John Sinclair Sonder-Edition 168 (eBook)

Der Lächler

(Autor)

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2021 | 1. Aufl. 2021
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2260-5 (ISBN)

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John Sinclair Sonder-Edition 168 - Jason Dark
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Onopko war ein Prototyp. Er war die erste dämonische, aber doch menschlich aussehende Killermaschine des KGB. Und er war 'Der Lächler'.
Dann änderten sich die Zeiten. Die UdSSR verschwand, der KGB verlor seine Macht. Nur Onopko blieb. Er war jetzt zu einer Altlast geworden, die unbedingt beseitigt werden musste.
'Der Lächler' aber war schlauer als die Schergen der neuen Machthaber und entwischte.
Und von nun an regierte die Angst. Denn Onopko würde sich rächen und die bestrafen wollen, die ihn einst erschaffen hatten. Zwei dieser Männer hatten sich nach England abgesetzt ...


Der Lächler

von Jason Dark

Onopko war ein Prototyp. Er war die erste dämonische, aber doch menschlich aussehende Killermaschine des KGB. Und er war ›Der Lächler‹.

Dann änderten sich die Zeiten. Die UdSSR verschwand, der KGB verlor seine Macht. Nur Onopko blieb. Er war jetzt zu einer Altlast geworden, die unbedingt beseitigt werden musste.

›Der Lächler‹ aber war schlauer als die Schergen der neuen Machthaber und entwischte.

Und von nun an regierte die Angst. Denn Onopko würde sich rächen und die bestrafen wollen, die ihn einst erschaffen hatten. Zwei dieser Männer hatten sich nach England abgesetzt ...

Es war nicht der Weg in die Freiheit, es war die Reise in den Tod. Onopko, der Lächler, wusste das genau, auch wenn ihm etwas anderes versprochen worden war.

Unter dem Hubschrauber glitt diese vermeintliche Freiheit in Form von kleinen Seen, Wäldern aus Niederholz und dunkelgrünen, sumpfigen Ebenen hinweg. Onopko kannte die Regeln, er wusste, dass sie ihn nicht mehr brauchten, dass er ein Stück der alten UdSSR war, das entsorgt werden musste.

Er roch noch immer den verdammten Knastgestank. Eine Mischung aus Urin, Kot und Dreck, in der sich nur Ratten wohl fühlten, aber keine Menschen. Die hatte man in die Zellen eingepfercht, und den Wächtern war es oft genug egal, ob die Gefangenen krepierten oder überlebten.

Der Lächler war nicht gestorben. Er lebte, er würde leben, denn er war so etwas wie ein Mythos. Er war erschaffen worden, und der KGB hatte sich damals seiner bedient. Nur wollte man davon heute nichts mehr wissen. Typen wie Onopko passten nicht in das neue Reformprogramm, und deshalb mussten sie ausgelöscht werden.

Doch der Lächler lebte.

Er würde immer leben, darüber machte er sich keine Sorgen. Deshalb war er auch nicht nervös, trotz der Handschellen, mit denen sie ihn gefesselt hatten. Sie hatten ihm die Arme auf den Rücken gebogen und die beiden Stahlkreise um seine Handgelenke geschlagen. Das Metall schnitt tief in die Haut des Mannes.

Er verspürte Schmerzen wie jeder Mensch. Nur litt er nicht so wie andere. Er lächelte die Schmerzen einfach weg.

Drei Bewacher hatte man ihm mitgegeben. Eigentlich nur zwei, denn den Piloten, einen finster aussehenden Mann, der bisher noch kein Wort mit ihm gewechselt hatte, zählte er nicht mit. Die beiden Aufpasser hockten im hinteren Teil des Hubschraubers neben ihm. Er kannte ihre Namen nicht. Sie waren nur Nummern. Der eine die Nummer eins, der andere die Nummer zwei.

