Der Glanz der Matschblase -  Mark Kusin

Der Glanz der Matschblase (eBook)

Ein inkorrekter Männerroman

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
286 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7543-9325-3 (ISBN)
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"Matschblasen sind jene Charaktere, die, wenn sie erscheinen, in den schillerndsten Farben des Regenbogens glänzen, bis sie zerplatzen." Sven wird von seiner Freundin verlassen. Sie behält das Auto, er die Schulden für die Wohnung. Tagsüber gibt er den menschlichen Kummerkasten in der Reklamationsabteilung eines Kaufhauses, nachts den gefeierten Rockstar einer virtuellen Welt. Svens Leben steht auf Standby. Seine beste Freundin will ihn mit einer Traumfrau verkuppeln. Aber dafür müsse er sich von einem Hühnchen in einen Adler verwandeln. Er solle lächeln und nicht verzagen, denn es könne alles noch viel schlimmer kommen. Also lächelt Sven, und es kommt viel schlimmer ...

Mark Kusin, Generation X, hat in Düsseldorf das Licht der Welt und seine Liebe erblickt. Er lebt mit seiner Frau, zwei Töchtern, drei Hühnern und vier Meerschweinchen vom Stadtzentrum nur 20 Minuten entfernt.

15


Ich warte schon seit über einer Stunde, geschniegelt und gestriegelt. Selten habe ich mich auf einen Mittwoch Morgen so gefreut. Wie vereinbart holt mich Steffi mit ihrem Auto zu Hause ab. Sie fährt einen cremefarbenen Mini mit Kindersitz für ihr Töchterchen auf der Rückbank. Die Kekskrümel im Fußraum lassen den Rückschluss zu, dass hier jemand durch Zufuhr von nervenberuhigenden Nahrungsmitteln zu unfreiwilligen Mitfahrten durch Bestechung motiviert wurde.

„Ich habe Annabel noch schnell zu ihrem Opa gebracht“, entschuldigt sich Steffi, „ich hoffe, die Unordnung stört dich nicht“.

„Sieht doch picobello aus“, vermelde ich.

Ihr Auto ist trotz der Krümel tatsächlich aufgeräumter, ordentlicher und vor allem sauberer als mein 50%-Ex-Auto es je war. Möglicherweise sind aber auch die Ansprüche von Müttern in dieser Hinsicht andere als die von verlassenen Kinderlosen.

„Gut siehst du aus“, schmeichelt sie mir und macht sich durch ihre Kleiderauswahl für mich damit selbst ein Kompliment.

Ich bestätige: „Ich fühle mich auch gut.“

Das stimmt nicht ganz. Der Abschied von der Karotte zugunsten der Röhre bedeutet Steffi zur Folge zwar die Ankunft in der modischen Gegenwart, hat aber einen beengenden Nebeneffekt. Dieser wird mir auf Grund des für den Kindersitz hinter mir ganz nach vorne gerückten Beifahrersitzes aus der sich ergebenden einzig möglichen Sitzposition deutlich spürbar.

„Wie lange werden wir voraussichtlich unterwegs sein?“, versuche ich zur Beurteilung der Lage zu erfahren.

„Eine knappe halbe Stunde. Wird sicher lustig!“

Während Steffi sich auf das Fahren konzentriert und auf den Verkehr vor uns schaut, nutze ich die Gelegenheit, sie ausgiebig zu betrachten. Sie war und ist eine Sünde wert. Oder zwei. Erst jetzt nehme ich einen dezenten, leicht süßlichen Duft wahr, der das ganze Auto zur entspannenden Zen-Oase mit räumlichen Defiziten werden lässt.

Die Fahrt endet abrupt.

„Wir sind da!“, höre ich, sehe aber nur Felder.

