Die Rose der Kreuzritter (eBook)

Historischer Roman um eine unerschrockene Frau zur finsteren Zeit der Kreuzritter
eBook Download: EPUB
2021
448 Seiten
Piper Schicksalsvoll (Verlag)
978-3-492-98855-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Rose der Kreuzritter - Juliane Korelski
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Ein packender historischer Roman für alle Fans von Rebecca Gablé und Iny Lorentz Ihr geliebter Bruder Ludwig in Gefangenschaft der Sarazenen! Emme von Ravensberg ist erschüttert. Ohne zu zögern, begibt sie sich auf die Fahrt ins Heilige Land, um das Lösegeld zu überbringen. Begleitet wird sie von den Kreuzrittern Berengar de Bassunville und Robert von Uppsala, die mit Ludwig in Outremer kämpften. Die Reise birgt für Emme zahlreiche Gefahren - nicht nur für ihr Herz, das schon bald für Berengar schlägt. Mutig und unerschrocken muss sie alle Rückschläge überwinden, denn das Leben Ludwigs liegt in ihren Händen ...

Juliane Korelski, geboren 1979 in Halle/Westfalen, absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Buchhändlerin und arbeitete bis zum Herbst 2006 in diesem Beruf. Aus Begeisterung für Geschichte entschied sie sich für das Studium der Geschichte und Antike Kulturen an der Universität Düsseldorf. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Juliane Korelski, geboren 1979 in Halle/Westfalen, absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Buchhändlerin und arbeitete bis zum Herbst 2006 in diesem Beruf. Aus Begeisterung für Geschichte entschied sie sich für das Studium der Geschichte und Antike Kulturen an der Universität Düsseldorf. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Kapitel 1


November 1190, Burg Ravensberg

»Schlechte Nachrichten reisen schnell«, flüsterte Großmutter Richenza. »So schnell …«

Im Kamin heulte der Wind, doch nicht dieses Geräusch jagte Emme einen Schauer über den Rücken. Es war vielmehr die Stimme der Großmutter, die ihren Schemel dicht an das munter flackernde Kaminfeuer gerückt hatte und, umgeben von Emme und den Zofen, im Feuerschein emsig stickte. Rasch flog die Nadel in der Hand der Alten, und die meiste Zeit schwieg sie. Oder aber sie murmelte, über die Handarbeit gebeugt, Unverständliches vor sich hin.

Doch diese Worte hatte jede der Anwesenden gehört. Auch die Magd, die gerade auf einem Tablett Becher mit heiß dampfendem Würzwein brachte. Sie verharrte einen Augenblick lang an der Tür der Kemenate. Alle hielten den Atem an und blickten zu Richenza hinüber.

Emme ließ die Näharbeit sinken, als die Großmutter nicht weitersprach.

»Wovon redest du?«, fragte sie mit sanfter Stimme.

Und dann spürte sie es auch. Das sanfte Beben, welches das Gemäuer erfasst hatte. Die im Galopp trommelnden Hufe schwerer Schlachtrösser, die den Weg zur Burg heraufpreschten.

Emme stand auf und trat ans Fenster.

»Was siehst du?«, fragte Richenza. Zwar konnte die Alte auf kurze Entfernung die kleinste Unregelmäßigkeit in der Stickerei ihrer Enkelin erkennen, doch für die Ferne taugten ihre Augen nicht mehr. Für die Ferne war Emme ihr Auge.

»Ein Dutzend Reiter«, berichtete Emme. »Sie tragen Wappen, die ich nicht kenne. Das eine zeigt einen silbernen Schild auf grünem Grund. Das andere … Nein, das ist kein rechtes Wappen. Sie scheinen von weit her zu kommen.«

»Ja, das glaube ich wohl.« Mit geschlossenen Augen lehnte die Ahnin sich vor. »Aus Outremer kommen sie«, flüsterte sie.

Emme fuhr herum. »Dann bringen sie Nachricht von Ludwig?«, fragte sie atemlos, und ihr Herz klopfte schneller.

»Geh und sieh nach! Dein Vater wird sie schon bald empfangen. Eil dich, Emme!«

Mehr sagte die Großmutter nicht, und Emme gehorchte, ohne zu zögern. Sie war es gewohnt, der Großmutter ohne Widerworte zu folgen, denn Richenza wusste stets, was zu tun war, obwohl sie schlecht sah. Es war, als nehme sie Dinge wahr, die Emme und den anderen verborgen blieben.

