Todesfall (eBook)

Ein Agnes-Tveit-Krimi
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
400 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491336-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Todesfall -  Randi Fuglehaug
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Ein entsetzter Schrei und eine Frau, die mit gewaltiger Wucht auf den Boden prallt - für eine Sekunde steht die Welt still Zwischen schneebedeckten Bergen, plätschernden Flüssen und spiegelglatten Seen findet alljährlich in Norwegens Westen ein großes Sportfestival statt.  Agnes Tveit, ehemalige Starreporterin aus Oslo, ist hautnah mit dabei, als sich der Fallschirm einer der  vier Springerinnen nicht öffnet. Vor den Augen hunderter Zuschauer stürzt die junge Frau, Mutter zweier Kinder, in den Tod.  Ein tragischer Unglücksfall? Agnes, die seit einem Jahr wieder in ihrem Heimatort wohnt, kannte die Frau seit ihrer Jugend und sucht nach Antworten. Bei den Recherchen für ihre Lokalzeitung entdeckt sie, dass diese idyllische Stadt viele dunkle Geheimnisse birgt, die seit Jahren im Verborgenen ruhen. Ein tödlicher Verrat und die Lügen der Vergangenheit - Agnes Tveit recherchiert in ihrem ersten Fall.  »Todesfall« ist ein spannender Kriminalroman der norwegischen Autorin Randi Fuglehaug, der von engen Freundschaften, tödlichem Verrat, von Aufbruch und Rückkehr handelt.  

Randi Fuglehaug ist eine norwegische Autorin und Free-Lance-Journalistin. Sie wuchs in Voss auf und kennt die Gegend, über die sie schreibt, sehr genau.  »Todesschlag« ist der zweite Kriminalroman in der Agnes-Tveit-Reihe.  Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Oslo.  

Randi Fuglehaug ist eine norwegische Autorin und Free-Lance-Journalistin. Sie wuchs in Voss auf und kennt die Gegend, über die sie schreibt, sehr genau.  »Todesschlag« ist der zweite Kriminalroman in der Agnes-Tveit-Reihe.  Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Oslo.   Christel Hildebrandt studierte Germanistik und Soziologie an der Universität Hamburg und schloss ihr Studium mit der Promotion zum Doktor der Philosophie ab. Seit 1988 arbeitet sie als freie Übersetzerin aus dem Norwegischen, Dänischen und Schwedischen. Sie lebt in Hamburg.

Für ihr fantastisches Krimidebüt Todesfall hat die norwegische Autorin Randi Fuglehaug ein atemberaubendes Setting gewählt.

Sehr zu empfehlen!

Autorin Randi Fuglehaug legt einen großartigen Debüt-Krimi vor.

SONNTAG


Sie hatte vergessen zu pieseln, und jetzt war es zu spät, um noch mal schnell auf die Toilette zu gehen.

Der Motor lief bereits, als sie an Bord gingen, alle anderen waren schon startklar. Sie wären verärgert, wenn sie jetzt plötzlich wieder aussteigen wollte. Die Eröffnungszeremonie hatte begonnen, der Zeitplan war eng. Während das Flugzeug langsam nach Osten auf die Startbahn rollte, schlug Veslemøy Liland die Beine übereinander und versuchte, das zu ignorieren, was ihre Oma »eine Pennälerblase« genannt hätte. Sie befestigte die Sicherheitsschlaufe in ihrer Ausrüstung, spürte, wie die dicke Wolle an den Schenkeln juckte. Sie hatten lange gebraucht, die Trachtenröcke in die engen Nylonstrumpfhosen zu stopfen. Das Ergebnis: Es war jetzt verdammt heiß. Sie blickte über die Schulter, stellte fest, dass die drei Freundinnen nicht das geringste Anzeichen erkennen ließen, auch von Harndrang oder Juckreiz geplagt zu werden. Joni schaute sie lächelnd und gleichzeitig fragend an. Sie hatte Helm und Brille noch auf dem Schoß liegen, es war zu heiß, um irgendetwas länger als unbedingt nötig auf die roten Locken zu drücken.

Erst als das Flugzeug am Ende der Rollbahn wendete, entdeckte sie den Typen, der den Sprung filmen sollte. Sie konnte ihn hinter Jonis Löwenmähne gerade so erkennen. Sie hatte ihn noch nie getroffen, er schien neu zu sein. Seitdem sie nicht mehr die Zeit hatte, regelmäßig zu springen und zu den Partys zu gehen, war es bei all diesen Neuzugängen im Verein nicht so einfach, auf dem Laufenden zu bleiben.

Durch das Flugzeug ging ein Ruck, dann gab es Vollgas Richtung Westen. Alle saßen sie mit dem Rücken zur Flugrichtung, und als Veslemøy spürte, dass sie vom Boden abhoben, schaute sie durch das kleine Fenster zum Klubhaus. Vor dem Eingang des Cafés wimmelte es von Kindern und Erwachsenen, Teilnehmern und Zuschauern, Bekannten und …

Sie zuckte zusammen.

