Das Haus Zamis 18 (eBook)

Der Tempel des Chuenptah

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-1472-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 18 - Ralf Schuder
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»Soweit ich weiß, hatte Zadkiel selbst nichts mit dem alten Ägypten am Hut.«, sagte Oirbsen. »Einer seiner Vorgänger dagegen soll vor Tausenden von Jahren versucht haben, die Königspyramiden zu schwarzmagischen Verstärkern umzufunktionieren. Doch der sogenannte Aton-Stern, mit dem er dies bewerkstelligen wollte, ging verloren. Den Effekt, den Zadkiel in Mettlingen erzeugt hat, könnte man mit Hilfe des Aton-Sterns vermutlich auf die ganze Welt übertragen.«
»Dann bleibt dieses Ding hoffentlich für alle Zeiten verschwunden!«
Ernst erwiderte Oirbsen meinen Blick. »Es wird dir vielleicht nicht gefallen, Coco, aber der Aton-Stern ist das sechste Siegel ...«

Ohne zu ahnen, was Marianne Schwentner und ihrer Familie zugestoßen ist, tritt Coco erneut die Reise in die Vergangenheit an, um den Aton-Stern aus der Gruft einer reichen Ägypterin namens Merit-Apuja zu entwenden. Doch die Ereignisse aus Gegenwart und Vergangenheit hängen zusammen, und als Coco den Zeitschacht verlässt, findet sie sich im Jahr 2139 v. Chr. wieder - und Merit-Apuja ist noch am Leben ...


1. Kapitel


Das klang nicht gerade erfreulich.

»Hoffentlich bleibt dieser Aton-Stern für alle Zeiten verschwunden«, sagte ich.

»Er ist das sechste Siegel«, erwiderte Oirbsen. »Der Sarkophag, den du in Mettlingen gesehen hast, war der Totenschrein einer Ägypterin namens Merit-Apuja. Zadkiel hatte gehofft, darin den Aton-Stern zu finden.«

»Warum sollte sich dieses Siegel ausgerechnet in einem Sarkophag befinden?«

»Merit-Apuja war die Gemahlin eines außerordentlich reichen und mächtigen Beamten. Sein Name war Chuenptah. Er besaß ein riesiges Haus und einen eigenen Tempel. Als Merit-Apuja im Jahre 2138 vor Christus starb, legte man ungeheure Schätze in ihre Gruft. Von Merlin weiß ich, dass sich unter den Grabbeigaben auch der Aton-Stern befand. Allerdings verschwand das Siegel wenig später aus der Gruft. Das bedeutet, du müsstest kurz nach Merit-Apujas Bestattung im alten Ägypten erscheinen, um den Aton-Stern auch wirklich vorzufinden. Doch ich sehe da keine Probleme – es dürfte dir nicht besonders schwerfallen, ihn zu entwenden.«

Ich blickte Oirbsen skeptisch an. »Bisher war es noch nie einfach, an eines der Siegel zu kommen.«

»Diesmal wird es anders sein. Die Gruft befindet sich im selben Tempel wie der Zeitschacht. Sobald du in der Vergangenheit bist, versetzt du dich in den schnelleren Zeitablauf, suchst die Gruft auf, schnappst dir den Aton-Stern und kehrst in die Gegenwart zurück.«

Ich schüttelte den Kopf. Oirbsen stellte sich die Sache zu einfach vor. Nach einer Zeitreise dauerte es immer eine Weile, bis meine magischen Kräfte zurückkehrten. So stand mir auch der schnellere Zeitablauf nicht sofort zur Verfügung. In diesem Zeitraum konnte mir alles Mögliche zustoßen.

