Verrat des Herzens (eBook)

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2021 | 1. Auflage
224 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-0246-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Verrat des Herzens - Elizabeth Henshall
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Ein eiskalter Handel macht Lady Ghislaine zur Frau des normannischen Ritters Guy de Courcy. Doch als süßer Wein und unerwartete Sehnsucht sie für eine Nacht in seine starken Arme treiben, begehrt sie ihn heiß - gegen ihren Willen! Denn noch muss sie fürchten, dass ausgerechnet Guy der Mörder ihrer besten Freundin ist ...

2. KAPITEL

Als die schwere Eichentür wieder hinter ihnen geschlossen worden war, wandte sich Ghislaine zu Helene um. Doch die Worte erstarben ihr auf der Zunge, als sie die tödliche Blässe ihrer Begleiterin bemerkte.

„Kann ich etwas für Euch tun?“, fragte Ghislaine besorgt und legte Helene den Arm um die Schulter. Doch die grauhaarige Frau schüttelte nur wortlos den Kopf und schloss die Augen. Ihre Schultern fühlten sich so zart und zerbrechlich an, dass man das Gefühl hatte, die Knochen könnten unter einer festen Berührung zu Bruch gehen.

„Möchtet Ihr vielleicht einen Becher Wein zur Stärkung?“, flüsterte Ghislaine ängstlich.

„Nein, nein, es wird gleich vorüber sein. Ich danke Euch für Eure Fürsorge, Ghislaine.“ Langsam kehrte die Farbe in Helenes Gesicht zurück, und zu Ghislaines grenzenloser Erleichterung stahl sich sogar der Hauch eines Lächelns auf ihre Lippen. „Ich denke, die frische Luft wird das ihrige dazu tun“, murmelte sie, legte die Hand auf Ghislaines Arm und ließ sich behutsam die vielen Steinstufen hinanführen, die zur Spitze des Bergfriedes führten.

„Sind wir uns vielleicht irgendwann einmal begegnet?“, erkundigte sich Ghislaine neugierig, als sie auf dem letzten Treppenabsatz eine kurze Pause einlegten. Es war ungewöhnlich, dass eine Fremde sie beim Vornamen anredete.

„Nein“, erwiderte Helene etwas atemlos. „Aber ich habe Eure wilden Streiche mit Interesse verfolgt“, fügte sie scherzend hinzu und ließ den Blick aus den ausdrucksvollsten braunen Augen, die Ghislaine je gesehen hatte, auf ihrer Begleiterin ruhen. „Mein Name ist Helene de Beauregard. Ich habe Euch nie zuvor gesehen, obwohl ich Eure Mutter gut kannte.“ Auf einen zweifelnden Blick Ghislaines hin hob sie leicht die Schulter. „Nun, es ist schon eine Zeit lang her. Der Verlust muss sehr schmerzlich für Euch gewesen sein. Sie war eine ganz außergewöhnliche Frau.“

Ghislaine nickte traurig, während sie die Tür zum Ausguck öffnete. Ein Schwall frischer Salzluft empfing sie auf der Turmspitze. Die zwei Wächter, die an der Brustwehr lehnten, musterten die beiden Frauen ohne besonderes Interesse, ehe sie sich wieder ihrer Unterhaltung zuwandten. Ghislaine und Helene nahmen ebenfalls keine weitere Notiz von ihnen, sondern genossen die herrliche Aussicht, die normalerweise ein Alleinrecht der Soldaten auf dem Hauptturm war, und atmeten tief die reine Luft ein, die der Wind von der walisischen Grenze herüberwehte.

Die letzten Strahlen der Abendsonne lagen auf dem Land, durch das sich der Fluss Dee in vielen Windungen schlängelte und die alte Stadt im weiten Bogen umfing. Ghislaine starrte über das glitzernde Wasser hinüber nach Wales, während sich am westlichen Horizont die dunklen Abendwolken zusammenballten. Die Erinnerung an ihren Bruder Richard bedrückte ihr Herz. Vor kaum einem Jahr war er im Kampf gegen die Waliser gefallen, und sie vermisste ihn schmerzlich. Wie viele gute Männer hatten ihr Leben in jenen wilden Bergen gelassen!

