Tod in engen Gassen: Paul Pecks achter Fall. Österreichkrimi -  Max Oban

Tod in engen Gassen: Paul Pecks achter Fall. Österreichkrimi (eBook)

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
230 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-168-9 (ISBN)
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Hallein, eine malerische, verwinkelte Stadt im Salzburger Land. Hilde Gabler, eine hübsche Witwe, wendet sich an Paul Peck. Sie hat entsetzliche Angst. Ihr Mann ist vor die S-Bahn gestürzt. Selbstmord, sagt die Polizei. Hilde glaubt nicht an Selbstmord. Und seit einigen Tagen fühlt sie sich von einem Mann verfolgt. Rätselhafte Dinge gehen in dem Unternehmen vor sich, das Hildes Ehemann vor Jahren gegründet hat und das jetzt vor dem Bankrott stehen soll. Wo sind die Firmenmillionen geblieben? Und warum stürzt genau jetzt einer der Geschäftsführer mit einem Kleinflugzeug in den Tod? War es ein Unfall? Detektiv Paul Peck steht vor einem Rätsel. Er stößt auf gewaltbereite Firmenchefs, auf einen leeren Sarg – und auf eine weitere Leiche. Nach und nach kommt er einem grausamen Geheimnis auf die Spur und gerät selbst in tödliche Gefahr. Paul Peck und sein unkonventioneller Mitarbeiter Braunschweiger ermitteln in Hallein vor der atmosphärischen Kulisse des Salzburger Landes. Ein neuer Fall und der achte Band in der Serie um den Privatdetektiv Paul Peck.



Max Oban, geboren in Oberösterreich, studierte in Wien und Karlsruhe. Er schlug eine Karriere als Manager ein, arbeitete für einen internationalen Konzern in Deutschland, den USA und Teheran, bevor er sich seiner Tätigkeit als Schriftsteller widmete. Max Oban ist erfolgreicher Autor zahlreicher Romane, unter anderem der Paul-Peck-Krimireihe, von der hiermit der neunte Band erscheint. Oban hat zwei Söhne, er lebt in Salzburg und in der Wachau.

Kapitel 3


 

Die Menschen drängten aus dem Kino, als gelte es, ihr Leben zu retten. Gierig entzündete jeder zweite eine Zigarette, zog den Rauch tief in die Lungen und blies, das Gesicht leicht nach oben gerichtet, graue Wölkchen in die Luft. Wortfetzen flogen Braunschweiger zu, der die wenigen Stufen hinabstieg und einen Moment im Regen stehen blieb, umringt von Menschen, die sich alle darüber zu unterhalten schienen, ob ihnen der Film gefallen habe. Die Luft war kühl und feucht. Nebelschwaden zogen von der nahen Salzach herüber. Er stellte den Kragen seines dünnen Mantels hoch, was keinen Schutz bot. Die Straße glänzte, als ob sie mit schwarzer Farbe lackiert wäre. Ein Auto fuhr vorbei und zog eine Wasserfontäne hinter sich her.

»Das ist ja eine Überraschung!«

Die laute Stimme galt ihm. »Der Herr Detektiv im Stadtkino Hallein.«

Hilde Gabler stand hinter ihm, sah ihn lächelnd an und wechselte den Schirm von der linken in die rechte Hand. Ringe blitzten im farbigen Licht der Kinoreklame. »Darf ich Sie beschirmen?« Noch immer lächelnd hielt sie den Schirm über seinen Kopf. Braunschweiger wusste nicht, was er sagen sollte. Er sah zum Himmel und zog den Kopf ein. »Scheußliches Wetter.«

Sie lachte. Verdammt. Braunschweiger ärgerte sich. Es kam ihm vor, als ob er verlernt hätte, mit einer Frau einige harmlose Worte zu wechseln.

»Wenn ich gewusst hätte, dass Sie auch an Erotikfilmen Interesse haben, hätte ich Sie eingeladen, mit mir uns Kino zu gehen.«

Braunschweiger schämte sich. Genau deshalb war er nach Hallein gefahren, in ein kleines, unauffälliges Kino, wo ihn niemand beobachtete. Der Film Fifty Shades of Grey war schon einige Jahre alt, aber in Salzburg hätte er es nie gewagt, ins Kino zu gehen. Braunschweiger geht in einen Pornofilm … die Gefahr, dass ihn Bekannte oder Freunde sehen könnten, war zu groß. Als er in der Zeitung las, dass der Film in Hallein gezeigt wird, stand sein Entschluss fest. Und ausgerechnet eine Kundin hatte ihn jetzt überrascht.

