Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk (eBook)

Illustrierte Ausgabe mit zahlreichen Fotos und Dokumenten der Zeitgeschichte
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2021 | 1. Auflage
696 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-30587-8 (ISBN)

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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk -  Jaroslav Hasek
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Erstmals erscheint der 'Schwejk' in dieser illustrierten Ausgabe mit zahlreichen Fotos und Dokumenten der Zeitgeschichte. Bei aller Satire und Humor darf der ernste Hintergrund dieses Klassikers nicht vergessen werden: Der Erste Weltkrieg im alten Österreich-Ungarn! Die über 80 Fotos und Dokumente machen das Lesen zu einer Zeitreise zum wohl bekanntesten Soldaten der Literatur!

Jaroslav Ha?ek (1883-1923) war ein tschechischer Schriftsteller und Satiriker. Mit seinem Schwejk schuf er einen der bekanntesten Figuren der Literaturgeschichte. Hasek war ein scharfzüngiger Redakteur, Satiriker und Herausgeber. Er arbeitete für verschiedene Prager Zeitungen. Leider verstarb er mit knapp 40 Jahren viel zu früh an den Folgen seines Alkoholkonsums.

Jaroslav Hašek (1883-1923) war ein tschechischer Schriftsteller und Satiriker. Mit seinem Schwejk schuf er einen der bekanntesten Figuren der Literaturgeschichte. Hasek war ein scharfzüngiger Redakteur, Satiriker und Herausgeber. Er arbeitete für verschiedene Prager Zeitungen. Leider verstarb er mit knapp 40 Jahren viel zu früh an den Folgen seines Alkoholkonsums.

1. Das Eingreifen des braven Soldaten Schwejk in den Weltkrieg

„Also sie ham uns den Ferdinand erschlagen", sagte die Bedienerin zu Herrn Schwejk, der vor Jahren den Militärdienst quittiert hatte, nachdem er von der militärärztlichen Kommission endgültig für blöd erklärt worden war, und der sich nun durch den Verkauf von Hunden, häßlichen, schlechtrassigen Scheusälern, ernährte, deren Stammbäume er fälschte. Neben dieser Beschäftigung war er vom Rheumatismus heimgesucht und rieb sich gerade die Knie mit Opodeldok ein.

„Was für einen Ferdinand, Frau Müller?" fragte Schwejk, ohne aufzuhören, sich die Knie zu massieren. „Ich kenn zwei Ferdinande. Einen, der is Diener beim Drogisten Pruscha und hat dort mal aus Versehn eine Flasche mit irgendeiner Haartinktur ausgetrunken, und dann kenn ich noch den Ferdinand Kokoschka, der, was den Hundedreck sammelt. Um beide is kein Schad."

„Aber gnä' Herr, den Herrn Erzherzog Ferdinand, den aus Konopischt, den dicken frommen.“

„Jesus Maria", schrie Schwejk auf. „Das is aber gelungen. Und wo is ihm denn das passiert, dem Herrn Erzherzog?"

„In Sarajevo ham sie ihn mit einem Revolver niedergeschossen, gnä' Herr. Er ist dort mit seiner Erzherzogin im Automobil gefahren."

„Da schau her, im Automobil, Frau Müller, ja, so ein Herr kann sich das erlauben und denkt gar nicht dran, wie so eine Fahrt im Automobil unglücklich ausgehn kann. Und noch dazu in Sarajevo, das is in Bosnien, Frau Müller. Das ham sicher die Türken gemacht. Wir hätten ihnen halt dieses Bosnien und Herzegowina nich nehmen solln. Na also, Frau Müller. Der Herr Erzherzog ruht also schon in Gottes Schoß. Hat er sich lang geplagt?"

„Der Herr Erzherzog war gleich weg, gnä' Herr, Sie wissen ja, so ein Revolver is kein Spaß. Unlängst hat auch ein Herr bei uns in Nusle mit einem Revolver gespielt und die ganze Familie erschossen, mitsamt dem Hausmeister, der nachschaut gekommen is, wer dort im dritten Stock schießt."

