Die Schuld der Toten (eBook)

Thriller-Sammelband

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
710 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7546-0963-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Schuld der Toten -  L.C. Frey
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Dieser Sammelband enthält folgende Bücher: TOTGESPIELT: Wem kannst du noch vertrauen, wenn du dir selbst nicht mehr trauen kannst? ... Der erfolgreiche Thriller-Autor Andreas Herzog erwacht nach einem schweren Autounfall im Krankenhaus zu schrecklichen Neuigkeiten: Er soll seine Ex-Frau grausam verstümmelt und ermordet haben - vor den Augen ihres gemeinsamen Sohnes. Doch Herzog ist überzeugt von seiner Unschuld und stürzt sich in eine waghalsige Flucht mit der jungen Krankenschwester Lina. Während Herzog sich den Dämonen seiner Vergangenheit stellt, verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion: Weitere brutal zugerichtete Leichen tauchen auf - ermordet nach dem Muster in Herzogs letztem Thriller ... +++ DIE SCHULD DER ENGEL: Ein bizarrer Mordfall. Ein skrupelloser Killer. Eine mörderische Jagd bis zum Äußersten ... Kommissar Sauer hat Grund zur Freude: Kurz vor seiner Pensionierung gelingt es dem Ermittler, seinen letzten Fall in Rekordzeit zu lösen. Doch im Urlaub kommen Sauer Zweifel, und er rollt den brutalen Mord an einem erfolgreichen Leipziger Anwalt nochmals auf. Aber damit geraten Sauer und seine junge Kollegin Selina Gülek ins Visier eines eiskalten Psychokillers. Lesen Sie jetzt diese spannenden Thriller-Bestseller im Doppelpack!

Mit seinen düsteren Thrillern wie 'Die Schuld der Engel' (2015), 'Totgespielt' (2016) und 'Todeszone' (2018) begeisterte Alex Pohl unter dem Pseudonym L.C. Frey bereits hunderttausende Spannungsleser. Sein Schreibratgeber 'STORY TURBO: Besser schreiben mit System' (2017) gilt als das deutschsprachige Standardwerk für moderne Autorinnen und Autoren.

Mit seinen düsteren Thrillern wie ‘Die Schuld der Engel‘ (2015), ‘Totgespielt‘ (2016) und ‘Todeszone‘ (2018) begeisterte Alex Pohl unter dem Pseudonym L.C. Frey bereits hunderttausende Spannungsleser. Sein Schreibratgeber ‘STORY TURBO: Besser schreiben mit System‘ (2017) gilt als das deutschsprachige Standardwerk für moderne Autorinnen und Autoren.

46


Sie erstiegen die Stufen zum Portal des Herrenhauses. Ein verlassener Olymp, auf dem ein missmutiger Zeus (nebst seiner schlecht gelaunten Hera) thronte. Hatte es nicht auch in der griechischen Mythologie stets Gerangel zwischen Söhnen und Vätern gegeben? Wenn Selina sich recht erinnerte, hatten einige der Götterväter ihre Söhne sogar verspeist. Aus Angst, sie könnten eines Tages Anspruch auf den Thron erheben. Was ihnen dann doch meist irgendwie gelungen war. Wenn das mal keine passende Symbolik für Vater und Sohn Schwanbeck war.

»Sie schon wieder?«, begrüßte Schwester ›Hera‹ sie, als sie die Tür öffnete. Mit unverhohlener Abneigung.

»Ja. Und ich fürchte, wir müssen mit Dr. Schwanbeck sprechen. Würden Sie uns bitte hereinlassen?«

»Also ich weiß nicht. Ihr letzter Besuch hat ihn ziemlich aufgeregt, und er hat gesagt …«

»Sind Sie Ärztin?«

»Ich, äh, nein … ich bin ausgebildete Krankenschwester.« Sie machte keine Anstalten, zur Seite zu treten.

»Das ist schön. Und sind Sie die Besitzerin dieses Hauses? Oder wohnen Sie hier vielleicht zur Miete?«

»Nein, ich … Dr. Schwanbeck … «

»Na dann. Würden Sie uns jetzt bitte durchlassen?«

»Das ist … Ich kann das nicht zulassen. Worum geht es denn überhaupt? Wenn Sie wieder mit ihm über seinen Sohn sprechen wollen, muss ich energisch protestieren!«

»Gut, protestieren Sie. Aber was wir zu sagen haben ist nur für Dr. Schwanbeck bestimmt. Es ist … privat

»Dann können Sie es doch genausogut mit mir …«

Sauers Hand schoss vor. »Isch bin dor Herr Sauer«, sagte er in breitestem sächsischen Akzent. Die gegenwärtige Dame des Hauses griff verblüfft zu und galant drehte Sauer sie um ihre eigene Achse, als vollführe er einen kleinen, munteren Tanzschritt. Sie folgte, bevor sie darüber nachdenken konnte. Und damit war Sauer drin.