Meinen Recherchen zur Folge müssten hier Fahnen in Ziellöchern stecken und kleine Bälle durch die Luft schwirren. Wir halten bei einer Gruppe von rund einem guten Dutzend Personen. Die Verteilung der Geschlechter scheint ausgewogen, das Alter der Anwesenden dürfte in etwa dem unsrigen entsprechen. An der Seite stehen ein paar Taschen, aus denen dicht gepackte Golfschläger ragen. Einige haben wohl ihre Golfausrüstung mitgebracht.

„Hallo ihr beiden!“, werden wir begrüßt, als seien wir ein Paar. Der Gedanke gefällt mir. Wir scheinen die Letzten zu sein.

Ich horche den Anweisungen des für mich nicht sichtbaren Sprechers: „Wir gehen eine halbe Stunde auf die Driving Range. Wer Lust hat, kann auch Chippen, Pitchen und Putten üben. Dann sortieren wir uns in Flights an die Abschläge. Wenn ihr die Kanone hört, geht’s los.“

Ich komme mir vor, wie ein fünf Jahre alter Bambini-Fußballer, der gerade das erste Mal das Wort Abseits hört und das hinter diesem Wort verborgene Regelwerk die nächsten drei Jahre nicht verstehen wird. Selbst wenn ich die Kanone höre, den Schuss hier und heute habe ich ganz sicher nicht gehört.

Wir machen uns auf den Weg. Die kleinen Fähnchen tauchen doch noch auf. Meine Suche nach der Kanone ist erfolgreich, denn ich erblicke ein kleines Exemplar á la Karnevals-Konfetti-Haubitze im offensichtlich geografisch ermittelten Zentrum der Anlage mitten auf der Wiese.

Steffi sieht mich an und lacht: „Du siehst aus, als hättest du gerade erfahren, dass du in Wirklichkeit eine Frau bist.“

„Sehr witzig. Ich glaube eher, der Planet Sven oszilliert gerade im falschen Orbit.“

„Keine Sorge. Ich habe auch nichts verstanden. Es geht aber auch nicht darum, den Tagessieg einzufahren, sondern darum, einen schönen Tag mit netten Menschen zu verbringen und viel Spaß zu haben.“

„Ich komme mir aber total blöd vor.“

Komme ich mir wirklich. Denn ich hätte mich im Vorfeld der heutigen Veranstaltung vorbereiten und ausführlich in Foren und Blogs im Internet informieren können.

Wir ziehen mit der gesamten Gruppe zu einer langen Reihe von Abschlagmöglichkeiten. An der Seite steht ein Schild: Driving Range. Das hätten wir. Der Concierge spricht mit jedem einzelnen, und die Stimme bekommt ein Gesicht. Nach und nach erhält jeder, der keine eigene Ausrüstung hat, eine Punktekarte und einen Schläger. Er kommt nun auch zu mir und drückt mir einen Schläger in die Hand. Das sei ein Eisen Sieben. Eisen kann ich nachvollziehen. Ich scheue mich aber zu fragen, wofür Sieben steht. Der Concierge stellt sich als Jens vor. Er ist meiner Einschätzung nach auch ein Mittdreißiger. Trotz raffiniertem Aufstehlook-Styling seines Schopfes kann man deutlich den Versuch erkennen, dass hier vorgegaukelt werden soll, was nicht mehr da ist. Jens gibt sich redlich Mühe, mir rasch ein paar Grundkenntnisse zu vermitteln. Volle Konzentration am Morgen. Steffi verlangt mir einiges ab.

Ich erfahre, dass ein Flight eine Gruppe von maximal vier Personen ist, mit der ich später abwechselnd schlagend die Löcher mit den Fähnchen abklappere. Ich lerne, dass Pitchen kurze Annäherungsschläge auf das Green sind, der besonders kurz gemähten Rasenfläche um das angepeilte Loch herum. Sie können aber auch für Befreiungsschläge aus Hindernissen wie Gebüschen hilfreich sein. Chippen sind Rettungsschläge aus einem Sandhindernis, auch Bunker genannt. Und Putten ist vergleichbar mit Minigolf, das Einlochen auf dem Green. Zumindest das scheint machbar, Minigolf kenne ich. Für jede Technik gibt es separate Schläger. Das erklärt die überbordenden Golfbags.

