Kellergrab (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
352 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60144-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kellergrab -  Paul Cleave
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Paul Cleave ist der König des harten Thrillers Wer könnte perfider morden als ein Thriller-Schriftsteller? Oder am besten gleich ein Autorenpaar? Cameron und Lisa Murdoch sind so ein Paar und behaupten, sie könnten ein perfektes Verbrechen begehen. Als ihr Sohn verschwindet, scheint aus blutigen Geschichten Ernst zu werden. Es beginnt eine öffentliche Hetzkampagne gegen das Ehepaar. Als Lisa bei einem Tumult schwer verletzt wird, bricht die Welt ihres Mannes endgültig zusammen. Doch dann wird der wahre Kidnapper des Jungen gefunden - tot. Cameron wird böse ... sehr böse ... und er will sich an denen rächen, die leben ... die noch leben! »Seine Worte schneiden wie ein Skalpell!« New York Times

Mit düsteren Thrillern begeistert Paul Cleave seine treue Fanschar, die Cleaves böse Helden liebt. Er lebt in Christchurch (Neuseeland), aber hat seine Frisbees schon in mehr als 40 Ländern geworfen. Seine Lesetouren gelten als legendär. Zahlreiche Preise und Nominierungen säumen den Weg von Paul Cleave, doch ihm ist vor allem eins wichtig: seine Fantasie von der Leine zu lassen und das nächste Buch zu schreiben.

2


Mein Sohn kann nicht verschwunden sein. So etwas passiert immer nur anderen Leuten, genauso wie Autounfälle, Krebs oder dass einem das eigene Haus abbrennt.

Tu etwas.

Immer noch halte ich Zachs Sandalen in der Hand. Ich muss mich zusammenreißen. Das kriege ich hin. Kinder verschwinden nicht so einfach am helllichten Tag. Nicht im realen Leben. Es sei denn, es passiert dann doch. Was aber gar nicht sein kann. Denn das Leben hier ist sicher. Wir leben in einer ruhigen Stadt mit anständigen Bürgern.

Ich helfe dem kleinen Jungen in der Hüpfburg auf, der eben hingefallen ist. Er hat vorhin mit Zach gesprochen. Ich knie mich hin, damit ich auf Augenhöhe mit ihm bin. »Du hast doch mit …«

»Tun Sie mir nicht weh«, sagt er.

»Ich tue dir nicht weh«, sage ich und ziehe mein Handy aus der Tasche. Er dreht sich um, aber ich halte ihn am Arm fest.

»Warte bitte. Ich will dir nur ein Foto zeigen.«

»Lassen Sie den Jungen in Ruhe«, ruft ein Mann und stürmt auf mich zu. Er hat eine Glatze, ist ungefähr dreißig und sieht wütend aus.

Er ist nicht der Einzige. Auch die Mutter der Zwillinge nimmt mich ins Visier. Sie ist ebenfalls um die dreißig, hat die dunklen Haare streng zurückgebunden und sieht zornig aus. Eine ihrer Töchter ist weinend zu ihr gerannt, die andere steht noch in der Hüpfburg und starrt mich an. Plötzlich wird mir klar, wie die Situation auf die anderen Eltern wirken muss. Ich bin in die Hüpfburg gesprungen und habe ihre Kinder belästigt. Ich richte mich auf und steige aus dem Hüpfareal.

»Tut mir leid«, sage ich und hebe entschuldigend die Hände, in denen ich die Sandalen halte. »Ich wollte nicht …«

Weiter komme ich nicht. Der Mann, der mich angeschrien hat, schlägt mir gegen die Brust. Ich taumle nach hinten gegen die Hüpfburg.

»Warten Sie, ich …«

»Was haben Sie mit meiner Tochter gemacht?«, fragt die Frau mit schriller Stimme und deutet anklagend mit dem Finger auf mich. Sie baut sich neben dem Mann auf, der mich geschubst hat. Ich stütze mich an der Hüpfburg ab, um wieder aufrecht zu stehen.