Emme huschte aus dem Raum, zog die Tür hinter sich zu, damit die Wärme nicht aus der Kemenate entweichen konnte. Neben der hohen Halle, in der ihr Vater zu Gericht saß, seinen gräflichen Pflichten nachging und in der abends die Tafel aufgetragen wurde, war die Kemenate im Winter der einzige Raum, der regelmäßig beheizt wurde. In der Küche war es natürlich durch die offene Feuerstelle stets warm, und dort drängte sich das Gesinde nach dem Tagwerk und wärmte die steif gefrorenen Glieder.

Emme hatte den Umhang in der Kemenate vergessen, und sofort griff die Kälte nach ihr. In der Wärme des Frauentrakts vergaß sie manchmal, wie eisig es in den Mauern der Höhenburg sein konnte, wenn der Wind hindurchzog und sich Raureif auf dem Mauerwerk niederschlug. Rasch stieg sie die steile Treppe hinunter und betrat den hohen Saal am Ende des Gangs. Die Binsen raschelten unter ihren Füßen, eine Maus quiekte empört und huschte davon.

Doch Emme hatte keinen Blick dafür. Alle Sinne waren auf die Vorgänge im hinteren Teil des Saals gerichtet.

Sie hielt sich nahe der Wand, weit fort von der Tafel, die auf der anderen Seite des Raums von zwei Dienern hereingetragen und auf die Böcke gestellt wurde. Auf den Bänken hatten sich Männer niedergelassen, die Gesichter gerötet von der Kälte, und wärmten die Hände bereits an Bechern mit Würzwein oder bedienten sich hungrig aus Schüsseln voll mit dunklem Brot und Bratenstücken in fetter Sauce, die der Graf von Ravensburg hatte auftischen lassen.

Ihr Vater stand am oberen Ende der Tafel, den Kopf gesenkt, die Fäuste auf die Tischplatte gepresst, als wolle er sie mit ganzer Kraft niederdrücken. Ein Mann stand neben ihm; der Waffenrock mit dem silbernen Schild auf grünem Grund spannte sich über seinen breiten Schultern. Eindringlich redete er auf Otto von Ravensberg ein, zu leise, als dass Emme ihn verstehen konnte.

Unter den Fingern spürte sie das kalte Mauerwerk, während sie sich behutsam näher schob. In ihrem rotbraunen Kleid verschmolz sie mit den Schatten, verschmolz mit der hereinbrechenden Dämmerung und dem Wandbehang, den ihre Hand berührte.

Ihr Vater hob den Kopf und blickte in ihre Richtung, als habe er schon die ganze Zeit gewusst, dass sie anwesend war. Seine grauen Augen wirkten fast schwarz. Plötzlich war die Angst da und griff nach Emme.

Diese Männer brachten keine gute Nachricht nach Ravensberg, da hatte ihre Großmutter recht gehabt.

»Komm her, Emme!« Der Vater winkte sie heran, und sie eilte zu ihm und dem Fremden.

»Was ist geschehen?«, fragte sie mit versagender Stimme. Angst schnürte ihr die Kehle zu. Angst vor der Antwort, Angst vor einer Wahrheit, die sie vielleicht gar nicht erfahren wollte. Dennoch fragte sie, weil sie es auch nicht ertrug, unwissend zu bleiben.

»Der Graf de Bassunville bringt Nachricht von deinem Bruder Ludwig.«

Schwer seufzte der Vater, blickte den Grafen von der Seite an, als hoffe er, dieser werde das Reden für ihn übernehmen.

»Ist er tot?«, fragte sie mit ängstlich klopfendem Herzen.

Der Bassunviller wandte sich unmittelbar an sie. »So Gott will, geht es Eurem Bruder gut, Jungfer Emme. Doch er wurde von den Sarazenen gefangen genommen. Es ereignete sich vor zwei Monaten vor den Toren Akkons, das wir nun seit über einem Jahr belagern. Wir gerieten in einen Hinterhalt.«

Sie fragte nicht, woher er ihren Namen kannte. Wahrscheinlich von Ludwig, ihrem ältesten Bruder, der ihr so viel näher stand als die anderen Brüder oder die kleinen Geschwister aus der zweiten Ehe ihres Vaters.

