Unter Verschluss (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
704 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-1029-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unter Verschluss - Greg Iles
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Ein fesselnder Penn Cage Thriller!

Penn Cage kennt den Tod wie seine Westentasche: Als Staatsanwalt in Houston hat er sechzehn Menschen in die Todeszelle gebracht. Doch nach dem plötzlichen Tod seiner Frau sehnt er sich nach Ruhe und Frieden.
Mit seiner kleinen Tochter begibt er sich in die Stadt seiner Kindheit, um den Schatten der Vergangenheit zu entfliehen. Doch Natchez, Mississippi, ist nicht der Ort, um seine Trauer zu begraben. Ein dunkles Geheimnis umgibt diese Stadt im Süden der USA, ein Geheimnis, das mit den Rassenunruhen der 60er Jahre verknüpft ist. Niemand interessiert sich für dessen Aufdeckung, doch Penn Cage ist ein zu integrer Staatsanwalt, um ungesühnte Verbrechen dem Vergessen anheimzustellen - erst recht nicht, wenn diese bis in die höchsten Kreise des amerikanischen Establishments reichen. Eine junge und attraktive Journalistin unterstützt Cage bei den Recherchen - und schon bald schweben beide in großer Gefahr ...

Penn Cages erster Fall - ein spannender Justizthriller für Leserinnen und Leser von Ethan Cross und Lars Kepler.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.






<p>Greg Iles wurde in Deutschland geboren, da sein Vater damals die medizinische Abteilung der Amerikanischen Botschaft leitete. Er verbrachte seine Jugend in Natchez, Mississippi. 1983 beendete er sein Studium an der University of Mississippi. Danach trat Greg Iles zunächst als Profi-Musiker auf, bevor er sich der Schriftstellerei widmete. Seine Bücher erscheinen inzwischen in 25 Ländern. Der überaus produktive Autor pflegt außerdem eine Leidenschaft für Filme. Der Autor lebt mit Frau und zwei Kindern in Natchez, Mississippi.</p>

Greg Iles wurde in Deutschland geboren, da sein Vater damals die medizinische Abteilung der Amerikanischen Botschaft leitete. Er verbrachte seine Jugend in Natchez, Mississippi. 1983 beendete er sein Studium an der University of Mississippi. Danach trat Greg Iles zunächst als Profi-Musiker auf, bevor er sich der Schriftstellerei widmete. Seine Bücher erscheinen inzwischen in 25 Ländern. Der überaus produktive Autor pflegt außerdem eine Leidenschaft für Filme. Der Autor lebt mit Frau und zwei Kindern in Natchez, Mississippi.

1


Ich stehe in der Schlange vor der Disneyworld-Attraktion »It’s a Small World«, halte meine vierjährige Tochter auf den Armen und versuche ihr die Zeit zu vertreiben, während sich die serpentinenförmige Reihe wartender Eltern und Kinder langsam vorwärts bewegt. Ziel sind die flachen Boote, die zu den Klängen einer endlosen Musikschleife aus einer Grotte auftauchen. Plötzlich richtet Annie sich in meinen Armen auf und zeigt auf einen Punkt in der Menge.

»Daddy! Ich hab Mommy gesehen! Schnell!«

Ich schaue nicht hin. Ich frage nicht, wo. Und zwar deshalb nicht, weil Annies Mutter seit sieben Monaten tot ist. Ich stehe reglos in der Schlange und schaue wie alle anderen Leute hier – sieht man von den Tränen ab, die mir jetzt in den Augen brennen.

Annie deutet immer noch in die Menschenmenge; sie wird immer aufgeregter. Sogar in Disneyworld, wo Gefühlsausbrüche zum Tagesgeschäft gehören, zieht sie Blicke auf sich. Ich drücke ihren strampelnden Körper an mich und bahne mir einen Weg zurück durch die Wartenden, worauf Annie vollständig in Panik gerät. Die grünen Metallgeländer verlaufen zickzackförmig umeinander, sodass den Wartenden der Eindruck vermittelt wird, sie seien schon fast am Ziel. Ich schiebe mich an zahllosen Familien vorbei und erreiche schließlich den halbwegs offenen Platz zwischen Karussell und Dumbo.

Ich drücke Annie noch fester an mich, wiege sie und drehe sie sanft im Kreis, wie ich es getan habe, als sie noch ein Baby war. Eine große Gruppe Teenager strömt zu beiden Seiten an uns vorbei wie ein Fluss an einem Felsen – und sie schenken uns ebenso wenig Beachtung. Ein beklemmendes Gefühl der Sinnlosigkeit überwältigt mich, ein Gefühl, das ich vor der Krankheit meiner Frau nie kannte, das mich jetzt aber immer wieder überkommt und wie ein bösartiger Schatten mein Leben verdüstert. Ohne zu zögern, würde ich zehntausend Dollar für einen Hubschrauber bezahlen, der uns schnellstmöglich zurück ins Polynesian Resort Hotel bringt. Aber hier gibt es keinen Hubschrauber. Nur uns. Oder das, was seit Sarahs Tod von uns übrig ist.

