Blinde Furcht (eBook)

Thriller | Kate Burkholder ermittelt bei den Amischen: Band 13 der SPIEGEL-Bestseller-Reihe
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2022 | 1. Auflage
352 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491402-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Blinde Furcht -  Linda Castillo
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Sie war aufsässig und rebellisch. Doch kannte der Mörder auch ihr dunkles Geheimnis?  Der dreizehnte Fall für Polizeichefin Kate Burkholder von Spiegel-Bestsellerautorin Linda Castillo.  In einem Motel in Painters Mill wird die Leiche einer jungen Frau gefunden - brutal ermordet. Als Kate Burkholder zum Tatort gerufen wird, ist sie schockiert. Sie kennt das Opfer von früher. Rachael Schwartz war eine charmante, aber auch rebellische junge Frau, die der strengen Ordnung ihrer amischen Familie vor vielen Jahren für immer entfloh. Doch warum kehrte sie jetzt zurück? Und wer hat sie so brutal umgebracht?  Kate erinnert sich, dass Rachael als Kind und Teenager genauso aufsässig war  wie sie selbst damals, Rachael hielt sich nicht an die Regeln, beachtete keine Konventionen und hinterließ Familie und Freunde nach ihrer Flucht völlig zerstört. Es gab einige, die ihr nichts Gutes nachsagten. Doch was nur wenige wussten: Rachael hütete ein dunkles Geheimnis. Und derjenige, der Rachael getötet hat, wird alles daran setzen, dass ihr Geheimnis nicht ans Tageslicht kommt. Dafür ist ihm jedes Mittel recht.   Um die ganze Wahrheit aufzudecken und den Mörder zur Strecke zu bringen, braucht Kate einen ausgeklügelten Plan. Sonst wäre Rachaels Geheimnis für immer vergessen. Und ihr Schicksal bliebe ungesühnt.  

Linda Castillo wuchs in Dayton im US-Bundesstaat Ohio auf, schrieb bereits in ihrer Jugend ihren ersten Roman und arbeitete viele Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit »Die Zahlen der Toten« (2010), dem ersten Kriminalroman mit Polizeichefin Kate Burkholder. Linda Castillo kennt die Welt der Amischen seit ihrer Kindheit und ist regelmäßig zu Gast bei amischen Gemeinden. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und zwei Pferden auf einer Ranch in Texas.

Linda Castillo wuchs in Dayton im US-Bundesstaat Ohio auf, schrieb bereits in ihrer Jugend ihren ersten Roman und arbeitete viele Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit »Die Zahlen der Toten« (2010), dem ersten Kriminalroman mit Polizeichefin Kate Burkholder. Linda Castillo kennt die Welt der Amischen seit ihrer Kindheit und ist regelmäßig zu Gast bei amischen Gemeinden. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und zwei Pferden auf einer Ranch in Texas. Helga Augustin hat in Frankfurt am Main Neue Philologie studiert. Von 1986 - 1991 studierte sie an der City University of New York und schloss ihr Studium mit einem Magister in Liberal Studies mit dem Schwerpunkt ›Translations‹ ab. Die Übersetzerin lebt in Frankfurt am Main.

[...] außerordentliche Spannung [...]

2. Kapitel


Der Winter im Nordosten Ohios ist endlos. Die Menschen sitzen die meiste Zeit in ihren Häusern und Wohnungen fest, zumal auch die Sonne oft wochenlang nicht zu sehen ist. Wenn dann die schonungslose Kälte und der viele Schnee endlich überstanden sind und das erste Grün die Felder färbt, brechen mit der Wucht einer Flutwelle die Frühlingsgefühle hervor.

Mein Name ist Kate Burkholder, und ich bin Chief of Police in Painters Mill, Ohio. Die hübsche Kleinstadt wurde 1815 gegründet, hat etwa fünftausenddreihundert Einwohner und liegt im Herzen des Amish Country. Ich bin als Amische geboren, aber anders als die meisten amischen Jugendlichen, habe ich die Glaubensgemeinde mit achtzehn Jahren verlassen und bin ins nahe gelegene Columbus gezogen. Dort habe ich die Hochschulreife erlangt, ein Diplom in Strafrecht gemacht und bin schließlich bei der Polizei gelandet. Nach einigen Jahren in der Großstadt hat es mich zurück zu meinen Wurzeln gezogen, und als der Stadtrat mir eine Stelle als Polizeichefin anbot, bin ich in meine Heimatstadt zurückgekehrt. Ich habe es nie bereut.

Heute Morgen plane ich, zusammen mit meinem Lebensgefährten John Tomasetti – er ist Agent beim Ohio Bureau of Criminal Investigation, kurz BCI – Reparaturen an unserer Scheune durchführen. Wir haben uns, kurz nachdem ich Polizeichefin geworden war, während der Ermittlungen in einem Mordfall kennengelernt und sind trotz eines holprigen Starts bald ein Paar geworden. Dass daraus tief empfundene Verbundenheit und eine dauerhafte Beziehung wurde, überraschte uns beide, und ich bin zum ersten Mal in meinem Erwachsenenleben vorbehaltlos glücklich.

