Nordseelist. Ostfrieslandkrimi -  Sina Jorritsma

Nordseelist. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2021 | 1. Auflage
120 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-438-2 (ISBN)
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Als die Kommissare Torsten Köhler und Gerrit Wolter von der Polizei Norden den vermeintlichen Stalker im grünen Mazda zur Rede stellen wollen, können sie nur noch seinen Tod feststellen! Zuvor hatte sich die Urlauberin Silke Henriks von dem Fremden beobachtet gefühlt. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, da sich im Auto des Toten keinerlei Hinweise auf seine Identität finden. Die Obduktion ergibt, dass er an den Folgen einer Überdosis Atropin starb, dem Gift der Tollkirsche! Einiges spricht dafür, dass dem Opfer die toxische Substanz ins Getränk gemischt wurde. Hat Silke Henriks selbst zu dieser List gegriffen, um ihren »Schatten« loszuwerden? Ist die Norddeich-Urlauberin deshalb plötzlich wie vom Erdboden verschluckt? Doch es gibt noch weitere Verdächtige, denn mit dem Feststehen der Identität des Toten ergeben sich für die Kriminalisten auch überraschende neue Zusammenhänge...

Kapitel 1


 

»In Norddeich wird eine Frau belästigt. Übernehmen Sie bitte den Einsatz.«

Mit diesen Worten legte Hauptkommissar Freden einen Zettel auf Torsten Köhlers Schreibtisch. Dann entfernte der Vorgesetzte sich ohne weitere Erklärungen schnell wieder aus dem gemeinsamen Dienstzimmer der Kommissare Köhler und Wolter im Polizeikommissariat Norden. Den Grund dafür konnte Köhler sich lebhaft vorstellen. Während nämlich Fredens eigener Raum mit einem hochwertigen Ventilator ausgestattet war, herrschte im Zimmer der beiden Kriminalisten an diesem Vormittag im August eine stickige Hitze. Wegen des Lärms auf dem Marktplatz konnte man das Fenster nicht ständig offen halten. Außerdem strömte ohnehin nur weitere heiße Luft herein. Es kam nicht allzu oft vor, dass Luftmassen aus der Sahara bis nach Ostfriesland vordrangen. Aber in diesem Sommer geschah genau dies.

Köhler griff nach dem Zettel. Normalerweise waren er und sein Kollege für Morde und andere Kapitalverbrechen zuständig. Weniger schwerwiegende Delikte wurden von den uniformierten Kollegen im Streifendienst bearbeitet. Doch aufgrund der Urlaubszeit und wegen eines momentan stattfindenden Feuerwehrfestes in Norddeich war die Personaldecke des Kommissariats sehr dünn. Der ehemalige BKA-Zielfahnder war einfach nur froh, aus seinem zu warmen Büro herauszukommen. Und seinem Kollegen Wolter ging es gewiss ebenso. Er stand auf und sagte: »Dann lass uns mal schauen, was wir für Frau Silke Henriks tun können. Sie wohnt in der Pension Troos in der Molenstraße.«

»Pension Troos? Das könnte anstrengend werden«, gab der ostfriesische Ermittler gleichmütig zurück.

»Wie meinst du das, Gerrit?«

»Am besten bildest du dir selbst ein Urteil«, entgegnete Wolter mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. Köhler hakte nicht weiter nach. Er hatte sich längst an die stille und einsilbige Art seines Kollegen gewöhnt. Wolter war sehr intelligent, was aber viele Menschen nicht sofort erkannten. Der ruhige Kriminalist wurde oft von Ganoven nicht ernst genommen. Diese Haltung bereuten sie meist in dem Moment, wenn Wolter ihnen ihre Verbrechen lückenlos nachweisen konnte.

Die beiden meldeten sich ab und fuhren nach Norddeich. Dieser Ortsteil von Norden war sowohl Fährhafen für die Schiffe nach Juist und Norderney als auch ein beliebter Badeort direkt an der Nordsee. Vom Polizeikommissariat bis zu ihrem Fahrtziel benötigten die Ermittler nur knapp zehn Minuten. Köhler genoss den Wind, denn sie hatten die Fenster des Dienstwagens natürlich heruntergelassen.

