Lyrics Deutsche Ausgabe -  Paul McCartney

Lyrics Deutsche Ausgabe (eBook)

1956 bis heute

Paul Muldoon (Herausgeber)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
912 Seiten
Verlag C.H.Beck
978-3-406-77651-9 (ISBN)
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In diesem außergewöhnlichen Buch betrachtet Paul McCartney sein Leben und sein Werk im Prisma von 154 eigenen Songs. In alphabetischer Reihenfolge angeordnet, bilden diese Songs von den frühesten musikalischen Gehversuchen Über Klassiker der Popgeschichte wie 'Hey Jude', 'Yesterday' oder 'Let it Be' bis hin zu jüngsten Kompositionen ein autobiografisches Kaleidoskop, in dem McCartney die Entstehungsgeschichten seiner Songs schildert, Menschen und Orte, die ihn beeinflusst haben, und was er heute über seine Lieder denkt. Auf diese Weise - ein Leben in Songs - ist ein vollkommen einzigartiges Musiker-Memoir entstanden, das Paul McCartneys Stimme und Persönlichkeit auf jeder Seite spürbar werden lässt. Bislang unbekannte Schätze aus McCartneys Privatarchiv - Skizzen, Briefe und vor allem Fotografien - machen 'Lyrics' auch optisch zu einem einmaligen Dokument über einen der erfolgreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts.

Paul McCartney, geb. 1942 in Liverpool, schrieb mit 14 Jahren seinen ersten Song, ist einer der vier Beatles und der beste Songwriter aller Zeiten. Er lebt in England. <br><br>Paul Muldoon hat vierzehn Gedichtbände veröffentlicht und dafür u.a. den Pulitzer-Preis erhalten.

Vorwort von Paul McCartney


Unzählige Male wurde ich schon gebeten, eine Autobiografie zu schreiben, aber nie war die richtige Zeit dafür. Meist zog ich Kinder groß oder war auf Tournee – beides keine ideale Situation, wenn man sich über lange Strecken konzentrieren möchte. Songschreiben war das Einzige, das immer funktioniert hat, egal ob zu Hause oder unterwegs. Wenn Leute erst einmal ein gewisses Alter erreicht ­haben, greifen sie gerne auf Tagebücher oder Terminkalender zurück, erinnern sich Tag für Tag an vergangene Ereignisse, aber solche Aufzeichnungen habe ich nicht. Was ich habe, sind meine Songs – Hunderte –, und eigentlich erfüllen sie denselben Zweck. Sie umfassen mein ­gesamtes Leben, weil ich schon mit vierzehn Jahren zu Hause in Liverpool, als ich meine erste Gitarre bekam, instinktiv anfing, Songs zu schreiben. Seither habe ich nicht mehr damit aufgehört.

Lernen, wie man Songs schreibt, ist ein langer Prozess, der bei verschiedenen Menschen sehr unterschiedlich verläuft. Bei mir fing es damit an, dass ich andere nach­geahmt habe – erstmal Buddy Holly und Little Richard, dann Elvis, der seine Songs aber gar nicht selbst schrieb, wie ich später erfuhr. Als Teenager lernte ich die Songs anderer auswendig, eignete mir die Grundregeln des frühen Rock’n’Roll an und dachte irgendwann, ich versuch’s mal mit meinen eigenen. Ich fing mit der denkbar einfachsten Idee an und schaute, was dabei herauskam.

«I Lost My Little Girl» ist der früheste Songtext in diesem Buch, ich schrieb ihn 1956 kurz nach dem Tod meiner Mutter. Sie war erst 47 Jahre alt, als sie starb: Ich war vierzehn. Schon damals zeichnete sich eine musikalische Richtung ab; die Akkordfolge ist absteigend, die Melodie oder der Gesang aufsteigend. Offenbar spielte ich bereits mit ganz einfachen musikalischen Tricks, die mich faszinierten, auch wenn ich gar nicht genau wusste, wie sie funktionierten. Erstaunlich ist, dass John Lennon zu Hause bei seiner Tante Mimi etwas ganz Ähnliches gemacht hat. Als wir uns kennenlernten und einander zeigten, was wir geschrieben hatten, merkten wir schnell, dass uns das Songschreiben ­offenbar beide faszinierte und wir sehr viel weiter damit kamen, wenn wir zusammen­arbeiteten.

