Skandalöse Geheimnisse einer Lady (eBook)

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
264 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-0089-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Skandalöse Geheimnisse einer Lady - Anne Gracie
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Plötzlich Countess! Spontan hat Emmaline Westwood eingewilligt, den attraktiven Cal Rutherford, Lord Ashendon zu heiraten. Das Arrangement hat rein praktische Gründe: Als ehemalige Lehrerin soll Emm die beiden ungestümen Schwestern des Lords und seine Nichte im Zaum halten, während ihr Gatte in Ruhe seinen Geschäften nachgeht. Die Sinnlichkeit und Leidenschaft, mit der Cal die nächtliche Seite ihrer Ehe zelebriert, lässt Emm jedoch bald von mehr als einer Zweckehe träumen. Da machen plötzlich skandalöse Details aus Emms Vergangenheit in Londons feinsten Kreisen die Runde und drohen ihren - und damit auch Cals - Ruf zu ruinieren. Sind ihre Tage als Countess nun gezählt?



Schon als junges Mädchen begeisterte sich Anne Gracie für die Romane von Georgette Heyer - für sie die perfekte Mischung aus Geschichte, Romantik und Humor. Geschichte generell, aber auch die Geschichte ihrer eigenen Familie ist Inspirationsquelle für Anne, deren erster Roman für den RITA Award in der Kategorie beste Erstveröffentlichung nominiert war. Ihr Urgroßvater, ein Seemann, ging Ende des 19. Jahrhunderts in Australien an Land und blieb dann für immer weil er sich dort in ein Mädchen verliebt hatte, das er später heiratete. Anne selbst lebt in Melbourne in einem kleinen Holzhaus und widmet sich in ihrer Freizeit der Imkerei. Zudem unterrichtet sie an einem College Englisch um so ihre Liebe zur englischen Literatur weiterzugeben und in einem Programm zur Bekämpfung des Analphabetentums erteilt sie Erwachsenen Unterricht. Das Faszinierendste am Schreiben ist für Anne die Entstehung der Charaktere und die Entwicklung ihrer Leben. Oft wacht sie mitten in der Nacht auf und hat eine bestimmte Szene im Kopf, die dann häufig der Beginn des nächsten Romans ist.

1. KAPITEL

Wir wissen, was wir sind, aber nicht, was wir sein könnten.

William Shakespeare, Hamlet

London 1819

Wie hast du mich genannt?“ Major Calbourne Rutherford blieb abrupt stehen, kaum dass er das dezent eingerichtete Regierungsbüro betreten hatte. Es gehörte dem Ehrenwerten Gil Radcliffe und lag im Herzen Whitehalls, des Londoner Regierungsviertels.

Radcliffe hob die Brauen. „Hast du es nicht gewusst?“

Cal schüttelte den Kopf. „Soll das heißen, dass meinem Bruder Henry etwas zugestoßen ist? Und dass ich der neue Lord Ashendon bin?“ Cals Vater war vor einem Jahr gestorben, und Cals älterer Bruder Henry hatte Titel und Ländereien übernommen.

„Ich dachte, deswegen wärest du nach London zurückgekommen, nach immerhin … wie lange ist es her – zehn Jahre?“ Radcliffe bat Cal mit einer Geste, Platz zu nehmen, und trug seinem Sekretär auf, ihnen Tee und Plätzchen zu bringen.

„Verdammt!“ Cal ließ sich schwer auf den Stuhl sinken. Er verspürte nicht etwa Trauer – er und Henry hatten sich nie nahegestanden. „Henry war noch nicht einmal vierzig. Was ist passiert? Wie ist er gestorben?“

„Er hat sein Pferd in gestrecktem Galopp durch einen reißenden, felsigen Fluss gejagt. Der Gaul ist gestolpert, dein Bruder wurde abgeworfen und hat sich das Genick gebrochen – natürlich sturzbetrunken.“ Kurz schwieg er, ehe er hinzufügte: „Das Pferd musste getötet werden. Jammerschade – prächtiges Tier.“

Cal schnaubte. Welch Ironie. Henry hatte fast sein ganzes Leben lang an den Fleischtöpfen Londons gelebt, während Cal im zarten Alter von siebzehn Jahren für sein Vaterland in den Krieg geschickt worden war. Wenn irgendwer jung hätte sterben sollen …

Radcliffe lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und blickte nachdenklich drein. „Wenn du nicht hier bist, um dein Offizierspatent abzugeben, weshalb dann?“

Der Sekretär kam mit Tee und Ingwerplätzchen herein. Cal wartete, bis er wieder gegangen war. „Nun?“, drängte Radcliffe.

