Miss Trewlove und die Jagd nach dem Earl (eBook)

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
400 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-0235-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Miss Trewlove und die Jagd nach dem Earl - Lorraine Heath
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London, 1873. Ein Lord ... nein, besser ein Earl! Fancy Trewlove hat geschworen, auf ihrem Debütantinnenball einen Adligen zu bezaubern und ihn schnellstmöglich zu heiraten! Das ist sie ihrer Mutter schuldig, die sie unehelich bekommen hat. Weshalb sie den attraktiven Matthew Sommersby, der eines Tages ihr Geschäft betritt, nicht erhören darf. Charmant, seelenverwandt - doch nicht adlig! Aber als sie erhitzt und beschwingt von ihrem ersten Ball zurückkehrt, erwartet Matthew sie bereits im Dunkel der Nacht. Kühn entführt er sie in das geheime Reich der Leidenschaft - und bringt damit Fancys Herz, ihre Unschuld und ihren Schwur in größte Gefahr!



Lorraine Heath wurde in England geboren, zog jedoch als Kind mit ihren Eltern in die USA. Geblieben ist ihr eine tiefe Zuneigung zu beiden Ländern. Die Charaktere in ihren erfolgreichen Romanen werden oft als besonders lebensnah bezeichnet, was die New-York-Times-Bestseller-Autorin auf ihre im Psychologiestudium erworbenen Kenntnisse zurückführt. Lorraine Heath lebt mit ihrem Mann in Texas. Noch mehr über die Autorin erfahren Sie auf ihrer Homepage: www.lorraineheath.com

3. KAPITEL

Es war nicht so, dass Matthew Sommersby gar nicht in Versuchung gewesen wäre, sich zu entspannen und sich in Schmeicheleien zu ergehen, bei denen seine Tischdame vor Freude errötet wäre. Es war eine ganze Weile her, dass er sich zu einer Frau hingezogen gefühlt hatte.

Er fragte sich, ob er überhaupt schon einmal jemanden von so zarter Gestalt wie sie gesehen hatte, die trotzdem so viel Persönlichkeit ausstrahlte. Die Königin vielleicht. In dem Augenblick, als er ihren Laden betreten hatte, hatte Miss Trewlove ohne Verstellung, ohne Einschmeicheln und ohne Zweideutigkeiten seine Aufmerksamkeit erregt. Sie hatte ihn einfach nur mit einem warmen Lächeln und einer so angenehmen Stimme willkommen geheißen, dass er sich umsehen musste, um sicherzugehen, dass er soeben einen Buchladen betreten hatte und kein Freudenhaus. In seinem Kopf wurde diese Stimme leiser bis zu einem heiseren Wispern, mit dem sie ihm verruchte Angebote ins Ohr flüsterte. Er hatte keine Ahnung, warum sie diese Wirkung auf ihn hatte. Sie war mit Sicherheit eine schöne Frau mit ihren hohen Wangenknochen, dem zarten, geraden Kinn und den freundlichen braunen Augen, aber dass er sie so anziehend fand, hatte viel mehr mit ihrem Selbstvertrauen und ihrer Haltung zu tun.

Es war eigentlich nicht überraschend, vor allem jetzt nicht mehr, seitdem er wusste, dass sie eine Trewlove war. Trotz ihrer bescheidenen Herkunft hinterließen die Mitglieder dieser Familie bleibenden Eindruck in der vornehmen Gesellschaft, vor allem Mick Trewlove, seitdem er Gebäude, die man hatte verfallen lassen, abreißen ließ und sie durch Häuser ersetzte, für die sich Händler und Bewohner nicht zu schämen brauchten. Das war einer der Gründe dafür, dass Matthew sich entschlossen hatte, gerade hier ein Reihenhaus zu mieten. Es war modern und sauber, und die ganze Gegend hatte einige Annehmlichkeiten zu bieten.

„Wieso gerade ein Buchladen?“, fragte er.

Das Lächeln, mit dem sie ihn ansah, schien ihr ganzes Sein zu erfassen, es schien ihre Seele zu enthüllen. „Die einfache Antwort auf diese Frage ist, dass ich Geschichten liebe, aber natürlich steckt noch mehr dahinter. Meine Geschwister sind alle ein bisschen älter als ich. Meine Mutter hat sie auf eine Lumpenschule hier in der Nähe geschickt. Das hat sie nichts gekostet, weil die Schulen allen offenstehen, finanziert von der Großzügigkeit der anderen. Der Unterricht hat nur vormittags stattgefunden, und sie durften nur teilnehmen, bis sie elf gewesen sind, also war es damit schon vorbei, als ich auf die Welt gekommen bin. Aber sie haben lesen gelernt, wissen Sie, und danach konnte sie niemand mehr aufhalten.“

Das Feuer in ihrem Tonfall und ihr Gesichtsausdruck schlugen ihn in ihren Bann. Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann er selbst irgendeine Leidenschaft empfunden hatte.

