Die Missionen 71-80 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21008 (eBook)
1000 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-5428-9 (ISBN)
Der Zeitreisende war kurios gekleidet. Wie der Zauberer aus irgendeinem Kinderschauspiel. Doch niemand hatte ihn je gefragt, wie es dazu gekommen war. Nicht nur, weil es nicht viele gab, die ihm je begegnet waren, sondern vor allem: Wenn er wirklich einmal auftauchte, hatte man prompt ganz anderes Sorgen.
So wie Cheron Sohl. Die Superblondine, die eher aussah wie ein Topmodell als der Kommandant eines Raumschiffes, sah ihn direkt vor sich, während die gesamte Umgebung wie festgefroren wirkte. Sie hatte natürlich keine Ahnung, wer der komische Typ da war, aber wer konnte schon die Zeit anhalten, zumindest etwas tun, was genauso sich auswirkte?
Er lächelte freundlich, doch Cheron konnte nicht verhindern, dass ihr Herz wie wild zu pochen begann. Sie spürte diese für einen normalen Menschen nicht vorstellbare Macht, die von ihm ausging. Cheron war zwar alles andere als ein normaler Mensch, sondern eben der Kommandant einer Vierergruppe, die sich selber „Jäger der verlorenen Schätze“ nannte, aber es raubte ihr schier den Atem. Nur die Anwesenheit des Zeitreisenden allein schon bewirkte dies.
Und was wollte er ausgerechnet von ihr?
Die Umgebung verschwand einfach. Es war, als würden sich beide im Nebel befinden.
„Es tut mir leid, Cheron Sohl“, behauptete der Zeitreisende. „Einerseits. Andererseits... Es bleibt mir leider keine Wahl. Du musst wissen, ich greife normalerweise überhaupt nicht ein. In nichts. Man darf den Zeitfluss nicht manipulieren. Dafür ist die Zeit einfach zu kostbar und vor allem zu mächtig.“
„Und wieso machen Sie es dann trotzdem?“, fragte Cheron folgerichtig, nachdem es ihr endlich wieder gelungen war zu atmen.
„Gute Frage: Eben weil es diesmal nicht anders geht. Es steht ganz einfach viel zu viel auf dem Spiel.“
„Sie entführen mich? Aber wohin?“
„Siehst du, Cheron, das ist eine Frage, die man nicht leicht beantworten kann. Auch ich nicht: Es geht in die Zukunft. Eigentlich ist diese Zukunft, obwohl einige Jahrtausende von deiner Zeit entfernt, die Gegenwart, meine Gegenwart. Ich nenne das die Gegenwartslinie.“
„Ich bin sozusagen die Vergangenheit?“
„Sozusagen!“, bestätigte der Zeitreisende. „Und jetzt begeben wir uns gemeinsam eben knapp hinter die Gegenwartslinie. Zu deinem gegenwärtigen Ich.“
„Moment mal: Jahrtausende? Dann wäre ich dann ja bereits einige tausend Jahre alt!“
„Nicht wäre: Du bist es bereits. Eben in der Gegenwart. Schon vergessen, dass du seit deinem unfreiwilligen Aufenthalt in der Raum-Zeit-Anomalie, jener ehemaligen Materiequelle, unverwundbar bist und nicht mehr altern kannst?“
„Ich wusste nur, dass mich Blaster nicht so einfach töten... Aber was ist jetzt der Sinn, mich mit meinem eigenen Ich zu konfrontieren?“
Er schüttelte wie bedauernd den Kopf.
„Nein, Cheron, ich will dich nicht damit konfrontieren, sondern ich will dich dagegen... austauschen!“
„Wie bitte?“, ächzte Cheron fassungslos.
„Wie gesagt, es bedarf der näheren Erläuterung. Bedenke, Cheron, du hast dich in all den Jahrtausenden, die seit damals vergangen sind, weiter entwickelt. Du siehst zwar immer noch haargenau so aus, aber die Veränderung ist... Fakt.“
„Das verstehe ich nicht. Das ergibt für mich immer noch keinen Sinn. Wenn Sie mein zukünftiges Ich gegen mich austauschen, wie soll ich mich dann jemals dorthin entwickeln können?“
Jetzt lachte der Zeitreisende wie über einen gelungen Scherz.
