Ivanhoe (eBook)

Historischer Roman

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
544 Seiten
Anaconda Verlag
978-3-641-28390-2 (ISBN)

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Ivanhoe -  Walter Scott
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England im Mittelalter: König Richard Löwenherz befindet sich auf Kreuzzug im Heiligen Land. Derweil herrschen unter seinem Bruder und Statthalter Willkür und Chaos, und die alte Rivalität zwischen Normannen und Angelsachsen flammt wieder auf. Da zieht der tapfere Ritter Ivanhoe, angetrieben von seiner Liebe zu der schönen Rowena, in den Kampf für den König. Unterstützt wird er von einem geheimnisvollen Schwarzen Ritter sowie Räuberhauptmann Robin Hood. - Mit »Ivanhoe« schuf Walter Scott einen abenteuersatten historischen Roman, der Fakten und Legende kunstvoll ineinander verwebt.

Sir Walter Scott, 1771 in Edinburgh geboren, war ein schottischer Dichter und Romancier. Seine abenteuersatten historischen Romane haben das Genre geprägt und sind bis heute Klassiker. Zahlreiche Filme, Theaterstücke und Opern basieren auf seinen Werken. Er starb 1832 weltberühmt.

2. Kapitel

Da war ein Mönch, geschickt, ein Lord zu sein,
Der liebte Pferde, Mädchen, Jagd und Wein,
Ein kühner Mann zu einem Abt gewandt,
Manch edel Ross in seinem Stalle stand,
Und wenn er ritt, sein Zügel fast erklang
Mit leichtem Rauschen, tönend wie Gesang
Dem fernen Horcher, laut doch und helle
Sowie das Glöckchen einer Betkapelle.

Geoffrey Chaucer, »Die Canterbury-Erzählungen«

Trotz Ermahnungen und Schelten seines Gefährten konnte Wamba, da das Pferdegetrappel näher kam, nicht verhindert werden, bei jeder Gelegenheit auf der Straße sich aufzuhalten. Bald riss er von einem Haselstrauch ein Büschel halb reifer Nüsse herunter, bald guckte er einem Bauernmädchen nach, das über seinen Weg ging. Die Pferde und Reiter hatten sie auf diese Weise bald eingeholt.

Es waren ihrer zehn, wovon die beiden Vorausreitenden Leute von Bedeutung, die anderen ihr Gefolge zu sein schienen. Es war nicht schwer, Charakter und Stand des einen dieser beiden Männer zu bestimmen: er war unzweifelhaft ein Geistlicher von hohem Rang; seine Kleidung, die eines Zisterzienser-Mönchs, bestand aus feineren Stoffen, als dies die Regel dieses Ordens zulässt. Mantel und Kappe waren von dem besten flämischen Tuch und fielen in weiten, geschmackvollen Falten um seine hübsche, wohlgenährte Gestalt. Seine Physiognomie zeigte ebenso wenig von Selbstverleugnung als seine Kleidung von Verachtung weltlichen Glanzes. Seine Gesichtszüge hätte man einnehmend nennen können, ohne das Blinzeln, welches unter dem gesenkten Augenlid lauerte und den vorsichtigen Wollüstling verriet. Außer diesem hatten ihm sein Amt und seine Stellung eine große Gewalt über sein Gesicht gegeben, welchem er, sobald er wollte, ein feierliches Ansehen gab, obgleich dessen natürlicher Ausdruck gut gelaunte, gesellige Nachsicht war. Gegen die Klosterregeln und die Edikte der Päpste und Konzilien waren die Ärmel seines Amtsrocks mit kostbarem Pelzwerk besetzt und gefüttert, sein Mantel am Hals mit einem goldenen Schloss befestigt und seine ganze Ordenskleidung so verfeinert und verziert wie die einer Quäkerschönheit heutiger Zeit, die, Form und Farbe ihrer Sekte beibehaltend, bei aller ihrer Einfachheit doch durch die Wahl der Stoffe und die Art, sie zu ordnen, sich einen Anstrich von Koketterie gibt, der gar sehr nach den Eitelkeiten dieser Welt schmeckt.