„Sie haben sich weitergebildet. Auch ohne Schule. Sie haben ihren Verdienst zusammengelegt, um eine Guinee Jahresbeitrag für die Leihbücherei bezahlen zu können. Sie konnten sich immer nur ein Buch zur Zeit ausleihen, und sie haben sich damit abgewechselt, das Buch auszusuchen, das ausgeliehen wurde, aber es hat ihnen ganze Welten eröffnet – und mir auch. Meine schönste Kindheitserinnerung ist, von ihnen vorgelesen zu bekommen. Es war wie Zauberei. Deshalb habe ich mir einen Buchladen gewünscht, sodass ich immer von den Geschichten umgeben bin, die meine Brüder und meine Schwester so sehr geliebt haben, dass sie sie mit mir geteilt haben. Wenn ich Buchrücken auf einem Regal aufgereiht sehe, macht mich das glücklich. Noch glücklicher bin ich nur, wenn jemand ein Buch mit nach Hause nimmt. Geschichten über Abenteuer oder Romanzen oder Verbrechen sind zweifellos ein unendliches Vergnügen. Biografien, Geschichtsbücher und Geografie erweitern unser Wissen über unsere Welt. Selbst wenn ich nicht mit jeder Haltung übereinstimme, von der ich lese, finde ich trotzdem jedes geschriebene und gelesene Wort wertvoll. Deshalb führe ich einen Buchladen.“

Sie lehnte sich zurück und trank einen langen, tiefen Schluck Bier, als wäre sie sich überhaupt nicht bewusst, dass sie seine Welt gerade mit ihrer leidenschaftlichen Rede auf den Kopf gestellt hatte. Als sie fertig getrunken hatte, leckte sie sich die Lippen und hob den Blick. Er kam nicht umhin festzustellen, dass er noch nie in seinem Leben so gefesselt von einem Menschen gewesen war und es auch nie wieder sein würde. Ihre Liebe zu Büchern war aufrichtig. Sie war aufrichtig.

„Sind Sie auch auf einer Lumpenschule gewesen?“ Er wusste, dass diese Bezeichnung entstanden war, weil viele der Kinder, die diese Schulen besuchten, in Lumpen gekleidet waren. Er hasste die Vorstellung, dass sie abgetragene und zerlumpte Kleider hatte tragen müssen, wahrscheinlich ohne Schuhe. Er war sich zwar bewusst, dass Menschen in Armut aufwuchsen, aber er hatte noch nie mit jemandem gesprochen, der davon betroffen war. Er spendete regelmäßig an die eine oder andere Wohltätigkeitsorganisation, aber er hatte sich noch nie aktiv an der Arbeit beteiligt. Er schämte sich plötzlich sehr dafür, dass er ihr Leben oder das von anderen mit seiner Untätigkeit möglicherweise noch schwerer gemacht hatte.

„Oh nein. Als ich alt genug war, um zur Schule zu gehen, haben meine Geschwister alle gearbeitet, und sie haben wieder ihre Mittel zusammengelegt, dieses Mal, um dafür zu sorgen, dass ich auf eine Privatschule gehen konnte und später auf ein Internat. In beiden Fällen waren die Eltern meiner Mitschülerinnen Händler, Bankdirektoren, Kaufleute oder hatten einen anderen Beruf, der ihnen ein ordentliches Einkommen ermöglichte, aber ich bin dort immer noch nicht wirklich willkommen gewesen. Leider bringen die Umstände meiner Geburt gewisse Vorurteile mit sich.“ Sie erklärte ihm nicht näher, was das für Umstände gewesen waren, aber das war auch nicht nötig. Es war allgemein bekannt, dass die Trewloves die Tatsache, dass sie unehelich auf die Welt gekommen waren, wie ein Ehrenabzeichen vor sich hertrugen. „Ich war während meiner Schulzeit ziemlich einsam, nicht dass ich meinen Geschwistern das je gesagt hätte. Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das erzähle und jetzt auch noch weiter darüber rede. Hoffentlich nehmen Sie mir meinen Anfall von Selbstmitleid nicht übel.“

„Das hat doch kaum etwas mit Selbstmitleid zu tun, Miss Trewlove.“ Er mochte gar nicht daran denken, wie sie während der Mahlzeiten allein am Tisch gesessen hatte, im Garten am Rand gestanden hatte, weil sie beim Fangenspielen nicht erwünscht gewesen war. Andererseits hatte das, was sie durchgemacht hatte, vielleicht dafür gesorgt, dass sie ihn heute Abend eingeladen hatte, sich zu ihr zu setzen. Er war langsam dankbar dafür, dass sie es getan hatte. Sie war völlig ohne Arglist, und das empfand er als überaus erfrischend.

