Die Treppe zum Himmel (eBook)

Historischer Roman
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2021 | 1. Auflage
415 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-1555-3 (ISBN)

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Die Treppe zum Himmel -  Beatrice Colin
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Zwei Wege führen in den Himmel von Paris: der Eiffelturm und die Liebe

Paris, 1887: Mitten in der Stadt soll das höchste Bauwerk der Welt entstehen: der Eiffelturm. Obwohl der Turm den Spott der Pariser Gesellschaft auf sich zieht, arbeitet der Ingenieur Émile Nouguier unermüdlich daran. Er ist überzeugt, dass der Bau gelingen wird, denn er hat alles genau berechnet. Seine Gefühle dagegen sind unberechenbar, und so verliebt sich der angesehene Ingenieur ausgerechnet in die verarmte Witwe Caitriona Wallace. Während der Turm unaufhaltsam in die Höhe wächst, scheint die Liebe zwischen Émile und Caitriona zum Scheitern verurteilt ...

Beatrice Colin lässt das Paris der Belle Époque auferstehen - atmosphärisch, lebendig und facettenreich!

'Die fesselnde Geschichte einer Liebe, die von sozialen Normen und Klassenunterschieden eingeengt wird. [...] Eine bezaubernde Lektüre.' KATE ALCOTT, New-York-Times-Bestsellerautorin

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<p>Beatrice Colin wurde in London geboren und lebt heute in Glasgow, Schottland. Die ehemalige Kulturjournalistin hat mehrere Romane für Kinder und Erwachsene sowie Kurzgeschichten und Hörspiele für die BBC geschrieben. Außerdem unterrichtet sie Kreatives Schreiben an der Strathclyde University in Glasgow. <i><strong>Die Treppe zum Himmel</strong></i><strong></strong> ist ihr erster Roman, der auf Deutsch erscheint.<br></p>

Beatrice Colin wurde in London geboren und lebt heute in Glasgow, Schottland. Die ehemalige Kulturjournalistin hat mehrere Romane für Kinder und Erwachsene sowie Kurzgeschichten und Hörspiele für die BBC geschrieben. Außerdem unterrichtet sie Kreatives Schreiben an der Strathclyde University in Glasgow. Die Treppe zum Himmel ist ihr erster Roman, der auf Deutsch erscheint.

Kapitel 1


Der Sand auf dem Champ de Mars war mit Schnee überzuckert. Auf dem Paradeplatz vor der Militärakademie zerrte ein gewaltiger Heißluftballon, dessen Korb an einer kleinen, mit schmuddeligen gelben Wimpeln geschmückten Holzplattform befestigt war, an seinen Halteseilen. Drei Personen, zwei Frauen und ein Mann, stiegen auf der Avenue de Suffren aus einer Mietdroschke und eilten über den Platz in Richtung Ballon.

»Attendez!«, rief Caitriona Wallace. »Nous arrivons!«

Als sie auf den Stufen stehen blieb, um auf ihre beiden Begleiter zu warten, tanzten im gedämpften Zwielicht winzige Lichtpünktchen vor ihren Augen. Cait hatte sich heute Morgen sehr eng geschnürt und so lange an den Bändern gezerrt, bis die Ösen ihres Korsetts fast aufeinandertrafen. Ihre Brust hob und senkte sich, als sie mühsam versuchte, Luft zu holen – einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen.

»Geschafft«, stieß Jamie Arrol hervor, als er bei ihr war. »Das war knapp.«

»Hier sind die Tickets«, sagte sie zu ihm. »Steigen Sie ruhig schon ein. Ihre Schwester kommt gleich.«

In dem Korb befanden sich bereits zwanzig Personen – die Herren mit hohen, aus Biberhaar gefertigten Filzhüten, die Damen, nur zwei an der Zahl, in pelzgefütterten Mänteln – und warteten voller Ungeduld. Aber ansonsten hatte der Ballon nicht viel Publikum angezogen, nicht an diesem kalten Montagmorgen im Winter, unter einem Himmel voller bleigrauer Wolken, die so tief hingen, als würden sie jeden Moment zu Boden sinken.

Die Seile spannten sich in dem Wind, der von der Seine wehte, einem Wind, der den Sand aufwirbelte und den Schnee in feinen, milchigen Dunst verwandelte. Der ganze Platz roch nach neuem Tauwerk und heißem Teer und dem Rauch, der aus der Kohlenpfanne des Ballons strömte, alles unterlegt mit einem Hauch Alkohol. Vermutlich machte bei den männlichen Fahrgästen ein Flachmann die Runde, dachte Cait. Sie hätte selbst einen kleinen Schluck vertragen können. Aber wenn sie erst einmal an Bord wäre, würde sie sich beruhigen. Sie würde sich keinerlei Widrigkeiten ausmalen, sie würde sich nicht vorstellen, wie das Gefährt immer weiter aufstieg, bis es brennend explodierte oder abstürzte und auf dem Erdboden zerbarst oder über die Hausdächer davonschwebte wie der Ballon, mit dem der Minister Léon Gambetta im Jahr 1871 aus dem von den Preußen besetzten Paris geflohen war. Nein, sie würde sich nicht von ihrer Angst unterkriegen lassen. Sie hatte die kleine Werbebroschüre sorgfältig studiert. Der Ballon würde mit einer langen Kette an der Plattform befestigt bleiben. Es war absolut sicher. Und wenn sie aufgestiegen waren und eine Höhe von dreihundert Metern erreicht hatten, würde sie sich umschauen und die Welt mit ganz neuen Augen sehen.