„Nur ganz kurz zur Erklärung: Wenn ich ein Paradoxon erzeuge, verändert das nicht zwangsläufig die Zukunft. Vor allem dann nicht, wenn diese bereits passiert ist.“
„Sondern?“
„Ich erzeuge damit eine parallele... Phase. In der ersten Phase bist du immer noch du und entwickelst dich. In der zweiten Phase fängt dein zukünftiges Ich in der Vergangenheit neu an und verändert dabei nicht etwa den bestehenden Zeitablauf, sondern fügt einen parallel verlaufenden hinzu. Das nenne ich dann Phase zwei. Da die Zeit aber das nicht auf Dauer zulässt und immer um Ausgleich bemüht ist, werden eines Tages beide Phasen wieder zusammengeführt.“
„Ich verstehe leider nach wie vor nichts!“
„Gut, nicht schlimm. Du wirst also als die Cheron der Vergangenheit in der Gegenwart einfach weiter machen. Sie tritt mit ihren Fähigkeiten überhaupt nicht in Escheinung. Ganz im Gegenteil: Sie bemüht sich nach Kräften, sie vor aller Welt zu verbergen.“
„Ich muss mich also weiterhin verstecken?“
„Nein, nicht ganz: Nur deine Besonderheit musst du geheim halten. Die Menschen mögen es nicht, wenn andere Fähigkeiten haben, die ihnen Angst einflößen. Dazu gehört allein schon deine Unsterblichkeit.“
„Ja, genau, wie habe ich das jahrtausendelang überhaupt geheim halten können?“
„Indem du ständig in Bewegung warst und dich nie lange genug an einem Ort aufgehalten hast, dass dies jemandem aufgefallen wäre. Ansonsten hast du nur selten deinen Namen ändern müssen. Erst kürzlich – also von der Gegenwartslinie aus gesehen – wurde deine Ähnlichkeit mit der Cheron Sohl von damals entdeckt. Du konntest glaubhaft machen, dass dies lediglich deine Urvorfahrin war.“
„Interessant!“, bekannte Cheron. „Aber jetzt verstehe ich immer noch nicht, was ich in der Zukunft soll und dafür mein zukünftiges Ich in der Vergangenheit. Ach ja, bei der Gelegenheit: Bin ich in der Zukunft denn allein? Was ist mit meiner Crew?“
Das Lächeln im Gesicht des Zeitreisenden erstarb.
„Genau das gehört zu dem Problem, das nur dein zukünftiges Ich lösen kann!“
Und dann erfuhr die entgeisterte Cheron Sohl:
„Es gibt sie nicht mehr, die Crew! Seit Jahrtausenden nicht! Aber du kannst alle in der Vergangenheit retten. Das heißt, das musst du sogar. Denn sonst steht nicht nur die galaktische Ordnung auf dem Spiel!“
Cheron benötigte eine Weile, um das zu verdauen. Dann aber fiel ihr eine wie sie meinte gravierende Ungereimtheit auf:
„Aber dann wäre ich ja seit Jahrtausenden in einer Galaxis ohne Ordnung? Oder, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe: Du entführst mich aus der Gegenwart, damit ich in der Vergangenheit etwas ändere, was bereits geändert wurde?“
Sie hatte ihn jetzt unwillkürlich ebenfalls geduzt, was er die ganze Zeit über bereits mit ihr getan hatte.
Er lächelte wieder.
„Genauso ist es. Ich sagte ja schon, dass sich die Phasen irgendwann vereinen. Damit dies glatt vonstattengeht, muss ich entsprechend taktieren. Wenn es dir also gelingt, deine Crew zu retten und somit die Galaxis, müsst ihr euch sofort voneinander trennen. Bis die derzeitige Gegenwartslinie erreicht ist. Dann kannst du sie suchen und dich wieder mit ihnen zusammentun.“
„Und falls es schief geht?“
Betroffen sah er zu Boden.
„Ich habe diese Frage befürchtet, denn sie kommt jedes Mal von dir.“
„Jedes Mal? Was?“
Er sah wieder auf.
„Es ist das zweiundvierzigste Mal, dass ich das hier tu, Cheron.“
„Du hast mich nun zum zweiundvierzigsten Mal schon aus der Vergangenheit entfernt, um mich gegen mein zukünftiges Ich auszutauschen?“ Sie wollte es gar nicht glauben.
„Ja, und es ging bisher leider jedes Mal schief. Ich musste halt jedes Mal etwas anderes ausprobieren, aber jetzt glaube ich, endlich den Grund für alles gefunden zu haben.“
„Hast du das nicht jedes Mal geglaubt?“
Er wirkte zerknirscht.
„Ja, habe ich, aber diesmal...“
„Klar, diesmal ist ja alles besser, nicht wahr? Aber soll das heißen, dass ich zweiundvierzigmal bereits gestorben bin oder was?“
„Nein, nur einundvierzig Mal, weil das hier, das ist ja erst der zweiundvierzigste Versuch!“, berichtigte er sie.
„Und das soll mich jetzt beruhigen oder was? Aber was wird passieren? Werde ich wirklich sterben?“
„Nicht du, aber dein zukünftiges Ich! Ich muss jedes Mal wieder in die Vergangenheit, immer ein paar Sekundenbruchteile früher, logisch, dich in die Zukunft entführen – in deine Zukunft... Dann tausche ich dich aus, kehre mit der zukünftigen Cheron Sohl zurück... und alles beginnt von vorn. Bis es klappt.“
„Das ist doch der helle Wahnsinn!“, keuchte Cheron.
„Ist es, ja, zugegeben, aber mir bleibt keine andere Wahl, denn das Ergebnis steht bereits fest. Es ist nun meine undankbare Aufgabe, alles so zu ermöglichen, dass es passt. Um das Paradoxon danach möglichst klein zu halten, müsst ihr euch dann eben voneinander trennen. Du kannst dann als eigentlich dein zukünftiges Ich ganz normal weiter machen bis zur Gegenwartslinie.“
„Und dann?“
„Dann wirst du dich wieder vereinigen – und die Phasenverschiebung ist endgültig ausgeglichen.“
„Und was wird diesmal anders sein, dass du glaubst, es müsste klappen?“
„Du wirst es...
Erscheint lt. Verlag | 30.5.2021 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
ISBN-10 | 3-7389-5428-7 / 3738954287 |
ISBN-13 | 978-3-7389-5428-9 / 9783738954289 |
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