Blume im Krieg -  Ulrich Haase

Blume im Krieg (eBook)

Foto-Tagebuch Aufzeichnungen des Bordschützen Ulrich Haase während des 2. Weltkrieges

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99125-751-6 (ISBN)
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Spannende Autobiographie während des 2. Weltkrieges. 600 Originalfotos, Aufzeichnungen aus damals verbotenen Tagebüchern sowie Liebesbriefe aus Steno veranschaulichen eindrucksvoll das Leben des Bordschützen Ulrich Haase in dieser Zeit. Geboren in Schlesien, mit dabei bei Polen, Frankreich, Russlandfeldzügen und zum Schluss in Griechenland bei der Luftwaffe eingesetzt. 'Wie sinnvoll ist Krieg?' diese Fragen stellte sich der Autor von Beginn an.

Ulrich Haase wurde am 24. Mai 1921 in Oberschlesien als 4. Kind eines Straßenbahners und eines Stubenmädchen geboren. Nach dem Kaufmannsgehilfenbrief verpflichtete er sich 12 Jahre beim Militär, um danach ein eigenes Geschäft aufmachen zu können. Doch der Krieg kam dazwischen. Im Krieg heiratete er Gertrude, mit der er 63 Jahre verheiratet war und 3 Kinder bekam. Nach dem Krieg blieb er in Wien, arbeitete 21 Jahre als Schleifscheibendreher, danach als Angestellter. Er schrieb viele Gedichte, Essays und Dokumentationen über die Geschichte von Wien. 2006 ging er in die geistige Welt ein.

Die Ahnen 1873-1926


aus dem Tagebuch der Emma Haase

Schlesien

Emma

Paul

In Liebe entfacht

Verlobung

Trauung

Inflation

Bleikrankheit,

Erster Weltkrieg

Grenzziehung

Umzug nach Mathesdorf

Schlesien


In Mittelschlesien, etwa 50 km östlich von Breslau, der Hauptstadt von Schlesien, liegt Namslau, eine Kleinstadt, heute Namyslow, mit ca. 8000 Einwohnern. Nördlich davon einige kleinere Ortschaften, die für die folgende Geschichte von Bedeutung sind.

Alte deutsche Siedlungen- Eichgrund, Dalbersdorf, Reesewitz. Letztere schon größer. Ein Eichgrund, dass wohl einen romantischen Namen hat, aber ganz unromantisch aussah, als sich die Geschichte hier abspielte. Im nach hinein, also heute, schaut es allerdings wieder ganz romantisch aus. Aber das ist ja immer so der Fall, wenn Ereignisse vergangen und die Gloriole der Erinnerung ihren goldenen süßlich, schmerzlichen Schleier auf sie breitet.

Es war eine Ansammlung von Häusern, wahllos in die Gegend gestellt, Die Bezeichnung 'Häuser' ist nicht ganz zutreffend. Es waren Wohn und Unterkunftsgelegenheiten, die ihre Bewohner nach ihren Möglichkeiten gestaltet hatten. Und die Möglichkeiten waren nicht sehr groß. Die Bewohner waren allesamt arm und im Laufe der Jahrzehnte gewohnt mit dem Notwendigsten ihr Auslangen zu finden. Sie hatten es verstanden aus der Not eine Tugend zu machen. Und wenn man von der Bescheidenheit der Mittel absah, musste man feststellen, dass alle samt sehr ordentlich und sauber aussahen. Das ist auch das Charakteristikum dieser Menschen. Ihre Vorfahren waren einmal vor 1, 2 oder 3 Jahrhunderten hierher verschlagen worden, kamen aus dem westlichen Reich und hatten durch Kriege etc. herumgetrieben, sich hier angesiedelt.

Das Land war gut. Ein fruchtbarer Boden bei erträglichen klimatischen Verhältnissen. Relative Freiheit. Kein Fürst oder Baron oder Bischof kujonierte sie. Andererseits hatten sie auch keine Hilfe und waren allein auf ihre Geschicklichkeit und den Fleiß ihrer Hände Arbeit angewiesen. Das genügte ihnen. Jeder hatte ein bisschen Land und da beginne ich nun den allgemeinen Boden zu verlassen und mich speziell an bestimmte Personen zu halten.

