Brandungsrauschen (eBook)
272 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98874-2 (ISBN)
Hanjo Ulbrecht, geboren 1947 in Hannover, lebt in Hennef/Sieg. Als ehemaliger Berufsoffizier der Luftwaffe hat er nach Ende seiner Dienstzeit das Reisen und Schreiben für sich entdeckt. Nach Reiseberichten über die Fahrten mit der Motoryacht »Josephine« durch Frankreich hat er zunächst einen Kriminalroman, »Die Tote vom Hundestrand«, im Selbstverlag bei neobooks veröffentlicht. Am 01.Juli erschien dann im Piperverlag der Krimi »Brandungsrauschen«; ein Bretagne-Krimi. Eine der Reisen nach Frankreich war die Inspiration für den Kriminalroman »Brandungsrauschen«. Auch der Krimi »Trügerische Pillen spielt in Frankreich; auf der Île de Noirmoutier auf der der Autor mit seiner Frau gerne Urlaub macht.
Hanjo Ulbrecht, geboren 1947 in Hannover, lebt in Hennef/Sieg. Als ehemaliger Berufsoffizier der Luftwaffe hat er nach Ende seiner Dienstzeit das Reisen und Schreiben für sich entdeckt. Die Erlebnisse mit der Motoryacht "Josephine" stehen im Mittelpunkt seiner Bücher "Josephines große Tour", "Mistral und blauer Pastis" und "Der Bootsbazillus". Mittlerweile reisen er und seine Frau mit dem Wohnmobil ""Pauline" durch die Lande. Eine der Reisen nach Frankreich war die Inspiration für den Kriminalroman
Nicolas Gaillard
Nicolas wurde als erster Sohn von Frédéric und Isabelle Gaillard geboren und entstammte einer einflussreichen und vermögenden Industriellenfamilie. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er im vornehmen und exklusiven 16. Arrondissement in Paris, umsorgt von Kinderfrau und Hausdame. Zu seinen viel beschäftigten Eltern hatte er nur wenig Kontakt.
Als sein Vater sich doch einmal die Zeit nahm, um mit seinem Sohn zu sprechen und ihn fragte: »Na, Nicolas, weißt schon, was du einmal werden möchtest?«, antwortete der 8-Jährige vorwurfsvoll: »Nein, Vater. Ich wünschte mir nur, dass du und Maman mehr Zeit für mich und meinen Bruder Alain hättet. Ihr seid doch unsere Eltern!«
»Also Nicolas, das ist nicht so einfach, weißt du. Ich muss sehr viel arbeiten, und Maman kümmert sich um die zahlreichen Gäste, die uns oft besuchen. Das weißt du doch!«
»Ja, aber warum musst du denn so viel arbeiten, und warum müssen hier immer so viele fremde Leute mit uns essen?«
Dem Vater wurde dies Gespräch lästig, deshalb brach er es mit der barschen Bemerkung ab: »Ach, das verstehst du nicht.«.
Nach der Grundschule und der Sekundarstufe wechselte Nicolas auf das renommierte Lycée Henri IV. Dort bestand er sein baccalauréat mit hervorragenden Noten, die es ihm erleichterten, an der École nationale d’administration (ENA), einer der französischen Elite-Hochschulen, aufgenommen zu werden. Das Studium dort schloss er mit besonderer Auszeichnung ab. Seine Eltern nahmen sich sogar die Zeit, an der Abschlussfeier teilzunehmen. Nach dem üblichen Jahrgangsfoto nahm ihn sein Vater zur Seite.
»Nicolas, du hast deinen ersten Lebensabschnitt mit Bravour gemeistert, und dir stehen jetzt alle Türen offen. Ich erwarte von dir, dass du deine Fähigkeiten nutzt und alles für den Erfolg unserer Firma tun wirst. Entsprechend den Regeln des ENA-Studiums hast du dich ja verpflichten müssen, zunächst zehn Jahre im Staatsdienst zu arbeiten. Ich hatte erwartet, dass du ein sehr gutes Examen machen würdest, und habe dir deshalb schon mal eine Stelle im Wirtschaftsministerium verschafft. Da kannst du noch einiges über die Spielregeln der Wirtschaft in der Praxis lernen und wertvolle Kontakte knüpfen.«
Sein Vater legte dabei jovial den Arm um seinen Sohn und demonstrierte Stolz und Einmütigkeit. Die Anwesenden, auch alles einflussreiche Menschen, sollten sehen, dass hier der Nachfolger des alten Gaillard stand. Nicolas war diese zur Schau gestellte Einigkeit einfach zu viel; er wandte sich von seinem Vater ab und suchte das Gespräch mit einem Mitabsolventen.