»Na los!«, rief sie ihrer Schutzbefohlenen zu. »Die anderen warten schon!«

Je näher Alice Arrol den Stufen kam, desto langsamer wurden ihre Schritte. Neben der Plattform stand eine kleine Gruppe Pariserinnen, die Schirme gegen den Wind gestemmt, damit ihnen nicht die Hüte von den Köpfen geblasen wurden. Nachdem sie einen Blick auf die Damen geworfen hatte, erstarrte Alice’ Gesicht zu einem Ausdruck, der Nonchalance ausdrücken sollte.

»Eigentlich hab ich’s mir anders überlegt«, sagte sie, während sie ihre Handschuhe zurechtzupfte und in den verhangenen Himmel hinaufblickte. »Ich glaube, ich bleibe lieber hier.«

Noch fünf Minuten zuvor war Alice vor Begeisterung völlig aus dem Häuschen gewesen. Cait hatte Mühe, sich ihre Bestürzung nicht anmerken zu lassen.

»Sind Sie sicher? Dieser Ausflug war doch Ihre Idee, oder?«

Alice kniff warnend die Augen zusammen und verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln.

»Seien Sie nicht albern!« Sie lachte. »Ich würde nicht im Traum auf den Gedanken kommen, einen Fuß in ein derart unelegantes Gefährt zu setzen!«

Alice’ Wangen waren gerötet, und ihre goldenen Ringellocken bauschten sich um ihr Gesicht. Sie hatte das helle Flachsblond ihrer Kindheit behalten. Ihr Haar war im Lauf der Jahre nicht nachgedunkelt und ließ sie jünger erscheinen, als sie tatsächlich war. Ihr Teint war wie Porzellan, weiß und rosa, das Augenpaar ein Hauch von Blau. Sie war neunzehn, wurde aber häufig für jünger gehalten. Cait spürte, wie eine Welle warmer Zuneigung in ihr aufstieg. Alice kam mit dem Erwachsensein noch nicht gut zurecht, es umhüllte sie wie ein übergroßer Mantel, in den sie hineinzuwachsen hoffte.

Die Ballonfahrer begannen die Seile aus den Halterungen zu lösen. Cait schaute zum Rand des Korbes. Von Jamie war nichts zu sehen. Sie würde ihm die Änderung ihres Plans später mitteilen müssen.

Sie wandte sich zu Alice um. »Möchten Sie hier warten?«

»Wollen Sie ohne mich fahren?«, fragte Alice.

Darüber hatte Cait bis zu diesem Moment nicht nachgedacht. Natürlich müsste sie hierbleiben. Sie war Gesellschafterin und wurde dafür bezahlt, Alice und ihren Bruder Jamie zu begleiten und zu beaufsichtigen. Außerdem war sie mit ihren einunddreißig Jahren viel zu alt für spontane Entschlüsse. Schlimmer noch, Höhen, steile Aufgänge und Theaterplätze in den oberen Rängen machten ihr Angst. Aber, wie sie sich in der Droschke auf dem Weg hierher selbst gesagt hatte, würde sich ihr diese Chance nur einmal im Leben bieten, und deshalb musste sie sie ergreifen.

»Ja, das sollte ich vielleicht«, sagte sie. »Macht es Ihnen etwas aus?«

»Nein, meinetwegen müssen Sie nicht hierbleiben.«

»Und Ihnen passiert nichts? Sie dürfen sich aber nicht von der Stelle rühren!«

»Ich lass mich schon nicht verführen, Ehrenwort. Gehen Sie ruhig, Mrs. Wallace.«

»Die Karten sind ja auch schon bezahlt«, rief Cait ihr zu, als sie nach der ausgestreckten Hand des Ballonfahrers griff. »Es wäre eine große Verschwendung, sie verfallen zu lassen. Ihr Onkel wäre außer sich, meinen Sie nicht?«

Als sie sich umdrehte, sah sie gerade noch, wie Alice laut lachte und sich dann rasch die Hand vor den Mund hielt. Es schien eine Ironie des Schicksals, dass ein Mädchen, das so viel Zeit damit zubrachte, vor dem Spiegel seine Mimik zu perfektionieren, am hübschesten war, wenn es nicht mehr an sein Aussehen dachte.

