Doom Creek (eBook)

Thriller

(Autor)

Thomas Wörtche (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
360 Seiten
Suhrkamp (Verlag)
978-3-518-76814-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Doom Creek -  Alan Carter
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Keine Ruhe am Marlborough Sound. Sergeant Nick Chester und Constable Latifa Rapata haben gleich doppelten Ärger. Eine Horde US-Amerikaner fällt in Neuseeland ein und kauft Land, um dort eine Luxusfestung für einen superreichen ultrarechten Amerikaner zu etablieren, der nebenbei ein kleines Reich für »Arier« errichten will. Ganz Doomsday Prepper will er hier den erwarteten Untergang der übrigen Menschheit aussitzen. Unter seinen bis an die Zähne bewaffneten Helfershelfern ist ein besonders fieses Scheusal, das Nick Chester und seine Kollegin aus dem Spiel nehmen müssen. Aber dann taucht eine Leiche auf, die auf einen cold case verweist oder vielmehr auf mehrere ungelöste Mordfälle ...



<p>Alan Carter, geboren 1959 in Sunderland, Gro&szlig;britannien, studierte Kommunikationswissenschaft und lebt seit 1991 in Australien und Neuseeland. Dokumentarfilmer und Romancier. F&uuml;r <em>Prime Cut </em>bekam er den Ned- Kelly-Award for Best First Fiction 2010, war auf der Shortlist des Dagger Award 2010 und im M&auml;rz 2015 auf der KrimiZeit-Bestenliste; mit <em>Des einen Freud</em> war er im Oktober und November 2016 auf der KrimiZeit-Bestenliste. Zuletzt erschien <em>Marlborough Man</em> (st 4932), wof&uuml;r er mit dem Ngaio Marsh Award f&uuml;r den besten Krimi 2018 ausgezeichnet wurde.</p>

11


Es dauerte eine Weile, bis Paulie sich beruhigt hatte. Vanessa konnte sich nicht mehr auf die Unterrichtsvorbereitungen konzentrieren, stand am nächsten Morgen extra früh auf und erledigte ihre Arbeit in der Schule. Vorher zog sie mir über ihrem Hotelinstantkaffee noch die Ohren lang.

»Das ist ein gefährliches Arschloch. Ernsthaft. Ich will nicht, dass du solche Typen in unser Leben schleppst.«

»Tut mir leid.«

»Ich meine es ernst, Nick. Ich will ihn nicht in unserer Nähe sehen.« Ihre Vehemenz überrascht mich. »Halt ihn von uns fern.«

Ich habe den gleichen Blick bei Latifa und Thomas Hemi gesehen wie jetzt bei Vanessa. Als hätte sich irgendwo tief im Inneren ein unheilbarer Tumor festgesetzt, den man im Mund schmeckt. Ich bringe Paulie zur Schule und beschließe dann, nicht länger zu warten. Ich fahre zum Jagdhaus, halte vor der Kamera im Baum, lasse das Fenster herunter und schaue direkt in die Linse, damit klar ist, wer hier kommt. Trotz der Suspendierung habe ich meine Dienstwaffe nicht abgegeben. Maxwell denkt sicher nicht, dass ich sie benutzen würde, vielleicht hat er es auch vergessen oder es ist ihm egal. Die Glock liegt neben mir auf dem Beifahrersitz. Hier in Neuseeland führen wir Waffen nur bei Bedarf mit uns, nicht routinemäßig. Aber als mir im letzten Jahr die Gangster aus meiner alten Heimat Nordengland auf den Pelz rückten, bekam ich die Genehmigung, sie immer bei mir zu tragen. Diese spezielle Bedrohungslage ist zwar vorbei, aber niemand hat mich aufgefordert, die Waffe wieder abzugeben.

Ich brauche nicht lange zu warten. Ein lautes Summen, dann öffnet sich das große Tor und zwei Typen kommen heraus, Mitglieder der Jagdgesellschaft, die oben in Butchers Flat die Dreharbeiten gestört hat. Sie tragen Tarnkleidung und Faustfeuerwaffen, im Wild-West-Stil tief auf der Hüfte sitzend, und sie haben knurrende Hunde an der Leine.

