Wisting und die Stunde der Wahrheit (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
272 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60082-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wisting und die Stunde der Wahrheit -  Jørn Lier Horst
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Das Prequel zum erfolgreichen Cold-Case-Quartett Es ist das Jahr 1983. William Wisting, gerade Vater von Zwillingen geworden, ist ein ehrgeiziger junger Streifenpolizist und träumt davon, eines Tages als Ermittler bei der Mordkommission zu arbeiten. Während einer Nachtschicht verfolgt er einen Bankräuber, doch diesem gelingt die Flucht. Erfahrenere Kollegen übernehmen den Fall, Wisting soll sich lieber mit einem von Kugeln zerfetzten Oldtimer in einer baufälligen, vergessenen Scheune befassen. Wisting stürzt sich in die Ermittlungen - und bis auf diesen begabten Streifenpolizisten ahnt niemand, dass die beiden Fälle zusammenhängen.

Jørn Lier Horst, geboren 1970 in Bamble/Norwegen, war Kriminalhauptkommissar bei der norwegischen Polizei, bevor er 2004 als Kriminalschriftsteller debütierte. Seitdem schrieb er sich mit seinen Romanen um den Polizisten William Wisting in die erste Liga der norwegischen Krimiautoren.  

Jørn Lier Horst, geboren 1970 in Bamble/Norwegen, war Kriminalhauptkommissar bei der norwegischen Polizei, bevor er 2004 als Kriminalschriftsteller debütierte. Seitdem schrieb er sich mit seinen Romanen um den Polizisten William Wisting in die erste Liga der norwegischen Krimiautoren.

1


Der Automat spuckte die Bankkarte wieder aus.

Vorübergehend außer Betrieb stand in großen weißen Buchstaben auf dem grünen Bildschirm.

Wisting drehte sich zu Ingrid um, die mit dem Kinderwagen hinter ihm stand.

»Der hat anscheinend kein Geld mehr«, sagte er und blickte auf die belebte und weihnachtlich geschmückte Einkaufsstraße.

Ingrid lächelte, legte den Kopf in den Nacken und spähte in den winterlich dunklen Abendhimmel. Es hatte ganz leicht zu schneien angefangen. Winzige, papierähnliche Flocken, die in der Luft fast stillzustehen schienen.

»Wir können ja Waffeln essen, wenn wir nach Hause kommen«, sagte sie.

Wisting steckte die Bankkarte zurück in seine Geldbörse. Viel war ohnehin nicht mehr auf seinem Konto. Bald wäre er wohl gezwungen, ein paar zusätzliche Schichten einzulegen, dachte er.

Er legte einen Arm um Ingrid und übernahm den Kinderwagen mit der anderen Hand. Die Zwillinge waren schon fast ein halbes Jahr alt. Thomas schlief bereits, Line war immer noch wach. Sie blinzelte und versuchte zu begreifen, was um sie herum vorging.

Wisting schob den Wagen durch die Tollbodgate und lenkte ihn dann zu dem mit Kopfsteinpflaster belegten Platz unterhalb der Kirche, wo der große Weihnachtsbaum leuchtete.

Die meisten Verkäufer auf dem Weihnachtsmarkt trugen rote Mützen, an ihren Ständen duftete es nach Glühwein, frischen Waffeln und süßem Brei mit Zimt. Eine als Wichtel verkleidete Orchestertruppe hockte in einem offenen Oldtimer und spielte Weihnachtslieder.

»Das ist ja Ruperts Packard!«, rief Ingrid und zeigte auf den alten Wagen.

»Er spielt Trompete«, sagte Wisting lächelnd und deutete auf den Mann auf dem Fahrersitz, der einen falschen Bart und eine Zipfelmütze trug.

Sie blieben eine Weile stehen und lauschten der Musik.

