Die Kreatur dort unten (eBook)

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2021 | 3. Auflage
124 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7543-9483-0 (ISBN)

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Die Kreatur dort unten -  Sören Schnaubelt
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Württemberg im Jahre 1911: Leutnant Neuhaus erhält einen Befehl, der ihm nicht gefällt. Er soll für einen Beamten des Bergamtes den Zugang zu einem Salzbergwerk erzwingen. Haben die Bergmänner dort etwas zu verbergen? Mehrere Männer sind dort unten in den Tunneln verschwunden. Und tatsächlich sieht es so aus, als ob dort unten etwas ruht. Etwas, das Männer in den Wahnsinn treibt.

Sören Schnaubelt wurde 1982 geboren. Er ist im Stahl- und Betonbau tätig.

KAPITEL 2: ANKUNFT IN
TRAUBSTADT


Die Fahrt von Stuttgart zog sich. Zwar waren nur wenige andere Fahrzeuge unterwegs, aber der schlechte Ausbau der Straßen erlaubte keine allzu hohen Geschwindigkeiten. Als wir uns gegen 19:00 Uhr der Stadt näherten stand die Sonne schon tief am Horizont. Die Straße, der wir folgten, führte am nördlichen Ufer des Neckars entlang. Der Fluss hatte sich über die Jahrtausende tief in die Landschaft gegraben. An allen Hängen, die es erlaubten, waren Terrassen für den Weinanbau angelegt worden. Es sah so aus, als ob Traubstadt seinen Namen nicht grundlos hatte.

Dann sahen wir endlich das Ortsschild und fuhren in die Stadt hinein. Ich war noch nie vorher in der kleinen Stadt gewesen, trotzdem hatte ich das Gefühl sie zu kennen. Es war eine typische ländliche Gemeinde, wenn auch eine sehr prosperierende und wohlhabende. Zu unserer Linken konnte ich schon den Förderturm des Salzbergwerkes sehen, der alle Gebäude, bis auf den Kirchturm, überragte. Jedoch war das Bergwerk heute noch nicht unser Ziel, und wir passierten es ohne ihm allzu nahe gekommen zu sein.

Dann verließen wir wieder das dicht besiedelte Stadtgebiet und fuhren eine kleine schlecht ausgebaute Straße entlang. Hier befanden sich nur noch wenige Häuser. Ein großes Gebäude, das nach einer weiten Kurve in unser Sichtfeld kam, war hell erleuchtet. Dies musste der Gasthof sein, in dem wir Quartier nehmen würden, und in dem ich Herrn Petzold treffen sollte. Der Fahrer hielt an der Zufahrt zu dem kleinen Vorplatz des Gebäudes an. Ich sprang mit einer eleganten Bewegung aus dem Führerhaus. Oder besser gesagt versuchte ich dies. Tatsächlich waren meine Bewegungen recht steif und vermutlich nicht allzu elegant. Nach drei Stunden des Sitzens musste ich erst wieder in Schwung kommen.

Während die Männer noch damit beschäftigt waren abzusteigen und ihre Sachen zu ordnen, winkte ich Unteroffizier Meier zu mir herüber. In seiner Begleitung begab ich mich zum Eingang des Gasthofes. Es war ein großes und schon etwas älteres Gebäude. Es gab ein Wohnhaus und einen Anbau, der wohl als Scheune verwendet wurde. Aus allen Fenstern des Erdgeschosses und einigen der oberen Stockwerke fiel Licht. Eindeutig kein elektrisches Licht, sondern das flackernde Licht von Öllampen. Die Eingangstür erreichte ich über eine kurze, steinerne Treppe und klopfte an die durch Alter und Wetter in Mitleidenschaft gezogene Holztür. Als niemand auf mein Klopfen antwortete, betätigte ich kurzerhand die Klinke.