»Howdy«, sage ich.

»Können wir Ihnen helfen, Sir?« Bürstenschnitt, sauber und adrett. Ein Scherge wie aus einem Comicheft.

»Ich bin nur auf einen Schwatz mit Brandon vorbeigekommen. Ist er zu Hause?«

»Ich glaube nicht, dass Mr Cunningham Sie erwartet.« Sein Freund ist ein bisschen wilder und wolliger. Ein Hinterwäldler. Ein echter Daniel Boone.

»So läuft das in diesem Land. Wir schauen einfach vorbei. Schließlich sind wir quasi Nachbarn.«

Das ist Daniel Boone egal. »Kommen Sie ein andermal wieder, Buddy. Wenn Sie verabredet sind.«

»Lasst ihn rein.«

»Ein sprechender Baum? Wie in Mittelerde. Ihr werdet hier gut reinpassen.«

Sie mögen meine Witze nicht. Nachdem ich auf ihre Aufforderung hin meine Waffe in den Kofferraum gelegt habe, schließe ich den Wagen ab, dann führen sie mich die steile Auffahrt hoch. Einer der Hunde erweist sich als Kuscheltier und leckt mir verräterisch die Hand. Cunningham erwartet mich auf der breiten Veranda. Er scheint frisch geduscht zu sein und glänzt geradezu.

»Ich war gerade joggen, den Hügel hoch. Wunderschön da oben. Man überblickt das gesamte Valley. Kaffee?«

»Gern.«

Er schickt die Schergen weg und bittet mich in eine große, blitzblank geputzte Küche, die auf eine halb gerodete Kiefernplantage auf der anderen Flussseite hinausblickt. »Was für eine nette Überraschung. Ich hatte nicht damit gerechnet, Sie so bald schon wiederzusehen.«

»Nicht? Ging es bei der Show mit meiner Familie nicht gerade darum?«

»Show? Ich war nur nett. Tut mir leid, wenn das falsch aufgefasst wurde.« Schüsse sind zu hören. Einzelne und Salven. »Die Jungs sind drüben am Schießstand. Stört Sie das?« Er steckt eine Kapsel in seine glänzende Kaffeemaschine. Vielleicht ist es mit seiner Sorge für die Umwelt und den Müll doch nicht so weit her.

»Nicht, wenn Sie die entsprechenden Papiere haben. Vor allem für die Automatikwaffen.«

»Halbautomatik. Das lieben wir so an diesem Land. Das Tragen von Waffen ist hier fast genauso unkompliziert wie in Texas. Soll ich die Papiere holen, Officer?«

»Nicht nötig, ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist. Sie sind bisher mit den Genehmigungen sehr verlässlich gewesen. Außerdem bin ich nicht offiziell hier.«

»Ein Freundschaftsbesuch? Wie schön.«

»Wie wäre es, die Spielchen mal sein zu lassen? Wer seid ihr Typen? Warum seid ihr hier? Was wollt ihr?«

»Ihr Typen?« Er schiebt mir den Kaffee zu. »Das klingt so unerwünscht.«

»Die Visa, mit denen Sie reingekommen sind, und die Millionen, die Sie in irgendein Resort in den Sounds stecken. Das ist nicht Ihr Geld. So viel verdient ein Sheriff Deputy aus Sioux Falls nicht.«

»Sie haben also recherchiert. Und bin ich Ihrer Meinung nach zu schlicht oder zu dumm, um so reich zu sein? Ich hätte Sie nicht für einen Snob gehalten.«

»Wenn Sie so viel Geld hätten, würden Sie es dann nicht lieber für die Behandlung Ihrer Tochter ausgeben? In den USA dürfte Leukämie eine ordentliche Stange Geld kosten.«

Jetzt habe ich seine Aufmerksamkeit. »Karten auf den Tisch, wie?«

»Yep.«

»In dem Fall kann ich Sie nicht länger mit ›Officer‹ anreden.«

»Ich heiße Nick.«

»Glauben Sie an Gott, Nick?«

»Nein.« Der Kaffee ist gut und stark, aber die Tassen zu klein. Unhandlich und lästig, wie ihr Besitzer.

