Null gleich eins (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
432 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60153-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Null gleich eins -  Arne Dahl
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Das Eis kennt alle Geheimnisse. Jetzt gibt es sie preis. Ein eisiger Frühling geht zu Ende, der Sommer bricht an. Berger und Bloms Polizeikontakt Deer kämpft sich nach einem fürchterlichen Angriff zurück ins Leben. Zur Schreibtischarbeit verbannt, stößt sie auf eine Verbindung zwischen mehreren Leichen, die im Eis der Stockholmer Schären gefunden werden. Sam Berger und Molly Blom nehmen sich der rätselhaften Fälle an und entdecken: Die Toten wurden bei lebendigem Leib in Stickstoff eingefroren. Nur warum stach man auf das erste Opfer 18 Mal ein und ließ die anderen unversehrt? Wieso tauchen sie alle gerade jetzt auf? Die Ermittler dringen immer tiefer in die Abgründe des menschlichen Größenwahns vor. Bis sie bei ihrer Jagd nach den international agierenden Mördern auf alte Bekannte treffen ... Arne Dahls fulminanter Abschluss seiner erfolgreichsten Krimireihe!

Arne Dahl, geboren 1963 in Sollentuna, hat mit seinen Kriminalromanen um das Stockholmer A-Team eine der erfolgreichsten Reihen der Welt geschaffen. International mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, verkauften sich allein im deutschsprachigen Raum über 2,7 Millionen Bücher. Sein Thriller-Quartett um die Opcop-Gruppe mit den Bänden »Gier«, »Zorn«, »Neid« und »Hass« wurde ebenfalls zum Bestseller. Mit »Sieben minus eins« begann Arne Dahl 2016 eine brillante neue Reihe um das Ermittlerduo Berger & Blom, dessen Bände jeweils monatelang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste standen. Zusammen mit Simon Beckett wurde er 2018 mit dem Ripper Award geehrt.

Arne Dahl, geboren 1963, hat mit seinen Kriminalromanen um die Stockholmer A-Gruppe eine der erfolgreichsten Serien der Welt geschaffen. International mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, verkauften sich allein im deutschsprachigen Raum über zweieinhalb Millionen Bücher. Sein Thriller-Quartett um die Opcop-Gruppe mit den Bänden »Gier«, »Zorn«, »Neid« und »Hass« wurde ebenfalls zum Bestseller. Mit »Sieben minus eins« begann Arne Dahl 2016 eine brillante neue Serie um das Ermittlerduo Berger & Blom, dessen Bände jeweils monatelang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste standen. Zusammen mit Simon Beckett wurde er 2018 mit dem Ripper Award geehrt. Mit »Null gleich eins« folgt nun das furiose Finale samt großer Lesereise.

4


Freitag, 5. Mai

Der Taxifahrer wandte sich an seinen Fahrgast und fragte: »Sind Sie sicher, dass wir hier richtig sind?«

Der Weg wurde immer schmaler, die Bäume streckten ihnen ihre zart sprießenden Zweige entgegen. Und der blasse Himmel kündigte die bevorstehende Abenddämmerung an.

Der Taxifahrer war sich unsicher, ob er diesen Fahrgast mit gutem Gewissen mitten im Nirgendwo absetzen konnte. Denn im Kofferraum befand sich ein Rollstuhl, den er dort hineingehievt hatte.

Aber die Frau mit dem braunen Pagenkopf neben ihm auf dem Beifahrersitz nickte. Ihr Blick war auf den verwunschenen Weg vor ihnen gerichtet. Sie hatte Krücken in der Hand und wirkte sehr konzentriert. Nicht beunruhigt, nur fokussiert.

Der Wald lichtete sich. Am Ende des Weges sah der Taxifahrer ein paar Fahrzeuge stehen. Dahinter war nichts als Wald. Kein Mensch weit und breit.

Er parkte neben den anderen Autos. Seine Kundin öffnete die Beifahrertür. Er ging um den Wagen herum, um ihr zu helfen. Aber sie scheuchte ihn mit einer Handbewegung weg und stand langsam, gestützt auf ihre Krücken, auf. Es sah nicht aus, als wären sie häufig in Benutzung.

Der Fahrer streckte ihr die Hand entgegen, um seine Hilfe anzubieten, aber sie schüttelte energisch den Kopf und machte sich auf den Weg in den Wald. Langsam und wankend folgte sie einem kleinen Pfad.