Als wir eintraten richteten sich die Blicke der im Schankraum Anwesenden auf uns. Es waren vielleicht ein Dutzend Personen anwesend. In der Mehrzahl Gäste, die an den Tischen saßen, meist mit einem Bier und einem Abendessen vor sich. Manche für sich, andere in kleinen Grüppchen. Eine junge Kellnerin, vielleicht zwanzig Jahre alt, stand zwischen den Tischen, und sah neugierig zu mir herüber. In der Hand hielt das hübsche Fräulein zwei volle Krüge. Zu meiner Rechten befand sich ein Tresen, hinter dem ein dickbäuchiger, griesgrämig aussehender Mann stand, offensichtlich der Wirt. Ich steuerte ohne weitere Umschweife auf ihn zu. Er sah von einem Glas auf, welches er gerade mit Bier füllte.

„Guten Abend Herr Leutnant.“ Er nickte mir zu.

„Abend.“

„Gehe ich richtig in der Annahme, dass sie der Offizier sind, den Herr Petzold angekündigt hat?“

„Ja, da liegen sie richtig. Ich brauche Unterkunft für mich und meine dreißig Mann. Wie viele freie Zimmer haben sie?“ Die Miene des Wirtes hellte sich sofort deutlich auf. „Oh ich habe 4 Zimmer, die schon hergerichtet sind. Ich fürchte das wird ein bisschen eng…“

„Was ist mit der Scheune, ist sie trocken?“

„Nun, trocken und winddicht wäre sie schon.“

„Dann kommen meine Männer dort unter und ein Zimmer für mich. Wir bleiben ein paar Tage. Meine Männer benötigen ein Abendessen und morgen auch Frühstück. Kümmern sie sich darum.“

„Natürlich, gerne Herr Leutnant. Wegen des Preises…“

Wir einigten uns auf einen meiner Meinung nach etwas überhöhten Preis. Ich bezahlte direkt für die nächsten zwei Tage.

Dann fragte ich ihn, wo ich denn Herrn Petzold finden könnte. Der Wirt erklärte mir, wie ich zu Herrn Petzolds Zimmer im zweiten Stock gelangen konnte. Ich wies Unteroffizier Meier an, zusammen mit dem Wirt für die Unterbringung und das Essen der Männer zu sorgen. Außerdem trug ich ihm auf, den drei Fahrern zu sagen, dass sie abfahren konnten. Dann stieg ich die enge hölzerne Treppe bis in den zweiten Stock hinauf.

Der Beschreibung des Wirtes folgend, wandte ich mich nach rechts und ging den kurzen Flur entlang, um an der letzten Tür, am Ende des Ganges, anzuklopfen. Nach einem kurzen Moment rief eine Stimme:

„Ja, sie können eintreten.“

Ich trat ein. An einem kleinen Tisch, auf dem eine Öllampe stand, saß ein älterer Mann. Vielleicht um die 60. Er hatte einen vollen, fast weißen Bart mit einem beeindruckenden gewachsten Schnurrbart. Die Kleidung, die er trug, war ein schlichter Anzug aus recht grobem Stoff. Er war offensichtlich damit beschäftigt gewesen einige Papiere im Licht der Lampe durchzulesen. Nun sah er von seinen Papieren auf und schaute mich direkt an. Sein eindringlicher Blick hatte etwas Unangenehmes, obwohl er auf mich nicht unfreundlich wirkte. Sein rechtes Auge fokussierte mich unverwandt, nicht jedoch sein linkes Auge. Das linke Auge war trüb und wirkte tot. Es war von Narbengewebe umgeben. Vermutlich hatte er vor langer Zeit einen schweren Unfall gehabt.

„Herr Petzold, ich bin Leutnant Neuhaus. Ich wurde abkommandiert um sie hier zu unterstützen.“

„Leutnant Neuhaus, es freut mich, dass sie so schnell erschienen sind. Das ist wirklich gut, denn Zeit darf keine mehr vergeudet werden.“

Während er sprach erhob er sich etwas schwerfällig und schüttelte mir die Hand.

