Diese eine große Liebe (eBook)

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2021 | 1. Auflage
496 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
978-3-96797-174-3 (ISBN)

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Diese eine große Liebe - Julianne Bedford
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Eine Liebe über alle Zeiten hinweg.

Nach dem Tod ihrer Eltern erfüllt sich Shelby einen lang gehegten Wunsch: Von ihrem Erbe ersteht sie ein wunderschönes Landhaus in Tennessee, das bereits schon zu Zeiten des Bürgerkrieges stand. Shelby verliebt sich auf den ersten Blick in das alte Haus, in dem einst eine bedeutende Familie, die Brosnahans, residierten. Sie ist fasziniert von der Geschichte des Anwesens und seinen ehemaligen Bewohnern. Mit viel Liebe und noch mehr Leidenschaft beginnt sie, ihr neues Heim einzurichten. Da begegnet ihr eines Tages in einem der Zimmer der attraktive Lucas, der aus einer anderen Welt zu stammen scheint. Hals über Kopf verliebt sich Shelby in den so melancholisch wirkenden Mann - und es beginnt eine höchst ungewöhnliche Liebesgeschichte ...



Julianne Bedford ist das Pseudonym der amerikanischen Schauspielerin, Schriftstellerin und Journalistin Julianne Lee. Sie ist Autorin vieler Romane und Kurzgeschichten und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Hendersonville (Tennessee).

1


Was für ein Haus! Shelbys Herz hüpfte vor Freude, als sie mit einer Tüte Lebensmittel im Arm darauf zuschritt. Feiner Kies knirschte unter ihren Stiefeln. Eine helle, wie poliertes Chrom gleißende Nachmittagssonne tauchte das rotbraune, leicht schiefe Backsteingebäude in warmes Licht, fiel in schrägen Strahlen über Schichten aus verwittertem Lehm und abblätternder Farbe und brach sich in tausend winzigen schwarzen Schatten auf der schuppigen Oberfläche. Wie die Falten im Gesicht eines alten Mannes. Das Haus hatte Charakter. Deutlich traten Risse und Beulen hervor, und an vielen Stellen zeichnete der doppelt und dreifach aufgetragene Mörtel in sanft geschwungenen Linien die Ablagerungen zweier Jahrhunderte nach. Trotz alldem war es das schönste Haus, das Shelby je gesehen hatte. Es besaß ein Stockwerk, dazu einen Speicher und einen Keller, und es gehörte ihr ganz allein. Ein Traum war wahr geworden.

Das Haus war zweihundertsieben Jahre alt und damit das älteste Gebäude in Hendersonville. Leider war es in den vergangenen Jahrzehnten ziemlich vernachlässigt worden. Aus schwarzen Eisennägeln geformte Sterne zierten an den Stellen die Außenwände, an denen nach dem Beben in der New Madrid-Falte von 1811 Verstrebungen eingesetzt worden waren. Ein Teil der Veranda war eingestürzt, und wilder Wein, vermengt mit blauen Winden, überwucherte die am Boden liegenden Bretter. Dem dichten Bewuchs nach zu schließen musste die Veranda schon eine ganze Weile in diesem Zustand sein. Das Haus renovieren zu lassen würde eine Menge Geld verschlingen, aber darauf hatte sie sich nun mal eingelassen.

Die Renovierung war Teil des Kaufvertrags. Die Denkmalschutzbehörde und das Bürgerkomitee, das sich zur Rettung dieses Hauses gebildet hatte, hatten dem Kauf auch nur deshalb zugestimmt, weil Shelby sich bereit erklärt hatte, es wieder in seinen alten Zustand zu versetzen. Die zuvor bekannt gewordene Absicht eines Bauunternehmers, das Haus zu kaufen und anschließend abreißen zu lassen, hatte einen Sturm der Entrüstung in der Stadt ausgelöst. Alle waren dagegen gewesen. Shelbys Angebot war gerade zum rechten Zeitpunkt gekommen. So war sichergestellt, dass der Stadt weiter ein Teil ihrer Vergangenheit erhalten blieb, ohne dass es sie einen Cent kosten würde. Mit einem Wort – alle waren glücklich und zufrieden.

Beim Anblick der blauen Winden lief Shelby ein Schauder der Vorfreude über den Rücken, und sie holte tief Luft. Sie beabsichtigte, die Blumen nach der Instandsetzung der Veranda hier wieder anzupflanzen, und sah bereits ein Meer aus blauen Blüten vor sich. Versonnen lächelte sie.