Unser Urlaub ist zu Ende. Zeit, nach Hause zu fahren. Nur – wo ist zu Hause? Technisch gesehen in Tanglewood, einem Vorort von Houston. Doch Houston ist keine richtige Heimat mehr für uns. Unser Haus dort scheint jetzt so schrecklich leer – eine Leere, die sich von Zimmer zu Zimmer zieht.

Die meisten Menschen, die Penn Cage kennen, wären verblüfft, ihn so hilflos zu sehen. Ich bin jetzt 38 Jahre alt und habe 12 Männer und Frauen in die Todeszelle geschickt. Neun von ihnen habe ich sterben sehen. Ich habe getötet, um meine Familie zu verteidigen. Ich habe eine erfolgreiche Karriere abgebrochen, um eine zweite zu beginnen, die noch erfolgreicher war. Ich werde von meinen Freunden bewundert, von meinen Feinden gefürchtet und von den Menschen geliebt, die mir wichtig sind. Aber ich bin ohnmächtig angesichts der Trauer meines Kindes.

Ich atme tief ein, hebe Annie noch ein Stück höher und trete den langen Marsch zurück zur Monorail-Bahn an. Wir sind nach Disneyworld gekommen, weil Sarah und ich vor einem Jahr – noch vor der Diagnose – mit Annie hier waren und den schönsten Urlaub unseres Lebens verbrachten. Ich hatte gehofft, dass ein weiterer Besuch Annie ein bisschen Frieden schenken würde. Doch das Gegenteil ist geschehen: Sie wacht mitten in der Nacht auf und tapst ins Bad, um Sarah zu suchen; sie läuft mit ruhelos blickenden Augen durch die Themenparks und hält ständig nach dem verschwundenen Gesicht ihrer Mutter Ausschau. Annie glaubt, dass Sarah in dieser magischen Disney-Welt ebenso gut um die Ecke spazieren könne wie Cinderella. Als ich ihr geduldig erklärte, warum das nicht geschehen würde, erinnerte sie mich daran, dass Schneewittchen und Jesus beide von den Toten auferstanden seien. Im Denken einer Vierjährigen eine Tatsache, an der sich nicht rütteln lässt. Wir brauchen bloß Mommy zu finden, damit Daddy sie küssen und wieder aufwecken kann.

Ich sinke erschöpft auf einen Sitz in der Monorail, neben uns ein halbes Dutzend japanischer Touristen. Annie schluchzt leise an meiner Schulter. Der silberne Zug beschleunigt auf Reisegeschwindigkeit und saust gleich darauf durch Tomorrowland, den Park der Anachronismen, mit Raketen à la Jetsons und Restaurants im Art-Deco-Stil. Als Inkarnation der glitzernden Zukunftsvisionen der 50er Jahre wurde »Das Land von morgen« schneller von der Realität überflügelt, als der gute Walt Disney sich hätte träumen lassen. Der Park wurde zur kitschigen Parodie auf die Träume der Eisenhower-Ära und steht als stummes, aber beredtes Zeugnis für die Unfähigkeit der Menschheit, vorherzusagen, was kommen wird.

Mich muss man nicht daran erinnern.

Als die Monorail in eine lange Kurve geht, erspähe ich die überkreuzten Dachbalken des Polynesian Resort Hotels. Gleich werden wir zurück in unserer Suite sein, allein mit der Leere, die uns jeden Tag verfolgt. Auf einmal aber reicht mir das nicht mehr. Mit erschreckender Klarheit höre ich plötzlich eine Stimme in meinem Inneren – Sarahs Stimme.

Du kannst es nicht alleine schaffen, sagt sie.

Ich schaue auf Annies Gesicht hinunter, das im Schlaf engelhaft ruhig wirkt.

»Wir brauchen Hilfe«, sage ich laut und ernte dafür die irritierten Blicke der japanischen Touristen. Noch bevor die Monorail zischend am Hotel hält, weiß ich, was ich zu tun habe.

Zuerst rufe ich Delta Airlines an und reserviere einen Flug nach Baton Rouge – nicht unser eigentliches Ziel, aber der nächste große Flughafen. Allein dieser Anruf löst ein wildes Hämmern in meiner Brust aus. Annie wacht auf, als ich einen Mietwagen buche; wahrscheinlich hat sie sogar im Schlaf die unbedingte Entschlossenheit in der Stimme ihres Vaters wahrgenommen.

Sie sitzt ruhig neben mir auf dem Bett, und ihre linke Hand liegt auf meinem Bein – ihre Versicherung, dass ich nicht ohne sie fortgehen kann.

»Gehen wir wieder in ein Flugzeug, Daddy?«

»Ja, Engelchen«, antworte ich, während ich eine Nummer in Houston wähle.

