Die geniale Rebellin (eBook)

Ada Lovelace - Sie stürzte sich ins Leben und revolutionierte die Mathematik

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60112-2 (ISBN)

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Die geniale Rebellin -  Agnes Imhof
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Ada Lovelace: Ikone der Wissenschaft, visionäre Mathematikerin, leidenschaftliche Liebende England, 1833. Die sechzehnjährige Ada soll nach einer skandalösen Affäre endlich gesellschaftsfähig werden. Doch sie ist rebellisch, und ihr Lebenshunger so unstillbar wie ihre Wissbegier. In London gibt es in diesen Tagen nur ein Gesprächsthema: eine Maschine des genialen Charles Babbage, die rechnen kann! Ada ist fasziniert von dem schrankgroßen Wunderwerk. Leidenschaftlich versucht sie, bei Babbage Unterricht zu bekommen, doch vorerst vergeblich. Ada ist zutiefst enttäuscht, aber dann lernt sie Lord William King kennen. Auch ihn fasziniert die Wissenschaft - und mehr noch die schöne Ada ... Ein spannender historischer Roman über die außergewöhnliche Frau, die als erste Programmiererin die Zukunft erfand. Bedeutende Frauen, die die Welt verändern  Mit den historischen Romanen unsere Reihe »Bedeutende Frauen, die die Welt verändern' entführen wir Sie in das Leben inspirierender und außergewöhnlicher Persönlichkeiten! Auf wahren Begebenheiten beruhend erschaffen unsere Autorinnen ein fulminantes Panormana aufregender Zeiten und erzählen von den großen Momenten und den kleinen Zufällen, von den schönsten Begegnungen und den tragischen Augenblicken, von den Träumen und der Liebe dieser starken Frauen. Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Mit den historischen Romanen unserer Reihe »Bedeutende Frauen, die die Welt verändern' entführen wir Sie in das Leben inspirierender und außergewöhnlicher Persönlichkeiten! Auf wahren Begebenheiten beruhend erschaffen unsere Autor:innen ein fulminantes Panormana aufregender Zeiten und erzählen von den großen Momenten und den kleinen Zufällen, von den schönsten Begegnungen und den tragischen Augenblicken, von den Träumen und der Liebe dieser starken Frauen. Weitere Bände der Reihe:  - Laura Baldini, Lehrerin einer neuen Zeit (Maria Montessori) - Romy Seidel, Die Tochter meines Vaters (Anna Freud) - Petra Hucke, Die Architektin von New York (Emily Warren Roebling) - Laura Baldini, Ein Traum von Schönheit (Estée Lauder) - Lea Kampe, Der Engel von Warschau (Irena Sendler) - Eva-Maria Bast, Die aufgehende Sonne von Paris (Mata Hari) - Eva-Maria Bast, Die vergessene Prinzessin (Alice von Battenberg) - Yvonne Winkler, Ärztin einer neuen Ära (Hermine Heusler-Edenhuizen) - Agnes Imhof, Die geniale Rebellin (Ada Lovelace) - Lea Kampe, Die Löwin von Kenia (Karen Blixen) - Eva Grübl, Botschafterin des Friedens (Bertha von Suttner) - Laura Baldini, Der strahlendste Stern von Hollywood (Katharine Hepburn) - Eva-Maria Bast, Die Queen (Queen Elizabeth II.) - Agnes Imhof, Die Pionierin im ewigen Eis (Josephine Peary) - Ulrike Fuchs, Reporterin für eine bessere Welt (Nellie Bly) - Anna-Luise Melle, Die Meisterin der Wachsfiguren (Marie Tussaud) - Petra Hucke, Die Entdeckerin des Lebens (Rosalind Franklin) - Jørn Precht, Die Heilerin vom Rhein (Hildegard von Bingen) - Elisa Jakob, Die Mutter der Berggorillas (Dian Fossey) - Yvonne Winkler, Kämpferin gegen den Krebs (Mildred Scheel) - Lena Dietrich, Die Malerin der Frauen (Artemisia Gentileschi) - Laura Baldini, Die Pädagogin der glücklichen Kinder (Emmi Pikler)