Mit einem Arm die Tüte mit den Lebensmitteln umklammernd, zerrte sie mit der freien Hand das mehrfarbige Verkaufsschild aus dem Boden, das neben dem zerbeulten alten Briefkasten aufgestellt worden war. Schild und Briefkasten waren verblichen und von Einschüssen durchlöchert. Eine Seite des Briefkastens war eingedellt, wahrscheinlich vom Baseballschläger irgendeines Teenagers. Aber das war alles unwichtig. Shelby würde so bald wie möglich einen gemauerten Briefkasten aufstellen lassen, um jugendlichen Rowdys von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen. Und zwar aus braunen Ziegeln in der Farbe des Hauses. Sie lehnte das Verkaufsschild an die Veranda, mit der Schrift nach innen, damit es von der Straße aus nicht gelesen werden konnte. Das Haus gehörte jetzt ihr und stand nicht länger zum Verkauf. Shelby hatte endlich ihr Zuhause gefunden.

Ihr Lächeln erlosch jedoch, als sie die Stufen zur Veranda hochstieg. Das Geländer aus Schmiedeeisen war vor langer Zeit abgebrochen und rostete, von Unkraut überwuchert und in Gesellschaft einiger kaputter weißer Stühle, die irgendjemand dort abgeladen hatte, auf dem Boden vor sich hin. Das arme vernachlässigte Haus. Shelby verspürte ein Ziehen in der Magengegend. So musste es sich anfühlen, ein streunendes Haustier zu retten, das krank und leidend war. Am liebsten hätte sie sich sofort an die Arbeit gemacht. Liebevoll streichelte sie im Vorübergehen eine der Säulen der Veranda. Bald würde alles wieder in Ordnung kommen. Es war eine Schande, was aus diesem wunderschönen alten Haus geworden war.

An der Tür drehte sie sich um und betrachtete die modernen Häuser und den großen Gebäudekomplex auf der anderen Seite der Bahngleise. Verstreut zwischen Weideland und Koppeln liegend, boten sie in der vorstädtischen Einöde, die sich von Nashville bis hierher erstreckte, eine willkommene Abwechslung für das Auge. Shelbys Haus war sogar noch älter als die Bahngleise, denen es – einem Bahnhof nicht unähnlich – genau gegenüberlag. Dafür kehrte es der baumgesäumten Straße, über die Shelby gekommen war, den Rücken zu. Ja, sie fragte sich, ob das Haus nicht sogar noch älter als diese Allee war. Zu der Zeit, als es erbaut worden war, hatte es hier nicht viel mehr gegeben als wilde Tiere und Indianer. Und danach hatten sich die menschlichen Strukturen wie Wildwuchs ausgebreitet, ohne groß Rücksicht auf das allein stehende Haus zu nehmen.

Ringsum glühten dicht belaubte Ahornbäume in herbstlichem Gelb und Korallenrot. Die Baumstämme standen knietief in kreisrunden Pfützen aus buntem Laub, dem Widerschein ihres leuchtenden Blattwerks. Etwas weiter entfernt konnte Shelby durch die Zweige weniger dicht belaubter Bäume die Auffahrt zur Umgehungsstraße erkennen. Zwanzig Minuten waren es bis zu ihrem Büro in Nashville und keine fünf Minuten bis zum Zentrum von Hendersonville, aber hier draußen war sie von Pferden, Bäumen und Feldern umgeben.

Shelby kämpfte mit ihrem Schlüsselbund, bis sie den nagelneuen glänzenden Messingschlüssel für das Schloss gefunden hatte, das erst vor kurzem eingebaut worden war. Laut Auskunft ihres Maklers war das Anwesen seit vielen Jahrzehnten, seit die letzten Besitzer es hatten herunterkommen lassen und von heute auf morgen verschwunden waren, immer unverschlossen gewesen. Aber es habe keinen Vandalismus gegeben, keine Schmierereien, nicht ein Loch in der Wand und auch keine eingeschlagene Fensterscheibe.

Der Makler hatte voller Stolz berichtet, dass die kleine Stadt Hendersonville ein Ort sei, wo nie etwas gestohlen würde, geschweige denn gar jemals ein böses Wort falle. Und am Sonntag seien alle Kirchen brechend voll. Shelby hatte sich ein skeptisches Grinsen nicht verkneifen können und ein neues Schloss installieren lassen, sobald sie den Kaufvertrag unterschrieben hatte.

