Gefährliche Nähe (eBook)

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
544 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2521-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gefährliche Nähe - Hilary Norman
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Nick und Holly waren Nachbarskinder, die zusammen aufwuchsen. Nick war Hollys erste große Liebe. Und Nick war immer derjenige, der die Schuld auf sich nahm, wenn Holly ihn in unmögliche Situationen brachte. Doch das ist lange her.

Nick ist inzwischen ein erfolgreicher Kinderbuch-Illustrator, verheiratet, und seine Frau Nina erwartet ein Kind. Dann geschehen seltsame Dinge: Es hat den Anschein, als ob irgendjemand versucht, Nicks Ehe, seine Karriere und sein Leben zu zerstören. Wer könnte einen Grund dafür haben?

Holly?

Aber Holly ist Tausende von Meilen entfernt.

Oder etwa nicht?



Hilary Norman, geboren und aufgewachsen in London, war nach einer Karriere als Schauspielerin zunächst in der Mode- und Fernsehbranche tätig. Ihr erster Roman erschien 1986; seitdem hat sie zehn weitere Bücher geschrieben, die in siebzehn Sprachen übersetzt wurden.

3
März


In New York City, an der Sechsundfünfzigsten Straße Ost, sitzt Holly Bourne im Restaurant Le Cirque auf einer Sitzbank neben dem Mann, mit dem sie sich zum Mittagessen verabredet hat, und blickt ihn mit ihrem strahlendsten und verführerischsten Lächeln an. Holly hat üppiges braunes Haar, das sie streng nach hinten gebunden oder aufgesteckt trägt, wenn sie sich im Büro oder im Gerichtssaal aufhält. Heute ist ein Donnerstag, und Holly hat sich den Nachmittag freigenommen und trägt ihr Haar nun offen; es ist so gerade geschnitten wie eine Pagenfrisur und fällt ihr ein paar Zentimeter bis über die Schultern.

Jack Taylor, achtunddreißig Jahre alt, ein erfolgreicher Anwalt aus Los Angeles, der den Umgang mit attraktiven Frauen im täglichen Leben mehr als gewöhnt ist, verspürt wieder eine dieser Attacken, welche die Fassade seiner äußeren Gelassenheit ins Wanken bringen. Seit er Charlotte Bourne im vergangenen Herbst auf einer seiner Reisen nach New York kennen lernte, hat er solche Angriffe immer wieder erlebt.

»Du hast mich ganz schön ins Schwitzen gebracht, Charlotte«, sagt er ihr nun. »Ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll.«

»Sag ja.«

Wenngleich der Vorname auf ihrer Geburtsurkunde und im Ausweis Charlotte lautet, nannte jeder sie Holly – bis sie an der Uni ihren Abschluss in Rechtswissenschaften machte, dann vor der Anwaltskammer in New York ihre Prüfung ablegte und als Anwältin von der Kanzlei Nussbaum, Koch und Morgan – kurz NKM – an der Wall Street eingestellt wurde. Hollys Eltern hatten ihr den Namen Charlotte gegeben, nach ihrer Großmutter mütterlicherseits, doch vom Tag ihrer Geburt an – einem ersten Weihnachtstag – nannten alle sie nach ihrem zweiten Vornamen, Holly. Er schien zu ihr zu passen, und bald wurde sie von allen so gerufen. Ihr gefiel dieser Name – sie dachte sogar von sich als Holly –, doch am Tag ihres Einstellungsgesprächs bei NKM kam sie zu der Ansicht, dass Holly nicht der geeignete Name für eine kühle und ehrgeizige junge Anwältin sei, die ganz nach oben wollte. Charlotte klang passender: ein seriöser Name, dem man vertrauen konnte.

Jack Taylor ist derselben Meinung. Er war fast immer derselben Meinung wie Holly, seit sie sich vor einem halben Jahr kennen gelernt hatten. Dabei weiß Holly, dass Jack im Berufsleben ein knallharter Bursche ist, alles andere als ein Schwächling.

