Die Bastardin (eBook)

Historischer Roman aus dem Mittelalter
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
368 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98856-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Bastardin -  Juliane Korelski
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Ein fesselnder historischer Roman um Macht, Mord und Liebe um die junge Stauferin Agnes Regensburg im Jahr 1147: Agnes, uneheliche Tochter eines Herzogs und Halbschwester von Friedrich Barbarossa, wird von fremden Reitern aus dem Kloster Frauenchiemsee entführt. Sie soll gegen ihren Willen mit dem Grafen von Ortenburg verheiratet werden. Als er am Tag der Hochzeit ermordet wird, machen sogleich Gerüchte die Runde, dass der Welfenherzog Heinrich der Löwe an dessen Tod schuld sei. Agnes und ihr Halbbruder Barbarossa glauben an die Unschuld Heinrichs, und das nicht nur, weil Agnes sich in Heinrich verliebt hat. Gemeinsam beginnen sie, den wahren Mörder zu suchen ... »Es war ein Eintauchen ins Mittelalter, welches sehr lebendig und anschaulich beschrieben wurde. Ein Buch zum Genießen, Abschalten und für unterhaltsame Lesestunden.«  ((Leserstimme auf Netgalley)) »Ein sehr spannender historischer Roman um Macht, Intrigen, Liebe und Hinterlist, gepaart mit Mord und Entführung. Super spannend geschrieben.« ((Leserstimme auf Netgalley))

Juliane Korelski, geboren 1979 in Halle/Westfalen, absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Buchhändlerin und arbeitete bis zum Herbst 2006 in diesem Beruf. Aus Begeisterung für Geschichte entschied sie sich für das Studium der Geschichte und Antike Kulturen an der Universität Düsseldorf. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Juliane Korelski, geboren 1979 in Halle/Westfalen, absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Buchhändlerin und arbeitete bis zum Herbst 2006 in diesem Beruf. Aus Begeisterung für Geschichte entschied sie sich für das Studium der Geschichte und Antike Kulturen an der Universität Düsseldorf. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Kapitel 1


Am Abend erreichten sie das Seeufer. Die Dämmerung senkte sich langsam auf den Chiemsee, seine Inseln und die Berge, die sich am Horizont erhoben. Winzige Wellen leckten am Strand, das Wasser schwappte über die blanken Kieselsteine. Vom Ufer aus wirkte die Insel klein und schmal, und hinter den Bäumen duckten sich die Gebäude des Klosters, auf die Entfernung kaum zu erkennen. Hermann stützte sich auf den Sattel und blickte angestrengt hinüber. Sein braunes Pferd schnaubte und tänzelte an der Wasserkante. Der Kies knirschte unter den Hufen. Sättel knarrten, Zaumzeug klirrte. Die Männer warteten auf Hermanns Befehl.

Er überlegte. Wäre es nicht besser, im Dorf zu übernachten und erst am nächsten Morgen zur Insel überzusetzen? Würde die Äbtissin nicht über eine so späte Störung verärgert sein? Am liebsten hätte er zwei oder drei seiner Männer hinübergeschickt, damit sie seinen Auftrag erledigten. Es drängte ihn, nach Regensburg zu kommen. Jene Botschaft, die man ihm vor wenigen Tagen von seinem Vater überbracht hatte, bedeutete nichts als Ärger, Scherereien und Zeitverlust.

Eine Frau sollte er aus dem Kloster holen – eine neue Gemahlin für seinen Vater. Ein junges Ding, das Graf Otto von Ortenburg den Kopf verdrehen und einen Sohn nach dem nächsten gebären würde – unnütze Bälger, die ihm und seinen Brüdern das Erbe streitig machten.

Wenn sie am Abend noch hinüberfuhren, konnten sie morgen in aller Frühe weiterreisen. Er kannte die Weiber. Sie brauchten viel Zeit, um ihre wenigen Habseligkeiten zusammenzuraffen. Und je eher sie diesen See hinter sich lassen und gen Regensburg reiten konnten, umso lieber war es ihm.

Zwei Knaben standen am Ufer und warfen mit lässigem Schwung Kiesel hinaus auf den See, wo sie drei-, vier-, sechsmal auf der Oberfläche tanzten, ehe sie versanken.

»He!« Auf Hermanns Ruf hin blickten die Jungen auf. Sicher hatten sie die Reiter längst bemerkt. Aber es schien klüger, sich nichts anmerken zu lassen. Es waren unruhige Zeiten, und in den Bäuchen der Jungen ballte sich die Angst. Sie hatten nicht vergessen, wie es war, wenn fremde Reiter über ihr Dorf hinwegstürmten. Den Rittern waren die Bauern egal. Da schien es ratsam, nicht aufzufallen.