»Dortje recherchiert gerade über Hoteldiebe an der Küste und auf den Inseln«, berichtete er im Plauderton.

»Dann versucht deine Kriminalreporter-Freundin garantiert, dir Informationen aus der Nase zu ziehen«, vermutete Wolter.

»Ja, sie gibt nicht auf. Ich habe ihr gesagt, dass eine Sonderkommission eingerichtet wurde, das ist ja kein Dienstgeheimnis.«

»Eine Sonderkommission, an der wir zum Glück nicht beteiligt sind«, betonte Köhlers Kollege. Die Arbeit solcher Einheiten bestand oft im Sichten ungeheurer Datenmengen – eine Tätigkeit, an der weder Wolter noch Köhler wirklich Interesse hatten.

Sie fuhren nun schon auf der langgestreckten Molenstraße, die in Norddeich parallel zum Bahnkolk verlief. Dort befanden sich zahlreiche Frühstückspensionen. Köhler fuhr auf den kleinen Parkplatz, der den Gästen der Pension Troos vorbehalten war. Das gemütlich aussehende Backsteingebäude war ein Stück weit von der Straße entfernt, hohe Sträucher dienten als Sichtschutz für eine kleine Terrasse, die mit zwei Strandkörben sowie modernen Gartenmöbeln bestückt war. Die Kommissare waren kaum ausgestiegen, als eine Frau aus dem Pensionseingang kam und auf sie zustürmte.

»Da seid ihr ja endlich, Gerrit! Es hat lange genug gedauert, bis Frau Hendriks die Polizei verständigen wollte. Ich hätte ja schon selbst etwas unternommen – aber man weiß ja nie, wie solche Typen reagieren, wenn eine Frau sie anspricht!«

Wolter schnitt den Redeschwall mit einer knappen Handbewegung ab und sagte: »Moin, Ulrike. Ich möchte dir meinen Kollegen Köhler vorstellen. – Torsten, das ist Frau Troos, die Inhaberin dieses Pensionsbetriebs.«

Köhler wunderte sich nicht darüber, dass Wolter mit der Frau per Du war. Während er selbst erst seit wenigen Jahren an der Küste arbeitete, war Wolter in der Gegend geboren und aufgewachsen. Er kannte die meisten Einheimischen und Zugezogenen schon lange, was sich bei der Polizeiarbeit als großer Vorteil erwies.

Ulrike Troos war schätzungsweise Anfang vierzig. Sie hatte sich ihr dunkelbraunes Haar zu einer flotten Kurzfrisur schneiden lassen. Ihre großen roten Ohrringe passten zu ihrem Oberteil von der gleichen Farbe. Hautenge Blue Jeans betonten ihre schlanke Figur. Köhler schätzte sie auf Anhieb als eine Frau ein, die ihre Reize auszuspielen versteht. Vom Temperament her erinnerte sie ihn stark an seine Freundin Dortje Brannum. Es fiel Ulrike Troos offenbar schwer, länger als eine Minute lang den Mund zu halten. Sie stemmte resolut die Fäuste in die Hüften und fragte: »Was passiert denn nun? Wollt ihr nur auf meinem Parkplatz herumstehen oder nicht lieber endlich den Perversen verhaften?«

»Zunächst einmal möchten wir gern mit der Melderin sprechen«, stellte Köhler klar.

Die Pensionswirtin verdrehte ungeduldig die Augen.

»Wenn es sein muss … die Ärmste hat sich völlig verängstigt in ihr Zimmer zurückgezogen. – Folgt mir!«

Ulrike Troos ging mit energischem Hüftschwung voran. Im Hausflur ihres Beherbergungsbetriebs war es angenehm kühl, außerdem roch es nach Sandelholz. Die weißen Wände und die gerahmten großflächigen Fotos von Seesternen, Sonnenuntergängen, Seehunden und Möwen schufen eine lockere Urlaubsatmosphäre. Frau Troos klopfte an die Tür mit der Nummer acht.