»Ich stelle dir diese Frage nur sehr ungern«, sagt Jack, »aber hast du dir das alles auch gut überlegt?«

»Selbstverständlich«, erwidert sie mit ruhiger, bedächtiger Stimme. »Ich überlege mir alles immer ganz genau, Jack. Du doch sicher auch.«

»Aber ich … ich kann mein Glück einfach nicht fassen«, gesteht Jack freimütig. »Du bist eine fantastisch aussehende Frau und eine hervorragende Anwältin, die hier in Manhattan einen großartigen Job und die besten Aussichten auf eine tolle Karriere hat. Und nun sagst du mir, du willst das alles aufgeben, um wegen mir nach Los Angeles zu kommen.«

»Stimmt«, sagt Holly. »Das habe ich vor.«

»Aber wie kannst du dir so sicher sein, das Richtige zu tun? Wir kennen uns erst so kurze Zeit.«

»Ich hatte ein halbes Jahr, um über alles nachzudenken«, sagt Holly schlicht. »Und ich habe erkannt, dass ich dich liebe.« Sie runzelt die Stirn, furcht ganz leicht ihre schön geschwungenen, dunklen Augenbrauen. »Ist das für dich so schwer zu verstehen? Das kann ich mir nicht vorstellen. Für dich ist es bestimmt ganz alltäglich, dass Frauen sich in dich verlieben.«

»Nein, ehrlich nicht.«

»Das glaube ich dir nicht. Du bist ein sehr gut aussehender Mann.«

Irgendetwas Wundervolles – Freude, Hochgefühl – breitet sich in Jacks Innerem aus. Holly ist eine überaus anziehende, lebendige, faszinierende junge Frau. Ein Blick aus ihren grauen, kühlen Augen bringt ihn beinahe genauso sehr um den Verstand wie die Berührung ihres wunderschönen Mundes und ihrer geschickten, erfahrenen, zärtlichen Finger.

»Das musst du doch wissen«, sagt Holly.

Sie nimmt Jacks Hand, legt sie für einen Augenblick auf ihren warmen Oberschenkel, nimmt seine Hand dann wieder von ihrem Bein und blickt ihn bewundernd an. Jack Taylor ist nicht gerade ein George Clooney, aber ein durchaus attraktiver Mann mit dichtem, gewelltem blondem Haar, blauen Augen, schöner gerader Nase und fein geschnittenem Mund. Er sieht wie einer der vielen erfolgreichen, adretten Anwälte in New York aus – nur dass Jacks Gesicht, dank des kalifornischen Wetters, sonnengebräunt ist. Holly hat sich noch nicht entschieden, ob sie sich von der Sonne bräunen lassen soll, wenn sie nach Los Angeles gezogen ist. In einer Zeit, in der immer mehr von Hautkrebs die Rede ist, sollte man vorsichtig sein, wenngleich Holly gern eine leichte Bräune besäße. Aber Jack hat ihr gesagt, ihm gefiele ihre »vornehme Blässe«. Na ja, über solche Kleinigkeiten kann sie ja nachdenken, wenn sie erst in Kalifornien ist. Die wirklich wichtige Entscheidung, soweit es Holly betrifft, hat sie schließlich schon gefällt.

»Ich finde dich außergewöhnlich sexy.« Holly macht sich wieder daran, Jacks Ego zu streicheln. Ihre Stimme ist leise, denn die Tische im Le Cirque stehen so dicht zusammen, dass jemand lauschen könnte. Und was sie mit Jack zu besprechen hat, ist Privatsache.

»Und du«, sagt Jack aus tiefstem Herzen, »bist mit Abstand das Beste, das mir je passiert ist.« Er rückt auf der Bank ein bisschen näher an Holly heran und lächelt, als der Ober ihnen Wein nachschenkt.

»Und ich habe dir ja schon gesagt« – Holly senkt die Stimme noch ein wenig –, »wie lange es her ist, dass ich so viel für einen Mann empfunden habe.«

Sie kann in seinen Augen erkennen, an den geweiteten Pupillen, dass er eine Erektion hat. Einen Augenblick überlegt Holly, ob sie sich davon überzeugen soll, indem sie Jack unter dem Tisch an die Hose greift, entscheidet sich dann aber dagegen. Er weiß, dass er einen Steifen hat – dass er schon eine Erektion bekommt, wenn er nur mit ihr redet. Und allein darauf kommt es an.

