Maddrax 564 (eBook)
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-1945-2 (ISBN)
Der Androidenkopf bestätigt, was Matt schon ahnte: Die Dunklen sind das Dienervolk eines Streiters! Damit stellen sie eine noch größere Gefahr dar als angenommen - denn was, wenn es ihnen tatsächlich gelingt, ihren 'Dunklen Herrn' herbeizurufen? Doch um den Vormarsch der Dunklen zu stoppen, benötigt man eine Armee; da reichen die kaiserlichen Truppen auf Dauer nicht aus.
Matt will den Weltrat davon überzeugen, ihnen beizustehen. Vor allem in Kormak setzt er seine Hoffnungen, auch, weil sich der Paralysator noch in dessen Besitz befindet. Mit Aruula macht er sich auf den Weg nach Meeraka...
Operation
Dark Force
von Ian Rolf Hill
Vasraa hielt den Atem an. Binnen weniger Augenblicke schrumpfte ihre Welt zu einem Tunnel zusammen, der sie mit der Person schräg unter ihr auf der Straße verband: Colonel Aran Kormak. Der Mann, dem sie nicht nur zahlreiche Narben zu verdanken hatte, sondern auch einen schwerwiegenden Gedächtnisverlust. Erst Kormaks Anblick hatte die mentale Blockade, die sie wochenlang von ihren Erinnerungen getrennt hatte, eingerissen. Sie wusste wieder, wer sie war. Und ihr Hass kannte keine Grenzen.
Vasraa spürte weder den harten Beton unter ihrem Körper noch den kühlen Wind, der über ihre erhitzte Haut strich. Es gab nur noch den Mann mit dem roten Punkt des Laservisiers auf der Brust.
Fahr zur Hölle, dachte sie und drückte ab.
Mit donnerndem Krachen entlud sich die Explosionsenergie innerhalb der Kammer und beschleunigte das Projektil auf eine Mündungsgeschwindigkeit von achthundertvierundachtzig Metern pro Sekunde.
Das war mehr als die doppelte Schallgeschwindigkeit! Kormak würde den Knall des Schusses erst hören, wenn das Geschoss sein Herz bereits in Fetzen gerissen hatte.
Gleichzeitig wurde das Projektil durch die Züge und Felder innerhalb des Laufs in eine Rotation um die Längsachse gebracht, die es in eine stabile Flugbahn zwangen. Es war praktisch unmöglich, dem Geschoss auszuweichen.
Und trotzdem gelang es dem Scheißkerl auch dieses Mal, dem sicheren Tod zu entkommen. Es dauerte zwei Herzschläge lang, bis Vasraa überhaupt begriff, was geschehen war.
Das 5,56-Millimeter-Projektil war in die Seite von Curds Dampffahrzeug geschlagen und hatte ein Loch in die Karosserie gestanzt, in dem sich der Laser des Rotpunkt-Visiers verlor.
Kormak lag daneben im Staub, hinter der dünnen Frau mit der Lederkleidung, die geschmeidig auf die Beine sprang und sich zu ihr umdrehte.
Vasraa hatte das Gefühl, ihr direkt in die Augen zu schauen. Sie fluchte, als sie sah, wie Kormak nach seinem Driller tastete, und handelte. Mit geübtem Griff schaltete sie das M4 von Einzel- auf Dauerfeuer. Wenn sie noch etwas erreichen wollte, musste sie ebenso schnell wie kompromisslos sein. Sie durfte Kormak nicht den Hauch einer Chance lassen.
Den Kolben des Sturmgewehrs fest an die Schulter gepresst, richtete sie sich auf und hielt den Lauf schräg nach unten. Einen Atemzug später drückte sie ab. Sie sah noch, wie die Dürre in den Schatten des Hauses rannte, auf dem Vasraa stand, dann zuckte das M4 in ihren Fäusten. Hart hämmerte der Kolben gegen ihre rechte Schulter. Die Patronenhülsen flogen in hohem Bogen seitlich auf der Kammer und klimperten neben Vasraa aufs Dach.
Tief unter ihr sprühten Funken, als die Garbe in das Straßenpflaster und die Dampfkarosse hackte, hinter der Kormak, Curd und der Fremde mit der Brille und dem Zopf in Deckung gegangen waren. Staub, Dreck und Asphaltbrocken wurden hochgeschleudert.
