Schwund (eBook)

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2021 | 1. Auflage
345 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-77074-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schwund -  Tatjana Kruse
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Überall in Deutschland tauchen Leichen auf, die nicht einfach nur tot sind, sondern in Plastik eingeschweißt, nach dem Tod neu frisiert oder in Einzelteilen als Pakete verschickt wurden. Das alles erinnert an die perfiden Morde berüchtigter Serienkiller, die nie gefasst wurden, inzwischen allerdings Greise sind und wohl kaum noch mal zugeschlagen haben. Als dann zusätzlich Drogen ins Spiel kommen und ein Bandenkrieg droht, verlangt die Staatsanwaltschaft von der SoKo Resultate.

Die Leiter der SoKo, drei Männer und eine Frau, nicht gerade die hellsten, folgen der Spur der Morde von Berlin bis in die Alpen. Wohin auch immer das Team kommt, gibt es »Schwund«, sowohl an Zeugen als auch an Verdächtigen. Und an Leuten, die mit allem gar nichts zu tun haben.

In einer abgelegenen Berghütte kommt es zum filmreifen Showdown. Bei dem sich herausstellt: Es war alles ganz, ganz anders!

Hart, fesselnd, schnörkellos, rasant, mit rabenschwarzem Humor - die neue Thrillerkomödie von Tatjana Kruse



Tatjana Kruse ist leidenschaftliche Krimödien-Autorin. Sie lebt und arbeitet in Schwäbisch Hall, der Stadt zur Bausparkasse, und wurde fu?r ihre Krimis bereits mit dem Marlowe der Raymond-Chandler-Gesellschaft, dem Fancy Media- und mit dem Nordfälle-Preis ausgezeichnet.

Was immer du tust, tu es mit der Selbstsicherheit eines Vierjährigen im Superman-Pyjama.

Polizeipräsidium Berlin, Dezernat »Delikte am Menschen«


»Bi-Ba-Butzemann? Auf allen neun Leichen?«

Dezernatsleiter Kinski trommelte nervös mit den Fingern auf seiner Schreibtischplatte. »Warum der Bi-Ba-Butzemann?«

»Was sonst? Die Lottozahlen von nächster Woche?« Sisu lehnte mit verschränkten Armen an der Wand. Sie klang pampig. Weil sie mit Kinski nicht konnte.

Konrad Kinski konnte ebenfalls nicht mit Sisu Demirkan. Was nicht an ihr lag, sondern an ihm. Er war ein Stinkstiefel. Das wusste er auch. Aber er lebte nach der Sonnenkönig-Devise: Le département, cest moi. Das Dezernat bin ich.

»Wenn Sie nichts Konstruktives beisteuern können, dann halten Sie bitte schön den Mund!«, bellte er jetzt. »Und mit Kakerlaken nach einem Kollegen von der Spurensicherung zu werfen? Geht’s noch? Entschuldigen Sie sich gefälligst bei dem Mann.«

»Ich habe nicht geworfen. Es war ein Unfall.«

»Die Umstände interessieren mich nicht. Tun Sie einfach, was ich sage!« Kinski erhob sich und tigerte durch sein Büro. Das winzig war, trotz seiner leitenden Stellung. Darum bestand sein Tigern aus Ausfallschritt, Ausfallschritt, Ende. Es wurde Zeit für seine nächste Beförderung. Die stand auch demnächst an. Im Grunde war es eine reine Formsache. Er hatte auch schon für das Namensschild an der Tür des geräumigen Eckbüros im Polizeipräsidium Maß genommen.

Und dann das. Ausgerechnet jetzt! Neun Leichen, offenbar kultisch präpariert. Darauf hätte er seine besten Leute ansetzen müssen, aber die standen in einem spektakulären Promi-Mord kurz vor der Auflösung und konnten unmöglich abgezogen werden. Dann also dieser Messner und die Demirkan. Der Schönling und das Mannweib.