Es gehörte einfach zum Image des Knasts. Man verlor die Menschlichkeit. Man war nur eine Nummer, nicht mehr und nicht weniger. Und wurde jemand entlassen, konnte er dieses Gefühl und Wissen auch im normalen Leben nicht mehr abschütteln. Wer aus dieser Hölle herauskam, der blieb in diesem Kreislauf.

Onopko hockte zwischen den beiden Aufpassern. In der Maschine war es kalt. Der Winter hatte sich in diesem Teil des Landes schon angemeldet. Zwar war in den Ebenen noch kein Schnee gefallen, doch lange würde es nicht mehr dauern. Noch lag das Land wie ein unendliches, grün-braunes Bild unter ihm, menschenleer, verwaist, auch von den Tieren verlassen. Die Taiga, wie sie im Buche stand.

Der Lächler bemerkte die Unruhe der beiden Aufpasser. Immer öfter schauten sie durch die Scheiben in die Tiefe. Zudem hatte der Hubschrauber an Höhe verloren, und der Pilot hatte die Geschwindigkeit gesenkt, alles war vor dem Flug genau abgesprochen worden.

Nummer eins zündete sich eine Zigarette an, obwohl das Rauchen verboten war. Niemand kümmerte sich darum. Es war eine Zigarette aus dem Westen, an diese Ware war jetzt besser heranzukommen als früher.

Der Mann saugte den Rauch ein und blies ihn durch die Nasenlöcher wieder aus. Vor seinem Kinn dampften Wolken, die auch vor das Gesicht des Lächlers zogen, das unbeweglich blieb.

Es war ein besonderes Gesicht. Kalt und bösartig. Sehr breit und sehr lang, mit einer ungewöhnlich hohen Stirn, auf der eine dünne Narbe zu sehen war. Die Haut hätte ebenso gut durch etwas anderes ersetzt worden sein können, durch ein dünnes Stück Stoff zum Beispiel, denn das Gesicht wirkte versteinert, als wäre es durch nichts in Bewegung zu bringen. Leblose Augen, eine kräftige, zum Ende hin breite Nase und darunter der Mund mit den ebenfalls sehr breiten Lippen, der aussah wie eine genmanipulierte Banane.

Onopkos war kompakt, schwer, aber nicht fett. Er war wie eine Wand, wie ein Schrank, der sich durch nichts von seiner Position wegrücken ließ.

Im Knast hatte er nie etwas erzählt. Auch die Wächter wussten nicht viel über ihn, und so war es zu einer Legendenbildung gekommen. Er wurde als Monster angesehen, als ein Mensch ohne Gefühle, fast schon als russischer Frankenstein.

Dass mit Onopko etwas nicht stimmte, wusste man. Es war nur nicht bekannt was es war, und wenn Onopko lächelte, dann ergriffen alle, die dieses Lächeln sahen, die Flucht.

Sein Lächeln war sein Markenzeichen. Ein Grinsen wie der Tod. So war er bekannt geworden, und in der Kartei des KGB war er in den alten Zeiten nur als ›der Lächler‹ geführt worden. Als eine Person ohne Hintergrund, als Kämpfer, als Töter, als jemand, der eine ultimative Waffe war.

Das lag zurück. Lange schon.

Zu lange für Onopko, der sich immer unter Kontrolle gehabt hatte, als er in der engen Einzelzelle sein verfluchtes Dasein fristete. Das aber gehörte jetzt der Vergangenheit an. Es gab jetzt wichtigere Dinge zu erledigen, und Onopko war bereit, auf den richtigen Zeitpunkt zu warten, um dann zuzuschlagen.

Der Pilot drehte den Kopf. In seinen dunklen Augen stand eine Frage. Onopko bemerkte dies sehr deutlich, obgleich er so tat, als hätte er nichts gesehen, auch nicht das Nicken der beiden Wächter rechts und links neben ihm.

Dafür verdrehte er die Augen, um nach rechts aus dem Fenster zu blicken, wo noch immer die Unendlichkeit der Taiga unter ihnen hinwegfloß wie ein Meer, das nie aufhören wollte.

