Das Haus Zamis 27 (eBook)

Eiskalter Zorn

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2352-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 27 - Ralf Schuder
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Der Schlüssel drehte sich im Schloss. Knarrend schwang die Tür auf. Das wenige Licht, das in den Raum drang, reichte aus, um Georg zu blenden. Er kniff die Augen zusammen, und nach einigen Sekunden erkannte er die Umrisse einer hässlichen Kreatur. Sie bewegte sich aufrecht wie ein Mensch und besaß die schuppige Haut und den Kopf einer Echse. Das Ungetüm trug ein Gewand aus dunklem Leder, um seine Hüfte hatte es einen breiten Gürtel geschnallt, in einem Futteral steckte ein furchterregend großes Messer.
Das Monster atmete rasselnd, und aus seinem Maul kamen ständig neue Speichelbläschen hervor, die sich immer weiter aufblähten, bis sie zerplatzten und als klebrige Fäden am Kinn hinabliefen.
»Steh auf!«, krächzte der Hässliche. »Du kommst mit mir ...«


1. Kapitel


Wäre ihnen etwas geschehen, Georg könnte es sich nicht verzeihen.

Seine Gedanken schweiften zu Aydin Özdes und Eve Richards, die sich so tapfer geschlagen hatten, obgleich sie nur Menschen waren. Marco Caprese gehörte zu Georgs besten und einflussreichsten Freunden, und er hatte den beiden zweifellos jede erdenkliche Hilfe zukommen lassen.

Doch diese Überlegungen schienen im Moment nicht von Bedeutung zu sein. Georg saß auf dem Boden, den Rücken an eine kalte, feuchte Mauer gelehnt. Der Vampir Necato hatte ihn in dieses finstere Verlies geworfen und ihm seitdem weder zu essen noch zu trinken gegeben.

Doch es gab eine Hoffnung, an die Georg sich klammerte. Der Fürst der Finsternis, der in den vielen Jahren seiner Herrschaft allzu selbstgefällig geworden war, glaubte noch immer, dass Axinum vollkommen unter seiner Kontrolle stand. Georg aber zweifelte daran – seiner Meinung nach war der künstliche Dämon unberechenbar geworden.

Es war still in dem Verlies. Georg hörte seinen eigenen Atem und das Schlagen seines Herzens. Doch irgendetwas gesellte sich zu diesen Geräuschen ... etwas, das noch fern war, aber stetig näher kam. Er konzentrierte sich und glaubte Schritte zu hören.

Ja, es waren Schritte, dessen war er sich bald gewiss. Er hörte ein metallisches Klirren – jemand hantierte mit einem Schlüsselbund herum.

Dann wurde der Schlüssel im Schloss gedreht, knarrend schwang die Tür auf. Das wenige Licht, das in den Raum drang, reichte aus, um Georg zu blenden. Er kniff die Augen zusammen, und nach einigen Sekunden erkannte er die Umrisse einer unglaublich hässlichen Kreatur. Sie bewegte sich aufrecht wie ein Mensch, besaß aber die schuppige Haut und den Kopf einer Echse. Das Ungetüm trug ein Gewand aus dunklem Leder, um seine Hüfte hatte es einen breiten Gürtel geschnallt, in einem Futteral steckte ein furchterregend großes Messer.

Es atmete rasselnd, und aus seinem Maul kamen ständig neue Speichelbläschen hervor, die sich immer weiter aufblähten, bis sie zerplatzten und als klebrige Fäden am Kinn hinabliefen. Die Augen waren klein und bewegungslos, sie stierten Georg an.

»Steh auf!«, krächzte der Hässliche. »Du kommst mit mir.«

Georg erhob sich stöhnend; ihm war kalt bis auf die Knochen, seine Muskeln schmerzten. Die abstoßende Kreatur war kein Dämon, sondern eines der zahlreichen fremdartigen Wesen, die die Teufelsinsel bevölkerten.