Abbildung 2: Attentat auf Franz Ferdinand von Österreich am 28. Juni 1914, Illustration der französischen Zeitung "Le Petit Journal" am 12. Juli 1914

„Mancher Revolver geht nicht los, Frau Müller, wenn Sie sich aufn Kopf stelln. Solche Systeme gibts viel. Aber auf den Herrn Erzherzog ham sie sich gewiß was Besseres gekauft, und ich mächt wetten, Frau Müller, daß sich der Mann, der das getan hat, dazu schön angezogen hat. Nämlich auf einen Herrn Erzherzog schießen is eine sehr schwere Arbeit. Das is nicht so, wie wenn ein Wilddieb auf einen Förster schießt. Da handelt sichs darum, wie man an ihn herankommt, auf so einen Herrn kann man nicht ins Hadern kommen. Da müssen Sie im Zylinder kommen, damit Sie nicht ein Polizist schon vorher abfaßt."

„Es waren ihrer herich mehr, gnä' Herr."

„No, das versteht sich doch von selbst, Frau Müller", sagte Schwejk, seine Kniemassage beendend. „Wenn Sie einen Erzherzog oder den Kaiser erschlagen wollten, möchten Sie sich sicher auch mit jemandem beraten. Mehr Leute haben mehr Verstand. Der eine rät das, der andere wieder was anderes, und so wird das Schwerste leicht vollbracht, wies in unsrer Volkshymne heißt. Die Hauptsache is, den Moment abpassen, wenn so ein hoher Herr vorübergeht. Wie zum Beispiel, wenn Sie sich noch an den Herrn Luccheni erinnern, der, was unsre selige Elisabeth mit der Feile erstochen hat. Er is mit ihr spazieren gegangen. Dann traun Sie noch jemandem. Seit der Zeit geht keine Kaiserin mehr spazieren. Und dasselbe Schicksal wartet noch auf viele Leute. Sie wern sehn, Frau Müller, daß auch noch der Zar und die Zarin an die Reihe kommen und, was Gott verhüten mög, auch unser Kaiser, wenn sie schon mit seinem Onkel angefangen ham. Er hat viele Feinde, der alte Herr. Noch mehr als der Ferdinand. Wies da unlängs ein Herr im Wirtshaus gesagt hat, daß eine Zeit kommen wird, wo die Kaiser einer nach dem andern abdampfen wern und wo sie nicht einmal die Staatsanwaltschaft herausreißen wird. Dann hat er die Zeche nicht bezahlen können, und der Wirt hat ihn hopnehmen lassen müssen. Und er hat ihm eine Watschen hinuntergehaut und dem Wachmann zwei. Dann ham sie ihn in der Gemeindetruhe abgeführt, damit er zu sich kommt. Ja, Frau Müller, heutzutag geschehn Dinge! Das is wieder ein Verlust für Österreich. Wie ich noch beim Militär war, hat dort ein Infanterist einen Hauptmann erschossen. Er hat seine Flinte geladen und is in die Kanzlei gegangen. Dort hat man ihm gesagt, daß er dort nichts zu suchen hat, aber er is fort drauf bestanden, daß er mit dem Herrn Hauptmann sprechen muß. Der Hauptmann is hinausgegangen und hat ihm gleich einen Kasernarrest aufgebrummt. Er hat die Flinte genommen und hat ihn direkt ins Herz getroffen. Die Kugel is dem Herrn Hauptmann durch den Rücken hinausgefahren und hat noch in der Kanzlei Schaden angerichtet. Sie hat eine Flasche Tinte zerschlagen, und die hat die Amtsakten begossen."

„Und was is mit dem Soldaten geschehn?", fragte nach einer Weile Frau Müller, während Schwejk sich ankleidete.

„Er hat sich an den Hosenträgern aufgehängt", sagte Schwejk, seinen harten Hut putzend.

„Und die Hosenträger waren nicht mal sein. Die hat er sich vom Profosen ausgeborgt, weil ihm herich die Hosen rutschten. Hätt er warten solln, bis sie ihn erschießen? Das wissen Sie, Frau Müller, in so einer Situation geht einem der Kopf herum wie ein Mühlrad. Den Profosen haben sie dafür degradiert und ihm sechs Monate aufgepelzt. Aber er hat sie sich nicht abgesessen. Er is nach der Schweiz durchgebrannt und is dort heut Prediger in irgendeiner Kirchengemeinde. Heutzutage gibts wenig anständige Leute, Frau Müller. Ich stell mir halt vor, daß sich der Herr Erzherzog Ferdinand in Sarajevo auch in dem Mann getäuscht hat, der ihn erschossen hat. Er hat irgendeinen Herrn gesehn und sich gedacht: Das is sicher ein anständiger Mensch, wenn er mir ,Heil' zuruft. Und dabei knallt ihn der Herr nieder. Hat er nur einmal oder öfter geschossen?"