Agnes Imhof, geboren 1973 in München, studierte Philosophie, ist promovierte Islam- und Religionswissenschaftlerin und spricht unter anderem Arabisch, Persisch und Italienisch. Die Islamexpertin ist in klassischem Gesang ausgebildet und liebt den Schwertkampf. Zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt sie bei München. »Die Königin der Seidenstraße« ist nach »Das Buch des Smaragds« ihr zweiter Roman.

2


Mamma, du wirst staunen. Ich bin schon eine richtige Expertin für Flugologie«, erklärte Ada, während sie die große Flügeltür öffnete. Für ihre dreizehn Jahre war sie mager, aber groß, und ihr dunkelbraunes Haar war ordentlich zu einem Knoten gewunden. Überall standen die Fenster offen. Wie in einem der Jane-Austen-Romane, die Mamma so liebte, duftete es betörend nach frischem Grün und tausend Blüten. In Adas Fluglabor – einer kleinen Turnhalle in einem hellen Raum des Herrenhauses Bifrons bei Canterbury – hingen Seile von den Wänden, und in den Ecken türmten sich die Papierabfälle. Adas ganzer Stolz hing in der Mitte von einem der Seile herab: ein Flügelpaar aus zusammengeklebten Papierstücken mit gut zwei Metern Spannbreite.

Ada schwang sich mit einem Satz hinauf und steckte die Arme hinein. Mithilfe des von der Decke hängenden Seils schwang sie hin und her, schwebte durch den Raum. Sie liebte das Gefühl der Freiheit in den Seilen. Das berauschende Gefühl, nicht aufzuhalten zu sein, gierig nach ständig neuen Horizonten. Nach dem, wovon man nur hinter vorgehaltener Hand zu tuscheln wagte: einem Leben, wild und wuchernd wie unberührter Urwald auf unerforschten Inseln am Rande der Welt, wo ihr nichts die Luft nahm. Fliegen bedeutete, über die Begrenzungen der Natur zu siegen. Tun zu können, was für einen nicht vorgesehen war, mit nichts als dem eigenen Verstand.

»In den Wochen, die du so krank warst, hat sich viel verändert«, rief Ada von oben herab, während sie sich in immer wildere Schwingungen versetzte. »Puff klettert neuerdings immer aufs Dach zum Kamin, und sie kommt nicht ins Haus, wenn sie nicht ihr feinstes Heringsfilet bekommt. Sogar meine kleinen Patenkinder, ihre Jungen, haben das schon gelernt.« Sie zog die Arme aus den Flügeln und sprang mit einem Satz wieder auf den Boden, der Mamma pikiert zusammenzucken ließ.

»Wenn ich größer bin, möchte ich ein dampfbetriebenes Flugpferd bauen, mit dem könnte ich richtig fliegen! Was denkst du?« Sie hoffte so sehr darauf, Mamma zu gefallen. Doch je glühender sie sich für etwas begeisterte, desto mehr Sorgen schien sich ihre Mutter zu machen.

Lady Annabella tupfte sich mit einem Spitzentaschentuch die Stirn. »Hm.«

Eine halbe Stunde später hörte Ada, wie sie zu Miss Stamp sagte: »Ada ist die Zeit ohne meine Fürsorge nicht gut bekommen. Sie wirkt überspannt.«

»Mit Verlaub, Lady Byron, sie ist glücklich mit ihren Flugversuchen«, erwiderte Stamp. Sie hielt sich erstaunlich gut, wenn man bedachte, wie schnell Lamont und einige andere glücklose Gouvernanten vor ihr ihren Hut genommen hatten. »Und sie ist doch noch ein Kind.«