Ein Mann stand dort, etwas abseits, die Arme vor der Brust verschränkt, und starrte in Richtung Flugzeug.

War es möglich?

Sie versuchte zurückzublicken, aber das Klubhaus und derjenige, den sie gesehen hatte, den sie glaubte, gesehen zu haben, wurden kleiner und kleiner. Bald verschwand das Klubhaus aus ihrem Blickfeld. Und das Gesicht, das sie seit so vielen Jahren nicht gesehen hatte, das Gesicht, von dem sie gehofft hatte, es nie wiedersehen zu müssen.

Eine eiserne Faust schien ihr Herz zusammenzudrücken.

Sie musste sich geirrt haben.

Das war nur ein Mann, der ihm ähnlich sah.

Sie lehnte sich zurück und versuchte, sich nur noch auf das monotone Brummen des Flugzeugmotors zu konzentrieren, aber die Unruhe hatte sich in ihrem ganzen Körper ausgebreitet. Sie nahm den Geruch von Schweiß und häufig benutzter Ausrüstung wahr, doch plötzlich war da auch noch ein anderer Geruch, ein kräftiges Parfüm. Sie versuchte, die Erinnerung daran abzuschütteln, wollte die Bilder auf keinen Fall heraufbeschwören, aber ihr Magen rebellierte bereits.

Sie musste sich zusammenreißen. Konzentrieren. Positiv denken, an die Sonnenstrahlen, die ihr in die Augen stachen, als sie wieder hinausschaute und die Baumwipfel von Bømoen unter sich verschwinden sah. Bald waren die Bäume zu einer zusammenhängenden, grünspanfarbenen Decke geworden, und das Flugzeug steuerte auf die nahe gelegenen Berge zu, über denen sich ein fast schockierend blauer Himmel wölbte. Schon bald lag der See, das ruhige Lundarvatnet, unter ihnen, sie flogen weiter zum Lønavatnet. Sie spürte, wie sich der dunkle Griff um ihr Herz ein wenig lockerte. Was für ein Timing mit dem Wetter. Sie konnte sich nicht erinnern, wann es das letzte Mal so phantastisch gewesen war, wann der Nebel nicht darauf bestanden hatte, alles, was schön war, auszuradieren. Der Frühling war durchgehend zu nass gewesen, und die Wettervorhersagen für Voss hatten davor gewarnt, dass das diesjährige Festival buchstäblich ins Wasser fallen würde. Sie hatte sich schon darauf eingestellt, dass sie sich bei allen angereisten Fallschirmspringern entschuldigen würde, die ohne jeden Zweifel von gutem Wetter ausgegangen waren. Den Veteranen waren ja das Klima und die Bierpreise bekannt, sie kamen so oder so, aber die Neuen, die Jungen, Eifrigen, die lange Anfahrtswege auf sich nahmen, um über the beautiful fjords abzuspringen, sie wären enttäuscht gewesen, wenn die Veranstaltung hätte abgesagt werden müssen. Und dabei war das Vangsvatnet überhaupt kein Fjord.

Positiv denken. Das würde eine richtig gute Woche werden. Noch bis vor wenigen Minuten hatte sie sich sonderbar erleichtert gefühlt, obwohl ihre Blase sich auf so peinlich unroutinierte Art bemerkbar machte. Sie starrte auf ihr Handgelenk, der Höhenmesser zeigte siebentausend Fuß, und im gleichen Moment kam eine SMS von Steven.

I hate you for this, schrieb er.

Sie spürte einen festen Druck im Bauch. In erster Linie war das schlechte Gewissen daran schuld, aber auch die Angst davor, was er machen könnte. Die tanzenden Punkte auf dem Display zeigten, dass er immer noch schrieb, und kurz darauf kam eine weitere Nachricht.

But I will never let you go.

Sie hätte ihm schon viel früher die Wahrheit sagen müssen, das bereute sie jetzt. Aber sie hatte es einfach nicht gekonnt. Und auch wenn es weh tat, war es jetzt doch am besten so. Sie liebte ihn, hasste aber die Person, zu der er geworden war. Und den ewigen Streit, der sich jedes Wochenende wiederholte, und die Wut darüber, dass er so spät nachts nach Hause kam und nach Schnaps stank. Nur selten hatte sie sich beschwert, aber selbst bemerkt, dass sie diesen strammen Gesichtsausdruck bekam, von dem sie genau wusste, dass er dem ihrer Mutter ähnelte. Sie wollte ja so gern verständnisvoll sein, wusste, wie wichtig es für ihn war, den Tag entspannt ausklingen zu lassen, der viel zu früh begonnen hatte und der sich täglich aufs Neue wiederholte. Der Tag, dessen Tonspur von den Zwillingen kam, dessen kennzeichnender Geruch aus dem Windeleimer aufstieg. Sie selbst hatte sich an das Leben zu viert gewöhnt, es gefiel ihr sogar. Er dagegen hatte sich wahrscheinlich niemals vorstellen können, jemals in so einem Alltag festzusitzen. Er hätte in Queenstown bleiben sollen, billiges Bier trinken und auf einer Matratze auf dem Boden schlafen, in einem 25-Quadratmeter-Apartment. So sah das gute Leben für Steven aus.