Sie schämte sich, weil sie einem Fremden so intime und persönliche Erinnerungen und Gedanken anvertraut hatte. Fancy zeigte mit einem Nicken auf das Buch, das Mr. Sommersby auf den Tisch gelegt hatte. „Ich hatte versprochen, dass Sie lesen können, wenn Sie sich an diesen Tisch setzen.“

„Das stimmt.“

Sie versuchte sich auf das zu konzentrieren, was sie las, aber es hatte keinen Sinn. Normalerweise bereitete es ihr keine Mühe, Ablenkungen auszublenden, wenn sie sich in ein Buch vertieft hatte, aber normalerweise wurde ihre Aufmerksamkeit auch nicht von einem Gentleman beansprucht, dessen Geschichten sie gern gehört hätte – denn er hatte mit Sicherheit einige zu erzählen. Er sah aus, als wäre er in den frühen Dreißigern. Wo war er gewesen, ehe er hier gelandet war? Was verschaffte ihm ein Einkommen?

Becky kam zurück und stellte eine Schüssel mit Shepherd’s Pie vor jedem von ihnen auf den Tisch. Daneben deckte sie jeweils ein Leinentuch und einen Löffel und machte sich dann auf den Weg zu den anderen Gästen. Mr. Sommersby legte sein Buch zur Seite, und sie breiteten gleichzeitig ihre Leinenservietten auf dem Schoß aus. Er nahm ein wenig Pastete, und sie kämpfte gegen das Bedürfnis zuzusehen, wie seine Lippen sich um den Löffel schlossen, aber es war vergeblich. Stattdessen malte sie sich auch noch aus, wie sich diese Lippen auf ihre legten. Was war nur mit ihr los, dass sie solchen unerhörten Gedanken erlaubte, sich in ihrem Kopf breitzumachen? Sie wandte den Blick ab und befasste sich mit ihrer eigenen Mahlzeit.

„Beim Essen kann man kaum lesen“, sagte er leise.

Eigentlich bereitete ihr das keine Schwierigkeiten, schon als Kind nicht, sehr zum Ärger ihrer Mutter, weil es sich für richtige Damen nicht gehörte, sich die Zeit bei Tisch auf diese Weise zu vertreiben. Man sollte sich stattdessen durch Gespräche mit dem Leben der anderen vertraut machen, aufmerksam zuhören, Bruchstücke von Wissen sammeln, um Menschen besser zu verstehen, sich ein Bild von ihrem oder seinem Charakter machen. Bei Mr. Sommersby scheiterte sie kläglich, was kein gutes Zeichen für ihre Einführung in die Gesellschaft und ihre Einschätzung von dem Mann war, der sie vielleicht um ihre Hand bitten würde.

„Ich bin überrascht“, fuhr er fort, „dass Mick Trewloves Schwester ihre Mahlzeiten hier einnimmt und nicht mit ihm in seiner Wohnung im Hotel isst.“

Ihr Bruder hatte ein Büro, von dem aus er die Geschäfte führte, und eine Privatwohnung im obersten Stockwerk. Mr. Sommersby musste davon erfahren haben, als er seine Wohnung gemietet hatte, denn er musste im Büro gewesen sein, um seinen Mietvertrag zu unterschreiben. „Ich war nicht in der Stimmung, mich in die Mangel nehmen zu lassen“, erwiderte sie wahrheitsgemäß.

Er hob fragend eine seiner dunklen Augenbrauen.

...

Erscheint lt. Verlag 2.7.2021
Reihe/Serie Historical Gold Extra
Historical Gold Extra
Übersetzer Simone Wolf
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • highlander liebesromane • highlanderliebesromane • Historical Gold Extra • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher • Sins for All Seasons • Sommer der Liebe
ISBN-10 3-7515-0235-1 / 3751502351
ISBN-13 978-3-7515-0235-1 / 9783751502351
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