Drei Sekunden. Länger brauchte es nicht, um das Kurvenmagazin zu leeren.
Vasraa knirschte mit den Zähnen. Kein Blut, keine Leichen, nur die verdammte Karosse, die vor dem Einäugigen stand, jener versifften Klitsche, in der Curd den King spielte.
Mit geübtem Griff zog Vasraa das Magazin aus dem Schaft, ließ es fallen und ging in die Hocke. Dem neben ihr auf dem Dach liegenden Rucksack entnahm sie ein neues Magazin. Ohne die Straße aus den Augen zu lassen, rammte sie es in das Sturmgewehr. Das Klicken, mit dem es einrastete, war Musik in ihren Ohren.
Vasraa war klar, dass sie schnell sein musste. Kormak war kein Anfänger, er wusste genau, weshalb sie das Feuer eingestellt hatte, und er wäre ein Narr, wenn er sich diese Gelegenheit entgehen lassen würde. Schon tauchte seine Gestalt hinter der Karosse auf, den Driller in der ausgestreckten Faust, deren Arm er, ganz Profi, mit der freien Hand abstützte.
Noch hatte er sie nicht entdeckt. Vasraa hatte sich diesen Platz nicht umsonst ausgesucht. Mit der Sonne im Rücken bot sie kein besonders gutes Ziel. Dennoch feuerte der Colonel, hielt aber viel zu hoch. Das Drillergeschoss fuhr an ihr vorbei in den Himmel, wo es keinen Schaden anrichtete.
Vasraa drückte den Fanghebel. Der Verschluss wurde freigegeben und hebelte die obere Patrone in die Kammer. Das M4 war wieder schussbereit.
Geblendet kniff Kormak sein verbliebenes Auge zusammen und warf sich nach hinten.
Keine Sekunde zu früh, denn der unbekannte Schütze drückte erneut ab. Offenbar war sein eigener Schuss daneben gegangen. Dafür prasselte die nächste Garbe dort in den Bürgersteig, wo Kormak eben noch gestanden hatte.
»Scheiße, wer ist das?«, quiekte Curd.
Genau das wollte der Colonel auch zu gerne wissen. Möglicherweise ein Agent des SIS, der seine Kameraden rächen wollte. Oder ein loyales Mitglied aus Lucky Mamas Organisation.
O ja, Feinde hatten er und seine Mitverschwörer sich hier in Waashton bereits genug gemacht.*
Letztendlich spielte es aber auch keine Rolle, zu wem der unbekannte Heckenschütze gehörte, der sie vom Dach des gegenüberliegenden Hauses unter Beschuss nahm. Es zählte allein, dass sie ihn unschädlich machten.
Auf Curd brauchte er dabei nicht zu setzen. Der Verbrecherkönig kniete mit vornübergebeugtem Oberkörper hinter seiner Dampfkarosse, das kahle Haupt in den Armen verborgen.
Blieb noch Smythe.
Der war blass geworden, wirkte aber mehr verärgert denn ängstlich. Seine sehnigen Finger umklammerten die Schallkanone, deren Wirkung Kormak bereits am eigenen Leib zu spüren bekommen hatte. Dank der trichterförmigen Mündung brauchte der Schütze das Ziel nur grob anzuvisieren. Dadurch konnten sie den Vorteil des Heckenschützen, der sich durch seinen erhöhten Standort in der besseren Position befand, ausgleichen.
Smythe brauchte nur auf die unteren Stockwerke zu halten, und das ganze Gebäude würde in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Nur würde daraus nichts werden, solange der Professor die Waffe wie ein Heiligtum an seine Brust presste.
»Worauf wartest du?«, brüllte Kormak, als der Schütze das Feuer einstellte. Wahrscheinlich lauerte er nur darauf, dass sich einer von ihnen aus der Deckung wagte. »Knall den Mistkerl ab!«
Die Augen hinter Smythes Brillengläsern zuckten unruhig. »Haaley ist in dem Gebäude!«
»Na und?«
»Ich...« Smythe hob den Kopf. Funken sprühten, als die Projektile über ihm ins Innere der Dampfkarosse prasselten. Nicht mehr lange, und der Schütze würde das Ding in ein Sieb verwandelt haben. Und da machte er sich Sorgen wegen dieser irren Schlampe?