Rupert Hansson war ein Freund von Ingrids Vater. Er hatte bei ihrer Trauung in der Kirche ein Trompetensolo gespielt und sie danach in seinem Oldtimer herumgefahren. Der Wagen war feuerwehrrot, mit grünen Ringen um die verchromten Radkappen, und war für die Hochzeit mit Birkenlaub und weißen Bändern geschmückt worden.

»Bin gespannt, ob der später auch anspringt«, meinte Wisting und rieb sich die kalten Hände.

Ingrid beugte sich über den Kinderwagen und überzeugte sich, dass die Zwillinge gut eingepackt waren, ehe sie sich dicht neben Wisting stellte und den Kopf an seine Schulter lehnte.

Rupert Hansson entdeckte sie und hob die freie Hand zum Gruß. Wisting winkte zurück, und Hansson signalisierte ihnen mit einer Geste, hinterher auf ihn zu warten.

Als das Wichtelorchester zu Ende gespielt hatte, drehte Rupert sich zu den anderen Musikern um und verkündete anscheinend das Ende der Vorstellung.

Wisting und Ingrid traten näher. Rupert stieg aus dem Oldtimer und spähte in den Kinderwagen.

Line hatte eine Hand unter der Decke hervorgeschoben und winkte mit ihrem Fäustling, während Thomas neben ihr tief und fest schlief.

»Das erste Weihnachten mit den Kleinen«, meinte Rupert und sah zu Ingrid. »Das wird bestimmt schön.«

»Wir freuen uns schon«, gab sie lächelnd zurück.

Wisting machte einen Schritt auf den Oldtimer zu.

»Ich dachte immer, das wäre ein Auto für den Sommer«, sagte er.

»Ist es auch«, entgegnete Rupert mit einem Lächeln. »Aber das hier hat Tradition. Wir spielen immer auf dem Weihnachtsmarkt.«

Er griff nach einem Instrumentenkasten, der vorn auf dem Boden des Wagens lag, stellte ihn auf den Sitz und öffnete ihn.

»Ich würde dich gern was fragen«, sagte er, während er die Trompete in den Kasten legte.

»Was denn?«, fragte Wisting.

»Ob du herausfinden kannst, wem die alte Scheune draußen an der Tveidalskreuzung gehört.«

Wisting versuchte, sich den Ort vorzustellen, konnte sich aber an keine Scheune erinnern.

»Da steht eine Scheune?«

»Die ist mehr oder weniger baufällig«, meinte Rupert. »Noch so einen Winter mit viel Schnee wird sie wohl nicht überleben.«

Wisting schob die Hände in die Jackentaschen.

»Weshalb möchtest du denn wissen, wem sie gehört?«

»Da drinnen steht ein alter Wagen«, erwiderte Rupert. »Ich suche nämlich nach einem neuen Restaurierungsobjekt.«

»Gibt’s kein anderes Haus in der Nähe?«, fragte Wisting. »Jemanden, den du fragen kannst?«

Rupert schüttelte den Kopf.

»Ich dachte, du könntest das vielleicht für mich herausfinden«, fuhr er fort. »Ihr bei der Polizei habt doch bestimmt alle möglichen Register für solche Sachen.«

»Das Grundbuchamt ist für so etwas zuständig«, erklärte Wisting. »Du könntest dich dort hinwenden.«

»Was für ein Auto ist denn das überhaupt?«, wollte Ingrid wissen.

»Ich weiß es nicht genau«, erwiderte Rupert. »Angeblich ein alter Minerva.« Plötzlich wurde ihm klar, dass weder Wisting noch Ingrid je von der Automarke gehört hatten. »Das war ein belgischer Hersteller«, erklärte er. »Ist noch vor dem Krieg Konkurs gegangen. Das erste Automobil von König Haakon war ein vierzylindriger Minerva von 1913.«

»Sind die selten?«

Rupert nickte.