Man merkt unseren frühen Versuchen an, dass wir noch sehr jung waren. Wir waren nicht besonders selbstbewusst in unserem Songwriting. Als es mit den Beatles losging, merkten wir plötzlich, dass wir ein sehr begieriges Publikum hatten, hauptsächlich junge Mädchen. Am Anfang hatten wir dieses Publikum beim Schreiben immer im Kopf. Frühe Songs wie «Thank You Girl», «From Me to You» oder «Love Me Do» richteten sich an ­unsere Fans, auch wenn vieles davon auf unseren persönlichen Erfahrungen beruhte. Wir wussten, dass sie wahrscheinlich Hits werden würden, und hätten einfach immer weiter solche Songs schreiben können. Als wir älter wurden, begriffen wir aber, dass wir mit unserem Songwriting noch ganz andere Richtungen einschlagen und es auf ein anderes Niveau heben konnten. Das bedeutete, dass wir irgendwann auch für uns selbst schrieben.

Natürlich mussten wir dabei ein Gleichgewicht finden zwischen dem, was uns persönlich interessierte, und dem, was auf die Fans zugeschnitten war. Je mehr wir experimentierten, umso mehr zeigte sich aber, dass wir uns praktisch alles erlauben konnten, und das eröffnete uns noch mehr kreative Möglichkeiten. Wir tauchten in surrealistische Welten ab, wo nicht mehr unbedingt lineare Geschichten erzählt wurden und die Songs nicht mehr unbedingt Sinn ergeben mussten. Ich war immer ein großer Fan von Lewis Carroll gewesen, hatte ihn recht früh schon und dann auch in der Schule gelesen. Je mehr ich mich auf Wortspiele einließ, kam ich durch Carroll auf Ideen, und die Texte entwickelten sich eher unerwartet, so wie «Lady Madonna» oder «Penny Lane». Das war eine unglaubliche Erkenntnis: Wir konnten poetisch sein, ohne unsere Fans zu verlieren, oder vielleicht könnte man sogar sagen, das Gegenteil war der Fall – als wir experimenteller wurden und uns stärker in Richtung stream of consciousness bewegten, gewannen wir noch mehr Fans dazu.

Mit der Zeit ging ich dazu über, jeden Song als ein neues Rätsel zu betrachten. Er beleuchtet etwas, das in einem bestimmten Moment meines Lebens wichtig war, auch wenn die Bedeutung nicht immer auf der Hand liegt. Fans oder Leser und auch Kritiker, die wirklich mehr über mein Leben erfahren wollen, sollten daher meine Songtexte lesen. Möglicherweise offenbaren sie mehr über mich, als es irgendein Buch über die Beatles ­jemals könnte. Und bis mein Schwager, Freund und Ratgeber John Eastman und mein Verleger, Bob Weil, mich 2015 zum ersten Mal dazu ermunterten, dieses Buch anzu­gehen, kam es mir viel zu aufwendig und vielleicht auch ein wenig übertrieben vor, Hunderte von Texten genauer zu betrachten, zumal ich einige davon schon als Teenager geschrieben hatte. Einen solchen zeitlichen Luxus konnte ich mir nicht leisten. Ich habe meine gesamte kreative Energie immer in die Musik gelenkt. Über den Bedeutungsgehalt der Songs wollte ich mir, wenn überhaupt, vielleicht später den Kopf zerbrechen. Als ich mich dann aber mit Paul Muldoon über ihre Entstehungsgeschichten unterhielt, wurde mir bewusst, dass eine intensivere Beschäftigung mit diesen Texten aufschlussreich und lohnend sein konnte.

Zum einen wusste ich, dass Paul sehr offen dafür war. Er war kein Biograf, der Klatsch oder Geheimnisse hören wollte oder hoffte, mehr über irgendeine vermeintliche Fehde zwischen mir und John oder Yoko zu erfahren. Auch war er kein übertriebener Fan, der sich zum Autor aufschwingen und jedes gesprochene Wort in heilige Schrift überführen wollte. Mir gefiel auf Anhieb, dass Muldoon Dichter ist. Wie ich mag er Worte und versteht deren Poetik – er weiß, dass Texte an sich schon eine Form von Musik sind, die im Zusammenspiel mit einer Melodie eine noch größere Magie gewinnen können.

Unsere Gespräche fanden über fünf Jahre verteilt statt, einige in London, aber die meisten in New York. Ich achtete darauf, dass wir uns wenigstens einmal sahen, wenn ich in der Stadt war. Fünf Jahre sind eine lange Zeit, und je mehr wir redeten, umso deut­licher zeigte sich, dass wir vieles gemeinsam hatten. Mir fiel es leicht, mich mit Paul zu identifizieren, nicht nur weil er Dichter ist, sondern auch weil er wie ich irische Vorfahren hat. Es gibt eine Reihe von Ähnlichkeiten in unseren Familiengeschichten. Ganz zu schweigen davon, dass Paul selbst Rock’n’Roll spielt und eigene Songs schreibt.