»Vielen Dank!«, sagte er lächelnd und ohne jeden Dialekt zu der Krankenschwester, die ihn immer noch aus verwirrten, kleinen Vogelaugen anstarrte. »Kommen Sie, Selina?«

Sie folgte ihm ins Haus und die Schwester, die sich offenbar inzwischen damit abgefunden hatte, übertölpelt worden zu sein, huschte an ihnen vorbei die Treppe zu Dr. Schwanbecks Schlafzimmer hinauf. »Geben Sie uns ein paar Minuten«, sagte sie, »Bitte.«

Das Zimmer — oder der drastisch unterbelegte Schlafsaal — war genauso hergerichtet wie Selina es beim letzten Mal vorgefunden hatte. Schwanbeck Senior, diesmal allerdings mit gekämmten Haaren, saß in seinem Rollstuhl vor dem geschlossenen Fenster, das als einziges nicht von schweren Vorhängen verschlossen war, und blickte auf die düstere Landschaft draußen. In der Luft lag ein aggressiver Geruch nach Desinfektionsmittel, in den sich andere, noch weniger angenehme Gerüche mischten.

Dr. Schwanbeck starb, und als er sich zu ihnen herumdrehte, wurde Selina klar, dass er das nicht erst in den nächsten Jahren tun würde oder in den nächsten Monaten. Mit ganz viel Glück würde er das kommende Weihnachtsfest noch erleben. Sein letztes Weihnachtsfest, überlegte Selina, und er würde allein hier sitzen und in die Nacht hinausstarren, gefangen in seinem riesigen, schwarzen Schloss wie Ebenezer Scrooge. Das musste das Manderley sein, von dem Sauer gesprochen hatte. Und hier spukte es tatsächlich.

Der Kopf des alten Mannes lugte aus einem ganzen Berg von Decken hervor, und darunter steckte ein bis zur Absurdität ausgemergelter Körper. Das, was ihnen da im Rollstuhl entgegenfuhr, war kaum mehr als ein Skelett. Als er sich zu seinen Gästen umdrehte, versteifte sich seine Körperhaltung und er wühlte eine Hand aus den Decken hervor. Eine Skeletthand, die er zuerst Sauer entgegenstreckte und dann Selina. Knochen aus Papier, mit fahlem Pergament bespannt. Selina drückte sie nicht. Sie hielt sie nur kurz und staunte darüber, wie leicht und zerbrechlich sie wirkte.

»Guten Tag«, krächzte Dr. Schwanbeck und musterte Sauer mit einem langen Blick. Selina schien er überhaupt nicht wahrzunehmen. »Ich nehme an, Sie sind wegen meines Sohnes hier. Wieder einmal.«

»Ich fürchte, das sind wir, Dr. Schwanbeck.«

»Sie fürchten?«

»Wir haben schlechte Nachrichten für Sie.«, sagte Selina. Schwanbeck sah sie immer noch nicht an, sondern blickte unverwandt in Sauers Gesicht, als suche er etwas Bestimmtes darin. »Ihr Sohn, Dr. Schwanbeck, ist tot.«

»Tot.«, sagte Schwanbeck Senior tonlos. Für einen absurden Moment glaubte Selina, dass er »Gut.« gesagt hatte. Dann drehte er sich endlich zu Selina um. Eingefallene Wangenknochen. Haut, die sich straff über die Konturen seines Schädels spannte. Augenhöhlen, an deren Grund ein Paar müder Augen wie zwei trübe Kristalle schlummerten.

»Er ist also tot«, wiederholte Schwanbeck. »Mir bleibt wohl nichts erspart. Hätte das nicht wenigstens noch ein paar Tage Zeit gehabt?«

»Es tut mir leid, aber …«

»Ich meinte nicht Sie damit. Vermutlich tun Sie nur Ihre Arbeit. So gut Sie eben können. Und wenn dazu gehört, einen kranken alten Mann zu belästigen, dann ist das eben so. Wer bin ich, mich gegen die Staatsgewalt zu lehnen?«

Für einen Moment schwiegen sie alle drei.