»In Norwegen hat es nicht viele davon gegeben. Der Wagen des Königs ist vermutlich irgendwann verschrottet worden. Jedenfalls weiß niemand, wo er abgeblieben ist.«

»Wie hast du denn von dem Wagen in Tveidal erfahren?«

»Das ist eher so ein Gerücht«, fuhr Rupert fort. »Einer von den Jungs im Club hat mal von seinem Onkel gehört, dass der Wagen irgendwann in dieser Scheune abgestellt und mit einer Plane zugedeckt worden sei. Und da soll er also seitdem stehen.«

»Wann soll das gewesen sein?«

»Irgendwann in den Zwanzigerjahren.«

Wisting hob die Augenbrauen.

»Soll das heißen, dass er sechzig Jahre da gestanden hat?«

Rupert nickte eifrig.

»Wenn das stimmt, kann der noch im Originalzustand sein.«

Wisting hatte sich nie besonders für Autos interessiert. Er und Ingrid fuhren einen sechs Jahre alten Volvo. Allerdings interessierte ihn, wieso dieses seltene Fahrzeug in einer Scheune verstaut worden war und dort wie ein Geheimnis gehütet wurde.

»Hast du Lust, mit mir zusammen da hinzufahren, um einen Blick in die Scheune zu werfen?«, fragte Rupert.

»Mit dem da?«, fragte Wisting und zeigte auf den alten Packard.

Rupert lachte.

»Nein, der wird nachher auf den Hänger gehoben«, erwiderte er und zeigte auf den Parkplatz, wo ein Landrover mit Transportanhänger stand.

Wisting sah hinüber zu Ingrid und den Kindern. Die Händler auf dem Weihnachtsmarkt hatten schon angefangen, ihre Buden zu schließen.

»Ein andermal«, sagte er.

»Fahr ruhig mit«, meinte Ingrid und fegte etwas Schnee vom Verdeck des Kinderwagens. »Ich kann auch allein mit den Kindern nach Hause fahren.«

Anscheinend dachte sie das Gleiche wie er: dass sie Rupert Hansson einen Gefallen schuldeten. Weder für das Ständchen in der Kirche noch für die Fahrt zum Festlokal hatte er Geld annehmen wollen.

»Ich bringe dich später auch nach Hause«, versicherte Rupert.

»In Ordnung.«

Wisting fischte die Autoschlüssel aus der Hosentasche und reichte sie Ingrid. Bevor die nächste Nachtschicht anfing, musste er unbedingt noch ein paar Stunden schlafen. Doch ein kurzer Ausflug nach Tveidal würde wohl nicht zu viel Zeit beanspruchen.

Ingrid nahm die Schlüssel und küsste Wisting auf die Wange.

»Die Waffeln stehen bereit, wenn du nach Hause kommst«, sagte sie lächelnd.

Die Räder des Kinderwagens hinterließen schmale Spuren im Schnee, als Ingrid ihn vor sich herschob.

Rupert ging los, um den Landrover zu holen. Wisting half ihm dabei, den Anhänger dicht an den alten Packard heranzumanövrieren. Dann befestigten sie die Hebevorrichtung und hievten den Oldtimer auf die Ladefläche.

Wisting nahm auf dem Beifahrersitz des Landrovers Platz.

»Ich fahre erst mal nach Hause und stelle den Hänger ab«, sagte Rupert.

Wisting nickte.

Auf dem Helgerovei fuhren sie in westliche Richtung. Der Schnee fiel jetzt dichter, ...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2022
Reihe/Serie Wistings Cold Cases
Übersetzer Andreas Brunstermann
Sprache deutsch
Original-Titel Når det mørkner
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 1. Fall • Bestseller • Bestseller aus Norwegen • Bücher Unterhaltung • Ermittlung • Hauptkommissar • Neuerscheinung 2022 • Oslo • Polizist • sein erster Fall • Skandinavienkrimi • skandinavische Bücher • Spannung • William Wisting
ISBN-10 3-492-60082-4 / 3492600824
ISBN-13 978-3-492-60082-8 / 9783492600828
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