»Wie sieht dieser Aton-Stern aus?«

»Er ähnelt der Darstellung auf dem Sarkophag. Es handelt sich um einen flachen, zwölfzackigen Stern, nicht viel größer als eine Handfläche. In seiner Mitte sitzt ein durchsichtiger Opal – in ihm sind ungeheure Energien gespeichert. Das sechste Siegel ist der eigentliche Schlüssel zu Merlins Gefängnis. Du musst ihn also unbedingt an dich bringen.«

»Dieser Tempel, in dem sich der Zeitschacht befindet – warum haben die Menschen ihn noch nicht entdeckt?«

»Er befindet sich unter der Erde, der Zugang ist nicht ohne Weiteres zu finden.«

Er zögerte, weiterzusprechen. Ich war sicher, dass er mir etwas verschwieg.

»Ich kann nicht glauben, dass er jahrtausendelang unentdeckt geblieben ist.«

»Asmodi ist wahrscheinlich darüber im Bilde, dass in dem Tempel ein Zeitschacht existiert – darum schützt er ihn durch einen Zauber vor der Entdeckung.« Er seufzte. »Es gibt durchaus Hinweise auf dämonische Aktivitäten. Vor zwei Wochen wurde eine österreichische Touristin namens Marianne Schwentner verletzt und völlig erschöpft in der Oase aufgefunden. Sie gab der Polizei zu Protokoll, von einem übernatürlichen Wesen attackiert worden zu sein. Natürlich hat man ihr nicht geglaubt.«

»War sie allein unterwegs?«

»Ihre Familie wird vermisst. Frau Schwentner ist überzeugt davon, dass sie den Dämonen zum Opfer gefallen ist.«

»Ich möchte mit dieser Frau sprechen.«

Oirbsen nickte. »Sie ist bereits wieder in Wien. Ich habe sie angerufen, und sie hat sich bereiterklärt, mit uns zu sprechen.«

Gerade hatten wir die höchste Stelle des Roten Berges erreicht. Die Lichter der Großstadt schienen unendlich weit entfernt zu sein. Dunkle Wolken schoben sich vor den Mond, und ein heftiger Wind kam auf. Außer uns war niemand hier oben, was ungewöhnlich war.

Oirbsen blieb stehen. Er deutete mit der Hand nach vorn. »Hier stimmt etwas nicht!«

Mitten auf dem Weg befand sich eine trichterartige Vertiefung, ein dunkles Loch, dessen Tiefe nicht abzuschätzen war. Vorsichtig ging ich auf die Öffnung zu und beugte mich über den Rand. Noch immer konnte ich nichts erkennen.

»Diese Grube ist nicht auf natürliche Weise entstanden«, sagte Oirbsen. »Die schwarzmagische Ausstrahlung ist deutlich zu spüren.«

Die Aura war schwach, aber eindeutig dämonischer Herkunft. Wir machten einen großen Bogen um die Öffnung und gingen weiter. Plötzlich schrie Oirbsen auf. Er riss die Arme nach oben und stürzte zu Boden.

»Hilf mir, Coco! Irgendetwas hat mich gepackt!«

Ich sah an ihm herunter. Eine abscheuliche Hand ragte aus der Erde und umklammerte das Fußgelenk des Gnoms. Die Klaue war mit raubtierartigen Krallen bewehrt, die Haut glänzte dunkel, fast schwarz.

Ich kniete mich hin und packte die unheimliche Hand. Ihr Griff war unnachgiebig, und trotz aller Anstrengung gelang es mir nicht, Oirbsen zu befreien. Ich blickte mich gehetzt um – in meiner Reichweite lag ein großer Stein. Ich holte aus und schlug auf die Pranke ein – immer und immer wieder. Aus der Tiefe ertönte ein dumpfes Krächzen. Die Hand öffnete sich und gab Oirbsens Bein frei. Dann verschwand sie im Boden. Keine Öffnung, keine aufgewühlte Erde blieb zurück.