»Also los«, krächzte Dr. Schwanbeck schließlich. »Tun Sie Ihre Arbeit. Fragen Sie, was Sie zu fragen haben. Und dann verschwinden Sie!«

»Dr. Schwanbeck, er hat, nun … er hat sich das Leben genommen.«

»Wie passend«, sagte Schwanbeck Senior ausdruckslos. »Leider war mein Sohn schon immer ein Schwächling.« Jetzt starrte er wieder Selina an, mit diesem kalten und irgendwie unwirklichen Hass, als bereite es ihm eine Art perverses Vergnügen, so über seinen Sohn zu sprechen. Ja, entschied Selina, das war es, das in dem alten Mann wohnte, seinen Geist zerfraß wie der Krebs seinen Körper. Hass, auf alles und jeden. Weil er sich von Allem und Jedem verlassen fühlte. Und das Schlimme war, dass er sich in dieser Rolle gefiel, auf eine kranke, selbstzerstörerische Weise. Was immer die Neurosen seines Sohnes ausgelöst hatten, es bestand kein Zweifel, von wem er die Veranlagung dazu geerbt hatte.

»Er hat es mit einem Gewehr gemacht«, sagte Selina. »Ein Jagdgewehr Kaliber .45. Eine langläufige Flinte der Marke Mauser, Modell 1871. Diese Waffe ist auf Sie registriert.«

»Ist sie das?«

»Ja«, sagte Selina. »Können Sie mir sagen, wie die Waffe in die Hände Ihres Sohnes gelangt ist?«

»Das habe ich doch schon, nicht wahr? Mein Sohn war ein Dieb. Und ich war sein Opfer. Für das Gewehr bekommt man genug Geld, um ein paar Wochen durchsaufen zu können.«

»Sie wussten von dem Diebstahl des Gewehrs?«

»Nein. Natürlich nicht. Nicht sofort. Ich habe es ja nicht einfach offen herumliegen lassen. Es war in einem Schrank in der Bibliothek. Abgeschlossen. Als Waffenbesitzer muss man gewisse Auflagen erfüllen, wissen Sie?«

»Was Sie nicht sagen«, sagte Selina. Schwanbeck warf ihr einen giftigen Blick zu.

»Nur dass die nicht besonders nützlich sind, wenn einem der eigene Sohn die Schlüssel zum Waffenschrank entwendet, finden Sie nicht?«

»So hat er es gemacht?«, fragte Selina. »Ihnen die Schlüssel gestohlen?«

»Das nehme ich an, ja. Die Schlüssel sind in einer Kommode, ebenfalls in der Bibliothek. Ich würde Sie ja hinführen, aber …«

»Nicht nötig, danke, wir finden auch allein hin. Sie hatten den Diebstahl der Waffe also bislang noch nicht einmal bemerkt?«

»Nein. Es ist eine Jagdwaffe, wie Sie ja selbst schon herausbekommen haben. Ein wirklich schönes Gewehr, aber ich, nun ja, ich bin schon länger nicht mehr zum Jagen gekommen.« Er deutete auf seinen Rollstuhl. »Ich bin nicht mehr so gut zu Fuß wie früher, wie Sie vielleicht bemerkt haben.« Schwanbecks Stimme triefte vor Sarkasmus.

»Ich verstehe.«, sagte Selina.

»Tun Sie das?«

Selina dachte kurz nach. »Nein, vermutlich nicht.«

»Wie dem auch sei«, mischte sich Sauer ein. Seine Stimme war scharf, und das wenige Mitleid, das Selina für den alten Mann im Rollstuhl empfand, fehlte darin völlig. »Sie haben die Pflicht, für den sicheren Verschluss Ihrer Waffen zu sorgen, ob Sie nun im Rollstuhl sitzen oder nicht. Ich denke, ich werde bei der Staatsanwaltschaft eine Klage wegen Fahrlässigkeit gegen Sie erwirken.«

»Was? Aber … ich bin ein kranker Mann. Ich …«, er beugte sich in seinem Rollstuhl zu Sauer und dabei rutschten die Decken von seinen klapprigen Schultern und entblößten spindeldürre Arme, die in einem viel zu großen Pyjama steckte. In Brusthöhe prangte ein gesticktes Monogramm. »Ich sterbe!«, hauchte Schwanbeck.

Sauer beugte sich nun ebenfalls zu ihm hinab. Dann sagte er, genauso leise: »Das tun wir alle. Der eine früher, der andere später. Und ich persönlich bin der Meinung, ihr Sohn hätte noch eine ganze Weile zu leben gehabt. Wenn er nicht solch eine jämmerliche Gestalt wie Sie zum Vater gehabt hätte. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.«

»Was?! … Sie! Was erdreisten Sie sich?«, der alte Mann schnellte in seinem Sitz empor, als hätte man eine Feder in seinem Inneren aufschnappen lassen. Keuchend stieß er hervor: »Verlassen … Sie! Mein! Haus!...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ermittler • Horror • Kommissar Sauer • Krimi • Kriminalroman • Leipzig • Mord • Psychothriller • Spannung • Thriller • Tod
ISBN-10 3-7546-0963-7 / 3754609637
ISBN-13 978-3-7546-0963-7 / 9783754609637
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