»Wie hat Ihnen der Film gefallen?«

Wie sollte er die Frage beantworten? Mit der Wahrheit?

»Sagen Sie die Wahrheit. Er hat Ihnen gefallen.«

»Na ja«, sagte er.

»Bleiben wir hier im Regen stehen oder gehen wir was trinken?«

»Gehen wir was trinken«, wiederholte er. Es war Jahre her, seit er zuletzt auf diese Weise von einer Frau angesprochen worden war. Sie zeigte die Straße hinunter. »Da vorne am Fluss ist das Bella Palma. Kennen Sie die Pizzeria?«

»Na ja«, sagte er.

Wieder lachte sie. »Sie sind enorm gesprächig. Halten Sie lieber den Schirm.«

Braunschweiger nahm ihr den Schirm aus der Hand und überrascht spürte er, wie sie sich bei ihm einhängte.

»Ich heiße Hilde«, sagte sie. »Als Ihre Kundin im Detektivbüro bin ich Frau Gabler. Heute abends können Sie Hilde zu mir sagen.«

»Na gut«, sagte er.

 

Die Welt gehört dem, der sie genießt. Der Spruch stand neben dem Spiegel, vor dem Hilde Gabler einen Moment stehen blieb, an ihrem Kleid zupfte und sich durch ihr Haar strich. Gute Figur, dachte Braunschweiger. Aber das hatte er bereits einige Male festgestellt.

»Ich habe Hunger«, sagte sie, als sie sich in dem kleinen Lokal gegenüber saßen. »Wie hat Ihnen nun der Film gefallen?«

Braunschweiger war froh, dass er nicht antworten musste, weil sich diensteifrig der Kellner näherte und, einen Block und den Kugelschreiber gezückt, sie erwartungsvoll ansah. Er warf noch einen Blick in die Karte, dann bestellte er eine Pizza Margherita mit Tomatensauce und Käse, hauptsächlich, weil diese in der Karte ganz oben stand.

»Ich esse nie etwas, das ein Gesicht oder Beine hatte«, sagte sie.

»Nehmen Sie Tomaten.« Er sah sie ernst an. »Die haben weder ein Gesicht, noch Beine.«

»Warum machen Sie das?«

»Warum mache ich was?«

»Warum wollen Sie mit Gewalt witzig sein. Das haben Sie doch nicht notwendig. Jedenfalls nicht bei mir.«

»Ich habe nur Ihr Wortspiel wiederholt«, murmelte er und vertiefte sich unsinnigerweise weiter in die Speisekarte. Sie bestellte eine Tomatensuppe und einen gemischten Salat. Ohne Käse. Bestätigend nickte sie dem Kellner zu und legte die Karte auf den Tisch.

»Ich finde es spannend, dass Sie mich nach dem Kino angesprochen haben.«

»Jeder Mann genießt es, von einer Frau angeredet zu werden.«

Braunschweiger dachte kurz über ihre Bemerkung nach, es fiel ihm aber keine Antwort ein. Zumindest keine intelligente.

»Erzählen Sie etwas über sich«, sagte sie. »Wo sind Sie geboren? Das müssten Sie doch wissen.«

»Wie hat Ihnen der Film gefallen?«, sagte er und erinnerte sich an das Buch mit dem Titel Wie Sie gekonnt kontern, das er vor kurzem gelesen hatte.

»Ich mag Erotikfilme«, sagte sie. »Sie nicht?«

Schon wieder sah er sich in einer Falle.

»Bei Ihnen wurde eingebrochen. Mein Chef hat es mir am Telefon erzählt.«

»Und was hat er sonst noch berichtet?«

»Dass ich bei Ihnen eine Alarmanlage installieren soll.«

»Können Sie das?«

»Elektrotechnik und Elektronik sind meine Expertisen. Neben meiner detektivischen Virtuosität.«

In diesem Moment servierte der Kellner das Essen und Braunschweiger wurde bewusst, dass er keinen Hunger hatte. Oder dass ihm der Appetit vergangen war.