„Schönes Spiel!“, beendet Jens abrupt das Kurzseminar.

Alles kann ich mir nicht merken. Ein Handout wäre hilfreich. Es gibt bestimmt eine App, aber keiner hat sein Handy in der Hand. Da will ich nicht derjenige sein, der nachliest. Heute also oldschool von Mann zu Mann.

Von den anderen Abschlägen lösen sich schon Bälle auf die Wiese. Ich reihe mich ein, wild entschlossen, ebenfalls loszulegen. Ich lege mir einen Ball auf den markieren Punkt auf die Matte vor die Füße und schlage ihn weg. Ich blicke suchend in den Himmel, wo mein Ball denn wohl fliegt. Ich habe wohl zu stark geschlagen, dass der so schnell und weit weggeflogen ist.

„Da!“, sagt Jens, der unbemerkt wieder neben mir steht, und zeigt auf einen Ball keine zwei Meter vor mir.

Mein ungläubiger Blick verlangt nach Bestätigung.

„Da liegt er!“, erfüllt Jens dieses Verlangen.

„Also, Anfängerglück ist das wohl nicht“, gestehe ich ein und beäuge meinen Schläger, das Eisen 7, und den Abschlag, als sei eine technische Störung Ursache für diese Minderleistung.

„Na, bis zum Bogey, Par oder Birdie ist es wohl noch ein Stückchen“, lächelt er.

Es ist kein Spott, sondern vielmehr ein großväterliches, wohlwollendes Lächeln nach dem Motto: ‚Bubi, das schaffst du schon! Musst halt üben!‘

Aber über was hat er da gerade gesprochen? Gelegenheit für Rückfragen gibt es nicht.

„Das Kniffelige beim Golfen ist der Schwung. Den muss man trainieren. Das hat nichts mit Kraft zu tun, sondern mit Gefühl“, ergänzt er seine Ausführungen.

Nun, wenn Männer mir was von Gefühlen beim Sport erzählen, macht mich das grundsätzlich skeptisch.

Als ich auf die Wiese blicke, überzeugt mich allerdings ein von einer zierlichen Frau graziös geschlagener sehr hoher und sehr weiter Ball davon, mich von Jens in Sachen Schwung näher instruieren zu lassen. Das war wohl der bisher weiteste Schlag in der Runde. Die Anwesenden würdigen dies mit einem kurzen Applaus. Mein weitester Ball in dieser Übungsphase erreicht gerade mal die 20-Meter-Marke. Ich sehe mich auf ein Debakel zusteuern.

Die Flights werden so zusammengestellt, dass mindestens ein Spieler mit Platzreife, also Regelkenntnis, pro Flight dabei ist. Es handelt sich um einen 9-Loch-Platz, und so ergeben sich drei Spieler pro Flight. Ich zähle durch und stelle fest, dass wir doch nicht die Letzten waren. Insgesamt sind mehr Erfahrene als nötig dabei, da sollte für einen reibungslosen Ablauf gesorgt sein. Und da pro Flight ohnehin immer nur einer schlagen kann, reicht nach Jens Organisation eine Golfausrüstung pro Flight vollkommen aus, und niemand braucht Leihgebühren zu entrichten. Steffi wurde in einen anderen Flight sortiert. In meinem Flight sind Katharina und Thomas. Wir stellen uns einander kurz mit Handshake und Namen vor. Ich freue mich, dass die Königin der Abschläge in meinem Flight ist. Wir machen uns auf den Weg. Katharina und Thomas kennen sich schon von früheren Events. Sie tauschen aber keine Insider des Typs `Weißt du noch?‘ aus. Es fühlt sich an, als gehöre ich dazu.

Überhaupt scheinen alle sehr zuvorkommend zu sein. Sie waren bisher...

Erscheint lt. Verlag 23.9.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
ISBN-10 3-7543-9325-1 / 3754393251
ISBN-13 978-3-7543-9325-3 / 9783754393253
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