Seelenschänder: Thriller (eBook)

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2021 | 1. Auflage
259 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7546-1150-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Seelenschänder: Thriller -  Wilhelm J. Krefting
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Der neue Thriller von W.J. Krefting, basierend auf wahren Begebenheiten. Jill erlebt das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann: Beim Spielen im Wald stürzt ihr kleiner Sohn Ray in einem unbeobachteten Moment in einen alten Minenschacht. Verzweifelt ruft sie die Polizei. Rätselhaft: Auch nach ausgiebiger Suche bleibt der Junge spurlos verschwunden. Die Bewohner ihres Dorfes stempeln Jill nach dem Vorfall als Lügnerin ab. Traumatisiert wird sie auf Druck ihres Vaters schließlich in die Psychiatrie eingewiesen. Der Fall Ray wird nie aufgeklärt. 5 Jahre später scheint Jill den Verlust ihres Sohnes verarbeitet zu haben. Bis sie eines Abends eine Panikattacke erleidet. Sie schwört, ihren Sohn in einer TV-Reportage wiedererkannt zu haben. Wieder glaubt niemand der jungen Frau. So wird Jill selbst aktiv und bittet den Reporter Joshua Ward um Hilfe. Zögernd willigt er ein und stößt bei seiner Recherche auf mauernde Dorfbewohner, Widersprüche und weitere Fälle von unter mysteriösen Umständen verschwundenen Kindern. Am Ende weiß Joshua selbst nicht mehr, was er glauben soll. Immer verzweifelter sucht er die Antwort auf eine Frage: Was ist mit Ray passiert? 'Seelenschänder' öffnet das dunkelste Kapitel Australiens.

Wilhelm J. Krefting lebt und arbeitet in Münster. Nach dem Abitur studierte er Politikwissenschaften und Journalistik und lebte einige Zeit in Australien, wo er für verschiedene deutsche und australische Zeitungen arbeitete. Schreiben ist seine große Leidenschaft, und Krefting liebt es, seine vielfältigen Erlebnisse in spannende Geschichte zu gießen. Im Jahr 2016 veröffentlichte er mit "Aschekinder" seinen ersten Tolino Nr. 1 eBook-Bestseller.

Wilhelm J. Krefting lebt und arbeitet in Münster. Nach dem Abitur studierte er Politikwissenschaften und Journalistik und lebte einige Zeit in Australien, wo er für verschiedene deutsche und australische Zeitungen arbeitete. Schreiben ist seine große Leidenschaft, und Krefting liebt es, seine vielfältigen Erlebnisse in spannende Geschichte zu gießen. Im Jahr 2016 veröffentlichte er mit "Aschekinder" seinen ersten Tolino Nr. 1 eBook-Bestseller.


Kapitel 1


Marblehead, Western Australia, 1990

Die Sonne brannte unerbittlich auf Australiens Erde hinab und verwandelte die Landschaft in ein verschwommenes, flimmerndes Trugbild. Jill zerrte am Arm ihres nur widerwillig folgenden Sohns Ray, dessen schlurfende Schritte rote Staubwölkchen aufwirbelten, die sich in der warmen Luft schnell auflösten.

„Warum müssen wir schon wieder in den Wald? Ich will viel lieber auf der Farm spielen", protestierte Ray. Mit seinen vier Jahren besaß der Junge bereits einen ausgeprägten Dickkopf – eine Eigenschaft, die er vermutlich von seinem Großvater geerbt hatte.

„Ray, du hast doch gehört, wie Opi und Mom sich vorhin gestritten haben, oder?“

Der Junge nickte.

„Siehst du, und jetzt braucht Mom ein bisschen Ruhe. Deshalb gehen wir in den Wald.“

„Warum streitet ihr euch immer?“

„Ich weiß es nicht, manchmal streiten Erwachsene sich eben."

Ray überlegte einen Augenblick. „Muss ich auch erwachsen werden?“

Jill stoppte abrupt, schaute mitleidvoll auf ihren Sohn hinab und drückte ihn eine Weile fest an sich.

„Komm, Ray, es ist nicht mehr weit“, forderte sie ihn schließlich auf.

Der Waldboden war weich und mit braunem Eukalyptuslaub bedeckt. Unter den Füßen der vorwärtsstapfenden Jill und Ray zerknackten kleine Zweige, während die beiden auf eine Erhebung im Gehölz zuhielten, die einen guten Überblick über die nähere Umgebung ermöglichte. Jill lauschte, schaute aufmerksam in alle Richtungen und setzte sich langsam auf den leicht nachgebenden Stamm eines umgestürzten Baumes.