»Gefangen? Aber was bedeutet das?« So recht begreifen konnte sie nicht, was dies für ihre Familie hieß. Ludwig war der Älteste, der Erbe und ein tapferer Ritter, auf den Vater und Großmutter zu Recht stolz waren. Schweren Herzens und begleitet von den besten Wünschen und Gebeten, hatte der Vater ihn vor Jahresfrist ziehen lassen, damit er sich dem Gefolge Kaiser Barbarossas nach Outremer anschloss. Dem Kaiser war es nicht vergönnt gewesen, das Heilige Land zu erreichen, denn er war unterwegs beim Baden in einem Fluss ertrunken. Ludwig aber hatte das Ziel seiner Reise erreicht. So vermutete Emme zumindest, denn viel mehr als Gerüchte vermochten den weiten Weg von Outremer zur Burg Ravensberg nicht zu überbrücken. Der Mann, der nun vor Emme stand, war der Erste, der seit Ludwigs Abreise Neuigkeiten über ihn brachte.

»Sie fordern ein Lösegeld.« Der Vater sank schwer auf den Sessel am Kopfende der Tafel und vergrub das Gesicht in den Händen. Eine Weile war nichts zu hören als das Klappern der Schüsseln und das Flüstern der Kämpfer, die den Bassunviller begleitet hatten. Emme fragte sich, warum diese Männer, denen das weiße Kreuz auf das gegürtete Surcot geheftet war, nicht bereits in Outremer waren, sondern allesamt mit dem Bassunviller den weiten Weg zur Ravensburg angetreten hatten.

»Wir werden das Geld aufbringen, Emme«, erklärte der Vater schließlich. »Der Ritter kam, das Lösegeld zu holen und es dem Sarazenenfürsten zu überbringen.«

Jetzt erst musterte sie den Besucher genauer. Wer war dieser Mann, der sich Graf de Bassunville nannte und erst die Nachricht überbrachte, bevor er sich nach der langen Reise stärkte und erfrischte? Selbst den silbernen Pokal mit heißem Würzwein hatte er bisher nicht angerührt.

Vielleicht fühlte er sich in der zugigen Halle nicht wohl. Emme fröstelte. Vielleicht war ihm auch der Auftrag unangenehm, der ihn hergeführt hatte, und es zog ihn so rasch wie möglich zurück nach Outremer – zum Mittelpunkt der bekannten Welt, wo es nie Winter wurde, wenn sie den Geschichten der Fahrenden Glauben schenken wollte.

Bassunville war wie ihr Bruder Ludwig ein edler Ritter, wie man sie allerorten besang, von den edlen Gesichtszügen über die breiten Schultern bis zu den kraftvollen Schenkeln, die ein Pferd mit wenig Mühe im Kampf zu lenken wussten. Seine Rüstung war tadellos, der Mantel von jenem satten Grün, das sich auf dem Schild wiederholte, das sie vorhin vom Fenster aus an seinem Sattel entdeckt hatte. Stolz wirkte er, und die vor der Brust verschränkten Arme verrieten ihr, was er von der karg geschmückten Halle hielt. Dabei ruhten seine blauen Augen durchaus wohlwollend auf ihr. Ehe er weitersprach, strich er sich mit beiden Händen das braune Haar zurück, auf dem im Feuerschein rote Funken tanzten.

»Ludwig ist mein Freund, darum ist mir daran gelegen, auch zu seinem Lösegeld beizutragen.« Er wandte sich an Emmes Vater und richtete sich geradezu herausfordernd vor ihm auf. »Ich hoffe doch, diese christliche Tat ist in Eurem Sinn. Euer Sohn soll möglichst bald freigekauft werden, und ich bin nicht sicher, ob Ihr das Geld schnell genug aufbringen könnt. Zahlt es mir meinetwegen später zurück, wenn Ihr Euch diesen Stolz leisten könnt.«

Emme stockte der Atem. Wie unglaublich dreist er war! Wie konnte er es wagen, so mit ihrem Vater zu reden? Er behandelte ihn, als wäre er ein Bettler. Dabei gehörte ihm das umliegende Land mit Marktflecken und Dörfern sowie andere Burgen bis hinüber nach Calvelage. Dieser Fremde kannte das Land nicht, über das ihr Vater gebot!

Doch der nickte nur leicht und ging nicht näher auf die versteckte Beleidigung ein. »Es lohnt, darüber nachzudenken«, sagte er langsam. »Doch jetzt lasst uns essen, Graf de Bassunville. Vermutlich wollt Ihr in Kürze wieder aufbrechen.«

»Sobald es möglich ist, ja. Der...

Erscheint lt. Verlag 29.7.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuer • Heiliges Land • Historischer Liebesroman • Historischer Liebesroman Bestseller • Historischer Roman • Intrigen • Junge Frau • Kreuzzüge • Mittelalter • mittelalterliche Romanzen
ISBN-10 3-492-98855-5 / 3492988555
ISBN-13 978-3-492-98855-1 / 9783492988551
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