Die vergessene Liebe (eBook)

Ein ergreifendes Familiengeheimnis

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
255 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-2110-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die vergessene Liebe -  Ella Carey
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Die kopfsteingepflasterten Straßen waren dunkel, und Isabelle konnte kaum etwas sehen, als sie durch die Straße eilte und sich immer wieder in Hauseingängen versteckte. Sie befürchtete schon, dass das laute Pochen ihres Herzens sie verraten würde. Plötzlich war sie von Nazi-Soldaten umringt, die ihr den Weg versperrten ...

Berlin, 1939. Max Albrecht ist der junge und gutaussehende Erbe eines prächtigen Anwesens, wo er einst seine glückliche Kindheit verbrachte. Als der Krieg immer näher rückt, überbringen ihm seine Eltern eine schreckliche Nachricht: Er muss der NSDAP beitreten, sonst wird seine ganze Familie leiden. Als seine französische Verlobte Isabelle ihm dann eine erschütternde Wahrheit offenbart, steht Max vor einer unmöglichen Wahl: seine Familie schützen oder das Mädchen retten, das er liebt?

San Francisco, 2010. Anna Young ist mit ihrem Leben zufrieden: Sie führt einen beliebten Feinkostladen und kümmert sich um ihren Großvater Max, der sie liebevoll großgezogen hat. Max hat nie über seine Vergangenheit gesprochen, bis zu dem Tag, an dem er ihr eine alte Karte übergibt, auf der ein großes Haus im Norden von Berlin eingezeichnet ist. Mit zitterndem Finger zeigt er darauf und sagt: 'Ich habe etwas unter den Dielen zurückgelassen. Bitte bring es nach Hause, bevor ich sterbe.' Als Anna in dem verfallenen Herrenhaus in Deutschland ankommt, entdeckt sie einen versteckten Verlobungsring in einer alten Samtschachtel und sie beschließt, die Frau zu finden, die ihr Großvater einst zu heiraten hoffte. Doch die Dorfbewohner möchten Anna nicht helfen und ihr Großvater liegt im Krankenhaus und ist zu schwach, um mit ihr zu reden.

Wird Anna das düstere Geheimnis ihrer Familie entschlüsseln, bevor es zu spät ist?



Ella Carey wurde in Adelaide, Australien, geboren und studierte Kunst, Geschichte und Literatur. Heute lebt und schreibt sie in Melbourne mit ihrer Familie und zwei Hunden. Schon immer haben sie die mutigen Frauenfiguren der Geschichte fasziniert, weswegen sie es liebt, ihre Romane nach wahren Begebenheiten zu erzählen. Ihre Bücher sind internationale Bestseller und erscheinen in zahlreichen Sprachen.

Im Aufbau Taschenbuch liegen bereits die ersten beiden Bände ihrer Serie über 'Die Frauen von New York' vor: 'Glanz der Freiheit' und 'Worte der Hoffnung'.

1. Kapitel


San Francisco, 2010

Die Entscheidung wurde in dem italienischen Café auf der Chestnut Street getroffen. Im Nachhinein fragte Anna sich, ob sie überhaupt ein Mitspracherecht gehabt hatte. Alles jenseits des Tisches am Fenster war zu einem unentwirrbaren Zwirn verheddert. Es gab nur eins, dessen Anna sich sicher war: Ein Umbruch stand bevor, und das unmittelbar.

Tausend Fragen gingen ihr durch den Kopf, doch eine war vorherrschend: Warum heute? Warum an diesem Morgen?

Anna war zur üblichen Zeit aufgestanden, hatte sich ihre schwarze Arbeitskleidung angezogen und eins der Lieblingstücher ihrer Mutter umgebunden, den Garten gewässert, die Rosen von toten Blättern befreit und sogar noch ein paar Rechnungen bezahlt, ehe sie das Haus verlassen hatte. Daran war nichts Ungewöhnliches gewesen.

Draußen vor dem Fenster herrschte der übliche Samstagsbetrieb. Leute gingen mit Körben und Taschen zum Einkaufen, auf den belebten Straßen stockte der Verkehr. Aber Anna konnte ihren vierundneunzigjährigen Großvater Max nur anstarren. Sie hatte keine Ahnung, wie sie reagieren sollte.

Hätte man sie gefragt, ob sie ihrem Großvater eine Enthüllung wie diese eben zugetraut hätte, hätte sie die entsprechende Person wohl für verrückt erklärt. In ihrem ganzen neunundzwanzigjährigen Leben war Max für sie von jeher der Inbegriff von Beständigkeit und Liebe gewesen, und sie betete ihn an, seit sie klein war.

Zahllose Male hatte sie schon versucht, ihn dazu zu bewegen, über die Vergangenheit zu sprechen, und immer hatte er sich geweigert. Die Vergangenheit war tabu, und mit der Zeit hatte Anna gelernt, nicht daran zu rühren und ihn nicht mehr danach zu fragen. Was mochte geschehen sein, um ein derart eisernes Schweigen hervorzurufen?