»Was können Sie mir jetzt schon zu dem Fall sagen?« Kinski baute sich vor Fabian auf und wandte sich dezidiert nur an ihn.

»Die Leichen müssen in der Nacht angeliefert worden sein. Frau Demirkan hat Kollegen von der Streife rundgeschickt. Soweit sich feststellen ließ, gibt es keine Zeugen im Obdachlosen- oder Junkie-Milieu der Umgegend.«

»Ich will nicht wissen, was Sie nicht herausfinden konnten«, knurrte Kinski nur Millimeter von Fabians Nase entfernt. »Ich bin nur an Ergebnissen interessiert!«

Fabian stieß selten auf so viel Antipathie. Normalerweise surfte er easy und lässig durch zwischenmenschliche Beziehungen aller Art. Frauen wollten ihn verführen. Männer, die Männer mochten, wollten ihn verführen. Hetero-Männer wollten so sein wie er. Frauen, die keine Männer mochten, sahen in ihm den kleinen (oder großen) Lieblingsbruder. Er eckte so gut wie nie an. Das mochte an seiner beinahe makellosen Schönheit liegen oder an den Pheromonen, die er verströmte, oder einfach daran, dass er so ein urguter, sympathischer Kerl war.

Aber all das prallte an Kinski ab. Kinski, der Kriminaler, teilte sich mit Kinski, dem Schauspieler, nicht nur den Nachnamen, sondern auch den explosiv-cholerischen Charakter.

»Doktor Kinzig konnte mittlerweile verifizieren, dass es sich bei den posthum zugefügten Tätowierungen um den Text des Kinderlieds Bi-Ba-Butzemann handelt«, sagte Fabian, weil das ein Ergebnis war, und danach hatte der Chef ja gefragt.

Kinski schlug mit der Faust auf die Schreibtischplatte. »Verdammt noch eins, was will uns dieses Butzemannzeugs sagen?«, verlangte er lautstark zu wissen.

Kinski war nicht immer ein unausstehlicher Stinkstiefel, manchmal war er auch nur ein ganz normaler Arsch. Aber jetzt, wo er seine zügige Beförderung gefährdet sah, traten seine unschönen Seiten noch deutlicher zutage als sonst. Dann mutierte er zum Zorn Gottes und bohrte sich wie Rumpelstilzchen in den Parkettboden oder schoss wie das HB-Männchen an die Decke. Oder hämmerte Dellen in seinen Schreibtisch.

Sisu blieb cool. »Könnte es nicht sein, dass die Toten einem Pädophilen-Ring angehörten, und ein ehemaliges Opfer hat sich an ihnen gerächt?« Sie lehnte immer noch mit verschränkten Armen an der Wand.

»Wie bitte?«, röhrte Kinski, der meistens nur seinen eigenen Gedanken, nicht seinen Gesprächspartnern zuhörte. Er sah zu Sisu.

»Nur so eine Idee.« Sisu zuckte mit den Schultern. Das tat sie oft. Obwohl sie dreimal die Woche ins Studio ging, waren ihre Schultern womöglich das Durchtrainierteste an ihr.

»Der Rachefeldzug eines ehemaligen Pädophilen-Ring-Opfers«, wiederholte Fabian.

Kinski legte die Stirn in Falten, was immer der Fall war, wenn es in ihm dachte. »Gar nicht so abwegig, Herr Messner, gar nicht so abwegig. Interessante Idee!«

»Es war die Idee von Frau Demirkan«, stellte Fabian richtig, aber die Ohren von Kinski waren längst wieder eingeklappt.

»Kranke Kreaturen, die sich an Kindern vergreifen und ihnen während der Taten etwas vorsingen. Und jetzt, Jahrzehnte später, rächt sich eins der Opfer, bringt die Täter um und ritzt ihnen ebendieses Kinderlied in die Haut!« Kinski tigerte zurück zu seinem ergonomischen Schreibtischstuhl, in den er sich schwer fallen ließ. »Frau Demirkan, überprüfen Sie alle ungelösten Fälle von Kindesmissbrauch.«

»Soll ich, wenn ich schon dabei bin, auch gleich den Wannsee mit einem Teelöffel auslöffeln?« Sisu lächelte nie, und ganz besonders nicht, wenn sie ihrem Vorgesetzten gegenüber sarkastisch abätzte.