„Herr Leutnant setzen sie sich doch.“ Er zeigte auf das Bett.

„Nein danke, ich habe eine 4-stündige Fahrt in einem Automobil hinter mir, tatsächlich würde ich lieber stehen.“

„Nun, wie sie wünschen.“

Er schien sich kurz zu sammeln.

„Am besten gebe ich ihnen einen kurzen Überblick. Dann haben sie eine Vorstellung was auf sie zukommen mag und können sich auf die Situation einstellen. Wie sie ja sicherlich wissen bin ich Bergbaubeamter. Vor drei Tagen ist mein junger Kollege Herr Weber, hier bei einem Kontrollbesuch im Bergwerk verschwunden. Tatsächlich ist nicht nur er verschwunden, sondern auch ein Bergmann von hier, der ihn herumführte. Nach Aussage der Bergwerksleitung sind Herr Weber und der Bergmann Franz beide vermisst. Man sagte mir, man hätte eine Suche organsiert und so weit wie möglich die Stollen abgesucht. Aber sie konnten nicht gefunden werden. Man hat aber natürlich eine Vermutung, was ihnen zugestoßen seinen könnte. Die Bergwerksleitung geht davon aus, dass sie bei einem Felssturz umgekommen sind. Ein Teil einer großen Kammer ist wohl an dem Tag, an dem Weber hier war, eingestürzt. Das Beben, das dadurch verursacht wurde, war in der ganzen Stadt zu spüren. Und man sagte mir, man könnte den Bereich nicht freilegen, weil die Sorge besteht, es könnte zu weiteren Einstürzen kommen, die die strukturelle Integrität des Bergwerks gefährden würden. Ich habe darauf bestanden, dass man mir Zugang gewährt. Aber das wurde mit dem Hinweis auf Sicherheitsbedenken verweigert. Ich habe die lokale Polizei aufgefordert, das Bergrecht durchzusetzen, aber man war nicht sehr kooperativ. Die Beamten waren zwar höflich, haben sich aber geweigert ihre Pflicht zu tun. Die Bergwerksleitung hat hier wohl einigen Einfluss.“

Er zögerte kurz bevor er fortfuhr.

„Herr Weber ist erst seit einigen Jahren beim Bergamt und ich habe ihn ausgebildet, sodass ich mich für ihn verantwortlich fühle. Deshalb konnte ich nicht länger warten. Ich muss dort hinunter. Deshalb habe ich mich an einen guten Freund gewandt. Dieser hat ein Amt in der württembergischen Regierung inne und hat dafür gesorgt, dass sie in Marsch gesetzt worden sind.“

Hier unterbrach ich ihn mit einer Frage.

„Aber wenn der Bereich nicht freizulegen ist, bei allem Respekt, meine Männer sind keine Bergleute. Sie sind nicht dafür geeignet Geröll weg zu schaffen, geschweige denn Stollen zu sichern. Hierfür bräuchte man doch erfahrene Bergleute.“

„Das ist mir selbstverständlich bewusst, aber ich will die Stelle mit eigenen Augen sehen. Und das Weber dort begraben liegt ist nur eine Vermutung der Bergwerksleitung. Wer sagt denn, dass er nicht irgendwo verunglückt in einem Tunnel liegt. Ich traue diesen Leuten hier nicht.“

So geschildert hörte sich die Sache weniger dramatisch an als ich gefürchtet hatte. Vieleicht konnten wir morgen schon wieder abrücken. Wir redeten mit der Bergwerksleitung, fuhren unter Tage, besichtigten die Stelle des Unglücks und die Sache war erledigt. Vielleicht wäre ich...

Erscheint lt. Verlag 6.10.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bergbau • Horror • Kaiserreich • Kreatur • Wahnsinn
ISBN-10 3-7543-9483-5 / 3754394835
ISBN-13 978-3-7543-9483-0 / 9783754394830
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