»Ich …«

»Was soll das? Wollen Sie sich an den Kindern vergehen?«, fragt sie.

»Nein, natürlich nicht. Ich …«

»Er hat meinen Sohn angefasst«, sagt der Mann.

»Ich hab’s gesehen«, stimmt die Frau zu. »Wahrscheinlich hat er alle Kinder da drinnen begrapscht.«

»Ich wollte doch nur …«

»Er hat mir wehgetan«, sagt der Junge.

Ich hebe abwehrend die Hände. »Hören Sie mir doch mal …«

Der Mann macht eine Drehung und verpasst mir einen Schlag in die Magengrube. Ich falle rücklings in die Hüpfburg, durch die Erschütterung wird das andere Zwillingsmädchen hinausgeschleudert. Ich rolle zur Seite, rutsche aus der Burg und lande auf dem Boden, schnappe nach Luft. Der Mann packt seinen Sohn und stürmt mit ihm davon. Dann deutet er noch mit dem Finger auf mich und droht mir, er werde mich umbringen, sollte ich seinem Sohn jemals etwas zuleide tue.

Die Mutter nimmt ihre schluchzende Tochter an die Hand, das andere Mädchen steht ein paar Meter abseits und weint ebenfalls. »Sie sollten sich schämen«, sagt sie und macht mit ihrem Handy ein Foto von mir.

Ich sage nichts und werfe einen Blick zurück in die Hüpfburg, in der Hoffnung, dass Zach wiederaufgetaucht ist. Ist er aber nicht.

Er ist verschwunden, hämmert Was-wäre-wenn in meinem Kopf. Die Stimme wird lauter, je größer meine Angst wird. Er ist weg, und du wirst ihn nie mehr wiedersehen.

»Ich rufe die Polizei«, setzt die Mutter nach.

»Ich wollte den Kindern nichts tun«, sage ich.

»Erzähl das deinem Anwalt, du Kinderschänder«, sagt sie und geht weg, die Kinder im Schlepptau.

Der Hüpfbudenbesitzer kommt und hilft mir auf die Beine.

»Alles in Ordnung?«

»Ich kann meinen Sohn nicht finden.«

»Er ist vor einer Minute rausgeklettert«, sagt er und bückt sich, um mein Handy aufzuheben, während ich Zachs Sandalen aufsammle. Er reicht mir das Handy. »Das war, als Sie mit dem Ding hier beschäftigt waren.«

»Warum haben Sie mir nichts gesagt?«

»Warum haben Sie nicht auf Ihr Kind aufgepasst?«

Ich hasse ihn, weil er recht hat. Die Frau mit den Zwillingen telefoniert, starrt mich an und gibt wahrscheinlich gerade der Polizei meine Personenbeschreibung durch.

»Ist jemand bei ihm gewesen?«

»Weiß ich nicht. Vielleicht.« Er deutet in die Menge. »Er ist in diese Richtung gegangen.«

»Was befindet sich dort?«

»Lauter Sachen, mit denen ich nichts zu tun habe.«

Ich tauche in die Menge ein. Suche nach jemandem, der für Notfälle zuständig ist. Jemand vom Sicherheitsdienst oder einen Polizisten. Es muss doch irgendwo eine Information geben oder einen Sammelpunkt, an dem Eltern ihre verloren gegangenen Kinder abholen können. Ein Sanitätszelt. Aber ich sehe nur Tausende Menschen, die Spaß haben und sich um nichts weiter kümmern. Sie alle könnten mir helfen, aber …

Aber da ist er ja. Da vorne steht er in der Schlange vor dem Spiegelkabinett. Er spricht mit einem Mädchen, das in seinem Alter ist. An seinen Händen klebt Zuckerwatte, und das Mädchen versucht das Naschwerk an ihrem Kleid abzuwischen. Die Kleine schaut Zach an und hört ihm zu. Ich zögere. Am liebsten wäre ich hingegangen, hätte ihn umarmt und gefragt, was er sich dabei gedacht hat, einfach wegzulaufen. Aber das ist ja das Problem – er hat sich eben überhaupt nichts dabei gedacht. Er ist sieben Jahre alt. Er tut das, was Siebenjährige so tun. Meine Welt, die gerade aus allen Fugen geraten ist, renkt sich langsam wieder ein.