„Mom raucht jetzt eine Zigarette. Wenn du spielen gehst, musst du aufpassen, dass ich dich immer sehen kann, verstanden?“

Unter den wachsamen Augen seiner Mutter tapste Ray ein Stück zurück den Hügel hinunter, blieb dann stehen und hob einen langen Stock vom Boden auf, mit dem er Skizzen verschiedener Tiere in das Laub kratzte. Zufrieden zog seine Mutter ein Brillenetui aus der Jackentasche, das sich klackend öffnete. Darin lagen ein Tütchen Marihuana, Tabak und lange Blättchen. Jill wollte gerade damit beginnen, einen Joint zu drehen, als das laute Geräusch brechenden Holzes, gefolgt vom Wimmern ihres Sohnes, sie aufschreckte. Am Fuße der kleinen Erhebung sah sie Ray, wie er mit einem Bein bis zur Hüfte im Boden steckte und verzweifelt versuchte, sich zu befreien. Sofort rannte sie den Hügel hinunter, packte ihren Sohn unter den Achseln und zog ihn heraus. Als sie beide auf dem weichen Boden landeten, begann Ray bitterlich zu weinen. Jill streichelte über seinen Kopf, bis er sich wieder beruhigte, und schaute vorsichtig nach, in was Ray da getreten war. Behutsam krabbelte sie auf allen vieren an das Loch heran. Die Öffnung hatte einen Durchmesser von 40 Zentimetern, und man konnte nicht erkennen, wie tief das Loch in den Boden reichte. Ein schwacher Luftzug drang aus dem Dunkel in der Tiefe an Jills Nase. Er roch nach Erde, Feuchtigkeit und Moder.

„Pass auf, Mom“, meldete sich Ray.

„Mommy schaut nur schnell etwas nach.“ Jill wischte Blätter und Erde um das Loch weg und legte eine morsche Holzplatte frei, die etwa einen mal einen Meter maß. Ihre Kanten lagen auf Ziegelsteinen auf. Eine Abdeckung für einen tiefen Schacht, der nach unten führte. Jill rüttelte sanft an einem der Bretter der Platte, um sicherzustellen, dass sie wenigstens noch etwas Schutz bot. Leider zerbrach das Brett und sie vergrößerte das Loch nur, in das Ray getreten war. Jill suchte die Umgebung nach etwas ab, mit dem sie die Öffnung abdecken konnte. Ein großer Ast eignete sich vielleicht. Aber sie fand nichts. Der Schacht war eine Todesfalle, und sobald sie zurück in der Stadt waren, würde sie die Gefahr dem Sheriff melden.
„Hör zu, Ray“, wandte Jill sich eindringlich an ihren Sohn und nahm dabei seine kleinen Hände, „du darfst auf gar keinen Fall an das Loch gehen, wenn du spielst. Versprichst du mir das?“ Ray nickte.

Jill begab sich wieder auf ihren Baumstamm an der höchsten Stelle des Waldes und drehte einen Joint, der ihr äußerst gut gelang, wie sie fand. Zwischendurch blickte sie immer wieder zu ihrem Sohn mit der Sorge, Ray könnte doch zu nah am Schacht spielen. Glücklicherweise war er in die andere Richtung unterwegs und steckte irgendwo Äste in den Boden, mit denen er versuchte, ein kleines Haus zu bauen. Jill steckte den Joint in den Mundwinkel und kramte ein Feuerzeug aus der Tasche. Alle Leute warnten immer wieder davor, wegen der Brandgefahr im knochentrockenen Wald zu rauchen, doch das war ihr heute egal. Wen interessierte denn die australische Statistik? Sie war ja keine Idiotin und würde schon aufpassen. Jill zündete den Joint an, zog ein paarmal und atmete tief ein. Mit geschlossenen Augen ließ sie den süßlich schmeckenden Rauch aus der Nase entweichen und spürte, wie sich eine entspannende Wärme in ihrem Körper ausbreitete. Jill schloss die Augen und genoss den Moment. Vergessen war all der Stress von heute Vormittag, vergessen waren die Worte, die Jills Vater Jacob ihr immer wieder an den Kopf warf. Sie hätte sich damals als 17-Jährige niemals auf Robert einlassen sollen. Sie hätte ihren Sohn abtreiben lassen sollen. Ohne Kind wäre etwas Vernünftiges aus ihr geworden. Nach dem Scheitern ihrer Beziehung würde sie als Alleinerziehende doch nie wieder einen Mann abbekommen. Sie könne froh sein, dass Jacob sie nach der Geschichte nicht verstoßen habe. Wie hatte Jacob als ihr eigener Vater nur verlangen können, seinen Enkel, diesen wunderbaren Jungen, einfach töten zu lassen? Ray war doch ihr Ein und Alles, ihr Sonnenschein und, neben ihrer Mutter Emma, der Einzige, der bedingungslos zu ihr stand.