Da war der Gemeindevorsteher. Er nannte 3 ha sein Eigen und wie die meisten hatte er noch andere Fähigkeiten- er war ein Schuster. Ein begehrter Mann zu sagen wäre verfehlt, weil es nur den einen gab. Es gab keinerlei Konkurrenz. Der Bedarf musste gedeckt werden. Fehlte es an einem Beruf, einer Tätigkeit, so befasste sich halt einer damit. Sie waren geschickt und jeder konnte, wenn notwendig, alles machen. Zurück zum Gemeindevorsteher Wilhelm Feder, er war auch Schiedsrichter, KirchenSchulvorsteher. Das kleine Auszughaus hatte er selber gebaut. Er brachte die Voraussetzungen für dieses Amt mit. Es genügte ihm seine Schäflein zusammen zu halten, Das war nicht immer leicht und eben nur mit Klugheit zu erreichen. Dazu war er gutmütig. Eher zum Nachgeben als zu harten konsequentem Durchsetzen. Mit Freundlichkeit und guten Redetalent schaffte er es spielend.

Nicht ganz so erfolgreich war diese Methode in ihrer Anwendung zu Haus. Kinder und die Härte der Lebensbedingungen hätten mehr Härte und Durchschlagskraft verlangt, Stall und Scheune, das Ackerland musste bearbeitet werden. Zum Glück ergänzte er sich hier mit seiner Frau Auguste geborene Weber, die nur 3 Jahre jünger war. Sie hatte alle diese Fähigkeiten und führte ein strenges Regiment. Am 5. 10. 1873 geheiratet, kamen dann in regelmäßigen Abständen die 7 Kinderleins.

Emma


Das fünfte Kind Emma geboren 22.2.1883. Sie zeichnete sich bald gegen alle anderen aus. Sie war eher zart gebaut, konnte aber ungeahnte Kräfte entwickeln und war hart und strebsam in ihren Arbeiten. Von eher weichem Gemüt. Immer lustig singend, gut aufgelegt. So ging sie auch gern zur Schule. Zumal da ein Knabe war, dem sie ganz ihre Zuneigung zuwendete, zu der ein 12jähriges Mädchen fähig ist. Dieser Paul Hase kam mit seinem Bruder aus dem benachbarten Dalbersdorf.

Paul


Sie waren uneheliche Kinder einer Emilie Hase, von der man sich erzählte, dass der Gutsinspektor Ernst Oertel der Vater sei. Sicher litten die Kinder darunter. Obwohl es ihnen nicht anzumerken war. Und direkt etwas sagen, traute sich keiner der Schulgänger, denn Paul war ein großer stiller, ruhiger Knabe von dem so viel Stolz und Stärke ausstrahlte, dass es keiner wagte. Hermann war nicht so imponierend in der Erscheinung, wohl aber hübscher.

Doch die Zuneigung der Emma galt nur Paul. Der wollte zwar Lehrer werden, aber seine Abstammung ließ es nicht zu. Am Land dachte man damals noch so verschroben. So hielt es seine Mutter am besten, ihn nach auswärts zu bringen. Paul kam nach Kronstadt und lernte Sattler, Lackierer und Wagenbauer. Emma sollte nach dem Wunsch und den Vorstellungen der Eltern die Wirtschaft übernehmen. Sie war die geschickteste und am ehesten dazu befähigt. Ein Mann, der sie heiratete, würde sich schon finden. So die Eltern.

Aber Emma konnte und konnte Paul nicht vergessen. Doch er konnte nie und nimmer Landwirt werden. Zumal hier nicht. Ihre Schwester Berta, die außerhalb in Stellung war, erzählte ihr Wunder Dinge von dem Leben außerhalb. Es fiel auf fruchtbaren Boden und weckte Ehrgeiz und Verlangen bei Emma. Sie wollte raus aus der Enge und die verlockende Welt kennen lernen. Und Paul? Ja, der war ja schon draußen.

Ja aber die Eltern? Sie wussten genau von deren Plänen. Emma kam in einen großen seelischen Zwiespalt. War sie nicht ihren Eltern zu Gehorsam verpflichtet? Ja aber Paul und er war doch ihr Leben. Das gab den Ausschlag. Am 1.4.1900 ging sie als Stubenmädchen zu Forstmeister nach Namslau. Die Eltern nahmen es hin; sie wussten, sie konnten sie nicht halten. Ein Jahr später wechselte Emma zu Rittmeister Wöldichin als Stubenmädchen. Auf diesem Schloss war sie sehr glücklich, da die Herrschaft gut und edel war. Aber in den kurzen Freudenbecher flossen Wermuts tropfen.