Wir wollen einige Stellen der äußeren Scheunenverkleidung ausbessern, weshalb Tomasetti in einer Holzhandlung zwanzig Nut-und-Feder-Bretter und mehrere Liter Farbe gekauft hat. Während wir das Material aus dem Pick-up laden, picken und scharren ein Dutzend Buckeye-Hühner im Erdboden.

Auf unserer zweieinhalb Hektar großen Farm gibt es immer etwas zu tun. Das liegt hauptsächlich daran, dass wir das meiste selber machen, und wie so oft im Leben, lernt man nie aus. Wir hoffen, mit der Reparatur der Außenwände am nächsten Wochenende fertig zu werden. Das Wochenende darauf wollen wir alles grundieren und streichen. Und wenn das Wetter mitspielt, werden wir übernächstes Wochenende mit der Gartenarbeit beginnen.

»Ich hab gehört, du hast endlich jemanden für die Telefonzentrale gefunden«, sagt Tomasetti, während er die Bretter von der Ladefläche auf den Stapel am Boden zieht.

»Gestern hat sie angefangen«, sage ich. »Passt gut zu uns.«

»Mona ist sicher froh darüber.«

Bei dem Gedanken an Mona, meine frühere Telefonistin – und jetzt unser erster weiblicher Officer in Vollzeit –, muss ich lächeln. »Nicht nur sie«, sage ich. »Auch die Chefin wird jetzt hin und wieder einen Tag frei haben.«

Inzwischen steht er auf der Ladefläche, in jeder Hand einen knapp vier Liter schweren Farbeimer, und sieht auf mich herab. »Sie gefällt mir jetzt schon.«

Ich lasse das letzte Brett auf den Stapel fallen und sehe zu ihm hoch. »Hat dir schon mal jemand gesagt, wie gut du mit den Lederhandschuhen aussiehst?«, frage ich.

»Das höre ich andauernd«, sagt er.

Als er vom Wagen heruntersteigt, vibriert mein Handy an der Hüfte. Ich blicke aufs Display, auf dem die Nummer meines Reviers steht, und nehme ab. »Hi, Lois.«

»Chief.« Lois Monroe hat Frühschicht in der Telefonzentrale. Sie ist eine selbstbewusste Frau, Großmutter, Kreuzworträtsel-Ass und eine erfahrene Telefonistin. Ihre Stimme sagt mir, dass sie um Fassung ringt.

»Mona hat einen Anruf des Managers vom Willowdell-Motel entgegengenommen und gerade per Funk durchgegeben, dass in einem der Zimmer eine Leiche liegt.«

Sofort frage ich mich, ob es sich um einen natürlichen Tod handelt – einen Herzinfarkt oder unglücklichen Sturz – oder, was am schlimmsten wäre, um eine Überdosis. Denn das ist in letzter Zeit viel zu oft der Fall, selbst in einer kleinen Stadt wie Painters Mill.

»Wissen Sie schon etwas Genaueres?«, frage ich.

»Mona sagt, es sieht nach einem Tötungsdelikt aus, Chief. Und dass es ein schlimmer Anblick ist. Sie klang ziemlich mitgenommen.«

Solche Anrufe bekomme ich nicht oft.

»Ich bin unterwegs«, sage ich. »Mona soll den Tatort absperren und mögliche Beweise sichern. Niemand darf das Zimmer betreten. Schicken Sie einen Krankenwagen hin, und geben Sie dem Leichenbeschauer Bescheid.«

* * *

Ich brauche zwanzig Minuten von unserer Farm in Wooster zum Motel, eine Rekordzeit, zumal ich erst noch die Uniform anziehen und den Ausrüstungsgürtel umschnallen musste.

Das Willowdell-Motel gehört zu den Wahrzeichen von Painters Mill. MODERNISIERTES MOTEL DER FÜNFZIGER JAHRE, SAUBERE ZIMMER und GLITZERNDER POOL heißt es auf dem Schild an der Straße, das Touristen anlocken soll, die zur Erholung ein paar Tage im Amish Country verbringen wollen. Die Einwohner der Stadt würden es etwas weniger euphorisch beschreiben, denn der Pool funkelt nicht wirklich, die Fassade müsste dringend frisch gestrichen werden, und die Zimmer wurden seit den 1980er Jahren nicht mehr renoviert.

Ich fahre auf den Schotterparkplatz, wo Monas Streifenwagen mit flackerndem Blaulicht neben dem Eingang zum Büro steht. Sie selbst unterhält sich gerade vor Zimmer 9 mit einem korpulenten Mann in Camouflage-Hose und Golfshirt. Ich bin ihm schon begegnet, kann mich aber nicht mehr an seinen Namen erinnern. Wahrscheinlich der Manager. Ich parke meinen Explorer neben dem Streifenwagen, nehme das Handfunkgerät und lasse Lois in der Telefonzentrale wissen, dass ich am Tatort eingetroffen bin.