Ich gehe zu ihm, nehme ihn an der Hand und sage ihm, dass es Zeit wird zu gehen. Er fragt, ob etwas nicht stimmt, und ich sage, dass alles in Ordnung ist. Das scheint er nicht ganz zu glauben und sieht aus, als wolle er in Tränen ausbrechen. Eine typische Reaktion, wenn die Dinge nicht so laufen, wie er sich das wünscht. Ich komme ihm zuvor, indem ich vorschlage, auf dem Weg nach draußen noch ein Eis zu kaufen.

»Darf ich jede Sorte haben?«

»Du suchst dir aus, was du haben willst«, sage ich. Mit Zach muss man die Dinge sehr genau besprechen. Wenn ich ihm verspreche, dass er aus allen Sorten aussuchen kann und es dann eine Sorte, die ihm vorschwebt, nicht gibt, dann bricht für ihn eine Welt zusammen. »Weißt du noch, was ich dir in Bezug auf Weglaufen gesagt habe?«

»Dass ich das niemals tun soll.«

»Warum hast du es dann getan?«

»Was?«

»Du bist von der Hüpfburg weggegangen, ohne es mir zu sagen.«

Er überlegt, geht die letzten Minuten noch mal durch. Dann sagt er: »Einer der Jungs in der Burg hat gesagt, ich sei seltsam. Deshalb wollte ich weg. Ich bin doch gar nicht seltsam, oder?«

»Natürlich nicht.«

»Ich habe dir gewunken, aber du hast nicht geguckt.«

»Dann hättest du warten sollen.«

»Warum hat der Junge das zu mir gesagt?«

»Die Leute sagen manchmal Dinge, die sie gar nicht so meinen.«

Er denkt eine Weile nach und sagt dann: »Also, wenn du und Mama mir sagen, ich soll die Hände waschen vor dem Essen, dann meint ihr das gar nicht so?«

»Doch, das meinen wir so.«

»Ich kapier das nicht«, sagt er. »Ich glaube, ich brauche mindestens zwei Kugeln Eis.«

Ich lache, und erst dann merke ich, dass Zach keinen Witz gemacht hat. Wir gehen in Richtung Ausgang, reihen uns in den Menschenstrom ein. Am Straßenrand parken jede Menge Autos. In der zweiten Reihe suchen Fahrer verzweifelt nach einer Parkmöglichkeit. Unser Wagen steht auf einem Parkplatz zwischen zahllosen anderen. Ich öffne die hintere Tür, und Zach steigt ein. Ein paar Reihen weiter sehe ich den Kerl, der mich geschlagen hat. Er setzt sein Kind in eine dunkelrote Limousine. Der Junge weint immer noch. Ich überlege, ob ich rübergehen und mich entschuldigen soll, aber das erübrigt sich, als der Typ aufschaut und mich bemerkt. Er wirft mir einen drohenden Blick zu. Ich frage mich, was die Personen aus meinen Büchern in so einer Situation tun würden. Einige würden zu ihm hingehen und ihn zusammenschlagen. Andere würden ihn für immer in...

Erscheint lt. Verlag 31.3.2022
Übersetzer Robert Brack
Sprache deutsch
Original-Titel The Quiet People
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bücher spannend • Bücher Thriller • Camilla Way • Chris Carter • Das Böse in ihr • der perfekte Mord • Entführung • ethan cross • Fitzek • Horror Bücher • Krimi • Psychopath • Psycho-Thriller • Psychothriller Buch • Rache • Schrifsteller • Serienkiller • simon beckett • spannende Bücher für Erwachsene • Thriller Buch
ISBN-10 3-492-60144-8 / 3492601448
ISBN-13 978-3-492-60144-3 / 9783492601443
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