Sie drückte die Tür auf, die sich knarrend an staubigen Angeln bewegte und den Blick in die vordere Diele freigab. Muffig und trüb wie das Innere eines alten Schranks voller vergessener Habseligkeiten lag sie vor ihr. Shelby holte tief Luft und seufzte. Es roch förmlich nach Geschichte. Sie war umgeben von Vergangenheit und glaubte fast die Gegenwart all der Menschen zu spüren, die hier einst gelebt hatten, die hier ein und aus gegangen waren, die gelacht und geweint hatten, die in diesem Haus geboren und gestorben waren.

Linker Hand befand sich eine glatte Holztür, die über ein paar Stufen hinab in den Keller führte. Der großzügige Vorraum nahm in sinnloser Verschwendung die gesamte Breite des Hauses ein. Gegenüber der Eingangstür gingen zwei Türen in das Esszimmer und in den Wohnraum, wo ausladend und dominant je zwei identische Kamine standen. Auf einer Schmalseite des Vorraums lag die Küche, die über zwei Stufen zu erreichen und völlig verschieden vom Rest des Hauses war, da sie erst Mitte des 20. Jahrhunderts, zusammen mit der Wasserleitung, eingebaut worden war. Shelby hatte nichts dagegen einzuwenden, dass dem Haus nachträglich gewisse moderne Annehmlichkeiten hinzugefügt worden waren, die seinen Erbauern fremd gewesen waren. Geschichte war eine Sache, aber selbst Shelby konnte darauf verzichten, in einem Haus ohne Wasseranschluss zu wohnen.

Der Lichtschalter an der Wand zu ihrer Rechten war zum Drücken und nicht zum Kippen, und die elektrischen Leitungen mündeten in ein kleines eckiges Isolierrohr, passend zur Wand gestrichen, das hinunter auf den Boden und weiter die Fußbodenleiste entlang verlief. Shelby drückte auf den Knopf mit dem weißen Punkt, und ein Wandleuchter rechts von ihr ging an. Der schwache gelbliche Schein mühte sich jedoch vergebens, alle Ecken des Vorraums auszuleuchten, zu viele tote Fliegen füllten den verstaubten Glasschirm.

Die Innenwände des Hauses bestanden aus zentimeterdickem Putz auf Holzlatten und waren hart wie Stein. Erst sehr viel später waren darauf die elektrischen Leitungen verlegt worden. Aber die Bausubstanz des Hauses war solide und stabil. Die äußeren Mauern waren über einen halben Meter dick und bestanden aus Ziegeln und nicht aus Gipskarton. In allen Räumen verliefen Zierleisten aus Holz, blassgrün gestrichen und von Schimmel überzogen – zwanzig Zentimeter hoch am Fußboden und zehn Zentimeter oben an der Decke. An einigen Stellen waren sie beschädigt und mussten ersetzt werden, aber die Ausgabe würde sich lohnen.

»Hallo«, sagte Shelby und kicherte. Sie hatte keine Ahnung, wer sie hören sollte, aber irgendwie kam es ihr richtig vor, das Haus zu begrüßen. »Hallo, hier bin ich.« Keine Reaktion. Sie seufzte, gleichzeitig froh und traurig, keine Antwort erhalten zu haben.

Nachdem sie die Tüte auf der Küchenablage mit den zersprungenen Fliesen abgestellt hatte, ging sie ins Wohnzimmer. Ihre Schritte und ihre leisen Atemgeräusche dröhnten überproportional laut in dem stillen Haus. Shelby sah sich um. Der Teppichboden war ein billiger abgetretener Lumpen aus den siebziger Jahren. Und noch dazu in Orange. Sie erschauderte bei der Vorstellung, wie die übrigen Möbel der Bewohner...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2021
Reihe/Serie Zeiten der Liebe
Zeiten der Liebe
Zeiten der Liebe
Übersetzer Gabriela Schönberger
Sprache deutsch
Original-Titel Kindred Spirits
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alte Liebe • Bridgerton • Dianan Gabaldon • Feuer und Stein • Geheimnisse • Jami McCulloch • Julia Quinn • k.j. jackson • Konföderierte • Outlander • Soldat • Südstaaten • Zeitreise
ISBN-10 3-96797-174-0 / 3967971740
ISBN-13 978-3-96797-174-3 / 9783967971743
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