»Ich warte hier«, rief ihr der Taxifahrer hinterher. »Schließlich haben Sie Hin- und Rückfahrt gebucht. Aber wollen Sie wirklich …?«

Die Frau verschwand hinter einem dicken Baumstamm, lehnte eine der Krücken gegen ihren Körper und wollte sich abstützen. Dabei berührte sie mit der Hand eine fast vollständig mit Moos bedeckte Anschlussdose, zuckte angeekelt zurück und packte ihre Krücke. Schwer atmend beugte sie sich nach vorn. Der Schmerz war ein Teil ihres Wesens geworden. So weit war sie bisher nur in der Reha gegangen – getrieben von einer Wut, die an Hass grenzte, und bei jedem Schritt von den Pflegern begleitet.

Aber sie brauchte das hier. Alles in ihr brauchte es.

Sie musste sich wieder als Polizistin fühlen.

Desiré Rosenkvist war zwar zur Kriminalhauptkommissarin befördert worden, aber ihre Aufgaben entsprachen denen einer Praktikantin. Sie war vor knapp einem Monat zurückgekehrt und hatte erfahren, dass sie vorerst im Innendienst arbeiten würde. Das bedeutete allerdings nicht, dass sie ihre Tage damit verbringen musste, Unterlagen zu sortieren.

Es war lange, sehr lange her, dass sie sich wie Deer gefühlt hatte. Nicht mehr, seit ihr beide Unterschenkel abgetrennt worden waren. Bei zwei Eingriffen innerhalb eines Tages.

Beide Unterschenkel konnten in gutem Zustand geborgen werden, und beide waren erfolgreich replantiert worden, wieder mit nur wenigen Stunden Abstand zwischen den Operationen. Aber es waren komplexe Eingriffe gewesen, nicht ohne Komplikationen.

Hinter ihr lag ein halbes Jahr des Schmerzes. Und des Kampfes, der Rückschläge, neuer Operationen, missglückter Aufenthalte in der Reha, Infektionen, Wutausbrüche, Schmerzmittel, die sie entweder so high machten, dass sie den Boden unter den Füßen verlor, oder überhaupt nicht wirkten. Sie hatte Tage, die sie schreiend verbrachte. Ganze Tage.

Sie war in eine Depression gerutscht und hatte sich innerlich schon auf ein Leben als Frührentnerin vorbereitet, als ihre Physiotherapeutin Farida sie eines Tages anbrüllte: »Dann geben Sie doch auf, verdammt. Und probieren Sie aus, ob es so besser wird.«

Das hatte sie unfassbar wütend gemacht, aber es trieb sie auch an. In diesem Moment war der Mann mit der außergewöhnlichen Narbe auf der Wange vor ihrem inneren Auge aufgetaucht. Und wenn sie ihn sah, schaffte sie immer noch ein paar Meter mehr.

Sie wollte ihn töten.

Und seit etwa einem Monat ging es ihr besser. Auf Holz geklopft. Das öde Trainingsprogramm in der Reha zeigte endlich Wirkung. Nach dieser langen Phase der Isolation, die sie fast menschenscheu hatte werden lassen, wagte sie sich wieder hinaus in die Welt, unter Leute. Sie übte mit Johnny Autofahren, ihrem Mann, dem es bei ihrem Umgang mit Gas und Bremse manchmal heiß und kalt wurde, obwohl er als Rettungssanitäter ein hart gesottener Profi war. Sie fuhr mit ihrem Rollstuhl in den ICA-Supermarkt im Zentrum von Skogås und verbrachte Zeit mit echten Frührentnern. Und erkannte so, dass sie nicht dazugehörte. Noch nicht.

Ein paar Wochen lang begnügte sie sich damit, alte Ermittlungsakten in ihrer kleinen, abgelegenen Ecke in der Nationalen Operativen Abteilung, kurz NOA, zu sortieren. Erst danach begann sie, sich auch mit aktuellen Fällen zu beschäftigen.

Und genau deshalb war sie hierhergefahren.

Deshalb packte sie ihre Krücken, drückte sich hoch, rutschte mit der linken Krücke weg und verlor die Schutzkappe aus Gummi. Sie biss die Zähne zusammen und kämpfte sich den unebenen Waldweg hinunter, während die Abenddämmerung unaufhaltsam näher kroch. Es war Anfang Mai, und sie lief Gefahr, sich in einem dunklen Wald zu verlaufen. Nur ihre Entschlossenheit und die Wut auf den Mann mit der Narbe trieben sie an, während die Zweige der Bäume ihr ins Gesicht schlugen. Der Mann mit der Narbe wies ihr in ihrem Inferno den Weg.

Langsam lichtete sich der Wald. Der unverkennbare Geruch von Meer strömte ihr entgegen. Und plötzlich offenbarte sich ihr ein ganz neuer Schauplatz.