»Ich weiß. Und im Allgemeinen bin ich mit Ihrer Arbeit auch recht zufrieden. Sie haben diese unselige Fantasie gut im Griff. Dennoch, die Gefahr ist bei Weitem nicht gebannt. Ich werde meinem Freund, dem alten Mr Frend, schreiben, er soll sich ihrer annehmen. Vielleicht kann er ihr Geometrieunterricht geben. Seine Tochter Sophia ist ebenfalls klug, aber er meint, das könne man bekämpfen. Soll er zeigen, was er kann.«

 

Mr Frend war ein älterer Herr, der bald darauf mit seiner Tochter Sophia einzog. Ada hatte sich gefreut, ein anderes Mädchen kennenzulernen. Sophia war älter als sie, aber wenn sie ebenfalls klug war, würde sie in ihr vielleicht eine Freundin finden. Allerdings stellte sie schnell fest, dass Sophia nicht fürs Fliegen zu haben war.

Da auch Mamma nicht viel davon hielt, beschloss Ada, sich auf anderen Planeten nach neuen Welten umzusehen. Sie besorgte sich eine Sternkarte, und Mr Frend, der eigentlich der Geometrie wegen gekommen war, sah sich alsbald mit der Aufgabe konfrontiert, den Astronomen zu geben. Als sie im Schulzimmer darüber sprach, ferne Planeten mit Fluggeräten zu erkunden, stand Sophia auf. »Wenn Gott gewollt hätte, dass wir zu anderen Planeten fliegen, wären wir längst dort. Du solltest bei dem bleiben, was man uns lehrt, nicht ständig Neues ausprobieren. Das ist gefährlich, es sind schon Mädchen an geistiger Überanstrengung gestorben.«

Sie legte Ada eine Liste auf deren Pult. »Ach, und ich soll dich fragen, ob du schon die Liste mit den Pflichten der Kinder gegenüber ihren Eltern auswendig kannst.«

Ada verdrehte die Augen. Es gab so viel Lesenswertes, aber Mamma schien nur die Lektüre von Pflichten und frommen Geistlichen zu interessieren. Ächzend blickte sie nach der Biografie des Pfarrers John Barclay, die im Regal stand. Sein spektakulärstes Lebensereignis hatte darin bestanden, in Sack und Asche gekleidet durch Aberdeen zu laufen.

Zum Teufel mit Mamma und ihrer Jane-Austen-Welt, wo es nur um Cottagegärten und den richtigen Ehemann ging! Warum lasen die Heldinnen in diesen Büchern keine Astronomiebücher, warum erlebten sie keine wilden Abenteuer mit Piraten in exotischen Ländern? Hatten sie nie das unwiderstehliche Bedürfnis, ein verbotenes Bild zu entschleiern? Immer bei dem Bekannten bleiben, das war wie eine einzelne Farbe aus einem Regenbogen zu reißen und nie das Ganze zu sehen.

Kaum entließ Mr Frend sie, rannte Ada hinaus in den Garten. Seit ein paar Tagen graste nebenan ein Pony, und Puff schien sich über den Familienzuwachs zu freuen. Sie schoss wie ein geölter Blitz durch den Rasen, machte Sprünge und warf sich auf den Rücken. Ada liebte es, sie durchs hohe Gras zu jagen, und dieses Mal rannte sogar das Pony mit. Es duftete nach Herbst, der Holunder hatte dicke schwarze Beeren, und das Donnern der kleinen Hufe erschütterte den Boden. Ada ließ sich ins Gras fallen, und die Katze begann, ihre Hand zu jagen und spielerisch zu beißen.