»Kommt mal her!« Hermann winkte hektisch. Dann ließ er den Arm sinken, zu albern wirkte sein Wedeln mit der Hand, die weibisch fett im Handschuh steckte. Die Handschuhe waren eine Sonderanfertigung, weil seine Finger kurz und dick waren. Er hatte die Angst des Handwerkers bemerkt, als dieser ihm eilig versprochen hatte, die richtigen Handschuhe für ihn herzustellen. Dieses Paar passte außerordentlich gut, und er war zufrieden.

Mit seinen Händen war er hingegen weiterhin unzufrieden.

Die Jungen trotteten mit gesenkten Köpfen näher. Wirres Haar fiel dem Größeren der beiden in die Stirn und verdeckte fast die hellen, grauen Augen, die schließlich zu Hermann aufblickten.

»Wir brauchen Boote, wir wollen hinüber zur Insel.«

»Mein Vater besitzt ein kleines Boot«, sagte der Junge. »Er wird Euch gerne hinüberbringen, wenn Ihr das wünscht.«

»Gut«, sagte Hermann knapp. »Gibt es auch ein zweites Boot in diesem unseligen Dorf?«

Der Kleinere meldete sich zu Wort. Schmutzigblondes Haar verdeckte kaum die abstehenden Ohren, und er hielt den Blick gesenkt, während er sprach. Die nackten Zehen grub er in den Kieselstrand.

»Mein Onkel hat auch ein Boot«, sagte er und nickte zum Steg hinüber. Ein Dutzend Boote lag auf dem Strand.

»Worauf wartet ihr noch?«

Sie blickten sich an, dann stoben die Burschen davon. Hermann stieg aus dem Sattel und zog sein Pferd vom Wasser fort. Er warf die Zügel seinem Knappen Georg zu. Der Junge war schon zuvor eilfertig von seiner kleinen Fuchsstute gesprungen.

In der Nähe von Wasser fühlte Hermann sich nicht wohl. Es erschien ihm bedrohlicher als die Berge seiner Heimat. Wie war all das Wasser bloß hierhergekommen und hatte sich am Fuß der Alpen angesammelt?

Sein Gefolge bestand aus einem halben Dutzend Männern. Sie sprangen nun aus den Sätteln, führten ihre Pferde ans Seeufer um sie zu tränken, und warfen einander Blicke zu. Niemandem behagte der Abstecher, den sie hatten machen müssen. Jeden trieb es nach Regensburg. Regensburg, die größte Stadt im Reich, dorthin wollten sie, um sich dem Kreuzfahrerheer des Königs anzuschließen. Es ging nach Jerusalem, zu den heiligen Stätten! Jeder von ihnen trug die Hoffnung, im Heiligen Land zu kämpfen und zu sterben, denn sie hatten es genau vernommen: Wer bei dieser heiligen Mission mit seinem Leben bezahlte, dem wären alle Sünden erlassen.

Es schien den Männern ein gerechter Handel. Zudem wussten sie von den zahlreichen Schätzen, die von den Muselmanen angehäuft worden waren. Diese zu rauben und untereinander aufzuteilen… Der Geringste unter ihnen konnte als reicher Mann heimkehren. Und wenn sie ihr Leben ließen im Kampf für die große, heilige Sache, so war ihnen das Himmelreich gewiss.

Aber jetzt wurden sie aufgehalten. Es war nicht nur der Umweg, der die Männer murren ließ. Mit einer Frau kamen sie langsamer voran und mussten ihre Reisegeschwindigkeit anpassen. Wie sollten sie da Regensburg noch rechtzeitig erreichen?

Und Hermann gab sich keine Mühe, seine Männer zu beschwichtigen. Er hatte ihnen nicht gesagt, wer die Frau war, die sie aus dem Kloster holen sollten. Er wusste nur, aus welcher Familie sie stammte und dass sie der Bastard eines Herzogs war. Hermann leckte sich die Lippen. Ob sie hässlich war? Ein hässliches Mädchen, das wäre ein Grund, warum man es in ein Kloster sperrte und erst wieder hervorholte, wenn es verheiratet werden sollte.

Ja, das schien ihm die einzig vernünftige Erklärung. Vielleicht hatte sie einen Buckel oder einen Klumpfuß. Vielleicht schielte sie auch und blickte über Kreuz? Hermann war beruhigt. Sein Vater würde nicht viel Freude an einer solchen Kreatur haben. Weiber waren schwatzhaft. Er würde froh sein, auf den Kreuzzug zu gehen und sein junges Weib daheimlassen zu können.