Dieser würdige Diener der Kirche ritt auf einem wohlgenährten Maultier, dessen Reitzeug schön verziert war; der Zaum war nach der Sitte jener Zeit mit silbernen Glöckchen behängt. Er ritt nicht mit klösterlicher Ungelenkheit, sondern wie ein geübter Reiter. In der Tat schien auch der demütige, obgleich gut zugerittene Maulesel von dem galanten Mönch nur auf der Heerstraße benutzt zu werden. Ein Laienbruder in seinem Gefolge führte für andere Gelegenheiten einen der schönsten spanischen Hengste bei sich, die je Andalusien erzeugte; damals wurden diese von Handelsleuten mit großer Mühe und Gefahr für Personen von hohem Rang und Reichtum nach England gebracht. Sattel und Satteldecke dieses prächtigen Zelters waren mit einem langen Teppich bedeckt, der bis zur Erde herabhing und auf welchem Bischofsmützen, Kreuze und andere kirchliche Embleme reich gestickt waren. Ein anderer Laienbruder führte ein Saum-Maultier, das mit dem Gepäck belastet war, und zwei Mönche desselben Ordens ritten hinter ihm, untereinander scherzend und lachend, ohne sich im Mindesten um die anderen Mitglieder der Reiterschar zu kümmern.

Der Gefährte des Prälaten war ein älterer Mann, schlank, mager, aber stark und muskulös gebaut, eine Athletengestalt, dem lange Strapazen und beständige Bewegung wenig von Fleisch übrig gelassen, sondern ihn fast ganz in Knochen, Adern und Sehnen verwandelt hatten. Er hatte der tausendfachen Mühen getragen und war zu weiteren bereit. Sein Kopf war mit einer scharlachroten, mit Pelz verbrämten Mütze nach Art derjenigen, welche die Franzosen wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem umgestürzten Mörser mortier nennen, bedeckt. Sie ließ das Gesicht des Reiters frei, und dieses trug einen Ausdruck, der dem Fremden nicht Furcht, aber Achtung einflößte. Seine stolzen Gesichtszüge waren durch die tropische Sonne fast bis zur Negerschwärze gebräunt und schienen in der Ruhe wie nach dem Sturm vorübergegangener Leidenschaften zu schlummern, allein die stark hervortretenden Adern auf der Stirn, die Schnelligkeit, womit die Oberlippe mit ihrem dicken schwarzen Stutzbart bei der leichtesten Erregung zuckte, ließen ahnen, dass der Sturm leicht zu erwecken sei. Des Mannes kühne, durchdringend schwarze Augen verkündeten bei jedem Blick die Geschichte überwundener Schwierigkeiten und bestandener Gefahren und schienen Widerstand herauszufordern, geübten Mut und festen Willen zu zeigen. Eine tiefe Narbe an seiner Stirn erhöhte den Ernst seines Gesichts, ebenso der Ausdruck des einen Auges, welches bei Entstehung jener Narbe gleichfalls leicht beschädigt worden und völlig gesund einen schiefen Blick hatte.

Das Oberkleid dieses Mannes glich in der Form ganz dem seines Gefährten; es war ein langer Klostermantel, doch feine scharlachrote Farbe zeigte, dass er zu keinem der vier regelmäßigen Mönchsorden gehörte. Auf der rechten Schulter war auf den Mantel ein achteckiges Kreuz geheftet. Dies Oberkleid verhüllte etwas, was beim ersten Anblick nicht zu ihm zu passen schien, nämlich ein Panzerhemd mit Ärmeln und Handschuhen von gleicher Art, seltsam gearbeitet und durchwebt, sodass es sich ebenso an den Körper schmiegte wie jene, die auf dem Strumpfwirkerstuhl von weicheren Stoffen gearbeitet werden. Seine Schenkel, soweit sie der Mantel sichtbar ließ, waren auch mit Metallplatten bedeckt. Knie und Füße schützten dünne, künstlich zusammengefügte Stahlplatten; ein Schuppenstrumpf, der vom Knöchel bis zum Knie reichte, vollendete die Rüstung des Reiters. In seinem Gürtel trug er als einzige Verteidigungswaffe einen langen, zweischneidigen Dolch.