»Was willst du von mir? Mich zu Axinum bringen?«, fragte Georg, dessen Kopf sich auf Höhe der Schultern des Echsenwesens befand.

»Das hat dich nicht zu interessieren.«

Georg spürte, dass er zu geschwächt war, um sich in den schnelleren Zeitablauf zu versetzen. Er machte einige Schritte auf das Echsenwesen zu und glaubte, in seinen starren Augen einen Ausdruck von Geringschätzung zu erkennen.

»Geh vor! Ich will dich im Auge behalten.« Das Gekrächze hallte durch das unterirdische Gewölbe.

Georg blieb nichts weiter übrig, als der Aufforderung nachzukommen. Mit einem misstrauischen Blick ging er an dem Wesen vorbei. Vor ihm lag ein schmaler Gang, der von Fackeln erhellt wurde, die in unregelmäßigen Abständen an den Wänden hingen. Die Wände und die Decke bestanden aus grob gehauenen Steinen, sie waren feucht, und schmale Rinnsale modrigen Wassers liefen von ihnen herab.

Die Echsenkreatur stieß ihn vor sich her, trieb ihn zur Eile an. Georg fühlte sich elend und schwach, und während er durch den Gang stolperte, glaubte er einige Male, dass er sich nicht würde auf den Beinen halten können. Im Geiste sah er sich bereits mit dem Schädel voran auf den harten Steinboden prallen.

Der Gang schien kein Ende zu nehmen. Georgs Blick fiel auf eine Fackel, die lose in ihrer Halterung steckte.

»Weiter! Weiter!«

Georg setzte alles auf eine Karte. Er sprang auf die Fackel zu und riss sie an sich. Das Echsenwesen gab ein gurgelndes Krächzen von sich, das Überraschung und Wut ausdrücken mochte. Dann schlug es mit der rechten Pranke nach Georg, doch der wich dem Hieb aus und stieß die Fackel in die Fratze des Monstrums. Kochender Teer ergoss sich über die starren Echsenaugen.

»Mach es weg! Mach es weg!« Das Gebrüll war kaum zu verstehen.

Doch Georg kannte keine Gnade. Immer wieder schlug er mit der Fackel zu, und er hörte erst damit auf, als der Hässliche zu taumeln begann und stürzte. Georg beugte sich vor und nahm ihm das Messer ab. Ohne zu zögern, schnitt er der Kreatur die Kehle durch.

Im Todeskampf gab der Hässliche entsetzliche Laute von sich ... er wand sich hin und her und begann konvulsivisch zu zucken. Georg wartete nicht ab, bis das Monstrum starb – er stürzte nach vorn, dem Ausgang entgegen.

Der Weg führte wie eine Rampe steil in die Höhe, und kühle, frische Luft wehte ihm ins Gesicht. Er hörte das Rauschen des nahen Meeres, und in diesem Augenblick wuchs seine Hoffnung, doch noch von der Teufelsinsel entkommen zu können. Aber er hatte sich verausgabt – er wurde zunehmend langsamer, stolperte mehr, als dass er lief. Schwer atmend und sich mit den Händen an der Höhlenwand abstützend, näherte er sich dem Torbogen, der ins Freie führte. Dort draußen herrschte finsterste Nacht.

Georg hastete weiter nach vorn. Der langgezogene Schrei eines Nachtvogels ertönte, als er ins Freie trat und die kühle Nachtluft einatmete. Der Mond zeigte sich als dünne Sichel, und seltsamerweise standen trotz des wolkenlosen Himmels kaum Sterne am Himmel. Das Himmelszelt selbst strahlte in einem fluoreszierenden Lilablau, was zweifellos ein magisches Phänomen war, das sich nur an diesem Ort zeigte.