Cal trank einen Schluck Tee. Heiß, stark und süß, wie er ihn mochte. Er nahm sich einen Keks und kaute ihn geräuschvoll, Radcliffes Spannung genießend. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass El Escorpión Engländer ist.“

„Der Skorpion ist Engländer?“ Radcliffe richtete sich auf. „Nein! Unmöglich! Ist das gewiss?“

Cal verzog das Gesicht. „Nein. Es ist nur so ein Gefühl.“

„Ein Gefühl.“ Radcliffe schnaubte und lehnte sich abermals zurück. „Ich bitte dich.“

Radcliffes Skepsis kränkte Cal keineswegs. Auch er hätte ungehalten reagiert, wäre einer seiner Offiziere mit nichts als einer Ahnung in den Knochen zu ihm gekommen, nachdem er zwei Jahre lang erfolglos einen berüchtigten Meuchelmörder gejagt hätte. Doch so vage und dürftig dies war, hatte Cal doch den Eindruck, endlich etwas in der Hand zu haben. „Als er beim letzten Mord sein Gewehr gehoben hat, um zu schießen, habe ich seine Silhouette vor dem Nachthimmel gesehen und …“

Radcliffe beugte sich vor. „Hast du ihn erkannt?“

„Nein, er war zu weit entfernt. Aber als ich später darüber nachdachte, ging mir auf, dass etwas an seinen Bewegungen mir vertraut war.“

„An seinen Bewegungen?“

Cal nickte. „Im Krieg habe ich mehrmals Seite an Seite mit Männern des Schützenregiments gekämpft, und etwas an seiner Haltung und daran, wie er das Gewehr angelegt hat, erinnert mich an einen dieser Burschen. Ich weiß, dass ich ihn schon einmal gesehen habe. Ich kann dir keinen Namen nennen, und vermutlich würde ich sein Gesicht nicht wiedererkennen, aber ich bin mir absolut sicher, dass er Engländer ist und im Krieg als Scharfschütze gedient hat. Ich glaube, er benutzt sogar ein Baker-Gewehr; wenn er einen Mann aus über zweihundert Schritt Entfernung in den Kopf trifft … nun, das gelingt nicht mit jeder Waffe.“

Radcliffe nickte versonnen. „Denkbar wäre es. Und nun wähnst du ihn wieder in England?“

Cal schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Er ist untergetaucht, wie üblich – er könnte sich in einem Dutzend Ländern aufhalten. Doch ich will mir im Hauptquartier des Schützenregiments eine Liste der ausgeschiedenen Scharfschützen holen und prüfen, was sie heute so treiben. Viel ist das nicht, aber …“

„Mehr, als wir bislang hatten“, ergänzte Radcliffe zufrieden und zog sich Schreibfeder und Papier heran. „Ich werde dir einen Urlaubsschein ausstellen.“

Cal blinzelte. „Einen Urlaubsschein? Aber ich bin doch im Dienst.“

„Du musst einige persönliche Dinge regeln – dich um Titel und Erbe kümmern, Papiere unterzeichnen, Angelegenheiten klären. Persönliche Angelegenheiten.“

Einwände wären sinnlos gewesen. Radcliffe genoss es, sich orakelhaft zu geben. In der Schule war er brillant, aber undurchsichtig gewesen, und schon damals hatte er in dem Ruf gestanden, Informationen zu sammeln – Informationen aller Art, politischer wie auch privater Natur. Damit war er perfekt geeignet für die Position, die er heute bekleidete. Er stand im Mittelpunkt eines Intrigennetzes, das sich von London aus über den halben Globus erstreckte und das er von seinem Schreibtisch aus verwaltete.

Radcliffe stellte das Dokument mit einer schwungvollen Unterschrift aus und löschte die Tinte mit Sand. Er griff nach seinem Amtssiegel, ohne welches der Schein ungültig gewesen wäre, und drückte ihn in den heißen scharlachroten Wachsklecks, ehe er Cal das Papier reichte.

Cal warf einen kurzen Blick darauf. „Vier Wochen? Ich hoffe, so lange wird es nicht dauern.“

Radcliffe lächelte dünn. „Du solltest dich als Erstes mit deinem Anwalt in Verbindung setzen.“

Cal begab sich auf direktem Weg zum Büro von „Phipps, Phipps & Yarwood“, der Anwaltskanzlei, die für seinen verstorbenen Vater tätig gewesen war. Zu erfahren, dass er nun Lord Ashendon war, hatte ihn erschüttert. Doch er würde sein Leben davon nicht durcheinanderbringen lassen.

