Der Ritt auf dem Zeit Pfeil Band I (eBook)

Biografie des Schauspielers Tom Witkowski
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
292 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7543-9112-9 (ISBN)

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Der Ritt auf dem Zeit Pfeil Band I -  Tom Witkowski
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Biografie des Schauspielers Tom Witkowski. In diesem Ritt, drei Tage meiner Arbeit als Schauspieler am Nationaltheater Mannheim. Aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges bis zur Corona Epidemie.

Tom Witkowski (* 29. November 1937 in Ohlau (Schlesien),) Schauspieler, Regisseur, Dozent und Autor. Theaterstücke: Das Narrenfest (ein Fest für Clowns und ein Fressen für Schauspieler) Comedia del Regio (Zur Karlspreisverleihung an Königin Beatrix der Niederlande 1996) Randale und Triebe (frei nach Schiller) Die Zugvögel Ein Fest für Europa (Theater Konvent) Gründer des Tübinger Zimmertheater (1958) weitere Theater: Düsseldorfer Schauspielhaus, Krefeld; Nationaltheater Mannheim, Staatstheater Oldenburg, Theater Aachen, Theater Essen. https://de.wikipedia.org/wiki/Tom Witkowski

Teil II


Der Ritt auf dem Zeitpfeil


Die Ausbildung
vom Lokomotivführer zum Schauspieler
Mit Erinnerungslücken


  • Mein Traum
  • Lokomotivführer
  • Beflügelt in die Schauspielschule Staatl. Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart
  • Erstes Vorstellungsgespräch bei Prof. Lili Achermann
  • Das literarische Roulette
  • Im großen Lesesaal der Landesbibliothek
  • Das Vorsprechen
  • Der Schauspielschulen Start
  • Tom Witkowski Mein Künstlername
  • Meine erste Femsehrolle
  • Einladung zum Filmball in Stuttgart 1957
  • Am 16. Juli 1958 machte ich meine Abschlussprüfung

1954


Die Erinnerung an das „Fahrende Volk“ des Mittelalters weckt bei kreativen Schauspielern alte/neue Ideen, um künstlerisch tätig werden zu können. Wenn das Publikum nicht in Schauspielhäuser gehen kann, müssen die Schauspielerinnen zum Publikum gehen.

Sei es, um auf freien Plätzen oder in improvisierten Räumen zu spielen.

Aber die Sehnsucht nach festen Spielstätten bleibt bestehen.

Mein Traum

Schauspieler zu werden, das war mein Traum, seit ich den Kultfilm

»High Noon 12 Uhr mittags« mit Gary Cooper in der Hauptrolle gesehen habe.

Im Jahre 1954 hieß es aber immer nur:

„Lassen Sie Ihren Sohn Beamter werden!“

Eine qualifizierte Schulausbildung war während der Flucht aus Breslau, nur eingeschränkt möglich. Im Alter von sieben Jahren flüchtete ich ja mit meiner Familie im zeitweiligen Bombenhagel, durch das in Trümmern liegende Deutschland. Eßlingen am Neckar wurde schließlich unsere neue Heimat. Hier trafen sich die Heimatvertriebenen je nach ihrem Herkunftsland, zu geselligen Abenden, auch um die schlesische Sprache zu pflegen sowie die Trachtentänze und Bräuche der Heimat von den Älteren zu lernen. Ich rezitierte Gedichte auf der Bühne des großen Saales und spielte mit einem gleichaltrigen Jungen, Sketche und kleine Szenen. Da war ich in meinem Element und genoss die Anerkennung.

Mein zweiter Traum war „Lokomotivführer“. Die heutigen Wünsche (2021) wären wohl: Pilot, oder gar Raumfahrer. Also machte ich eine Ausbildung zum Lokführer bei der Eisenbahn. Damals gah es hauptsächlich Dampflokomotiven. Die Sehnsucht nach meinem vordringlichen Traum, Schauspieler zu werden, wurde aber immer größer und ausgeprägter. Oft saß ich zu Hause nur noch apathisch in einen Stuhl versunken und die Tränen flossen mir über das Gesicht. — Bis mich meine Mutter eines Tages in den Arm nahm und meinte, das kann ich ja gar nicht mehr mit ansehen. Wenn du so unglücklich bist, dann werde halt Schauspieler. Ich kann dir da aber nicht helfen, du musst selbst sehen, wie das geht und wo du das kannst.

