Keine Panik, Probepapa ! -  Ben Weber

Keine Panik, Probepapa ! (eBook)

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
228 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7543-9181-5 (ISBN)
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Als der in die Jahre gekommene Fitnesstrainer und Hausmann Benno Weber eines Tages nach Hause kommt, ist er ziemlich überrascht: In seiner Küche sitzt ein Kind! Der neunjährige Leo, ein Schüler aus der Klasse seiner Ehefrau Susanne, ist verzweifelt, weil er Probleme mit seinen Pflegeeltern hat. Als der Junge kurz darauf ins Kinderheim abgeschoben wird, gelingt es Susanne Benno zu einem Treffen mit Leo zu überreden. Diese Begegnung mit dem fremden Heimkind bringt nun das geordnete, ruhige Leben des midlifekrisengeplagten Mannes ziemlich durcheinander ... In dieser autobiografisch inspirierten Geschichte beschreibt der Autor mit Augenzwinkern und einer gehörigen Portion Selbstironie, wie er sich darauf einlässt, sein wohlstrukturiertes und bequemes Leben einzutauschen gegen das gewöhnliche Chaos und Abenteuer im Zusammenleben mit einem Kind.

Ben Weber wurde 1958 in Essen geboren. Er blieb ein echtes Ruhrpottkind, das heute mit seiner Familie in Bochum lebt. Nach Jahren des Studiums, der Ausbildung und therapeutischer Tätigkeit, entdeckte er spät sein Talent zur Schriftstellerei. Ende 2013 erschien im Droemer-Knaur Verlag sein Debütroman "Papa-Probetraining" als E-Book, im Jahr 2015 die Printversion bei BoD. Anfang 2017 veröffentlichte er sein Kinderbuch "Harti Hoppel blickt durch". Im Sommer 2020 konnte er endlich sein neues Buch "Die Toten vonne Ruhr" - 13 Geschichten über Mord und anderen Miseren - fertigstellen. In diesem Jahr folgte die neue Version seines ersten Romans, jetzt mit dem Titel "Keine Panik, Probepapa!".

1. Kapitel


Natürlich mag ich Kinder

Gedankenverloren betrachtete ich das hölzerne Schild, dessen Farben allmählich verblassten. Hier wohnen Susanne und Benno Weber – stand dort in eingravierten Buchstaben. Es war das in die Jahre gekommene Hochzeitsgeschenk von Tante Frieda. Wie lange war das jetzt her? „Das hält für die Ewigkeit!“, hatte sie damals gesagt und wir rätselten, ob sie unsere Ehe meinte oder ihr Präsent.

Ich drehte den Schlüssel um, öffnete die Wohnungstür und stutzte. Es war nicht der erwartete Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee, der mir entgegenkam, eher ein süßlich-herber Geruch, Kakao vielleicht? Für einen Augenblick fühlte ich mich zurückversetzt in die Tage meiner Kindheit. Eine heiße Schokolade an kalten Tagen ... ach, war das gemütlich! Man kam nach Hause, fühlte sich geborgen und sicher. Man wurde erwartet.

„Huhu, ich bin´s!“

Ich zog mir die Schuhe aus und eilte, ohne eine Antwort abzuwarten, dem guten Duft entgegen. In der Küchentür blieb ich wie angewurzelt stehen. Verdorri! Da saß doch – an unserem Tisch, auf meinem Stuhl – ein fremdes Kind. Dunkle Kapuzenjacke, verwaschene Jeans und wippende, wackelnde Füße, die es nicht schafften, den Boden zu berühren. Den Kopf zwischen den Armen abgelegt, verborgen unter zitternden, kleinen Händen mit schmutzigen Fingernägeln. Der kleine Junge machte schniefende Geräusche. Was hatte das Bürschchen hier verloren?

In meiner Wohnung? Zögernd betrat ich die Küche ...

Das Kind auf dem Stuhl bewegte sich plötzlich, es hob seinen Kopf, gaaanz ... langsam. Ein verheultes Gesicht blickte mich kurz an und wurde sorgfältig wieder vergraben. Sehr merkwürdig das Ganze. Wo war denn eigentlich meine Frau? Die sollte doch wissen, was hier los war. Entschlossen machte ich kehrt und ... prallte mit ihr zusammen.

„Ups“, sagte sie.