Als sich Ghislaine wieder zu ihrer Begleiterin umwandte, bemerkte sie, dass Helene in dem kalten Wind fröstelte, da sie über ihrer Cotte keinen wärmenden Mantel trug. Fürsorglich nahm sie den eigenen Umhang ab und legte ihn um Helenes schmale Schultern.

„Ihr seid Eurer Mutter sehr ähnlich“, sagte Helene und drückte dankbar Ghislaines Hände. „Auch sie erwies ihren Mitmenschen allezeit Freundlichkeiten.“ Lächelnd blickte sie in Ghislaines sommersprossiges Gesicht.

Ghislaine jedoch schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich ähnele meiner Mutter überhaupt nicht“, sagte sie zurückhaltend. Schließlich hatte der Vater das in den letzten sieben Jahren unaufhörlich behauptet und dabei immer wieder betont, wie sehr er das bedauerte.

„Im Aussehen und in der Figur sicherlich nicht“, erwiderte Helene freundlich. „Aber auch sie sorgte sich stets um andere, ohne danach zu fragen, was die Leute darüber dachten.“ Einen Augenblick lang starrte sie blicklos ins Weite. Gedankenverloren schlang sie dabei den Mantel enger um ihre zarte Gestalt, so als könne sie sich auf diese Weise vor ihren Erinnerungen schützen.

„Habt Ihr sie gut gekannt?“, forschte Ghislaine mit wiedererwachter Neugier. Sie wusste, dass die ganze Liebe der Mutter ihren Mitmenschen gegolten hatte. Oft hatte sie mit dem Vater im Streit gelegen, wenn es um die Fürsorge für kranke Bedienstete oder dahinsiechende Bauersleute ging, denen sie ihre liebevolle Aufmerksamkeit zuwandte. Und die Menschen im Haus und auf den Dörfern liebten sie ebenfalls ob dieser Güte. Niemals aber hatte der Vater diesen Wesenszug seiner verstorbenen Frau in die Erinnerung gerufen. Er hatte ihr Andenken geehrt, obwohl es nicht ihr wahres Bild wiedergab.

„Ziemlich gut“, erwiderte Helene schließlich wie nach einem tiefgründigen Nachdenken. „Sie kam zu mir wegen eines Leidens, das allen Versuchen, es zu kurieren, widerstand. Die Behandlung nahm eine lange Zeit in Anspruch, und wir lernten uns dabei näher kennen.“ Wieder blickte sie schweigend in die Ferne, obwohl Ghislaine gespannt auf weitere Mitteilungen wartete.

„Mein Vater mochte es nicht, wenn sie tagelang von daheim fort war“, nahm sie das Thema wieder auf in der Hoffnung, Helene damit zu einer Fortführung ihrer Erzählungen zu veranlassen.

„Ja“, erwiderte Helene unerwartet kurz, „das mochte er tatsächlich nicht.“ Dann presste sie die Lippen aufeinander, und es war unübersehbar, dass sie zumindest fürs Erste nicht mehr bereit war, mehr dazu zu sagen. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden Frauen.

„Habt Ihr das Wissen um die Heilung von Krankheiten von ihr übernommen?“, fragte Helene endlich, als die Stille begann, drückend zu werden.

Ghislaine hob die Schulter. „Ein wenig schon, aber ich fürchte, ich habe nichts von ihrer Sanftmütigkeit geerbt.“ In ihren Worten lag eine so zu Herzen gehende Selbstanklage, dass Helene hell auflachte.

