John Sinclair 2258 (eBook)

Der Vampir, der Dämon und ich

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2264-3 (ISBN)

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John Sinclair 2258 - Rafael Marques
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Als der Biss erfolgte, stieß die Frau einen spitzen Schrei aus. Sie bäumte sich noch einmal in seinem Griff auf, war seinen übermenschlichen Kräften jedoch nicht gewachsen. Ihr Schrei ebbte ab, wurde leiser und leiser, bis nur noch ein schwaches Wimmern über ihre Lippen drang.
Das Blut sprudelte nur so in seinen Mund, den er eng an die linke Halsseite seines jungen Opfers gepresst hielt. Dennoch rannen einige Tropfen über die blasse Haut, die Schultern und die Brüste hinweg. Der Vampir konnte es verschmerzen, denn die schiere Masse an menschlichem Lebenssaft genügte schon, um seinen unbändigen Hunger zu stillen ...


Der Vampir, der Dämon und ich

von Rafael Marques

Als der Biss erfolgte, stieß die Frau einen spitzen Schrei aus. Sie bäumte sich noch einmal in seinem Griff auf, war seinen übermenschlichen Kräften jedoch nicht gewachsen. Ihr Schrei ebbte ab, wurde leiser und leiser, bis nur noch ein schwaches Wimmern über ihre Lippen drang.

Das Blut sprudelte nur so in seinen Mund, den er eng an die linke Halsseite seines jungen Opfers gepresst hielt. Dennoch rannen einige Tropfen über die blasse Haut, die Schultern und die Brüste hinweg. Der Vampir konnte es verschmerzen, denn die schiere Masse an menschlichem Lebenssaft genügte schon, um seinen unbändigen Hunger zu stillen ...

Nach einigen Minuten erlahmten auch die letzten Bewegungen der Dunkelhaarigen, die wie eine Puppe in seinem Griff hing. Sie hatte den Fehler gemacht, eine Abkürzung durch eine der alten, dunklen Gassen Sohos zu nehmen, und war ihm damit direkt in die Arme gelaufen.

Ihr jämmerliches Flehen, sie zu verschonen, lag ihm noch immer in den Ohren. Wahrscheinlich hatte sie gedacht, einem Vergewaltiger in die Fänge geraten zu sein, als er sie zwang, sich auszuziehen. Dabei wollte er nur ihren anmutigen Körper betrachten, bevor er die unschuldige, menschliche Schönheit aus ihr heraussaugte.

Er war ein Monster, das war ihm bewusst, und jedes seiner Opfer verwandelte sich ebenfalls in ein unheilvolles Geschöpf, das nichts mehr von seiner ursprünglichen Persönlichkeit beibehielt. Das war oft traurig und schmerzhaft, denn gerade kurz nach der Trennung von seinem alten Meister hatte er verzweifelt nach Halt gesucht, aber natürlich waren die von ihm erschaffenen Blutsauger genauso gnaden- und rücksichtslos geworden wie er selbst es in seiner wahren Natur war.

Trotzdem brachte er es nicht über sich, seine Opfer nach dem Biss auch zu töten, ganz im Gegensatz zu manch anderen Vampiren, die ihm in der Vergangenheit begegnet waren.

Als kein Tropfen Blut mehr in der jungen Frau steckte, ließ er von ihr ab und legte sie sanft auf dem Boden ab. Trotz der Blässe ihrer Haut war noch immer diese einnehmende Schönheit vorhanden, aufgrund der er jede Vorsicht fallen gelassen und sie hier, zwischen Unrat und dampfenden Mülltonnen, überwältigt hatte. Sie würde auch nicht vergehen, jedoch eine gewisse Härte erhalten, wenn sie nach einiger Zeit erwachte und als Wiedergängerin selbst auf Blutjagd gehen würde.

Er schleifte die leblose Frau, deren Namen er nicht einmal kannte, zwischen zwei Metalltonnen und ließ ihre Kleidung in einer der beiden verschwinden. Ein letztes Mal blickte er auf sie hinab, dann ging er davon.