Er sah kaum noch Wald. Dafür eine freie Fläche, noch grün, aber hin und wieder unterbrochen von unterschiedlich großen, stumpfen und ovalen Abschnitten, als lägen Riesen dicht unter der Oberfläche, die mit ihren Augen in die Höhe glotzten. Es waren Tümpel, kleine Teiche, Mini-Seen, die eben zu einem Sumpfgelände dazugehörten.

Das genau war es.

Der Sumpf.

Unendlich, unheimlich und gierig. Er verschluckte alles und gab nichts mehr zurück. Würde man ihn mit einer Stadt füttern, er würde auch sie verschlingen, und ein einzelner Mensch war erst recht kein Hindernis. Der Lächler rechnete sich aus, was auf ihn zukommen würde, aber sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos. Mit keiner Bewegung gab er zu verstehen, dass er Bescheid wusste.

Nummer zwei seufzte.

Es war ein Geräusch, das Onopko aufmerksam werden ließ. Er schaute den Mann an, der sich nach vorn beugte und die Hand nach der Lehne des Co-Pilotensitzes ausstreckte, um sich dort beim Hochkommen festzuhalten. Geduckt blieb er stehen.

Der Pilot hatte die Bewegung mitbekommen. Die Maschine verlor noch mehr an Geschwindigkeit, sie glitt dabei etwas tiefer und kam schließlich in der Luft zum Stehen.

Der Lächler schaute rasch aus dem Fenster. Unter ihm lag der Sumpf und direkt unter dem Hubschrauber einer dieser größeren Tümpel. Dessen Oberfläche kräuselte sich im Wind der Rotorblätter.

Nummer zwei bewegte sich auf den Ausstieg zu. Mit einer Hand am Griff wandte er sich noch einmal an den Piloten. Was die beiden sprachen erfuhr Onopko nicht. Das zufriedene Nicken der Männer deutete allerdings an, dass sie übereinstimmten.

Der Wächter riss den Ausstieg auf. Scharfer Wind peitschte in die Maschine und wirbelte sogar einige braune Blätter hinein. Onopko rührte sich nicht, aber der Typ neben ihm stieß ihn mit einem harten Gegenstand an.

Der Lächler schaute hin, und sein Blick fiel auf den Lauf einer Pistole.

»Steh auf!«

»Warum?«

»Hoch mit dir!« Nummer eins rammte Onopko die Mündung gegen den Hals. In seinen Augen lag kein Gefühl. Er würde schießen, aber er hatte, ebenso wie sein Kollege, einen anderen Befehl erhalten. Sie würden Onopko aussteigen lassen. Der Sumpf würde ihn für immer verschlucken. Dass sie ihn nicht als Leiche in die Tiefe werfen wollten, sah er als reine Boshaftigkeit ihrerseits an. Sie wollten ihn leiden sehen. Männer ohne Seele und Gefühl.

»Ist gut!«, sagte Onopko. In seiner Stimme hatte kein Gefühl mitgeklungen. Andere hätten gezittert und gebebt, was normal gewesen wäre. Nicht aber der Killer, bei ihm war nichts normal und vergleichbar mit einem Menschen aus Fleisch und Blut.

Er stand auf. Den Kopf hielt er vorgestreckt, der Blick seiner Augen war auf das Ziel – den offenen Ausstieg mit dem Wächter daneben – fixiert. Die Hände lagen auf dem Rücken, wobei die Gelenke von den Stahlklammern fest umschlungen waren.

Nummer eins, der die Waffe hatte sinken lassen, schaute auf diese Hände, und er dachte daran, dass sie schon manchen Menschen vom Leben in den Tod befördert hatten. Es waren Killerpranken, daraus machte Onopko auch keinen Hehl.

Er musste sich zwischen den beiden Sitzen...

Erscheint lt. Verlag 9.11.2021
Reihe/Serie John Sinclair Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-2260-2 / 3751722602
ISBN-13 978-3-7517-2260-5 / 9783751722605
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