Sein großer Fehler war es gewesen, dass er mit ihr zurückgekommen war.

Und dafür mussten sie nun beide zahlen.

Oft dachte sie an den Tag, an dem sie den ersten Ultraschalltermin im Krankenhaus hatten. Er hatte ihn als point of no return bezeichnet. Die Hebamme hatte ihre Begeisterung darüber, dass da zwei im Bauch waren, nicht verbergen können. Sie platzte damit heraus, noch bevor sie selbst etwas auf dem kleinen Monitor erkennen konnte, und Veslemøy hatte Stevens Gesichtsausdruck genau lesen können, als er tapfer so tat, als würde er sich genauso sehr freuen wie sie selbst. Danach war er nie wieder wirklich glücklich gewesen.

Sie hätte es ihm schon damals sagen müssen.

»Two minutes call, guys!«

Die Stimme des Piloten riss sie schnell und effektiv aus den Gedanken. Kurz danach spürte sie, wie er die Motorkraft drosselte und das Flugzeug langsamer wurde. Zwölftausend Fuß. Sie richtete sich auf, denn sie saß am nächsten an der Tür der kleinen Cessna 206 und sollte als Erste rausspringen. Das LIFO-Prinzip – »last in, first out« – war wohl mit das Erste, was sie im Anfängerkursus gelernt hatte, zu einer Zeit, die inzwischen hundert Jahre zurückzuliegen schien. Und dort hatte sie außerdem gelernt, dass es keine schlechte Idee war, noch einmal auf die Toilette zu gehen, bevor man an Bord des Flugzeugs stieg.

Sie kam auf die Beine, zog die Tür auf, und der ungewöhnlich warme Wind wehte ihr ins Gesicht.

Sie schob die Brille zurecht, klopfte sich zweimal oben auf den Helm.

Jetzt volle Konzentration.

Noch einmal schaute sie über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass die Freundinnen bereit waren. Drei Daumen streckten sich ihr entgegen. Auch Gro und Katten, die bis zu diesem Zeitpunkt die Augen nur aufs Handy gerichtet hatten, waren jetzt konzentriert bei der Sache. Vorsichtig trat sie auf den Absatz auf der Flugzeugaußenseite, die drei anderen Frauen direkt hinter sich. Sie griff mit einer Hand Gros Arm, die wiederum eine Hand auf Jonis Arm gelegt hatte, und diese wiederum bei Katten.

»READY – SET – GO«, rief sie, und dann sprangen alle vier gleichzeitig.

Die Schwerkraft übernahm die Kontrolle, und das weiche, vertraute Windbett nahm sie in Empfang. Sie hielten einander weiterhin an den Armen fest, die Gesichter in der Sternformation einander zugewandt. Alle hatten Augenkontakt miteinander. Auf Veslemøys Kommando hin begannen sie mit der Choreographie, die sie schon so oft gemeinsam ausgeführt hatten, vor dem Himmel als Bühne. Aber dieses Mal gelang es Veslemøy nicht wie sonst, alle anderen Gedanken auszuschalten.

Die Frage ließ sie einfach nicht los, ob er es tatsächlich gewesen war, den sie da gesehen hatte.

Und wenn ja, dann war es wohl kaum ein Zufall, dass er ausgerechnet hier auftauchte.

Aber dieses Mal musste sie vorbereitet sein. Es war an der Zeit, dass sie allein zurechtkam, für sich sprechen, sich selbst verteidigen konnte.

Sie schaute auf ihr Handgelenk.

Fünftausend Fuß.

Das war schnell gegangen.

Veslemøy Liland fing die Blicke ihrer Freundinnen ein letztes...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2022
Reihe/Serie Die Agnes-Tveit-Krimis
Übersetzer Christel Hildebrandt
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Abifeier • Affäre • Extremsportfestival • Fallschirmspringer • fesselnde Spannung • Fjord-Norwegen • Frauenfreundschaft • Freundschaft • Geheimnis • gute unterhaltung • haakon • Heimat • Hoher Norden • Investigativer Journalismus • Johanna Mo • Jo Nesbo • Journalistin Agnes Tveit • Jugendsünde • Kinderwunsch • Kriminalroman • Krimi-Neuerscheinungen • Krimi und Spannung • Lina Bengtsdotter • Mattias Edvardsson • metoo • Mette Marit • Paraglider • Paraglyder • skandinavische Thriller • Staatsanwalt • Tageszeitung • Thriller-Neuerscheinungen • Todesfall • Urlaubslektüre • Vangsvatnet • Vergewaltigung • Vertuschung • Voss
ISBN-10 3-10-491336-6 / 3104913366
ISBN-13 978-3-10-491336-0 / 9783104913360
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