Im Wirtschaftsministerium erkannte man schnell die Befähigung und Leistungsbereitschaft von Nicolas. Dank der Beziehungen seines Vaters und natürlich auch der »Enarchen«, der Absolventen der ENA aus früheren Jahrgängen, machte Nicolas schnell Karriere und stieg schon bald zum persönlichen Referenten des Staatssekretärs auf. Einerseits reizten ihn die Macht und die Gestaltungsmöglichkeiten, die sich ihm eröffneten, andererseits sah er jedoch – und gestand es sich insgeheim ein –, dass er Teil eines gut funktionierenden Netzwerks war. Je länger er für den Staatssekretär tätig war und je mehr Einblick er in die Abläufe und Verflechtungen von Politik und Wirtschaft erhielt, desto stärker wurden seine Zweifel.
Zu seinem Vater hatte er in dieser Zeit mehr Kontakt als je zuvor; es bildete sich sogar so etwas wie ein Vertrauensverhältnis, und so fasste er den Mut, seinen Vater auf seinen Gewissenskonflikt anzusprechen: »Vater, ich bin jetzt schon fünf Jahre im Wirtschaftsministerium und habe da so einige Dinge mitbekommen, die mich sehr nachdenklich gemacht haben.«
»Was meinst du konkret?«
»Nun, beim Staatssekretär gehen Leute ein und aus, die von ihm fordern, sich für ihre Geschäfte einzusetzen, oder die direkt Aufträge erhalten wollen. Oder sie möchten, dass er seine ausländischen Beziehungen nutzt, um Vorteile für diese Leute herauszuholen.«
»Woher weißt du das?«, fragte sein Vater misstrauisch.
»Ich bin schließlich sein persönlicher Referent und oft genug bei diesen Gesprächen dabei«, entrüstete sich Nicolas über die Zweifel seines Vaters.
»Ich hoffe, deine Loyalität lässt es nicht zu, mit diesem Wissen Unfug zu treiben«, ermahnte er ihn.
»Was meinst du mit Unfug?«
»Na, zum Beispiel, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.«
»Das werde ich natürlich nicht, aber legal kommen mir manche Absprachen nicht vor. Auch der Auftrag, den du vergangene Woche erhalten hast, wurde in zwei Pakete aufgeteilt, um eine Ausschreibung zu umgehen. Ich halte dies Vorgehen zumindest für fragwürdig.«
»Nun reg dich nicht so auf. Vom Erfolg unserer Firmen hängen viele Arbeitsplätze ab, und du weißt sehr gut, wie hoch die Arbeitslosenquote eh schon ist.«
»Rechtfertigt das wirklich solche Methoden? Du hast doch eine starke Position am Markt. Du könntest doch ganz legal vorgehen.«
»Nicolas, bist du wirklich so blauäugig? Wenn wir so vorgehen würden, wie es dir vorschwebt, das heißt ohne unsere Beziehungen zu nutzen, wären wir sehr schnell weg vom Fenster. Darauf warten unsere Konkurrenten nur. Mit anderen Worten, wenn wir nicht so handeln, dann werden es andere. Wenn du Verantwortung für die Belegschaft und auch für die Familie trägst, musst du die Spielregeln des ›Big Business‹ akzeptieren. Wenn du in fünf Jahren deine Pflichtzeit absolviert hast, wirst du in die Firma eintreten und die Kehrseite der Medaille kennenlernen. Ich denke, dass du dann eines sehr schnell erkennen wirst: Man muss so handeln, um erfolgreich zu sein. Ich zähle weiterhin auf deine Loyalität!«
Überzeugt war Nicolas nicht. In den folgenden Jahren beobachtete er weiter kritisch die Vorgänge um sich herum und distanzierte sich innerlich immer mehr davon. Auch eine Wahl und der dadurch hervorgerufene Wechsel des Staatssekretärs brachte keine grundsätzliche Änderung. Nicolas fing an, sich heimlich Notizen zu machen, ohne eigentlich zu wissen, was er damit anfangen wollte.
In dieser Phase hatte er Michelle Lefebvre kennengelernt, die wie er aus einer sehr wohlhabenden und einflussreichen Familie stammte. Eine Liaison, die seine Eltern mit Wohlwollen zur Kenntnis nahmen. Während eines Kurzurlaubs in Deauville erzählte er ihr von seinen Erkenntnissen und Skrupeln. Michelle schaute ihn mit ihren großen Augen verwundert an: »Ach Nicolas, das ist doch alles nicht ungewöhnlich. Mein Vater hat auch seine Netzwerke, die er für seine geschäftlichen Aktivitäten nutzt. Wie das alles genau läuft, weiß ich nicht. Interessiert mich auch nicht. Das ist Männersache.«
Von dieser Reaktion war Nicolas überrascht und ziemlich enttäuscht, und bald darauf beendete er die Beziehung.