„Die Zeitungen schreiben, gnä' Herr, daß der Herr Erzherzog wie ein Sieb war. Er hat alle Patronen auf ihn verschossen."

„Ja, das geht ungeheuer rasch, Frau Müller, furchtbar rasch. Ich möcht mir für so was einen Browning kaufen. Der schaut aus wie ein Spielzeug, aber Sie können damit in zwei Minuten zwanzig Erzherzöge niederschießen, magere oder dicke. Obgleich man, unter uns gesagt, Frau Müller, einen dicken Erzherzog besser trifft als einen magern. Erinnern Sie sich noch, wie sie damals in Portugal ihren König erschossen ham? Der war auch so dick. Na, selbstverständlich wird ein König nicht mager sein, — Also ich geh jetzt ins Wirtshaus ,Zum Kelch', und wenn jemand herkam um den Rattler, auf den ich mir die Anzahlung genommen hab, dann sagen Sie ihm, daß ich ihn in meinem Hundezwinger am Land hab, daß ich ihm unlängs die Ohren kupiert hab und daß man ihn jetzt nicht transportieren kann, solang die Ohren nicht zuheiln, damit er sie sich nicht verkühlt Den Schlüssel geben Sie zur Hausmeisterin."

Im Wirtshaus „Zum Kelch" saß ein einsamer Gast. Es war der Zivilpolizist Bretschneider, der im Dienste der Staatspolizei stand. Der Wirt Palivec spülte die Bieruntersätze ab, und Bretschneider bemühte sich vergeblich, mit ihm ein ernstes Gespräch anzuknüpfen. Palivec war als ordinärer Mensch bekannt, jedes zweite Wort von ihm war Dreck oder Hinterer. Dabei war er aber belesen und verwies jedermann darauf, was Victor Hugo in seiner Schilderung der Antwort der alten Garde Napoleons an die Engländer in der Schlacht von Waterloo über diesen Gegenstand schreibt. „Einen feinen Sommer ham wir", knüpfte Bretschneider sein ernstes Gespräch an.

„Sieht alles für einen Dreck", antwortete Palivec, die Untersätze in die Kredenz einordnend.

„Die haben uns in Sarajevo was Schönes eingebrockt", ließ sich mit schwacher Hoffnung wieder Bretschneider vernehmen.

„In welchem Sarajevo?" fragte Palivec. „In der Nusler Weinstube? Dort rauft man sich jeden Tag. Sie wissen ja, Nusle!"

„Im bosnischen Sarajevo, Herr Wirt. Man hat dort den Herrn Erzherzog Ferdinand erschossen. Was sagen Sie dazu?"

„Ich misch mich in solche Sachen nicht hinein. Damit kann mich jeder im Arsch lecken", antwortete höflich Herr Palivec und zündete sich seine Pfeife an. „Sich heutzutage in so was hineinmischen, das kann jeden den Kopf kosten. Ich bin Gewerbetreibender, wenn jemand kommt und sich ein Bier bestellt, schenk ichs ihm ein. Aber so ein Sarajevo, Politik oder der selige Erzherzog, das is nix für uns. Draus schaut nix heraus als Pankrac“.

Bretschneider verstummte und blickte enttäuscht in der leeren Gaststube umher.

„Da ist mal ein Bild vom Kaiser gehangen", ließ er sich nach einer Weile von neuem vernehmen. „Gerade dort, wo jetzt der Spiegel...

Erscheint lt. Verlag 8.6.2021
Illustrationen Matthias Schwarze
Mitarbeit Cover Design: Matthias Schwarze
Übersetzer Matthias Schwarze, Grete Reiner
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 1. Welzkrieg • Augen • Bett • Bilder • damals • erzählt • Frau • Gesicht • Gott • Hand • Hasek • Herr • Humor • Hund • Illustrationen • illustriert • Jahre • Jahren • Kopf • Leute • Liebe • Mann • Mensch • Menschen • Neuen • Österreich-Ungarn • Paar • Recht • Sagen • Satire • Schwejk • seines • Tag • Tage • Tisch • Tür • Welt • Weltkrieg • Wissen • Zeit • Zeitgeschichte
ISBN-10 3-347-30587-6 / 3347305876
ISBN-13 978-3-347-30587-8 / 9783347305878
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