Als die letzten Sandsäcke über den Rand des Korbes geworfen und die Leinen eingezogen worden waren, legte der Pilot einen Hebel um. Luft brauste in die Kohlenpfanne, das Feuer loderte auf, und der Ballon stieg senkrecht nach oben wie eine Luftblase im Wasser. Cait schloss die Augen und hielt sich krampfhaft am Rand des Korbes fest. Trotz aller Ängste war es fantastisch!

Acht Jahre zuvor hätte Cait es sich nicht träumen lassen, hoch oben in den Lüften zu schweben, in den Himmel über Paris aufzusteigen, praktisch schwerelos und unvorstellbar hoch. Damals war sie verheiratet gewesen, häuslich niedergelassen, geerdet. Saul Wallace, ihr Ehemann, war gut aussehend und charmant gewesen, ihr Zuhause in Glasgow groß und luxuriös, und ihre gemeinsame Zukunft mit Kindern, Ferien, Familienfeiern hatte vor ihnen gelegen wie ein ausgerollter roter Teppich.

Saul war knapp zweiunddreißig gewesen, als sein Zug an einem Ufer des Tay abfuhr, um das andere nie zu erreichen. Es war im Dezember 1879, drei Tage nach Weihnachten. Als Cait an jenem Abend am Kamin saß und ein Buch aufschlug, hatte sie nicht geahnt – nicht ahnen können, dass in diesem Augenblick ihr gemeinsames Leben endete, dass die Brücke über den Tay eingestürzt war und Saul Angus Wallace gerade unter Tonnen von Eisen in den dunklen Strudeln des Stroms unterging.

Der Heißluftballon hatte das Ende der Kette erreicht und kam ruckartig und holprig zum Halten. Cait öffnete die Augen. Das Feuer knackte und knisterte, der Ballon schwebte in der Luft, die Welt war noch genau so, wie sie sie zurückgelassen hatte: unter ihr Paris, über ihr der Himmel. Einen Moment lang konzentrierte sie sich nur darauf, gleichmäßig ein- und auszuatmen. Sie wollte nicht an die Leere unter dem Korb denken, nicht an die Höhe, die sie erreicht hatten. Die anderen Fahrgäste, denen es anscheinend nichts ausmachte, dass sie nur von heißer Luft gehalten wurden, stürzten aufgeregt von einer Seite zur anderen. Niemand sonst fürchtete sich, niemand außer ihr stand, gelähmt vor Entsetzen, einige Schritte vom Rand des Korbes entfernt.

»Was für ein Ausblick!« Jamie Arrol, der vor Begeisterung völlig aus dem Häuschen war, spähte über den Rand. »Schaut euch das an!«

»Gleich«, sagte sie. »In einer Minute.«

Er drehte sich um und stellte fest, dass sie allein war.

»Miss Arrol hat es sich anders überlegt«, sagte Cait.

»Da hat sie was verpasst.« Er zuckte die Achseln. »Da ist das Panthéon … und da der Arc de Thriomphe … und da drüben … das muss Notre-Dame sein! Schauen Sie doch!«

Cait stählte ihre Willenskraft und lugte dann vorsichtig, zaghaft, zögerlich über den Rand. Und da waren, weit, weit unten, der Linie der alten Stadtwälle folgend, die breiten von Baron Haussmann angelegten Boulevards, ein großer grüner Fleck – der Bois de Boulogne –, die schwarzen Rauchschwaden der Fabriken im Süden der Stadt, die Straßen, die sich sternförmig von der Place de l’Étoile ausbreiteten, und etwas näher die Place du Trocadéro. Dazu ganze Reihen von Kutschen, die wie winzige schwarze Käfer dahinkrochen, Menschen, nicht größer als Ameisen, die ganze Stadt klein und gleichförmig, als hätten Kinder sie aus Bauklötzchen zusammengesetzt und auf ein bemaltes Blatt Papier gestellt.

»Na?«, sagte Jamie.

Das Bild verschwamm vor ihren Augen, in ihrem Kopf hämmerte es. Es war zu viel. Sie trat einen Schritt...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2021
Übersetzer Britta Evert
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel To Capture what we Cannot Keep
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1887 • Anstandsdame • Baustelle • Bauwerk • Belle Epoque • Belle Époque • Eifelturm • Eiffelturm • Émile Nouguier • Frankreich • Georgette Heyer • Gesellschaft • Historical • Historienroman • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • höchstes Bauwerk der Welt:Bau des Eifelturms • Ingenier • Ingenieur • Jahrhundert Trilogie • Juliet Hall • Ken Folett • Ken Follet • Ken Follett • Klassenunterschiede • Kreuzzüge • Liebe • Mittelalter • Paris • Rebecca Gable • Sabine Weiß • Seine • Soziale Norm • Spott • Stadt der Liebe • Standesunterschied • Warringham • Witwe
ISBN-10 3-7517-1555-X / 375171555X
ISBN-13 978-3-7517-1555-3 / 9783751715553
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