„Sorry ...“, flüsterte ich, „ ... da ist ein fremdes Kind in unserer Küche.“

„Ja, ich weiß. Aber, das ist gar nicht fremd das Kind ... das ist Leo.“

Als wäre damit alles erklärt, schwieg Susanne wieder. Aha, soso, nicht fremd, sondern der Leo. Na, dann brauchte ich mir ja keine Sorgen mehr zu machen. Unsere kleine Mietwohnung im vierten Obergeschoss hat genug Platz für alle, die sich grämen und Kummer haben. Unsere Haustür steht für jeden offen. Auch für den heulenden, kleinen Hosenscheißer, der momentan unsere Küche besetzt hielt. Als könnte sie meine Gedanken lesen, traf mich Susannes strafender Blick.

„Mach doch nicht so ein Gesicht, Benno, das hier ist ein Notfall. Leo ist nämlich ein Schüler aus meiner Klasse und er traute sich heute nicht nach Hause.“

Jetzt wurde ihre Stimme weicher, Susanne lächelte.

„Im Grunde ist das ein ganz aufgeweckter, pfiffiger Junge. Der kommt morgens fast immer singend und gut gelaunt in die Schule. Er lässt sich nur manchmal zu sehr ablenken, von unbedeutenden Dingen, wie zum Beispiel einer Fliege am Fenster. Die ist dann eben spannender als die Subtraktion. Aber wie gesagt, eigentlich ist das ein ganz Netter.“

„Gut, das mag ja sein, aber ... “

„Kein aber, Benno. Im Moment hat Leo reichlich Ärger mit seinen Pflegeeltern, weil er oft zu spät nach Hause kommt und seine Hausaufgaben nicht erledigen will. Da gibt´s dann regelmäßig Zoff. Heute ist er nach Schulschluss auf seinem Platz geblieben und hat losgeheult. Was sollte ich denn machen? Er hat mir so leidgetan.“

Susanne senkte ihren Blick. Natürlich hatte ich Verständnis für ihr Mitleid. Und klar, auch für die Abneigung des Jungen gegen Hausaufgaben. Die hatte ich doch früher auch. Aber habe ich deshalb geheult?

Nein ... also, naja, nur ganz selten.

„Susanne, hör mal zu. Wenn du alle Kids mitbringen würdest, die auf dem Heimweg trödeln, ihre Hausaufgaben hassen oder Probleme mit ihren Eltern haben, dann könnten wir `ne eigene Schule aufmachen und eure schließen. Was ist denn mit seinen Pflegeeltern? Die machen sich doch auch Sorgen. “

Meine bessere Hälfte ließ sich nicht beeindrucken.

„Seinen Eltern habe ich schon Bescheid gesagt. Der Leo trinkt jetzt noch in Ruhe seinen Kakao aus, isst ein paar Kekse dazu und guckt sich unsere Wellensittiche an – das habe ich ihm nämlich versprochen. Und danach fahr ich ihn nach Hause.“

Tja, was soll man zu solchen Entscheidungen sagen? Kakao, Kekse, Wellensittiche gucken. Wie für einen Gast im Viersternehotel. Aber Frauen reagieren eben so. Aus dem Bauch heraus, einfach nach Gefühl. Zugegeben, das macht sie ja auch sympathisch, diese mütterlich mitfühlende Art ... Wobei ich auch sehr verständnisvoll sein kann, wie gerade jetzt, in diesem Moment. Da strich ich dem Jungen über sein Haar. Klar, um Trost zu spenden ... aber auch, damit das Geschniefe endlich mal aufhörte. Irgendetwas tropfte da nämlich auf unseren neuen Küchentisch. Der ist aus lackierter Rotbuche, hochwertiges Material, sehr empfindlich. Tränen waren zwar auch dabei, aber, igitt, der Rest war wohl eher Rotz! Tropfender Kindernasenschleim. Der Knirps schien zu spüren, dass ich mir mehr Sorgen um unseren Küchentisch machte, als um ihn. Mit einem gezielten Schlag wischte er meine Hand weg. Unverschämter Bengel! Da gewährt man einem in Not geratenen Bürschchen Asyl und das war der Dank. So ein Rotzlümmel! Ab sofort ignorierte ich die beiden und setzte mich mit der Tageszeitung ins Wohnzimmer. Sollte Susanne sich doch kümmern, die hatte ihn schließlich auch angeschleppt. Etwas später brachte sie den Jungen heim und fast wäre wieder Ruhe eingekehrt in unsere traute Zweisamkeit. In der wir ein eingespieltes Team waren, das sich mit der ungewollten Kinderlosigkeit arrangiert hatte und die Vorzüge eines gut strukturierten und chaosfreien Alltags zu schätzen wusste. Und das nun schon seit über zwanzig Jahren ...