»Ich will dich nicht belügen, Jack«, fährt Holly sanft und leise fort. »Dein Erfolg und dein Ansehen als Anwalt sind für mich kaum weniger anziehend als dein Charakter und dein Aussehen.«

»Du bist eine aufrichtige Frau.« Jack drückt ihre Hand. »Das ist eine der Eigenschaften, die ich am meisten an dir liebe, Charlotte.«

»Ich habe nie einen Sinn darin erkannt, unaufrichtig zu sein. Es führt zu nichts. Es ist Zeitverschwendung.«

Verstohlen schaut sie ihm wieder in die Pupillen. Vielleicht hat er doch keinen Ständer, sagt sie sich. Oder er liebt dich wirklich noch mehr, als er dich sexuell begehrt. Oh, das ist ein gutes Zeichen. Dieses Wissen erregt sie.

Wieder rückt Jack ein Stückchen näher an sie heran.

»Was ist mit dem Angebot, Seniorpartnerin in der Kanzlei zu werden?« Jack muss sich dazu zwingen, wieder auf die alltäglichen, praktischen Dinge zurückzukommen. Er will Charlotte auf keinen Fall dazu überreden, New York zu verlassen, doch vor weniger als fünf Jahren ist seine Ehe in die Brüche gegangen – durch seine Schuld –, und das hat ihm so viel seelischen Schmerz bereitet, dass es für den Rest seines Lebens reicht. »Die NKM ist eine großartige Kanzlei, und wenn du in New York bleibst, brauchst du dir keine Gedanken über die Prüfungen zu machen, die du ablegen musst, um in Kalifornien als Anwältin zugelassen zu werden.«

»Ich habe bereits die Prüfung vor der kalifornischen Anwaltskammer abgelegt.«

Jack kann es kaum fassen. »Was? Wann?«

»Ich habe sie im Februar gemacht, weil ich damals schon hoffte, dass ich wieder zurück nach Kalifornien kann. Ende Mai werde ich erfahren, ob ich bestanden habe.«

Jack schaut sie einen langen Augenblick an. »Du hast bestanden.«

»Das hoffe ich.«

»Du hast mir nie davon erzählt.«

»Stimmt«, gibt Holly mit fester Stimme zu.

»Du steckst voller Überraschungen, nicht wahr?«

»Ich glaube schon.«

»Hast du etwa auch schon einen Job in Los Angeles?«

»Noch nicht.«

Er überlegt einen Moment, wägt seine Worte sorgfältig ab. »Wenn du nichts dagegen hast, könnte ich mit einigen Leuten reden …«

»Ich habe etwas dagegen«, sagt Holly. Bei einem Mann wie Jack Taylor macht es nichts aus, ein wenig trotzigen Unabhängigkeitswillen an den Tag zu legen.

»In Ordnung. Ja, sicher. Ich wollte auch nicht …«

»Ich weiß, Jack. Ich danke dir trotzdem. Aber ich will deine Hilfe nicht. Nicht auf diesem Gebiet. Vielleicht könnte ich sie brauchen, aber ich will sie wirklich nicht. Das verstehst du doch, nicht wahr?«

»Natürlich. Du hast deinen Weg bisher auch ohne mich gemacht.«

»Andererseits braucht jeder mal Hilfe«, sagt Holly, plötzlich wieder sanft.

»Aber meine Hilfe brauchst du nicht … oder?«

»Nicht auf diesem Gebiet, wie ich schon sagte.«

Eine Zeit lang stochern beide in ihrem Essen. Holly hat Steinbutt bestellt, Jack gebratene Hühnerbrust. Er hat nur wenig gegessen. Auch das ist ein gutes Zeichen, sagt sich Holly. Willkommene, frische Kraft durchströmt sie. Jetzt weiß sie, dass sie sich endlich den richtigen Mann ausgesucht hat. Der richtige Mann, die richtige Situation, der rechte Zeitpunkt. Es hat lange gedauert, aber nun...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2021
Reihe/Serie Hilary Norman Thriller
Übersetzer Wolfgang Neuhaus
Sprache deutsch
Original-Titel TOO CLOSE
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Adam Fawley • Cara Hunter • Catherine Sheperd • Domestic Crime • Entführung • Familiendrama • Karen Rose • Spannung • Vermisstenfall
ISBN-10 3-8412-2521-7 / 3841225217
ISBN-13 978-3-8412-2521-4 / 9783841225214
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