Es herrschte ein fremdartiges Dämmerlicht, in dem sich fast alle Details der Umgebung erkennen ließen. Der Strand wirkte grau, als bestände er aus schmutzigem Schlamm, und war von Steinen und Muscheln übersät. In unregelmäßigen Abständen ragten bizarre Felsformationen aus dem Sand hervor. Georg konnte nicht sagen, auf welchem Teil der Teufelsinsel er sich befand, und überlegte, in welche Richtung er gehen sollte.

Er trat nahe ans Wasser und genoss die Wellen, die seine nackten Füße umspülten. Die Sicht reichte bis zum Horizont, links und rechts verlor sich das Meer in der Ferne. Georg wollte sich gerade nach rechts wenden, als er spürte, wie sich etwas Kaltes um seinen rechten Fußknöchel legte. Als er nach unten blickte, fiel sein Blick auf eine schneeweiße Hand, die aus dem Boden ragte und ihn brutal gepackt hatte.

Er riss das Bein mit aller Kraft nach hinten. Die gekrümmten Krallen der Hand hinterließen blutige Striemen, doch Georg war frei und rannte auf einen hausgroßen Felsen zu, um sich hinter ihm zu verbergen.

Und während er durch den Sand stolperte, spürte er die schreckliche Ausstrahlung Axinums, die Aura des Bösen lag wie eine tödliche Bedrohung in der Luft. Georg verbarg sich in einer der metertiefen Furchen, von denen der Fels durchzogen war. Doch er ahnte, dass ihm dieses Versteck keinen wirklichen Schutz bot. Er hatte das dümmliche Echsenwesen überrumpeln können, doch gegen Axinum würde er nicht die allergeringste Chance haben. Und tatsächlich sah er einen Schatten näherkommen, der nur wenige Meter von ihm entfernt innehielt. Die große, kräftige Gestalt schien in die Dunkelheit hineinzulauschen.

Georg wagte es kaum zu atmen ... endlose Minuten zogen sich zähflüssig dahin. Dann hörte er Schritte, die sich rasch entfernten, und als er sich ein wenig vorbeugte, sah er, wie die schattenhafte Gestalt mit der Dunkelheit der Nacht verschmolz. Sie war fort.

Georg zog sich wieder in die Nische zurück und holte die Atemzüge nach, die er unterdrückt hatte. Die Angst blieb, und er wagte es nicht, sein Versteck zu verlassen. Einmal hörte er ein Krächzen, aber es war nur eine Möwe, die am Himmel ihre Bahnen zog. Es war noch immer dunkel, aber am Horizont zeigte sich ein schwaches Licht. Der Morgen kündigte sich an.

Georg neigte den Kopf und wartete. Im Licht des anbrechenden Tages könnte es ihm gelingen, das Gebäude zu finden, in dem sich das Dämonentor befand.

Er trat vorsichtig aus der Nische heraus. Im gleichen Moment schoss eine bleiche Hand heran, packte ihn grob an der Schulter und zerrte ihn ins Licht der Morgendämmerung. Georg war nicht wirklich überrascht, als er in Axinums Gesicht blickte. Der künstliche Dämon wirkte wahrhaftig wie ein Todesengel – in der Rechten hielt er seinen Dolch, auf dessen Klinge sich für einige Sekunden die aufgehende Sonne widerspiegelte.

»Ein neuer Tag beginnt.« Axinums Stimme klang melancholischer als jemals zuvor. »Ein weiterer Tag, an dem wir Blut vergießen werden.«

Die Trommeln schlugen lauter und wilder, und die grotesken Kreaturen tanzten ausgelassener, verrückter. Sie spielten ein chaotisches Spiel, das mit sexuellen und gewalttätigen Elementen durchsetzt war. Viele von ihnen waren nackt, scharwenzelten umeinander herum, verbissen sich ineinander, ließen wieder voneinander ab, um sich sofort darauf geschlechtlich zu vereinigen.

In der Mitte des Platzes prasselte ein gewaltiges Lagerfeuer....

Erscheint lt. Verlag 26.10.2021
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-2352-8 / 3751723528
ISBN-13 978-3-7517-2352-7 / 9783751723527
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