Robert Cullen, der Vampir, genoss es, durch die düsteren Gassen der britischen Großstadt zu streifen. Er liebte die Einsamkeit, auch Menschen, die am Rande der Gesellschaft existierten und so in einer Parallelwelt lebten. Manchmal zog es ihn auch in verlassene Gebäude, unter Brücken oder mitten in verwüstete Kriegsgebiete, in denen eine so gespenstische Stille herrschte.

Der Trubel und die feiernden jungen Menschen, die dicht aneinandergedrängt von einer Bar oder Disco zur anderen zogen, stießen ihn dagegen ab. Sie gehörten natürlich ebenfalls zu einer Großstadt dazu wie die Straßenschluchten, der Smog und die Betonwüsten, die entstanden, wenn die Welt wieder einmal von einer Wirtschaftskrise getroffen wurde.

Manchmal mischte er sich sogar unter die Leute, um ein neues Opfer zu finden und sich selbst zu beweisen, dass er mehr war als ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, zumeist blieb er aber in der Dunkelheit verborgen.

Es war sein erster Besuch in London, obwohl er schon über hundert Jahre alt war. In gewissen Kreisen war die Stadt dafür bekannt, dass hier ein Mann namens John Sinclair lebte, der auch den Beinamen Geisterjäger trug und gegen Vampire, Werwölfe und Dämonen kämpfte.

Robert selbst sah sich nicht als Kämpfer oder jemand, der in der schwarzmagischen Hierarchie aufsteigen wollte, indem er versuchte, John Sinclair zu töten. Das ergab für ihn auch überhaupt keinen Sinn. Er war nach London gekommen, um die Stadt zu erleben und nach einigen Tagen wieder abzureisen. Immerhin wollte er das Geschenk des ewigen Lebens ausnutzen und nicht als blutdürstiger Zombie von einem Tag zum nächsten leben.

Er ließ seinen Blick über den klaren Sternenhimmel schweifen, der zwischen den hoch aufragenden Ziegelsteinbauten kaum zu erkennen war. Vielleicht würde er auf eines der Dächer steigen, um die nächtliche Stadt zu betrachten und sein nächstes Ziel auszuloten.

Mehr zufällig sah er dabei, wie eine dunkle Gestalt eine der zahlreichen Feuerleitern herabstieg. Das an sich wäre nichts Ungewöhnliches gewesen, allerdings fiel ihm sofort das lange Messer mit der schimmernden Klinge auf, das sie in der rechten Hand hielt.

Der Vampir huschte zur Seite, tauchte tiefer in den Schatten des Hochhauses ein und verschmolz so mit der Dunkelheit. Als Wesen der Nacht war er dazu in der Lage, auch ohne Licht klar zu sehen. Die Gestalt mit dem Messer hatte es eilig, die Treppe hinabzusteigen, und das nicht ohne Grund, denn von der Klinge tropfte Blut.

Die letzten Meter sprang der ganz in schwarz gekleidete Fremde herab und kam nur wenige Meter von Robert Cullen entfernt auf. Obwohl Menschen in der Dunkelheit schlecht sahen und er in der Finsternis eigentlich nicht zu erkennen war, ruckte der Kopf der Gestalt herum.

»Wer bist du?«, hauchte ihm eine leise Frauenstimme zu. »Was willst du hier?«

»Dieselbe Frage könnte ich dir auch stellen«, erwiderte er und trat aus dem Schatten. Ihm war bewusst, dass er durch seine Größe, sein attraktives Gesicht, die von weißgrauen Strähnen durchzogenen Haare und die bereits ergrauten Schläfen eine gewisse Anziehungskraft auf Frauen hatte. Ob auch in diesem Fall, würde sich zeigen.

»Das geht dich nichts an.«

»Warum hast du mich dann angesprochen?«

Die Frau, unter deren Stoffmaske eine blonde Mähne hervorquoll, trat noch einen weiteren Schritt auf ihn zu. »Ich will keine Zeugen haben«, erklärte sie.