Wasser. Die äußeren Schären. Ein blendendes Licht, das eine Art altertümlichen Opferplatz erleuchtete. Weiß gekleidete Druiden liefen mit kantigen, steifen Bewegungen über den schimmernden Sand.

Den Wald im Rücken, beobachtete sie das Geschehen in dem sanften, orangegelben Licht der untergehenden Sonne. Sie sah den Strand, die runden Felsen knapp über der Wasseroberfläche, den Wald auf der anderen Seite der Bucht.

Doch. Sie war richtig hier.

Erschöpft stützte sie sich auf den Krücken ab und ließ den Schmerz zu. Er war grauenvoll – gleichzeitig aber musste sie feststellen, dass sie seit einem Jahr nicht mehr so weit gelaufen war. So stand sie da, tief über die Krücken gebeugt, während der größte der Druiden auf sie zukam. Er war schon fast bei ihr, als er erkannte, wen er da vor sich hatte.

»Deer? Was zum Teufel machst du …?«

»Oh, wie ich es vermisst habe, von dir Deer genannt zu werden, Robin«, keuchte sie.

»Aber …«, stieß der Druide aus. »Bist du nicht …?«

»Doch«, antwortete Deer und hob mühsam den Kopf. »Ich habe Innendienst. Sitze am Schreibtisch. Und bin gar nicht hier.«

»Aber ich dachte, dass du …«

»Tot bist? Frührentnerin? Nein, Robin, so weit ist es noch nicht. Niemand kann mich von dir fernhalten. Erzähl mir, was ihr da gefunden habt.«

»Aber du siehst ganz …«

»Ich weiß, wie ich aussehe«, unterbrach ihn Deer mit tiefer, drohender Stimme. »Los, erzähl.«

Robin kam näher und bot ihr seinen Arm als Stütze an. Aber sie stieß ihn weg.

»Das ist ein Sandstrand, Deer«, sagte er ruhig. »Du kommst hier mit deinen Krücken nicht lang. Lass mich dir helfen.«

Erneut streckte Robin ihr seine Hand hin. Dieses Mal wurde er nicht weggestoßen. Es war das erste Mal, dass sie außerhalb der Reha fremde Hilfe annahm.

Ein Schritt nach dem nächsten, dachte sie bitter.

Der große Kriminaltechniker, einer der Topkräfte des Nationalen Zentrums für Forensik, begleitete sie auf dem Weg zum Tatort. Sie warf einen letzten Blick auf den glühenden Horizont, ehe die Dämmerung ganz über sie hereinbrach.

Vor ihnen lag die Leiche.

Sie wurde von einem Kranz aus Scheinwerfern beleuchtet und war umgeben von Weißgekleideten, die die unterschiedlichsten kriminaltechnischen Untersuchungen durchführten.

Das Opfer war ein Mann um die dreißig, mit einem unübersehbaren Schussloch in der Stirn. Deer konnte auf den ersten Blick keine weiteren Verletzungen feststellen. Er war blond, attraktiv, athletisch und trug Segelschuhe.

»Schuss aus nächster Nähe«, kommentierte Robin, ohne ihren Arm loszulassen. »Ein einziger Schuss, soweit wir das bisher beurteilen können.«

»Dieser Pulli da …«, sagte sie.

Robin zuckte mit den Schultern.

»Auf dem Ärmel steht die...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2022
Reihe/Serie Berger & Blom
Berger & Blom
Berger & Blom
Übersetzer Kerstin Schöps
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Islossning
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 0 gleich 1 • 4 durch 4 • 5 plus 3 • 6 mal 2 • 7 minus 1 • aktueller Krimi • A-Team • Berger und Blom • Berger und Blom 5 • Bestseller • blutige Rache • Buch • Bücher • Ermittlerduo • Ewiges Leben • Fünf plus drei • Grausamer mord • Hörbuch • internationales Verbechen • Krimi Mafia • Krimiserie • Krimi Wissenschaft • Kryonik • letzter Band der Reihe • Molly Blom • Opcop • Rache • Russenmafia • Russische Mafia • Sam Berger • Schwedenkrimi • Schwedischer Krimi • Sechs mal zwei • Sieben minus eins • Skandinavien • Skandinavien Krimi • Skandinavischer Krimi • skandinavischer Kriminalroman • spannende Bücher • Spiegelbestseller • SPIEGEL-Bestsellerautor • Stockholm • überraschende Wendungen • Unsterblichkeit • Vier durch vier
ISBN-10 3-492-60153-7 / 3492601537
ISBN-13 978-3-492-60153-5 / 9783492601535
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