Einmal hatte sie ihn zu Hause dabei gestört, wie er Fotos zerschnitt, die – wie er sagte – aus seiner Kindheit stammten und er nun verbrennen würde. Anna hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal gewusst, dass er überhaupt Aufnahmen von früher besaß.

Daraufhin hatte Max aufgeblickt und Anna gefragt, wie ihr Tag gewesen sei. Wie immer. Um geschickt von sich abzulenken. Von sich und vor allem von seiner Kindheit und Jugend im ehemaligen Ostdeutschland. Sie wusste nur, dass seine Familie vor der sowjetischen Besatzung nach dem Krieg hatte flüchten müssen, Max nie zurückgekehrt war und er absolut nicht darüber reden wollte. Seine Vergangenheit nahm in ihrer Fantasie viel Platz ein, beunruhigte sie aber auch, und aus Respekt und Liebe zu ihrem Großvater schnitt sie das Thema nicht mehr an.

An diesem Morgen war Anna hinter der gläsernen Theke, die sich über die ganze Länge des Cafés erstreckte, hervorgekommen, sobald sie Max draußen auf die Tür hatte zugehen sehen. Sie hatte sich an ihren Kunden vorbeigeschoben, die geduldig für ihre Spezialitäten anstanden. Für ihre vierunddreißig Sandwichvariationen, die Parmaschinkensorten und ihre Auswahl an italienischem Käse – Rocca Reggiano, Parmigiano und Locatelli Pecorino – war sie inzwischen in Pacific Heights, ja eigentlich sogar in ganz San Francisco bekannt. Eine weitere Schlange hatte sich für das hausgemachte Brot und die köstlichen Gebäcke und Kuchen gebildet.

Anna hatte eine Kaffeemischung perfektioniert, die ihr eine treue Kundschaft eingebracht hatte. Die Röstaromen mischten sich mit dem Duft von Gewürzen, Knoblauch und einem Hauch Rotwein, und manch ein Stammkunde schwor, sich gedanklich sofort nach Rom versetzen zu können, sobald er in ihrem Café die Augen schloss.

Eine Stunde bevor ihr Großvater eintreffen sollte, hatte Anna ein schwarzes »Reserviert«-Schildchen auf den Tisch gestellt, an den er sich samstagmorgens immer setzte. Hätte sie das nicht getan, hätte sich dort jemand mit der Tageszeitung häuslich niedergelassen, um diesen Lieblingsplatz erst Stunden später wieder zu räumen; Anna kannte das schon.

Als sie ihrem Großvater die Tür aufhielt, um ihn einzulassen, war jeder andere Tisch besetzt. Das Thekenpersonal hatte unablässig zu tun, und im Café herrschte eine erfrischende Geräuschkulisse aus Geplapper und dem Klirren von Geschirr. Mit einer Hand an seinem dünnen Arm führte Anna Max durch das Gewühl. Sie half ihm, sich zu setzen, achtete darauf, dass sein Stuhl in genau der richtigen Position stand, und ging, um ihm seinen Kaffee zuzubereiten.

Cass, Annas Geschäftspartnerin, tauchte neben ihr auf. »Was dagegen, wenn ich mich zu euch geselle? Ich brauche heute ganz dringend Max’ Gesellschaft.«

»Gerne.« Anna grinste und nahm ihre schwarze Schürze ab.

»Das ist lieb, danke«, gab Cass zurück. Einige Löckchen hatten sich dem Versuch, sie in einem Knoten zu bändigen, widersetzt. Heute war ihr Haar rot. In der nächsten Woche vielleicht lila. Doch in welcher Woche sie sich auch gerade befanden, Cass hoffte stets darauf, einen Mann kennenzulernen.

Anna war dankbar für jede weitere Woche, in der genau das nicht geschah.

Sie nahm einen der Ricciarelli – weiche Mandelkekse – aus dem Glas und legte ihn für Max auf einen Teller, als sie spürte, dass Cass sie beobachtete. Gerade war ein umwerfender Kerl eingetreten. Er sah aus, als würde er Vollzeit im Fitnessstudio trainieren, und sein weißes T-Shirt spannte sich über seinem beachtlichen Bizeps.

»Vergiss es«, murmelte Anna mit einem kurzen Blick zu ihrer Freundin.

»Das wird langsam lächerlich, Anna«, flüsterte Cass. »Sechs Jahre? Das ist eine verdammt lange Zeit.«

»Na und?« Anna lächelte der Frau ganz vorne in der Schlange zu.

Zehn Minuten später küsste Anna ihren Großvater auf die Wange, setzte sich zu Cass und ihm und streckte ihre müden Beine aus. Unwillkürlich inspizierte sie die schwarzen Pumps, die sie jeden Tag trug, und war zufrieden; sie glänzten noch immer makellos. Ihr Bleistiftrock war etwas hochgerutscht, also zupfte sie ihn wieder an seinen Platz. Sie hatte ihr langes dunkles Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, wodurch ihre mandelförmigen Augen besonders gut zur Geltung kamen.