»Mistress Puff!« Ada lachte und angelte nach ihrem verrutschten Haarband, um die Locken wieder zu bändigen. »Du bist eine wilde, ungebärdige Person, ich werde dringend eine Gouvernante für dich benötigen! Und sei froh, wenn sie so nett und verständnisvoll ist wie Miss Stamp.«

 

Lord Byrons Tod hatte Lady Annabella von der Sorge befreit, er könne doch noch irgendwann versuchen, seine Tochter zu entführen. Endlich durfte Ada reisen. Sie besuchten Italien und die Schweiz, und sie erhielt ihren ersten richtigen Gesangsunterricht. Im Frühjahr 1829 erkrankte Ada an Masern und musste mehrere Wochen das Bett hüten. Als sie endlich wieder aufstehen durfte, drohte sie vor Tatendrang zu platzen.

»Wann kann ich denn nun endlich Reiten lernen?«, fragte Ada. Sie stand an der Ottomane, auf der Mamma dekorativ in ihrem eleganten blauen Kleid lag. Natürlich nicht in ihrem Schlafzimmer, dort hätte ja niemand ihr Leid gesehen, sondern im Salon. Die Läden der großen Sprossenfenster waren geschlossen, und es roch nach Essig und dem Zeug, das in Mammas Riechfläschchen war. Ada sehnte sich danach, reiten zu können, über Wiesen und Felder zu sprengen, über Bäche zu setzen. Es musste ein Gefühl sein wie zu fliegen, ein Gefühl von Freiheit, von Leben. Der Gedanke, sich einem Pferd auf Gedeih und Verderb anzuvertrauen, zwölf Zentner wilder Kraft, jagte ein angenehmes Kribbeln durch ihren Körper.

»Hör auf, mich zu bedrängen«, erwiderte Mamma. »Du bist überspannt.«

»Aber …«

»Es reicht!« Lady Annabella richtete sich auf. »Zuerst das Fluglabor. Dann die Sternkarte. Danach hast du ein Planetarium gebaut. Und jetzt auch noch Reiten! Damit sollte man nicht zu früh anfangen, es ist gefährlich und schadet der Wirbelsäule. Außerdem siehst du doch, dass ich Kopfschmerzen habe. Hast du denn gar kein Empfinden für andere?«

Ada schluckte. Sie sehnte sich so sehr danach, einmal nur auf dem Rücken des Ponys sitzen zu dürfen. »Ich brauche doch nur deine Erlaubnis, Mamma. Du musst gar nichts tun. Stamp hat einen Sattel gefunden, sie legt ihn auf das Pony und passt auf. Bitte!«

»Bitte? Höre ich da etwa Leidenschaft?« Lady Annabella zog sich das nasse kalte Handtuch von der Stirn, richtete sich etwas auf und fasste ihre Tochter scharf ins Auge. »Du weißt, dass das die Wurzel allen Übels ist. Du musst dagegen ankämpfen. Geh auf dein Zimmer.«

Ada spürte die Wut so stark, dass sie nichts mehr dagegen tun konnte. Es brach aus ihr hervor. »Ich will nicht auf mein Zimmer!«, schrie sie ihre Mutter an. »Warum ist alles falsch, was schön ist? Ich will verdammt noch mal reiten!«

Lady Annabella wurde wachsbleich. »Hast du geflucht? Auf dein Zimmer,...

Erscheint lt. Verlag 28.4.2022
Reihe/Serie Bedeutende Frauen, die die Welt verändern
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 19. Jahrhundert • Ada Lovelace • bewegende Geschichte • Charles Babbage • Doktor Frankenstein • Erfolg • erste Programmiererin • erster Computer • Forschung • Gefühle • Genie • Historischer Roman 19. Jahrhundert • Hochbegabt • Hochbegabung • Ikone der Wissenschaft • Liebe • Lord Byron • Lord Byrons Tochter • Mut • mutige Frauen • Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe • Mutter-Tochter-Beziehung • Mutter-Tochter-Roman • Romanbiografie • Roman für Frauen • Schicksal • Starke Frauen • Tochter • Traum • Wissenschaftlerinnen
ISBN-10 3-492-60112-X / 349260112X
ISBN-13 978-3-492-60112-2 / 9783492601122
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