Die Burschen kamen von den Häusern zurückgelaufen, brennende Fackeln in den Händen. Vier Männer folgten ihnen, jeder mit einem Ruder auf der Schulter. Sie machten sich an den Booten zu schaffen, schoben die beiden größten ins seichte Wasser. Hermann winkte zweien seiner Männer und Georg, ihm zu folgen, und trat zu den Bauern.

»Könnt ihr uns hinüber zur Insel bringen?«

»Natürlich, Herr«, sagte der Älteste.

»Wir brauchen Nachtlager für meine Männer, die hierbleiben, und Ställe für die Pferde.«

»Mein Sohn wird sich darum kümmern«, sagte der Mann und legte die Hand schwer auf die Schulter des dunkelhaarigen Jungen. »Wir werden die Pferde in den Ställen unterbringen, und Eure Männer können im Gasthaus ihr Nachtlager nehmen.«

Hermann nickte zufrieden. »Gut, dann kümmert euch darum. Wir werden morgen in der Früh wieder zurückkommen. Könnt ihr uns holen?«

Der Mann überlegte, blickte über den See zur Fraueninsel.

»Wir sind Fischer, keine Fährleute.«

Hermann legte die Hand an den Geldbeutel, der schwer an seinem Gürtel wog. »Es soll dein Schaden nicht sein.«

Stumm nickte der Fischer.

Sie verteilten sich auf die Boote. Hermann legte den Arm auf die Wandung des Bootes. Die Ruder tauchten ins Wasser, und das ergab ein weiches Geräusch, das nicht zu der Kraft passte, mit der das Boot vorangetrieben wurde. Schon nach wenigen Ruderschlägen wurde Hermann beklommen zumute. Er blickte zurück zum Ufer, das in den abendlichen Schatten versank.

Dann schaute er nach vorne. Nur langsam näherten sie sich der Fraueninsel. Und je weiter sie sich vom Ufer entfernten, je mehr sich die Dunkelheit über den See senkte, umso unruhiger wurde Hermann. Seine Hand klammerte sich an die Bootswand. Er heftete den Blick auf die Gebäude der Insel. Kleine Lichtfunken tanzten zwischen den Bäumen.

Die Fischer riefen einander etwas zu. Hermann blickte starr zur Insel. Wenn sie doch endlich dort ankämen! Ihm wäre wohler, wenn er erst wieder festen Boden unter den Füßen hätte. Er zitterte, das musste die Kälte sein. Er zog den Mantel enger um die Schultern.

Kurz bevor sie das Ufer der Insel erreichten, hoben die Fischer die Ruder aus dem Wasser. Der Schwung trug sie an einen kleinen, sichelförmigen Strand. Sie sprangen aus den Booten und schoben sie an Land. Der Kies knirschte.

Hermann erhob sich als Erster, kaum dass das Boot zum Stillstand kam.

»Holt uns morgen früh wieder ab«, befahl er barsch. »Dann werde ich euch auch euren Lohn geben.«

»Wie Ihr wünscht, Herr.« Finster starrte der älteste Fischer ihn an und nickte knapp. Hermann ahnte, der Mann fürchtete um seinen gerechten Lohn. Er fischte eine Münze aus dem Beutel, warf sie durch die Dunkelheit an dem Mann vorbei ins Boot.

»Morgen gibt es noch mal so viel, für jeden von euch«, versprach er. Er winkte herrisch, und zögernd reichte ein Fischer seine Fackel an Georg weiter.

Dann wandte Hermann sich ab. Ein kleiner Hang ragte vor ihnen auf. Dahinter schlängelte sich ein Weg zu den Mauern der Abtei. Sie steuerten darauf zu. Dort warteten Licht, Wärme und hoffentlich ein reich gedeckter Tisch auf sie.

Äbtissin Walburga atmete tief durch. Sie tastete nach dem Schlüsselbund an ihrem Gürtel. Das leise Klappern gab ihr seit zwei Jahren das Gefühl von Sicherheit. Solange sie diesen silbrigen Klang hörte, war alles in Ordnung. Als Kind hatte sie ihre Mutter um die Schließgewalt beneidet. Nun besaß sie selbst Schlüssel, ebenso wie die Schwester portaria, die kurz vor dem Ende des Abendmahls in das Refektorium kam und Äbtissin Walburga ins Ohr flüsterte, da seien Männer vor...

Erscheint lt. Verlag 29.7.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Agnes • Frauenschicksal • Friedrich Barbarossa • Heinrich der Löwe • historischer Frauenroman • Historischer Liebesroman • Historischer Roman • Liebe • Machtkampf • mittelalterliche Romanzen • Mord • Regensburg • Staufer • Welfen
ISBN-10 3-492-98856-3 / 3492988563
ISBN-13 978-3-492-98856-8 / 9783492988568
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 4,3 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99