Als ich aussteige, wirkt Mona über die Maßen erleichtert, mich zu sehen. Sie ist sechsundzwanzig und erst seit wenigen Wochen Vollzeit-Officer – vorher hat sie in der Telefonzentrale gearbeitet –, aber sie ist noch immer genauso fasziniert von der Polizeiarbeit wie am ersten Arbeitstag. Trotz fehlender Erfahrung ist sie eine gute Polizistin mit wachem Instinkt, hoch motiviert und bereit, auch unbeliebte Schichten zu übernehmen, was in einem Revier mit nur fünf Officers ein echtes Plus ist.

Mir fällt sofort ihre ungewöhnliche Blässe auf, ihre Hand ist zittrig und kalt bei der Begrüßung. Dabei ist Mona wirklich keine Mimose. Wie die meisten meiner Officers zieht sie Action der Langeweile vor, und es gab noch kein Verbrechen, dessen Untersuchung sie nicht fasziniert hätte. Aber heute Morgen ist ihr Gesicht wie versteinert, und ich bin ziemlich sicher, auf dem Ärmel ihrer Jacke Spuren von Erbrochenem zu sehen.

»Was gibt es?«, frage ich.

»Die Tote ist eine Frau.« Sie deutet mit dem Blick zu Zimmer 9. »Sie liegt auf dem Boden. Und überall ist Blut, Chief. Ich hab keine Ahnung, was passiert ist.« Sie blickt über die Schulter zu dem Mann, der angestrengt versucht, jedes Wort zu verstehen, und senkt die Stimme. »Es sieht nach einem heftigen Kampf aus. Ich kann nicht erkennen, ob sie erstochen oder erschossen oder … anders zu Tode gekommen ist.«

Ich wende mich an den Mann. »Sie sind der Manager?«

»Doug Henry.« Er tippt auf das MANAGER-Schild an seinem Shirt. »Ich hab angerufen.«

»Eine Ahnung, was passiert ist?«, frage ich. »Haben Sie irgendetwas gesehen?«

»Also spätestens um elf Uhr muss ausgecheckt werden. Das Zimmermädchen ist heute nicht da, deshalb wollte ich selber sauber machen. Gegen zehn Uhr dreißig hab ich im Zimmer angerufen, aber niemand hat sich gemeldet, da hab ich bis elf gewartet und dann an die Tür geklopft. Als sie nicht geantwortet hat, bin ich mit meinem Schlüssel rein.« Er atmet tief auf. »So was hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen, und ich hab hier im Schlachthof gearbeitet. Überall Blut und umgeworfene Sachen. Ich hab schnell die Tür zugemacht und die Polizei angerufen.«

»Wie heißt die Frau, die das Zimmer gebucht hat?«, frage ich.

»Ihr Nachname ist Schwartz«, sagt er.

Kein ungewöhnlicher Name in diesem Teil von Ohio, bei Amischen wie bei Englischen. Wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt, gibt es mindestens zwei Familien mit dem Namen hier in Painters Mill. »Vorname?«

»Ich kann gehen und nachsehen, wenn Sie wollen«, bietet er an.

»Das wäre nett.« Ich wende mich an Mona. »Haben Sie sichergestellt, dass niemand mehr im Zimmer ist?«

Sie verzieht das Gesicht und schüttelt den Kopf. »Bei ihrem Anblick war mir sofort klar, dass ich damit nicht klarkomme, und bin raus.«

»Hat danach noch jemand das Zimmer betreten?«

»Nein, niemand sonst.«

»Leichenbeschauer und Krankenwagen sind unterwegs?«

Sie nickt. »Und auch die Kollegen vom Sheriffbüro.«

»Wir stellen zuerst sicher, dass niemand mehr im Zimmer ist«, sage ich und trete zur Tür von Zimmer Nummer 9. »Achten Sie auf mögliche Beweisstücke. Und nichts anfassen«, füge ich hinzu, als Mona hinter mich tritt.

»Roger.«

Ich brauche einen Moment, bis sich meine Augen an das düstere Innere gewöhnt haben. Noch bevor ich das Blut sehe, steigt mir dessen unangenehmer Geruch nach Metall und Schwefel in die Nase. Dann fällt mein Blick auf einen tellergroßen rotschwarzen Fleck im Teppichboden, etwa einen Meter entfernt. Schmierspuren auf dem Bettzeug, Spritzer an Kopfteil und Wand und sogar an der Zimmerdecke. Auf der anderen Seite des Bettes sehe ich die Hand des Opfers.

»Sie checken das Bad«, sage ich.

Als ich...

Erscheint lt. Verlag 29.6.2022
Reihe/Serie Kate Burkholder ermittelt
Übersetzer Helga Augustin
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Amische • Amischgemeinde • Bestseller • Ermittlerin • Frauenfigur • Glaube • John Tomasetti • Kate Burkholder • Lügen • Ohio • Ohio, USA • Spannende Unterhaltung • Spannung • Starke Frauen • Todesurteil • USA • verboten • Zeitgeschichtlicher Kriminalroman
ISBN-10 3-10-491402-8 / 3104914028
ISBN-13 978-3-10-491402-2 / 9783104914022
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