Jill fragte sich plötzlich, was Ray wohl gerade anstellte, es war so ruhig im Wald. Sie öffnete die Augen, für einen kurzen Augenblick überkam sie die Wirkung des Haschischs und ihr wurde schwindelig. Ray war nicht dort, wo sie ihn vor wenigen Minuten das letzte Mal gesehen hatte. In einer Schrecksekunde ließ sie den Joint auf den mit trockenem Laub bedeckten Boden fallen. Sofort trampelte sie hektisch darauf herum, damit sie am Ende nicht doch noch einen Waldbrand entfachte. Schnell war die Glut gelöscht, doch das änderte nichts an ihrem größeren Problem: Wo war ihr Sohn?

„Ray? Wo bist du?“ Von ihrer Position aus hatte sie eine gute Rundumsicht, aber der Junge war fort. Jill drehte sich immer wieder um sich selbst, bis sie mehrmals den ganzen Wald überblickt hatte. Sie rannte los zu dem Platz, an dem Ray gerade noch gespielt hatte. Die Äste, mit denen er kurz zuvor Häuser gebaut hatte, steckten noch immer im Boden, Fußspuren gab es hingegen keine. Immer wieder rief Jill nach ihrem Kind und irrte dabei planlos zwischen den Stämmen der Eukalyptusbäume umher. Wie konnte das sein? Ray war wie vom Erdboden verschluckt. Schlagartig wurde Jill in einem Anflug von Panik bewusst, dass die Metapher mit dem Erdboden sich auf grausame Weise bewahrheiten könnte. Sie sprintete zum Schacht mit der morschen Holzabdeckung und warf sich kurz davor auf die Knie.

„Ray! Ray!“, rief sie in das Loch. Konnte es wirklich sein, dass der Junge entgegen aller Warnungen in einem unbeobachteten Moment zurück zum Loch gegangen und hineingefallen war? Jill machte sich riesige Vorwürfe. Aber sie hatte den Jungen doch nur für ein oder zwei Minuten aus den Augen gelassen.

„Ray, Ray, bist du da drin?“, schrie sie immer energischer. Als Antwort erhielt sie nur ein dumpfes Echo, das schnell von den moosbewachsenen Wänden des Schachtes verschluckt wurde. Vergeblich versuchte sie, mit ihrem Feuerzeug in den Schacht zu leuchten. Es brachte praktisch gar nichts, weil das Licht der Flamme gerade mal einen Meter weit in den Schacht hinabreichte. Jill versuchte sich zu beruhigen und nachzudenken. Warum war der Schacht überhaupt hier? Er hatte doch mit Sicherheit irgendwann mal einen Zweck erfüllt. Vielleicht handelte es sich um einen Lüftungsschacht für eine alte Goldmine? Ab Mitte des letzten Jahrhunderts, zur Zeit des australischen Goldrausches, hatte man in der Gegend viele Minen gegraben.

„Liebling, Mommy versucht dich zu finden. Falls du mich hören kannst, bleib da, wo du bist.“

Jill rappelte sich auf und begann, kreuz und quer durch den Wald zu laufen und den Eingang zur Mine zu suchen. Fündig wurde sie auf der anderen Seite des Hügels, auf dem sie ihren Joint geraucht hatte. Dort ragte ein mit Gras bewachsener Eingang aus dem abschüssigen Boden. Jill näherte sich vorsichtig und entdeckte einen Haufen Natursteine, der offenbar dort aufgestapelt worden war, um den Zugang zu versperren. Beim Anblick des Haufens verzweifelte Jill, wie sollte sie die Steine zur Seite bewegen? Ihr kleiner Sohn war nur wenige Meter von ihr entfernt und sie konnte nichts unternehmen. Jill erklomm den Steinhaufen und rutschte mehrere Male mit ihren flachen Schuhen ab. Oben angekommen, schaffte sie es, ein paar der kleineren Brocken zu lösen und hinunterzustoßen. Sie rollten klackernd den Haufen hinunter und blieben mit einem dumpfen Geräusch im weichen Waldboden liegen. Sehr schnell wurden die Brocken zu groß und Jill kam auch trotz größter Kraftanstrengung nicht mehr weiter. Immerhin hatte sie einen schmalen Spalt freigelegt.

„Ray, bist du da?“ Jill wartete. „Hörst du mich? Sag doch was!“ Einen endlos erscheinenden Moment später kramte Jill ihr Feuerzeug aus der Tasche und steckte ihren Arm in den Spalt. Wie vorhin beim Lüftungsschacht reichte das Licht der Flamme nicht sehr weit in den Stollen hinein. Was sie jedoch erkennen konnte, war eine weitere Enttäuschung in Form von Eisenstäben: Um den Eingang zur Mine...

Erscheint lt. Verlag 6.10.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ermittler • historisch • Horror • Krimi • Mystery • Psychothriller • Spannung • Thriller
ISBN-10 3-7546-1150-X / 375461150X
ISBN-13 978-3-7546-1150-0 / 9783754611500
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