten Prinzessin sollten in der letzten Kriegsphase den Zusammenhalt und Einsatz der Nation stärken. Doch sie und die anderen Schülerinnen waren nicht gleich; im Unterricht saß sie, von zwei Sergeanten flankiert, in der ersten Reihe, die Mahlzeiten nahm sie im Offizierskasino ein, abends wurde sie nach Windsor zurückgefahren, während die anderen Frauen in Baracken übernachteten. Hin und wieder konnte sie ihren Aufpassern entkommen und sich mit den Mitschülerinnen beim Tee unterhalten. Die stellten fest, dass sie sicherer und gesprächiger wurde, als sie sich etwas an sie gewöhnt hatte. In dem erwähnten Tagebuch steht, sie habe jede aufmerksam angesehen und »sich sehr für uns interessiert«.

Keinen Monat nach dem Ende des Kurses war der Krieg vorbei, Junior Commander 230873 würde ihre Kenntnisse nicht mehr anwenden können. Aber sie war eine sichere Autofahrerin geworden und konnte kundig über Automechanik sprechen, was sie ihr Leben lang tun sollte, sobald sich die Gelegenheit bot. Über zwanzig Jahre später erzählte sie der Labour-Politikerin Barbara Castle, dass dieser Kurs die einzige Gelegenheit bleiben sollte, »meine Fähigkeiten im Vergleich mit anderen in meiner Altersgruppe messen« zu können.

Elizabeth musste sich diesen Kriegsbeitrag erbetteln, denn ihr ängstlicher, beschützender Vater war zunächst dagegen gewesen. Der Krieg zehrte an ihm, das Kettenrauchen belastete seine Gesundheit zusätzlich, er starb nur sieben Jahre später an Lungenkrebs. Seither ist das Mädchen mit den Locken und dem Lippenstift Königin ElizabethII., Oberhaupt der britischen – und berühmtesten – Königsfamilie der Welt. Sie ist seit neunundsechzig Jahren Regentin, länger als jeder andere Monarch vor ihr, auch länger als Königin Victoria, die im vierundsechzigsten Jahr ihrer Regentschaft starb. Bislang sind vierzehn Premierminister gekommen und dreizehn gegangen, die Queen blieb. Stehend absolvierte sie Stunde um Stunde zahllose Paraden und Repräsentationspflichten – ihre Standfestigkeit ist legendär –, eine monochrome Säule in Kostümen und Kleidern, die nie der letzte Schrei, aber aus den besten Stoffen gefertigt sind, die es gibt. Und über dem linken Arm immer eine viereckige schwarze Handtasche.

Sie hat ihre offiziellen Verpflichtungen erfüllt, Repräsentationsreisen gemacht, Staatsbesucher bewirtet, Orden, Medaillen, Ritterwürden und Auszeichnungen verliehen, zu Gartenfesten eingeladen, offizielle Dokumente verlesen, Gesetzen zugestimmt, das Parlament eröffnet und den jeweiligen Premier zu den wöchentlichen Audienzen empfangen. Sie ist Oberbefehlshaberin der britischen Streitkräfte und Schirmherrin zahlreicher karitativer Einrichtungen. Sie hat Räume betreten, in denen Menschen sie stehend erwarteten und mit gierigen Augen musterten, einige Meter hinter ihr, loyal, mitunter murrend, folgte Ehemann Prinz Philip. Sie ist um die Welt gereist, hat Staatsführer, Künstler und Friedenskämpfer getroffen. Sie hat etwa zweihundert Künstlern für offizielle Porträts Modell gesessen.

Pietro Annigoni, der sie mehrfach gemalt hat, erinnerte sich an ein Gespräch unmittelbar nach der Krönung. Die Sitzungen fanden in einem Salon des Buckingham Palace statt, den er als »goldenen Käfig voller chinesischer Kunstgegenstände« empfand. Sie unterhielten sich auf Französisch und die Königin erzählte, sie habe als Kind viele Stunden in diesem Raum verbracht, oft am Fenster gesessen und die Menschen und Autos auf der Mall, der vom Palast wegführenden Straße, betrachtet: »Sie schienen alle so beschäftigt. Ich fragte mich immer, was sie wohl taten, wohin sie wohl gingen und was sie da draußen über den Palast denken mochten.«