Mit ausgedehnten Ländereien und großem Reichtum gingen gewisse Verantwortungen einher, ebenso wie mit dem Titel. Verantwortungen, auf die Cal als jüngerer Sohn nie vorbereitet worden war. Und auf die er alles andere als erpicht war.

Er hatte stets seine Pflicht getan, war ein guter Soldat gewesen, obwohl ihm die Verluste und die Zerstörung des Krieges ein Gräuel gewesen waren. Jetzt, in Friedenszeiten, gefiel es ihm, für sein Land die verworrenen europäischen Staatsangelegenheiten zu ergründen. Napoleons Umtriebe hatten Grenzen ausradiert und Bündnisse zerschmettert. Ein neues Europa bildete sich heraus, und die Machtspiele nahmen kein Ende. Und sie faszinierten ihn.

Cal ging, wohin er geschickt wurde, und erledigte, was immer Whitehall in Gestalt von Gil Radcliffe ihm auftrug. Derzeit war er darauf angesetzt, einen Auftragsmörder mit dem Namen „der Skorpion“ aufzuspüren und entweder festzunehmen oder zu beseitigen.

Und nachdem der Skorpion Cals Freund Bentley umgebracht hatte, war die Jagd ihm eine persönliche Berufung geworden.

Davon durfte – und wollte – er sich nicht ablenken lassen.

„Was soll das heißen, Sie haben keine Abschrift von Henrys Testament? Sie sind der Familienanwalt. Sie sollten eine in Ihren Akten haben.“

Phipps, der Anwalt, verlagerte unbehaglich sein Gewicht auf dem Stuhl. „Ihr Bruder hat sich bereits vor acht Jahren von dieser Kanzlei getrennt, nach einer … einer Meinungsverschiedenheit mit Ihrem Vater.“

„Verstehe.“ Cal war durchaus in der Lage, zwischen den Zeilen zu lesen. Henry war seit jeher aufbrausend gewesen und hatte dasselbe hitzköpfige, cholerische Temperament wie ihr Vater besessen. Und beide waren nachtragend gewesen. „Ich nehme an, die beiden haben sich nie versöhnt.“

Der Anwalt deutete ein Nicken an. „Soweit ich weiß nicht, Mylord. Und nach den wenigen Informationen, die mir vorliegen, war Ihr Bruder … kein würdiger Nachfolger für den Titel Ihres seligen Vaters. Die Familiengeschäfte … liegen etwas brach. Bis wir sein Testament gefunden und die Testamentseröffnung beantragt haben, sind uns die Hände gebunden.“

Cal fluchte in sich hinein. Wie typisch für Henry, ein vermaledeites Chaos zu hinterlassen.

„Ich gehe davon aus, dass Sie Ihr Offizierspatent abgeben werden, Mylord.“

Cal schüttelte den Kopf. Die ganze Sache war verdammt ärgerlich, aber er wollte verflucht sein, wenn er seinen Dienst quittierte. „Falls nötig, werde ich meinen Urlaub verlängern, aber sobald die Angelegenheit erledigt ist, habe ich vor, auf den Kontinent zurückzukehren. Ich habe dort Verpflichtungen.“

Phipps sah ihn entgeistert an. „Aber von jetzt an haben Sie Verpflichtungen in England, Mylord.“ Sein Tonfall besagte, dass keine ausländische Verpflichtung sich mit den englischen messen könne.

Cal zuckte mit den Schultern. „Um das Tagesgeschäft des Anwesens können sich Bevollmächtigte kümmern.“

Phipps kräuselte die Lippen. „Zumindest, Mylord, sollten Sie umgehend Vorkehrungen für Ihre Angehörigen treffen.“

„Angehörige?“ Cal runzelte die Stirn. „Ich habe keine … Oh, Sie meinen meine Halbschwestern.“ Natürlich. Er hatte die Mädchen seit Jahren nicht gesehen, aber er erinnerte sich an die reizenden kleinen Geschöpfe, die ihm wie Welpen überallhin gefolgt waren. „Wo sind sie...

Erscheint lt. Verlag 22.6.2021
Reihe/Serie Historical Gold
Übersetzer Nina Hawranke
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7515-0089-8 / 3751500898
ISBN-13 978-3-7515-0089-0 / 9783751500890
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