»Frau Henriks? Die Polizei ist jetzt hier.«

Es dauerte einen Moment, dann wurde ein Schlüssel umgedreht und die Tür aufgemacht. Die Melderin war nach Köhlers Einschätzung ungefähr zehn Jahre älter als die Pensionswirtin. Im Gegensatz zu Ulrike Troos’ körperbetontem Outfit trug Silke Hendriks ein weit geschnittenes dunkles Kleid, das den Kommissar an einen Kaftan erinnerte. Ihr dunkelblondes Haar hatte die Frau im Nacken hochgesteckt. Das konnte der Kommissar sehen, weil sie sich jetzt zur Seite drehte und nach einer Kladde griff.

»Ich habe aufgeschrieben, wann und wo ich diesen Mann überall gesehen habe«, erklärte sie mit brüchiger Stimme. Die Ermittler traten in das Zimmer. Die Wirtin wollte ebenfalls hereinkommen, als ob sie dazugehören würde.

»Warten Sie bitte draußen«, bat Köhler sie.

»Nun gut, ich will mich nicht aufdrängen«, gab Frau Troos schnippisch zurück. Sie fügte hinzu: »Aber für mich ist der Fall klar!«

Der Kriminalist ersparte sich eine Erwiderung und schloss die Tür von innen. Sein Kollege sagte: »Ich bin Kommissar Wolter, das ist Kommissar Köhler. Wir sind von der Polizei Norden. Bitte erzählen Sie uns, was sich bisher ereignet hat.«

Die natürliche Ruhe des ostfriesischen Ermittlers schien auf die Melderin abzufärben. Silke Hendriks nahm auf der äußersten Kante des einzigen Sessels im Zimmer Platz und begann: »Ich bin am fünften August angereist, weil ich einfach mal zwei Wochen lang an der Nordsee ausspannen wollte. Ich war noch nie zuvor in Norddeich und fühlte mich sofort sehr wohl. Frau Troos ist freundlich zu ihren Gästen, hier herrscht eine fast familiäre Stimmung. Das hat mir richtig gutgetan. Doch schon am zweiten Tag fiel mir auf, dass ich verfolgt wurde.«

Köhler unterbrach sie: »War die Person Ihnen bekannt? Handelt es sich vielleicht um jemanden, der Ihnen nachgereist sein könnte?«

Silke Hendriks schüttelte den Kopf.

»Nicht, dass ich wüsste. Ich komme aus Göttingen. Dort gibt es niemanden, der mir nachsteigt. Ich habe diesen Mann noch nie zuvor in meinem Leben gesehen.«

»Also war es immer dieselbe Person?«, vergewisserte Wolter sich.

»Ja, dieser … Kerl. Er hat mich nie angesprochen, sondern war immer einfach da. Zuerst glaubte ich an einen Zufall, denn Norddeich ist ja eher klein und beschaulich. Da kann es schon mal vorkommen, dass man Menschen öfter über den Weg läuft, oder? Aber der Mann scheint keinen Urlaub zu machen. Er ist immer in der Nähe und starrt mich an – am Strand, vor dem Ocean-Wave-Erlebnisbad – er ist mir sogar nach Norderney gefolgt, als ich einen Tagesausflug auf die Insel gemacht habe. Das habe ich mir alles notiert.«

Sie hielt ihre Kladde hoch, die sie mit beiden Händen umklammerte.

»Wir werden mit dem Herrn ein ernsthaftes Gespräch führen«, versicherte Köhler. »Wissen Sie, wo er sich momentan aufhält?«

»Selbstverständlich, deshalb habe ich ja die...

Erscheint lt. Verlag 4.8.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-438-6 / 3965864386
ISBN-13 978-3-96586-438-2 / 9783965864382
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