»Ich habe das hier mitgebracht.« Max schob ihr einen Zeitungsartikel über den Tisch.

Cass beugte sich zu Anna und las über ihrer Schulter mit. »Eine Pariser Wohnung aus der Belle Époque, die siebzig Jahre unberührt geblieben ist? Wie spannend. Stellt euch nur vor, was für Geister darin wohnen müssen.«

Stirnrunzelnd betrachtete Anna die Fotos vor sich. Eine Plüsch-Mickymaus hockte zu Füßen eines ausgestopften Straußes, über dessen Rücken ein gemusterter Schal drapiert war. Dann ein Bild eines verblichenen Wohnzimmers, in dem die Tapeten sich in langen Streifen lösten. Ein weiteres zeigte einen Frisiertisch mit geschliffenen Glasflakons, in denen sich noch Reste von altem Parfum befanden.

Doch die letzte Aufnahme faszinierte Anna besonders. Es war das Porträt einer wunderschönen Frau, deren Gesicht im Profil zu sehen war. Ihr dunkles Haar war etwas zerzaust, und obwohl der Gesamteindruck elegant war, strahlte sie auch eine gewisse Erotik aus. Ihr Kleid war mit so federleichten Pinselstrichen gemalt worden, dass sie ätherisch und nicht von dieser Welt erschien.

»Die Wohnung war …«, begann Max, brach dann aber wieder ab. »… einst voller Schönheit«, fuhr er schließlich fort. Seine Stimme hatte eine gewisse Hollywoodqualität, und in Kombination mit seinem leichten europäischen Akzent verlieh sie allem, was er sagte, eine würdevolle Gemessenheit.

Und natürlich hatte Max gemeint, die Wohnung war sicher einst voller Schönheit. Anna schenkte ihm ein Lächeln; in letzter Zeit setzte sie ihm gegenüber oft diese bestimmte Miene auf, während sie eine gewisse Traurigkeit überkam. Ihr Großvater wurde eben alt.

»Seht ihr? Deswegen möchte ich so gerne nach Paris«, sagte Cass. »Solche Dinge passieren hier einfach nicht. Und wenn ich Anna überreden könnte, mitzukommen, dann würde ich dort vielleicht sogar einen Mann für sie finden. Genau das braucht sie nämlich, findest du nicht auch, Max?«

»Ein Urlaub täte ihr jedenfalls sehr gut«, antwortete Max. »Falls Anna sich jemals zugestehen würde, die Vergangenheit hinter sich zu lassen.«

Anna verschluckte sich beinahe an ihrem Kaffee. »Hallo? Ihr wisst schon, dass ich in Hörweite bin, oder?«

Doch Max blickte nachdenklich vor sich hin.

In diesem Fall konnte man nur warten.

»Anna, Liebes, ich habe dich schon lange nicht mehr um etwas gebeten.«

»Du meinst, noch nie …«

»Lass mich bitte ausreden, ehe du dich dazu äußerst«, sagte er, nun etwas sanfter. Es fiel leicht, ihn sich in jungen Jahren vorzustellen – mondän, strahlend, das Haar zurückgekämmt, blitzeblaue Augen. Auf der Kommode von Annas Großmutter hatte früher das Hochzeitsfoto gestanden, und als Kind hatte Anna es oft in die Hand genommen und betrachtet.

Cass musterte Max mit zusammengekniffenen Augen. »Was ist los?«

»Anna, du bist noch nie in Berlin gewesen, nicht wahr?«, fragte er.

»Nein.« Sie verspürte ein leichtes Ziehen in der Magengegend.

Max beugte sich hinab und zog ein Stück Papier aus der Ledertasche, die zu seinen Füßen stand. Selbst Cass hielt den Mund, als er einen alten Plan auffaltete und ihn mit seinen knorrigen Händen auf dem Tisch glatt strich. Anna stapelte die leeren Tassen und Teller an einer Tischseite und bemerkte kaum, als eine Kellnerin kam und das Geschirr mitnahm.

Auf dem vergilbten Papier war ein Grundriss zu sehen. Anna betrachtete die...

Erscheint lt. Verlag 7.11.2021
Reihe/Serie Schatten der Vergangenheit
Übersetzer Kerstin Winter
Sprache deutsch
Original-Titel The House by the Lake
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Berlin • Besatzungsmacht • Familiengeheimnis • Familienroman • Familienschicksal • Flucht • Frauenschicksal • Geheimnis • Kate Morton • Liebe • Lucinda Riley • Nazis • Paris • Roman • Saga • San Francisco • Vergangenheit • Widerstand • Zeitebene • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-8412-2110-6 / 3841221106
ISBN-13 978-3-8412-2110-0 / 9783841221100
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