»Glaubst du, ich würde dich verraten?«, erwiderte er. »Ich bin genauso ein Wesen der Nacht wie du, und wenn ich dich verraten würde, würde ich mich auch selbst verraten.«

»Ein Wesen der Nacht?«

»Ein Vampir.«

Die Frau zögerte. Überlegte sie, ob sie seinen Worten Glauben schenken sollte? Sie war ein Mensch, und Menschen waren schwer davon zu überzeugen, dass noch ganz andere Kreaturen auf ihrer Welt existierten, die nicht mit dem vereinbar waren, was sie als Realität ansahen. Andererseits nahm er auch an der Frau etwas Besonderes, Übernatürliches wahr, und genau das faszinierte ihn an ihr.

Vielleicht würde sie versuchen, ihn zu töten, aber er wollte sie auch nicht so einfach gehen lassen. Er streckte seine Arme nach ihr aus, und jetzt reagierte auch die Fremde. Ansatzlos schlug sie zu und rammte ihre Faust in seine Magengrube. Natürlich verspürte er keine Schmerzen, doch darum ging es der Frau auch nicht. Der Schlag war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, um ihm das Messer ins Herz zu treiben.

Ob ihn diese Attacke wirklich töten konnte, blieb ihm verborgen, denn er reagierte mindestens ebenso schnell. Seine Hände schossen vor und packten die Hände seiner Gegnerin, wodurch er in der Lage war, sie herumzureißen und gegen die Wand zu schleudern. Die Frau stieß einen erstickten Laut aus, stöhnte und sank langsam in die Knie.

Zufrieden trat Robert an die Blonde heran, beugte sich zu ihr hinab und riss ihr die Stoffmaske vom Kopf. Dann legte er einen Finger unter ihr Kinn und drückte es in die Höhe. Die Frau war etwa Anfang zwanzig und hatte ein glattes, ebenmäßiges Gesicht, fast wie das eines Engels. Ihre Lider flatterten, und ob sie ihn überhaupt noch wahrnahm, war mehr als fraglich.

Hunger verspürte er keinen, wenngleich es ihm auch nicht geschadet hätte, noch einen Menschen leer zu saugen. In diesem Fall sah er davon ab, denn er wollte einfach wissen, wer oder was hinter der Blonden steckte.

»Wen hast du mit deinem Messer getötet?«, fragte er deshalb.

Die Lider der Frau flatterten erneut. Ohnmächtig war sie nicht, nur etwas weggetreten. Ihre Lippen bewegten sich, aber noch ehe ein Ton aus ihrem Mund dringen konnte, riss sie die Augen auf. Ihre Pupillen waren verschwunden, dafür drang grelles, rotes Licht aus den Höhlen hervor. Ein Schrei fegte aus ihrem Mund, während sie in die Höhe schoss, Robert am Kragen packte und ihn bis an die gegenüberliegende Wand schleuderte. Für einen Moment sah es so aus, als würde sie sofort nachsetzen wollen, dann fuhr sie auf der Stelle herum und rannte davon.

»Warte«, schrie er ihr hinterher, und tatsächlich drehte sich die Blonde noch einmal um.

Das rote Licht in ihren Augen wahr verschwunden, dafür traf ihn ein trauriger und in gewisser Weise auch sehnsuchtsvoller Blick. Sie öffnete den Mund, schien aber unschlüssig, was sie ihm sagen sollte. Statt auf ihn zuzugehen, wandte sie sich wieder ab und setzte ihre Flucht fort. Schon bald war sie aus seinem Blickfeld verschwunden.

Robert überlegte viel zu lange, bevor er die Verfolgung aufnahm, und natürlich verlor er sehr bald...

Erscheint lt. Verlag 19.10.2021
Reihe/Serie John Sinclair
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-2264-5 / 3751722645
ISBN-13 978-3-7517-2264-3 / 9783751722643
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