Kurz bevor seine Zeit im Wirtschaftsministerium endete, rief ihn sein Vorgesetzter in sein Büro, das allerdings mehr einer Suite in einem Luxushotel glich. Er deutete auf die opulente Sitzecke vor den bodentiefen Fenstern, forderte ihn auf, Platz zu nehmen, und fragte, während er sich selbst einen edlen Cognac aus einer prächtigen Karaffe einschenkte: »Auch einen?«
»Nein, danke. Das ist mir noch zu früh.«
»Mein lieber Nicolas, ich habe leider eine sehr schlechte Nachricht für Sie. Ich wurde soeben von unserer Botschaft in Saudi-Arabien darüber informiert, dass der Firmenjet, mit dem ihre Eltern dort unterwegs waren, abgestürzt ist. Ihre Eltern und die Crew haben den Absturz nicht überlebt. Ich spreche Ihnen zu dem tragischen Verlust mein aufrichtiges Beileid aus.« Die Interessen des Staates im Blick fuhr er nach kurzem Zögern fort: »Bisher ist es uns gelungen, dass noch nichts an die Öffentlichkeit gedrungen ist. Ihr Vater war dorthin geflogen, um ein etwas delikates Geschäft mit einem Angehörigen des Königshauses abzuschließen. Es wäre für Frankreich nicht gut, wenn dies bekannt würde. Unsere offizielle Version, die wir auch mit den Saudis abgestimmt haben, wird lauten, dass sich Ihre Eltern auf einem Flug in den Urlaub am Roten Meer befanden.«
Nicolas war der Schock deutlich anzumerken. Er stammelte: »Ist es wirklich sicher, dass sie beide umgekommen sind? Und wieso ist das Flugzeug abgestürzt?«
»Ja, es gibt leider keine Zweifel. Ihr älterer Bruder, der schon seit ein paar Tagen in Riad war, hat sie auch eindeutig identifiziert. Die Absturzursache ist uns noch nicht bekannt. Die Saudis untersuchen den Unfall und wollen uns auf dem Laufenden halten.« Er legte eine kurze Pause ein und fuhr fort: »Ich weiß, dass es jetzt für Sie viele Dinge zu regeln gibt. Ich habe schon mit unserer Personalabteilung gesprochen und kann Ihnen anbieten, dass Sie ihre Pflichtzeit vorzeitig beenden können. Sie werden sicher in der Firma gebraucht, die Sie jetzt mit Ihrem Bruder weiterführen sollen, wie mir Ihr Vater mal erzählt hat.«
»Danke. Das ist sehr großzügig, aber im Augenblick bin ich noch viel zu schockiert, um eine Entscheidung treffen zu können.«
»Lassen Sie sich Zeit. Nehmen Sie sich frei und reden Sie mit Ihrem Bruder. Sobald Sie etwas Abstand gewonnen haben und sich zutrauen, eine Entscheidung zu treffen, informieren Sie mich. Ach ja, und noch eine Bitte: keine Pressestatements.«
Obwohl er zu seinen Eltern kein besonders herzliches Verhältnis gehabt hatte, empfand er doch eine große Leere und Trauer. Natürlich stellte er sich auch die Frage, wie es jetzt weitergehen sollte. Zurück in seinem Büro, rief er als Erstes seinen Bruder an: »Hallo Alain, ich habe eben erfahren, dass unsere Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind. Weißt du …«
Noch bevor er weitersprechen konnte, unterbrach ihn sein Bruder barsch. »Woher weißt du das?«
»Der Staatssekretär hat mir das gerade...
Erscheint lt. Verlag | 1.7.2021 |
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Reihe/Serie | Wohnmobil-Krimi | Wohnmobil-Krimi |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Bretagne Krimis • Camping Buch • camping roman • Ermittlerkrimi • Frankreich Krimi • Geldwäsche • Krimis für den Urlaub • Kulinarik • Kulinarischer Krimi • Liliane Fontaine • Nicole de Vert • Privatermittler • Romane für den Sommer • Romane für den Urlaub • spannende Bücher • Südfrankreich Krimi |
ISBN-10 | 3-492-98874-1 / 3492988741 |
ISBN-13 | 978-3-492-98874-2 / 9783492988742 |
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