Er ritt nicht wie sein Gefährte auf einem Maultier, sondern auf einem tüchtigen Klepper, um sein edles Streitross zu schonen, welches ein zum Kampf gerüsteter Knappe ihm nachführte; dieser trug eine schützende Platte vor dem Haupt, von der eine kurze Spitze ausging. An der einen Seite seines Sattels hing eine kurze, reich damaszierte Streitaxt, an der anderen des Reiters befiederter Helm und Sturmhaube nebst einem langen, zweigriffigen Schwert, wie es die Ritter in jener Zeit trugen. Ein zweiter trug die Lanze seines Herrn aufrecht, von deren Spitze ein schmaler Streifen herabflatterte, den ein Kreuz gleich dem, das auf den Mantel gestickt war, zierte. Der Knappe trug auch des Herrn kleines dreieckiges Schild, oben breit genug, um die Brust zu schützen und dann spitz zulaufend. Das Scharlachtuch, das es bedeckte, verhinderte, seine Devise zu sehen. Diesen beiden Waffenträgern folgten zwei Diener, deren dunkle Gesichtsfarbe, weiße Turbane und orientalische Kleidung sie als die Söhne des Morgenlandes bezeichneten. Der ganze Aufzug dieses Kriegers hatte etwas Gewaltiges und Ausländisches, die Kleidung seiner Knappen war kostbar, und seine orientalischen Diener trugen silberne Halsbänder und Spangen von demselben Metall um ihre schwarzbraunen Arme und Beine, wovon die ersten vom Ellbogen an und die anderen vom Schenkel bis zum Knöchel nackt waren. Seide und Stickerei zeichnete ihre Kleidung aus und machten den Reichtum und das Ansehen ihres Herrn kund, indem sie zugleich einen auffallenden Kontrast mit der kriegerischen Einfachheit seines eignen Anzugs bildeten. Sie waren mit krummen Säbeln bewaffnet, deren Griffe und Scheiden mit Gold ausgelegt glänzten, und mit türkischen Dolchen von noch köstlicherer Arbeit. Jeder von ihnen trug an dem Sattelknopf ein Bündel Pfeile oder Wurfspieße mit scharfen Stahlspitzen; diese Waffe war bei den Sarazenen sehr gebräuchlich, und ihr Andenken ist noch in dem kriegerischen Spiel El Jerrid aufbewahrt, welches im Morgenland häufig stattfindet.

Die Pferde dieser Diener sahen ebenso fremdartig aus als ihre Reiter; es waren Sarazenen-Rosse, also arabischer Abkunft, und ihre feinen, schlanken Glieder, ihre dünnen Mähnen, schmalen Hufe und ihr leichter, springender Gang bildeten einen gewaltigen Kontrast mit den stark gebauten, schweren Rossen, deren Rasse in Flandern oder der Normandie gezogen wurde, um die Ritter jener Zeit in ihrem vollen Panzer tragen zu können: neben den morgenländischen Rennern sahen sie wie das Wesen neben dem Schatten aus.

Der wunderbare Aufzug dieser Reiterschar zog nicht allein Wambas Neugierde auf sich, sondern auch die seines minder beweglichen Gefährten. Im Mönch erkannte er sogleich den Prior der Jorvaulx-Abtei, welcher in der ganzen Gegend als ein Freund der Jagd, der Tafelfreuden und, wenn das Gerücht ihm nicht unrecht tat, auch anderer, noch weniger mit den Mönchsgelübden sich vertragender weltlicher Vergnügungen bekannt war.

Doch die Begriffe jener Zeit waren in Hinsicht des Betragens der Geistlichkeit so lockere, dass Prior Aymer dennoch in der Nachbarschaft seiner Abtei einen guten Ruf besaß. Seine Jovialität und die Leichtigkeit, womit er Absolution von allen Sünden zu erteilen pflegte, machten ihn beim hohen Adel und dem vornehmen Bürgerstand sehr beliebt. Da er aus einer vornehmen normannischen Familie stammte, so war er mit manchen unter ihnen verwandt. Die Damen insbesondere richteten die Aufführung eines Mannes nicht zu streng, der ein erklärter Bewunderer ihres Geschlechts war und...

Erscheint lt. Verlag 28.6.2021
Übersetzer Elise Hohenhausen
Sprache deutsch
Original-Titel Ivanhoe
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuerroman • Angelsachsen • eBooks • Edelmut • England • Historienroman • Historische Romane • Historischer Roman • Höfisches Leben • Intrigen • Kreuzritter • Mittelalter • Mut • Normannen • Rebekka • Richard Löwenherz • Ritterlichkeit • Ritterroman • Ritterturnier • Robin Hood • Rowena
ISBN-10 3-641-28390-6 / 3641283906
ISBN-13 978-3-641-28390-2 / 9783641283902
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