»Ich auch nicht. Als er meine Gebete nicht erhörte, habe ich den Glauben verloren.«

Seine Juppheida-Religionsmasche ist also nichts als Masche. »Ihre Tochter?«

»Chelsey. Sie ist letztes Jahr gestorben.«

»Das tut mir leid.«

»Ja? Warum? Ich dachte, Sie mögen mich nicht.«

»Tue ich auch nicht. Aber ein Kind zu verlieren, muss schrecklich sein.« In der großen Küche hallt es. »Und Chelseys Mutter?«, wage ich mich vor.

»Geht Sie nichts an.«

»Okay. Wir sind uns also einig, dass wir nicht an Gott glauben und dass es schrecklich ist, wenn Kinder sterben. Das erklärt noch nicht, warum Sie hier sind.«

Er füllt meine kleine Kaffeetasse neu auf. Noch eine Kapsel für den Müll, und ich bin langsam so aufgedreht wie ein Sechsjähriger zu Weihnachten.

»Mögen Sie Neil Young?«

Mag ich Neil Young, glaube ich an Gott? Lauter große Fragen. Die Antwort ist die gleiche. »Nein.«

»Es gibt ein Lied von ihm – ›After the Gold Rush‹. Und eine Gruppe sehr, sehr reicher Menschen glaubt an seine Silver Seed-Zeile. Sie finden nicht, dass sie sterben müssten wie wir anderen. Sie halten sich für auserwählt.«

»Weltuntergangsprepper? Survivalisten?«

Cunningham nickt. »Die sitzen nicht mit Aluhüten im Wald und fabulieren von Chemtrails, aber im Grunde ist es ähnlich. Silicon-Valley-Technikgurus, Wall-Street-Banker, Herren über Industrie und Wirtschaft. Sie haben ihr Vermögen mit Patenten für Algorithmen gemacht, die in die menschliche Seele eindringen und Dollars und Stimmen herauspressen.« Draußen bellen die Hunde. Vielleicht stehen Eindringlinge vor dem Tor zur Hölle. »Aber wenn sie morgens in den Badezimmerspiegel schauen, sehen sie einen Totenschädel, und ein Wurm kriecht aus der Augenhöhle. Klimawandel, Pandemien, der Zusammenbruch der Zivilisation, die Ölvorräte gehen zur Neige, das Wasser geht zur Neige, das Breitband verflüchtigt sich. Und sie liegen nachts wach und sorgen sich um diesen Mist.«

»Das also steckt hinter alldem hier?«

»Karten auf den Tisch.«

Ich hatte solche Offenheit nicht erwartet. Vielleicht ist er so sicher, seinen Willen zu bekommen, dass ihm scheißegal ist, wer darüber Bescheid weiß. »Sie sind die Vorhut. Sie bereiten alles vor. Kochen uns weich. Wofür? Wieso die ganze Aggression, wieso auf sich aufmerksam machen?«

»Aggression?«

»Sie bringen die Leute gegen sich auf. Sie provozieren.«

»Nicht alle. Es gibt im Valley durchaus Menschen, bei denen wir gern gesehen sind.« Er sieht meine Zweifel und zuckt die Achseln. »Außerdem, warum sich zurückhalten? Wir sind die Zukunft. Gewöhnen Sie sich daran.«

»Und wenn wir das nicht wollen?« Draußen ist das Feuer kurzzeitig eingestellt. »Hier wohnen nur Männer...

Erscheint lt. Verlag 16.8.2021
Reihe/Serie Neuseeland-Thriller
Übersetzer Karen Witthuhn
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Cold Case • Krimi • Marlborough Man • Neuseeland • Prepper • Spannung • ST 5155 • ST5155 • suhrkamp taschenbuch 5155 • Thriller
ISBN-10 3-518-76814-X / 351876814X
ISBN-13 978-3-518-76814-3 / 9783518768143
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