Als Prinzessin Elizabeth Alexandra Mary am 21. April 1926 durch Kaiserschnitt zur Welt kam, war es wenig wahrscheinlich, dass sie einmal in den Buckingham Palace umziehen und sich auf das Amt der Königin vorbereiten würde. Sie war das erstgeborene Kind von Albert Frederick Arthur George, Herzog von York, zweitältester Sohn von König GeorgeV., und seiner lebhaften Gemahlin, der Herzogin von York. Die hieß vor ihrer Heirat Lady Elizabeth Bowes-Lyon, das Haus im Londoner Stadtteil Mayfair, in dem sie Elizabeth zur Welt brachte, war die Londoner Stadtresidenz ihrer Eltern. Thronerbe war zu jener Zeit Alberts älterer Bruder, der schillernde und sehr populäre Prinz Edward, die Familie nannte ihn David, was einer seiner Taufnamen war. Onkel David sollte im Hause seines Bruders noch einige Jahre lang ein gern gesehener Gast sein, der Elizabeth immer Geschenke mitbrachte, unter anderem A.A. Milnes Pu der Bär-Bücher.

Elizabeth und ihre vier Jahre jüngere Schwester Margaret Rose erwartete ein ruhiges und beschütztes Leben. Sie würden einen Mann aus dem Hochadel heiraten und mit den Jahren auf den Gruppenaufnahmen der vielköpfigen Königsfamilie immer weiter an den Rand rücken. Aber sie waren Royals, und da der Prinz von Wales lange keine Neigung zur Gründung einer Familie erkennen ließ, begeisterten sich die Briten für die Töchter seines Bruders Albert, der in der Familie Bertie hieß. Wenn die Prinzessinnen im Garten ihres Elternhauses 145 Piccadilly, direkt am Hyde Park, spielten, drängten sich oft Schaulustige am Zaun und spähten durch das Gitter. Es entstand ein Mythos um sie, den die ergeben patriotische BBC ebenso förderte wie die Zeitungen, die aus Furcht vor verärgerten Lesern und sinkenden Auflagezahlen jede Andeutung einer antimonarchistischen Haltung mieden. Man berichtete sogar von Ausfahrten der Kinderwagen, Zeitungen und Illustrierte druckten Fotos der Schwestern in identischen, hellen Kleidchen und umgeben von Spielzeug und Stofftieren. Immer sah es aus, als lebten sie unter einer goldschimmernden Glocke, geschützt vor einer problematischen Außenwelt, wo es Arbeitslosigkeit, Armut und Unruhen gab. Solche Bilder der Prinzessinnen hatten etwas von hübschen, etwas klaustrophobisch anmutenden Kinderbuch-Illustrationen, in denen Kinder ihre Geheimnisse nur miteinander und nie mit Außenstehenden teilten. Die Schwestern wurden Gegenstand von Liedern, Gedichten und Erzählungen, Erwachsene meinten, sie zu kennen und Verantwortung für sie zu haben; Kinder schrieben ihnen Briefe.

Viele Briten fühlten sich persönlich stark mit ihrem Königshaus verbunden. Das lag im Wesentlichen daran, dass sich die Monarchie in den hundert Jahren vor Elizabeth’ Geburt dramatisch verändert hatte – selbst wenn sie als Institution noch immer auf der Suche nach sich selbst zu sein schien.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das britische Empire die bedeutendste Großmacht der Welt, von allen europäischen Königshäusern genoss das britische das größte Ansehen. Aber Königin Victoria hatte im Laufe ihrer Regentschaft ihre politische Macht als Monarchin nahezu völlig verloren, die »konstitutionelle Monarchie« war so stark ausgeweitet worden, dass der König beziehungsweise die Königin in allem den Anweisungen der Regierung folgen musste. 1867 veröffentlichte der Verfassungsrechtler und Zeitungsherausgeber Walter Bagehot das Standardwerk The English...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2021
Übersetzer Ebba D. Drolshagen
Sprache deutsch
Original-Titel Arene med Elizabeth II
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte 70. Thronjubiläum • aktuelles Buch • Arene med Elizabeth II deutsch • Balmoral Castle • bücher neuerscheinungen • Commonwealth of Nations • Das zweite Elisabethanische Zeitalter • »Die Firma« • Elisabethanisches Zeitalter • Elisabeth II. • Elizabeth II. • England • Englisches Königshaus • Fans of the Royal Family • insel taschenbuch 4969 • IT 4969 • IT4969 • King Charles III. • Königin • London Bridge is down • Neuerscheinungen • neues Buch • Operation London Bridge • Prinz Charles • Queen • royale Familie • Royal Family • Royal-Family-Fans • The Crown • Vereinigtes Königreich Großbritannien
ISBN-10 3-458-77063-1 / 3458770631
ISBN-13 978-3-458-77063-3 / 9783458770633
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