»Zurück nach Hause?«

»Nein, wir fahren zu Oma und Opa.«

Ihre Augen werden groß. »Oma und Opa? Jetzt?«, fragt sie erfreut.

»Ich hoffe es. Einen Moment.« Meine Sekretärin Cilla Daniels meldet sich am anderen Ende der Leitung. Sie hat offenbar den Namen meines Hotels auf dem Telefon-Display gesehen und gleich zu reden begonnen, als sie den Hörer abnahm. Ich unterbreche sie, bevor sie richtig in Fahrt kommt. »Hör zu, Cil. Ich möchte, dass du mir einen Lagerraum mietest, der groß genug für alles im Haus ist.«

»Im Haus?«, wiederholt sie. »Dein Haus? Meinst du mit ›alles‹ die Möbel?«

»Ja, ich verkaufe das Haus.«

»Du verkaufst das Haus! Penn, was ist passiert? Stimmt irgendwas nicht?«

»Nichts ist passiert. Ich bin bloß zur Vernunft gekommen. Annie wird es in diesem Haus niemals besser gehen. Und Sarahs Eltern trauern immer noch so sehr, dass sie alles nur noch schlimmer machen. Ich ziehe für eine Weile wieder nach Hause.«

»Nach Hause?«

»Nach Natchez.«

»Natchez.«

»In Mississippi. Wo ich gelebt habe, bevor ich Sarah heiratete. Wo ich aufgewachsen bin.«

»Ich weiß, aber …«

»Mach dir keine Sorgen wegen deines Gehalts. Ich werde dich mehr denn je brauchen.«

»Ich mache mir keine Sorgen wegen meines Gehalts. Ich mache mir Sorgen um dich. Hast du mit deinen Eltern gesprochen? Deine Mutter rief gestern an und fragte nach der Nummer deines Hotels. Sie klang ziemlich aufgeregt.«

»Ich telefoniere gleich mit ihr. Wenn du den Lagerraum hast, ruf bitte eine Spedition an und organisiere den Umzug. Sarahs Eltern können aus dem Haus alles haben, was sie möchten. Und dann ruf Jim Noble an und bitte ihn, das Haus zu verkaufen. Und ich meine nicht, dass er es auf die Liste setzen soll. Er soll es verkaufen

»Die Immobilienpreise sind zur Zeit ziemlich im Keller. Besonders ein Haus in der Preislage wie deines.«

»Ist mir egal, auch wenn ich nur die Hälfte vom Wert bekomme – leg los.«

Ein seltsames Schweigen. Dann sagt Cilla: »Darf ich dir ein Angebot für das Haus machen? Ich tue es nicht, wenn du nie wieder an dieses Haus erinnert werden willst.«

»Nein … das ist eine gute Idee. Du musst raus aus diesem Apartment. Kannst du einen annähernd realistischen Preis zahlen?«

»Ich habe noch ein bisschen von meiner Scheidungsabfindung. Du kennst mich.«

»Mach mir kein Angebot. Ich mache dir eins. Lass das Haus schätzen und ziehe 20 Prozent ab. Keine Maklergebühren, keine Anzahlung, nichts dergleichen. Erstelle einen Zahlungsplan über zwanzig Jahre zu einem Zinssatz von, sagen wir, sechs Prozent. So haben wir einen Grund, in Verbindung zu bleiben.«

»O Gott, Penn, ich kann doch deine Situation nicht so ausnutzen.«

»Das ist jetzt beschlossene Sache.« Ich atme tief ein und spüre, wie die unsichtbaren Fesseln sich von mir lösen. »Das wäre wohl alles.«

»Warte! Die Welt bleibt nicht stehen, nur weil du nach Disneyworld flüchtest.«

»Was liegt denn noch an?«

»Ich habe zwei Nachrichten. Eine schlechte und eine andere, die gut, aber auch schlecht sein könnte.«

»Lass mich die zweite zuerst hören.«

»Arthur Lee Hanrattys letzter Antrag auf Aussetzung des Urteils wurde soeben vom Obersten Gerichtshof abgelehnt. Die CNN-Nachrichten bringen es alle halbe Stunde als Topthema. Die Hinrichtung wurde auf Samstag angesetzt, um Mitternacht –...

Erscheint lt. Verlag 29.6.2021
Übersetzer Bianca Güth
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel The quiet game
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bisswunden • blackmail • blutig • Blutlinie • Cody McFadyen • Dan Brown • Die Sünden von Natchez • Die Toten von Natchez • ethan cross • FBI • Fitzek • Gänsehaut • Hoover • Lee Child • Mississippi • Natchez • Natchez Burning • Penn Cage • Psycho • Psychothriller • Rassenunruhen • Schlitzer • Schwarzer Tod • Serienmörder • spannend • Spannung • Staatsanwalt • Thriller • todeskünstler • Ungerechtigkeit • Vatikan • Verschwörung
ISBN-10 3-7517-1029-9 / 3751710299
ISBN-13 978-3-7517-1029-9 / 9783751710299
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