Beflügelt in die Schauspielschule


„Lassen Sie Ihren Sohn Beamter werden!“ wurde meiner Mutter zugerufen. Ich aber stand im Regen auf der Straße. Gegenüber wurde eine riesige Reklameleinwand, wie es 1954 üblich war, mühsam an Seilen über dem Eingangsportal eines Kinopalastes hochgezogen. „Oh das muss ich sehen, ich will auch Schauspieler werden.“ rief ich laut und die Umstehenden lachten fast hämisch. „Schauspieler werden ist doch nur was für Wahnsinnige, da kannst du ja gleich auf der Straße betteln gehen.“ „Und ich werde Schauspieler“, rief ich als 17jähriger trotzig. „Ihr werdet euch alle wundern.“ — „Du hast doch überhaupt keine Ahnung!“ — „Ja mag sein.— Meine Bildung war mehr im praktischen Sektor angesiedelt. Im Zweiten Weltkrieg auf der Flucht durch die Wälder, gab es für mich keine Schule im eigentlichen Sinne. Ich musste überleben.

So ging ich zum damaligen Stuttgarter Schauspielhaus an die Pforte... — und sagte dem Pförtner, dass ich Schauspieler werden wolle. Der schüttelte nur den Kopf, aber eine ältere Schauspielerin erklärte mir den Weg zur Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst am Urbanplatz. „Ich muss dort sowieso vorbei, da können wir Zusammengehen.“

Mit pochendem Herzen ging ich also ins Sekretariat. Hinter einem „Tresen“ standen zwei junge Frauen, kaum älter als ich, eher gleichaltrig. Stotternd sagte ich, dass ich Schauspieler werden wolle, worauf sie in großer Ehrfurcht erstarrten und eine von ihnen rot im Gesicht wurde. Es war eine groteske Situation. Einerseits bewunderten beide meinen Mut, überhaupt hergekommen zu sein und andererseits waren sie vor Ehrfurcht kaum in der Lage zu handeln. Endlich kam die mit dem feuerroten Kopf hinter dem Tresen hervor, nahm mich bei der Hand und sagte: komm ich bringe dich zu

IHR.

Toll dachte ich, jetzt habe ich eine Verbündete. Die Aufregung legte sich in den unendlich scheinenden Fluren. Vor einer Tür mit einem Oberlicht, durch das Sonnenstrahlen in den Flur leuchteten, blieb sie stehen und flüsterte mir ins Ohr: „Da drinnen unterrichtet die Frau Professor.“ Wieder rutschte mir mein Herz in die Hose. Meine Begleitung drückte mir die Hand und sagte sehr fest und mutig: — „Soll ich für dich klopfen?“ — Sagen konnte ich nichts mehr, außer zögernd nicken. Donnernd pochte sie gegen die Tür und rannte, als ob tausend Teufel hinter ihr her wären, davon. Fast wäre ich hinterhergerannt.

1955


Leise öffnete sich die Tür. Da stand ich mummelnd mit zugeschnürter Kehle, das Sonnenlicht blendete mich dermaßen, dass ich gar nichts mehr sehen konnte. Ein hünenhaftes Weib, so schien es mir, schob sich vor die Sonne. Die Strahlen bildeten regelrecht eine Aura um sie herum. Frau Professor genoss diese Situation. Ich fühlte mich wie ein Zwerg vor dieser riesigen Frau. Kein Wort brachte ich heraus und stand da wie ein Bündel Elend. — Nach einer gefühlten Ewigkeit drangen die Worte: „Du willst also Schauspieler werden“ zu mir. Das Eis war gebrochen und dankbar murmelte ich irgendeine Zustimmung. Sie rief in den Raum hinter sich, die Schauspielschüler mögen bitte Weiterarbeiten, sie käme gleich zurück. —