„Aber ihren Mut habt Ihr gewisslich geerbt. Und nach dem, was ich in den letzten Jahren über Euern missmutigen Vater gehört habe, habt Ihr diesen Mut auch dringend gebraucht.“

Um Ghislaines Mundwinkel zuckte es verräterisch. Seit dem Tode des Vaters hatte es noch kaum jemand gewagt, so respektlos von ihm zu reden. „So ist es“, erwiderte sie lachend. „Aber ich fürchte, ich habe auch viel von seinem Temperament geerbt. Dieser Umstand hat ihm häufig Sorgen bereitet.“

Einen Augenblick lang stimmte Helene in Ghislaines helles Lachen ein, bis ein plötzlicher Windstoß sie unbarmherzig zauste und ihr den Atem benahm. Die beiden Frauen rückten enger zusammen, um sich vor der kalten Luft zu schützen, und Ghislaine spürte dabei zu ihrer Überraschung, dass sie begann, herzliche Gefühle für diese fremde Frau zu hegen, die sie doch vor kaum mehr als einer Stunde erst kennengelernt hatte. Helene tadelte nicht ständig oder verurteilte ihr Tun und Reden. Stattdessen schien sie einen Sinn für Humor zu haben, den man bei den ehrenwerten und frommen Damen bei Hofe im Allgemeinen bitter vermisste.

Heimlich prüfend musterte Ghislaine ihre Begleiterin. Helene de Beauregard war nicht besonders groß, schlank und wies noch deutliche Spuren vergangener Schönheit auf. Dichte schwarze Wimpern umrahmten ihre dunklen Augen, während ihr üppiges Haupthaar bereits ergraut war. Die rosige Haut ihres Gesichts war mit feinen Linien durchzogen. Ghislaine schätzte ihre Jahre auf Mitte der Vierzig, und das war ein beträchtliches Alter für eine Frau bei Hofe. Ihre Ausdrucksweise und ihre Manieren waren vornehm und selbstbewusst. Alles in allem war sie beileibe nicht das, was man von den Gefolgsleuten des Earl of Chester erwartete.

Also tat sich Ghislaine keinen Zwang an. „Lebt Ihr hier in Chester?“, fragte sie unverblümt.

Bei diesem deutlichen Mangel an listigem Geschick spielte ein leichtes Lächeln um Helenes Lippen. „Nein“, erwiderte sie, „mein Gut liegt einen halbes Tagesritt im Südosten von Chester. Ich bin hierhergekommen, um mit dem Earl über Grenzstreitigkeiten zu reden.“

Grenzstreitigkeiten waren eine häufig auftretende Angelegenheit, und Ghislaines Spannung lockerte sich sichtlich. „Dann lebt Ihr wohl nicht weit entfernt von Chapmonswiche?“

Helene schüttelte den Kopf. „Ich wohne in Omberleigh. Es ist nur ein kleines Anwesen mit ein paar Feldern und einem Dorf, aber es reicht aus für meine Bedürfnisse. Ein paar Bewaffnete schützen uns vor möglichen Überfällen, und in diesen rauen Zeiten bin ich besonders glücklich darüber.“

„Und Euer Gemahl?“, erkundigte sich Ghislaine, ohne nachzudenken. Als sie jedoch den schmerzlichen Ausdruck auf Helenes Antlitz bemerkte, hätte sie liebend gern diese Worte zurückgenommen.

„Mein Gemahl ist tot“, entgegnete Helene leise.

„Oh, das tut mir sehr leid“, murmelte Ghislaine verlegen. Wann würde sie nur endlich lernen nachzudenken, bevor sie den Mund aufmachte?

Helene nahm ihre Hand und drückte sie sanft. „Macht Euch keine Gedanken. Ich bin jetzt zufrieden mit meinem Los.“

Als Antwort kam ein abgrundtiefer Seufzer. „Ich kann es einfach nicht glauben, dass Margaret tot ist“, stöhnte Ghislaine.

Helene blickt zu dem Mädchen auf, das sie um eine gute Haupteslänge überragte. „Ihr habt der Toten sehr nahe gestanden, nicht wahr?“, fragte sie behutsam.

Schweigend nickte Ghislaine und strich sich die vom Wind zerzausten Locken aus der Stirn. „Sie war die einzige Freundin, die ich je gehabt habe. Für leider nur kurze Zeit war sie mit meinem Bruder Richard verheiratet, und danach...

Erscheint lt. Verlag 6.8.2021
Reihe/Serie Historical Herzensbrecher
Historical Herzensbrecher
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7515-0246-7 / 3751502467
ISBN-13 978-3-7515-0246-7 / 9783751502467
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