Im Mai 1903 starb nach einer kurzen schweren Krankheit ihre innig geliebte Muttel. Tod? Nein schrie es in ihr. Und doch da stand es in dem Brief schwarz auf weiß. Die Füße wurden ihr zu Blei als sie immer näher dem Trauerhaus kam. Jetzt stand sie vor der Bahre. Oh Muttel, Muttel, tu doch einmal deine Augen auf. Das Auge zu, der liebe Mund stumm. Sie fühlte nach der lieben Hand, eiskalt. Ach wie groß war ihr Schmerz. Ihr Vater ließ sie wieder gehen. Emma kam nach Schloss Seichwitz, zu Rittmeister Korn als Stubenmädchen. 1905 heiratet die ältere Schwester; da musste sie ja dabei sein. Es fehlten Kränzel Herren. Doch wurde erzählt, die Brüder Hase wären da. Hermann aus dem Rheinland und Paul von der Garde.

In Liebe entfacht


Und dann standen sie sich gegenüber. Ach wie klopfte ihr Herz, als sie vor dem großen schmucken Garde Soldaten stand. Beide fühlten ihre Lie be aufs Neue groß werden. Und als er sie beim Abschied fragte, ob sie seine Braut werden wolle, gab sie ihm überglücklich ihr Jawort. Viele Briefe flatterten als Liebesboten hin und her, bis beide im Herbst Urlaub hatten.

An einem wunderschönen Herbsttag kam sie in Namslau an und machte sich auf den Weg. Nach 15 Minuten hörte sie hinter sich einen Radfahrer läuten. Wer war das? Paul! 10 km gingen sie gemeinsam weiter. Nach dem Friedhofsbesuch, sie gedachten ihrer geliebten entschlafenen Mutter kamen sie auf den Rückweg durch einen Eichenwald. Auf einer Bank fanden sich ihre Lippen in einem langen Kuss. O, wie selig waren beide. Die Nachtigallen trällerten voller Lust und in ihrem Herzen jubelte es laut. Es folgten noch einige schöne Tage, dann kam der Abschied mit dem Gelöbnis ewiger Treue. Emma setzte ihre 'Ausbildung' fort. Im Juli 1906 nahm sie einen Posten in Schloss Sinnelwitz an. Ihre Tante war hier Mamsell. Emma blieb als Köchin, um vor allem die feine Küche zu erlernen. Im Elternhaus wurde wieder eine Hochzeit gefeiert. Bruder Richard heiratete und übernahm anschließend die Wirtschaft.

Für Emma kam noch ein kurzes Glück: ihr Paul kam vom Militär zurück. Nach zwei wunderschönen Tagen erneut Abschied. Emma zog zum Rittergutsbesitzer Arndt nach Ölz als Köchin, zusammen mit ihrer jüngsten Schwester, die dort Stubenmädchen wurde. Paul reiste ins Rheinland um dort festen Fuß zu fassen. Das war auch damals nicht leicht. Paul war ein sehr guter versierter Arbeiter. Da er sich weder in Kneipen rumtrieb noch politisch betätigte (die Arbeiterschaft organisierte sich laut stark unter den drei Pfeilen um gegen den Kapitalismus zu kämpfen) fand der Gute keine Arbeit vor.

Verlobung 1907


Zu Pfingsten 1907 reiste er zu seiner Emma, der es als Köchin sehr gut gefiel. Die jungen Leute verlobten sich und Paul wollte Emma mit ins Rheinland nehmen. Aber Emma wollte sich noch nicht ganz vom Elternhaus trennen. Paul beendete seinen Aufenthalt im Rheinland. Zuletzt hatte er im Wachdienst gearbeitet und sich ob seines geraden ehrlichen Wesens größte Anerkennung erworben. Die Leitung bot ihm einen höheren Posten an, Voraussetzung allerdings eine Kaution, die er beim besten Willen nicht aufbringen konnte. So zog er Emma entgegen nach Chemnitz. Er hatte dort Tanten und Onkel und fand Arbeit.

Aber Emma wollte noch nicht nach Chemnitz. Sie wusste, es war dann aus mit ihrer Freiheit. Sie hatte in ihren bisherigen Stellungen einen Blick in eine andere Welt geworfen. Sie war sehr beeindruckt und wollte noch eine Weile darin verweilen und...

Erscheint lt. Verlag 11.5.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
ISBN-10 3-99125-751-3 / 3991257513
ISBN-13 978-3-99125-751-6 / 9783991257516
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