In einem lichtdurchfluteten Raum nebenan standen ein Klavier und Stühle im großen Rund. Sie stellte mir einen dieser Stühle zwischen die beiden Fenster, dass ich geschützt mit dem Rücken zur Wand saß. Sie setzte sich auf einen Stuhl mitten ins Zimmer, sodass sie wie von Scheinwerfern vom Sonnenlicht angestrahlt wurde. Sie war sich ihrer Wirkung voll bewusst. — Zeit schien nun keine Rolle mehr zu spielen. Sie lächelte gütig, verschmitzt und wissend. Meine Lebensgeister kehrten nach und nach zurück.

— So und jetzt erzähle mal... — ...aber bitte von Anfang an. —

Langsam begann ich von Ohlau, vom Tod meines Vaters, der Flucht aus Breslau und von den Fliegerangriffen zu erzählen. Auch von meiner recht lückenhaften Schulzeit und meinem Wunsch immer schon Schauspieler zu werden. Aber meine Mutter wollte, dass ich Beamter werden solle. Dann kam für mich nur noch Lokführer in Frage. — Ich fing an meinen Lebenslauf herunterzusprudeln. Von der Ausbildung bei der Bahn, von der Pike auf. Beginnend mit dem Gleisbau, der Signaltechnik, der Zugbegleitung. Dazwischen einmal die Woche zur Berufsschule. Speziell für die Auszubildenden der Bahn mussten wir Technisches Zeichnen und vor allem die Streckenführungen pauken. Ich konnte die ganzen Bahnhöfe aller Strecken in Württemberg vorwärts und rückwärts auswendig. Mit großer Begeisterung habe ich die Lautsprecheransagen auf dem Bad Cannstatter Bahnhof gemacht. Aber am spannendsten war es im Bahnbetriebswerk Stuttgart. Hier wurden die Dampflokomotiven repariert und fahrbereit gehalten. Hier lernte ich die fauchenden Ungetüme zu fahren und mit ihnen zu rangieren. Aber auch zu warten, zu heizen und unter Dampf zu halten. Bedingt durch eine aufflammende Grippewelle kamen immer weniger Lokführer zum Dienst und als Reservelokführer durfte ich Züge fahren.

Wir waren immer zu zweit auf der Lok. Bei Dampfloks, Heizer und Lokführer.

Erster und zweiter Lokführer bei E-Loks.

Mein Highlight war mit einer El8 Lok vor dem Zug nach München und zurück.

Aber das wars dann auch. Nach und nach kamen die Erkrankten zur Arbeit zurück und ich musste warten, bis ich 21 Jahre alt und damit volljährig werden würde, um selbstverantwortlich als Lokführer tätig sein zu können. — Ein Bahnhofsvorsteher aus Schlesien, welcher auch im Schlesierverein war, bot mir an, zu ihm auf den Bahnhof zu kommen, um dort eine „ruhige Kugel zu schieben“, um dann mit 21 wieder zurück zum Bahnbetriebswerk zu den Lokomotiven zu wechseln. — Der Verein der Schlesier traf sich einmal im Monat in einem großen Saal in Eßlingen zu einem Bunten Abend. Dort war ich schon ein sehr beliebter Darsteller für Sketche und schlesische Gedichte.

Aber mein neuer Chef, der Schlesier, entwickelte sich zu einem kleinen Sadisten. Da ich ja als Dampflokomotivtührer auch mit...

Erscheint lt. Verlag 20.10.2021
Reihe/Serie Der Ritt auf dem Zeitpfeil 1937 bis 1976
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte 1937 - 1976 • 68er Jahre Deutschland • Nationaltheater Mannheim • Schauspieler Biografie • Zeitgeschichte
ISBN-10 3-7543-9112-7 / 3754391127
ISBN-13 978-3-7543-9112-9 / 9783754391129
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