Sie stießen an, ließen die Gläser klingen, während sie sich in die Augen sahen.

»Sind Sie eigentlich verheiratet?«, fragte sie.

Er sah sie überrascht an und griff nach seinem Weinglas. »Hat sich das in der Firma, die Ihr Mann gegründet hat, bestätigt … ich meine das mit dem Flugzeugabsturz?«

Sie zog die Mundwinkel nach unten und nickte beeindruckt. »Alle Achtung. Sie sind gut informiert.«

»Intrakommunikation nennen wir das in unserer Detektei. Eines unserer Erfolgsfaktoren.«

Wieder nickte sie.

»Ich mag Erotik«, sagte sie. »Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich rede vom Kino. Erotik auf der Leinwand. In der Wirklichkeit ist das natürlich ganz etwas Anderes. Da spielt das Vertrauen zum Partner eine große Rolle. Und die Symapathie.« Sie hob ihm ihr Glas entgegen. »Sagen wir Du zueinander. Was hältst du davon?«

»Na ja«, sagte er.

Sie lächelte und beugte sich über den Tisch. »Ich heiße Hilde«, sagte sie und es war mehr ein Flüstern.

»Ich heiße Braunschweiger«, sagte er.

 

*

 

Komm schon, dachte Peck, mach jetzt nicht schlapp. Spring an! Erst nach mehreren Versuchen hörte der Wagen auf ihn. Auf Anhieb den Motor in Gang zu bringen, war noch nie die Stärke seines VW-Käfers gewesen.

Zwanzig Minuten später stellte er sein Auto nicht ganz legal auf dem Kundenparkplatz des Supermarktes ab, der vor einigen Wochen im Erdgeschoss, genau unter seinem Büro, eingezogen war. Ein feuchter Wind blies ihm entgegen, als er ausstieg und die wenigen Schritte zu seinem Büro ging, wo seit nunmehr zwei Jahren das Messingschild neben der Haustüre hing:

 

Berufsdetektiv Paul Peck.

Seriosität & Durchblick.

Innsbrucker Bundesstraße 31.

Termin nach Vereinbarung.

 

Das Schild war so blank geputzt, dass er darin sein Spiegelbild sehen konnte. Sah er nach Seriosität aus? Peck mochte die geistlose Arbeit nicht, die in seinem Büro auf ihn wartete: Unterlagen sortieren und lochen, Honorarnoten ordnen und sich durch hunderte Formulare zu wühlen. Schließlich hatte das Finanzamt bereits zweimal seine Steuererklärung angemahnt.

Er war nicht erstaunt, als ihm nach kurzem Nachdenken eine innere Stimme vorschlug, vor der Haustüre kehrtzumachen und die zweiundsechzig Stufen wieder hinunterzusteigen, wo er sich auf dem Gehsteig nach rechts wandte. Peck hörte gern auf seine innere Stimme. ›Burgis Beisl‹, das war das Einzige, was ihm in dieser Verfassung helfen konnte.

In Gedanken versunken wich er mechanisch den Menschen aus, die entweder mit unterwürfiger Gottergebenheit ihre dicken Einkaufstaschen schleppten oder ihren Blick starr auf die linke Hand richteten, in der sie ihr Mobiltelefon hielten. Im Zentrum eines kleinen Parks saß eine kauernde Figur, vor der er Halt machte und nach dem Namen der Person suchte, die hier in Stein verewigt war, fand aber keinen Hinweis. Kleine Vögel schwirrten in Zick-Zack-Linien knapp über den Bäumen.

War es nur die Flucht vor der verhassten Pflicht, die ihn zu Burgi trieb? Seit Wochen belasteten immer wieder sorgenvolle Empfindungen sein Gemüt, depressive Gedanken und das Gefühl, dass ihn irgendetwas bedrückte, das er nicht greifen konnte. Wenn er sich zwang, seine Gedanken und Gefühle logisch zu analysieren, führte das...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-168-3 / 3990741683
ISBN-13 978-3-99074-168-9 / 9783990741689
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