Fabian eilte zur Rückendeckung. Dazu waren Partner schließlich da. »Frau Demirkan meint, ob wir uns nicht erst darauf konzentrieren sollten, die Identität der Toten herauszufinden, um punktgenauer ermitteln zu können.«

Fabian, der Mediator. Er hätte in den diplomatischen Dienst gehen sollen, wie sein Vater.

»Sie kennen noch nicht einmal die Identität der Toten?«, röhrte Kinski. Er merkte ja selbst, dass er völlig hohl drehte, aber er konnte nicht anders. Wenn es mit der Beförderung dieses Mal wieder nicht klappte, war er raus aus dem Rennen. Er war nicht mehr der Jüngste, und die Konkurrenz atmete ihm schon heiß in den Nacken. Es ging um alles!

Sekretär Ingo stürmte mit einer frisch aufgebrühten Tasse Beruhigungstee herein. Laut einer Studie lebten Teetrinker länger – wenn Kinski seinen Johanniskraut-Passionsblumen-Baldrian-Tee trank, lebten vor allem die anderen länger. Ingo Grabowski kannte seinen Herrn und Meister und stand bei solchen Briefings immer schon Wasserkocher bei Fuß. Er ließ die Tür hinter sich auf. Was sich gleich darauf als segensreich herausstellen sollte.

Kinski brüllte nämlich: »Ich werde der Sonderkommission persönlich vorstehen! Und ich werde herausfinden, welches Schwein neun Menschen tötet und sie dann auch noch tätowiert!« Er nahm einen Schluck vom Beruhigungstee, aber an einem Tag wie diesem verstand es sich fast von selbst, dass er sich am heißen Tee den Mund verbrühte. »Scheiße!«

Fabian, Sisu und Ingo warfen sich einen Blick zu. Sie wollten gerade alle das Büro vom Chef verlassen, aber in der offenen Tür stand Kollege Berger.

»Guten Abend, Chef«, sagte Berger, obwohl es erst Mittag war. Berger teilte sich jedoch mit Kollegin Weber ein fensterloses Kabuffbüro gleich neben dem Kopierraum, da konnte man schon mal den Überblick über die Tageszeit verlieren. »Habe ich da gerade was von tätowierten Toten gehört?«

Kinski atmete nur finster aus, sagte aber nichts. Berger war der Älteste im Stock, stand gewissermaßen mit einem Bein schon in der Rente, wenn nicht gar im Grab. Er war Anfang sechzig, sah aber mindestens zehn Jahre älter aus. Das machten vierzig Jahre im Polizeidienst mit einem. Wann immer sie ihn sahen, fürchteten die Männer, so könnte auch ihre Zukunft aussehen: vorzeitig vergreist und auf dem...

Erscheint lt. Verlag 12.9.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bandenkrieg • Busreise • Cozy Crime • Der Gärtner war's nicht • Detektiv • Detetivin • Die K&K-Schwestern ermitteln • Drogenkrieg • DUO • Edgar Wallace • Ermittlung • Frauenkrimi • Frauenunterhaltung • Gardasee • insel taschenbuch 4856 • IT 4856 • IT4856 • Italien • Kaffeefahrt • K&K-Schwestern • Krimi • Manche mögen's tot • Meerjungfrauen morden besser • Mord mit Aussicht • Pulp Fiction • Rita Falk • Schwarzer Humor • Serienkiller • Spannung • Unterhaltung • Verkaufsfahrt • weibliche Ermittlerinnen • Wein • Weinberge • Winzer • Witz • Zwei Schwestern für ein Halleluja
ISBN-10 3-458-77074-7 / 3458770747
ISBN-13 978-3-458-77074-9 / 9783458770749
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