Ich hätte nie gedacht, dass ich diese Texte, von denen viele aus den sechziger und siebziger Jahren stammen, einmal analysieren würde. An die meisten hatte ich seit Jahren nicht mehr gedacht, und einige auch seit vielen Jahren nicht mehr live gespielt. Mit Paul als Resonanzboden aber wurde es zu einer – sehr schönen – Herausforderung, mir die Songs noch einmal anzusehen, sie zu zerpflücken und Muster darin zu entdecken, von denen ich gar nicht wusste, dass sie da waren.

Einen Song zu schreiben, ist eine einzigartige Erfahrung, anders als alles andere, was ich so kenne. Man muss dazu in der richtigen Stimmung sein und mit einem klaren Kopf beginnen. Man sollte seinem ersten Gefühl vertrauen, weil man am Anfang noch gar nicht so genau weiß, wohin die Reise geht. Bei den Gesprächen mit Paul war es ähnlich. Vor den Treffen wussten wir nur, über welche Songs wir sprechen wollten: Alles andere überließen wir seinem freien Lauf. Unweigerlich wurden dabei lange ruhende Erinnerungen wach, und neue Bedeutungen und Muster taten sich plötzlich auf.

Der beste Vergleich, der mir einfällt, ist ein altes Album mit Schnappschüssen auf ­einem Dachspeicher. Jemand holt es herunter, und plötzlich sieht man Seite für Seite ­Erinnerungen. Einige der alten Fotos wirken gestochen scharf und vertraut, andere sind sehr viel verschwommener. Es fiel mir nicht immer leicht, mich ­anhand der Texte zu erinnern, wie die Songs entstanden: wie ich sie strukturiert habe; welches Ereignis – ein Kinobesuch, ein Streit mit jemandem, den ich für einen Freund hielt – mich vielleicht auf die Idee brachte und was für Gefühle ich dabei hatte.

So wie das Gedächtnis nun einmal funktioniert, waren es häufig die ältesten Songs aus meiner Jugend, an die ich mich am leichtesten erinnerte. Eine Unterhaltung mit Jane ­Ashers Mutter, die ich sehr mochte, als ich mit Mitte zwanzig bei der Familie in der ­Wimpole Street wohnte, rief ich mir beispielsweise mühelos ins Gedächtnis, dagegen fiel es mir viel schwerer, mich an Konzerte zu erinnern, die gerade zehn oder fünfzehn Jahre zurücklagen. Mit Paul zu reden, war so unschätzbar wertvoll, weil oft eine alte Zeile zu einer anderen führte, bis mich plötzlich eine Flut an Erinnerungen überrollte.

Ein bisschen ist das so, als würde man einen Wald betreten. Erst einmal sieht man nur das Dickicht aus Bäumen, aber je tiefer man vordringt, umso mehr weiß man Dinge zu schätzen, die einem zuvor vielleicht gar nicht aufgefallen waren. Man betrachtet alles von mehreren Seiten und von oben bis unten, bemerkt Dinge, die zunächst nicht offensichtlich waren. Und wenn man sich damit beschäftigt hat, will man meist wieder heraus aus dem Wald. Das ist ein Muster, das sich über viele Jahre entwickelt; man neigt dazu, ­immer wieder denselben Weg zu nehmen, aber wenn man anfängt sich zu wiederholen, was leicht passiert, merkt man vielleicht, dass man gar nicht vorangekommen ist.

Ein Tischler, ein echter Handwerker, mag das anders sehen. Er fühlt sich wohl dabei, immer wieder denselben Stuhl zu zimmern. Aber was, wenn er sich zwingen...

Erscheint lt. Verlag 2.12.2021
Übersetzer Conny Lösch
Zusatzinfo mit ca. 647 Abbildungen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Beatles • Briefe • England • Fotografien • Hey Jude • Klassiker • Let it Be • Lieder • Liederbuch • Liedtexte • Liverpool • Musik • Musiker • Musikgeschichte • Paul McCartney • Popgeschichte • Privatarchiv • Skizzen • Songs • Songtexte • Yesterday
ISBN-10 3-406-77651-5 / 3406776515
ISBN-13 978-3-406-77651-9 / 9783406776519
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