Kormak zögerte keine Sekunde. Ehe sich Smythe versah, riss er ihm die Schallkanone aus den Händen. Der Professor wollte nachgreifen, doch der Colonel versetzte ihm mit der Stirn einen Hieb auf die Nase. Nicht so heftig, dass sie brach, aber stark genug, damit Smythe irritiert zurückzuckte.
Schon hackte die nächste Garbe in die Karosse. Jetzt warf sich auch Smythe zu Boden. Kormak sah seine Chance gekommen. Das war genau die Ablenkung, die er brauchte.
Die Schallkanone senkrecht vor sich haltend, schob er sich am linken Vorderrad vorbei. Die Karosse war zur rechten Seite hin abgesackt, dorthin also, wo der Beschuss die Bereifung in Fetzen gerissen hatte.
Kormak aktivierte die Waffe und bereitete sich darauf vor, an der Kühlerhaube vorbei auf die oberen Stockwerke zu zielen. Zum Glück war die Funktionsweise nicht allzu kompliziert.
Dachte Kormak...
Er aktivierte die Kanone, spürte das Vibrieren unter den Fingerspitzen. Die Anzeige im Display wechselte von Grün auf Rot. Kormaks Brauen zogen sich zusammen. Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten?
Ein greller Stich zuckte so unvermittelt durch seine Trommelfelle in den Schädel, als hätte jemand glühende Nadeln hineingerammt. Der Schmerz explodierte genau zwischen seinen Augen.
Kormak ließ die Schallkanone fallen und brach keuchend in die Knie.
Vasraa sah die Bewegungen hinter der Dampfkarosse nur schemenhaft. Leider bot das Gefährt ihrem Beschuss erheblich mehr Widerstand als erhofft. Angestrengt dachte sie über eine neue Taktik nach. Sie konnte nicht ewig auf dem Dach stehen und darauf warten, bis sich Kormak und seine Vasallen aus der Deckung wagten.
In den Seitengassen und an den Fenstern des Einäugigen registrierte sie Bewegungen. Ihre Befürchtung, man könne sie von dort aus ins Visier nehmen, bewahrheitete sich zum Glück nicht.
Ihr Finger lag am Abzug, bereit, sofort das Feuer zu eröffnen.
Sie wusste nicht genau, was sie gewarnt hatte. Ein leises Geräusch, möglicherweise das Knirschen von Sand unter Schuhsohlen. Sie fuhr herum und in die Höhe und wich dem Angriff aus, ohne dabei das Sturmgewehr herunterzunehmen. Die Mündung machte die Bewegung mit.
Vasraa glaubte in der schattenhaften Gestalt, die ihr entgegensprang, die dünne Frau in der Lederkleidung zu erkennen, der Kormak seine Rettung verdankte. Sie war nicht, wie Vasraa angenommen hatte, im Schatten des Hauses in Deckung gegangen, sondern in das Gebäude hineingelaufen, um sie persönlich vom Dach zu holen.
Die ehemalige Soldatin hatte die Drehung noch nicht vollendet, als sie bereits abdrückte. Doch da lag die Fremde schon am Boden und schlitterte auf sie...
Erscheint lt. Verlag | 31.8.2021 |
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Reihe/Serie | Maddrax |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • 2265 • Abenteuer • action • Alien • Bestseller • brandon-morris • Cliff Allister • Cliff-Allister • Deutsch • Dr Who • eBook • E-Book • eBooks • Endzeit • ex vitro • ex-vitro • Fantasy • Fortsetzungsroman • heliosphere • Horror • Horror-Thriller • Kindle • Kurzgeschichten • Military • Multiversum • Perry Rhodan • Perry-Rhodan • Post-Apokalypse • Raumfahrt • Raumflug • Raumschiff • Raumstation • RaumZeit • Rekrut • rhen-dark • Rhen Dark • Romane • Roman-Heft • Science Fiction • Science Fiction Romane • Sci-fi • Sci Fi • SciFi • Space-opera • spannend • Star Trek • Star-Trek • Star Wars • Star-Wars • Techno • Thariot • Thriller • timothy-zahn • Timothy Zahn • tom-schnellhardt • Transport • troopers • Weltall • Weltraum-Abenteuer • Zyklus |
ISBN-10 | 3-7517-1945-8 / 3751719458 |
ISBN-13 | 978-3-7517-1945-2 / 9783751719452 |
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