Als wir uns Mitte der Achtziger kennenlernten, war Susanne gerade dabei, ihr Lehramtsstudium erfolgreich abzuschließen. Ihre Zielstrebigkeit imponierte mir, ich selbst hatte bis dahin ein unbeschwertes Studentenleben genossen. Viele Partys, wenig Prüfungen, den einen oder anderen Gelegenheitsjob. Keine gute Basis für eine ernsthafte Beziehung. Also beschloss ich, mein Studium aufzugeben und mit einer soliden Ausbildung zu beginnen. Zum Fitness- und Gesundheitscoach. Später, als Susanne eine Festanstellung an einer Bochumer Grundschule bekam, bot man mir fast zeitgleich einen Job in einem Fitnessstudio an. Eine beruflich erfolgreiche Phase für uns beide, aber keine günstige für eigene Kinder. Es vergingen noch fünf Jahre, bis ich Susanne einen Heiratsantrag machte, sie zustimmte und wir Hochzeit feierten. Ab diesem Zeitpunkt verzichteten wir auf Verhütungsmittel, um für Nachwuchs zu sorgen ...

Nun, um es kurz zu machen: Es passierte nichts, überhaupt nichts. Also begannen wir ein temperaturgesteuertes Sexualleben zu führen. In der Folge kam es zwar zu ungewollt komischen Momenten, aber nicht zu der ersehnten Schwangerschaft. Zu guter Letzt einigten wir uns darauf, auf eigene Kinder zu verzichten. Susanne würde ja trotzdem jeden Tag von kleinen Rackern umgeben sein. Und ich? Ich war überzeugt davon, dass ein Dasein ohne Kinder genauso lebenswert sein konnte.

Tja, fast wäre also alles beim Alten geblieben und wieder Ruhe eingekehrt in unserem trauten Heim, wenn – ja, wenn Susanne nicht noch hätte reden wollen. Über diesen kleinen, traurigen Jungen und sein Schicksal. Darüber musste man natürlich noch reden. Ich versuchte, mich hinter der Tageszeitung zu verstecken, doch es half nichts. Wenn ich den häuslichen Frieden wahren wollte, dann musste ich schleunigst das Blättern einstellen und etwas Anteilnahme heucheln. An dem Lebenslauf eines mir völlig fremden Kindes ...

So erfuhr ich Dinge, die ich eigentlich gar nicht wissen wollte. Zum Beispiel, dass der Vater des Jungen sich frühzeitig aus dem Staub gemacht hatte. Oder, dass die noch sehr junge Mutter ihr kleines Kind so sehr vernachlässigte, dass es im Alter von vier Jahren wegen mangelnder Fürsorge in ein Kinderheim gebracht wurde. Schon bald darauf kam Leo zu den Pflegeeltern, die sich nun, nach fast fünf Jahren als Familie, endgültig mit ihm überfordert fühlten. Vor allem wegen seiner Unzuverlässigkeit, seiner Lügereien und der Wutanfälle. Wie Susanne aus den Erzählungen der Pflegemutter wusste, flogen da auch schon mal Schulbücher oder andere Dinge durch die Gegend. Meine Frau dagegen erlebte Leo in der Schule überhaupt nicht aggressiv, nur öfter mal unkonzentriert. Was aber wohl sehr davon abhing, ob und in welcher Dosierung er das Medikament gegen sein „Zappelphilipp-Syndrom“ einnahm.

Wie auch immer, seine Pflegeeltern fühlten sich nun am Ende ihrer Kräfte und sahen nur noch einen letzten Ausweg: sich für längere Zeit, vielleicht sogar für immer, von ihrem Pflegesohn zu trennen. Das Ganze sollte schnell und ohne Verabschiedung von seinen Freunden und der vertrauten...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
ISBN-10 3-7543-9181-X / 375439181X
ISBN-13 978-3-7543-9181-5 / 9783754391815
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