Doch die Attacke war noch nicht vorbei. Eine zweite Hand schoss hervor und packe mich an den Haaren. Mit unglaublicher Brutalität wurde ich nach unten gerissen. Ich hatte das Gefühl, skalpiert zu werden – die Tränen schossen mir in die Augen, und ich hörte mich selber schreien. Oirbsen kam mir zur Hilfe: Er hatte sich aufgerichtet und hielt plötzlich ein silbernes Messer in der rechten Hand. Blitzschnell holte er aus und stieß die Klinge in den Arm des Angreifers.

Ein greller Schrei drang aus der Tiefe herauf, und wiederum wurde die Hand zurückgezogen.

»Was war das für eine Kreatur? Ein Ghoul?«, fragte Oirbsen keuchend.

»Vielleicht.« Ich erhob mich. Eigentlich konnte ich mir jedoch nicht vorstellen, dass ein träger, feiger Leichenfresser hinter einem solchen Angriff stecken sollte. »Wir sollten verschwinden.«

Doch bevor wir uns in Bewegung setzen konnten, tat sich zwischen uns der Boden auf. Eine hagere, dunkelhäutige Gestalt schoss nach oben. Ihr Gesicht war mir zugewandt, und ich konnte mich nicht entsinnen, jemals etwas Fremdartigeres gesehen zu haben. Die Haut des Wesens war anthrazitfarben, die Augen waren schräggestellt, die ovalen Pupillen leuchteten gelb. Die Nase war ein lederartiger Hautlappen, der sich pulsierend bewegte. Darunter befand sich eine Mundöffnung, aus der lange, spitze Zähne herausragten.

Das Wesen schlug nach mir, und ich wich zurück.

Oirbsen sprang herbei und stieß dem Wesen das Messer in den Rücken. Es brüllte wie ein Tier und raste senkrecht in die Erde zurück.

Der Gnom packte meinen Arm, und wir machten, dass wir fortkamen. Unter unseren Füßen begann es zu rumoren. Wir hörten langgezogene, dumpfe Schreie und Kratzgeräusche, als seien unzählige Körper dabei, sich zur Erdoberfläche hinaufzuarbeiten. Die bösartige Ausstrahlung wurde unerträglich.

Wenige Meter vor uns tauchten zwei der seltsamen Wesen auf. Wir blieben stehen und sahen uns um. Von allen Seiten kamen die Kreaturen auf uns zu.

Ich versetzte mich in den rascheren Zeitablauf und bezog Oirbsen in das Zeitfeld ein. Die Bewegungen der Wesen wurden scheinbar langsamer, bis sie schließlich ganz erstarrten.

»Zur Straße!«, rief Oirbsen.

Wir liefen bis zum Fuße des Roten Bergs, erst dort hob ich das Zeitfeld auf. Ich war erleichtert, endlich wieder Menschen um mich herum zu sehen. Ich ging davon aus, dass Asmodi uns diese Wesen auf den Hals gehetzt hatte. Vielleicht ließ er längst jedes Mitglied unserer Familie überwachen. Aber er würde es nicht wagen, seinen Angriff auf offener Straße zu wiederholen.

Wir gingen ein Stück zu Fuß, bis wir an eine belebtere Straße kamen. Oirbsen rief ein Taxi herbei und nannte dem Fahrer die Adresse von Marianne Schwentner.

Frau Schwentner wohnte am Rande Wiens in einem vierstöckigen Mietshaus, das man getrost als kleinbürgerlich bezeichnen konnte.

»Du solltest deinen Zylinder abnehmen – mit ihm wirkst du nicht besonders seriös«, sagte ich zu Oirbsen.

Er seufzte, nahm die Kopfbedeckung in die Hände und schob sie zusammen. Die flache Scheibe, die übrig lieb, ließ er unter seiner Jacke verschwinden.

Noch immer wusste ich nicht genau, warum Oirbsen von solch seltsamer Gestalt war. Als er behauptet hatte, der legendäre Manannan mac Lir zu sein, hatte ich ihm nicht geglaubt – ich hatte Manannan als ansehnlichen, hochgewachsenen Mann in Erinnerung, stets geradeheraus und mutig. Das konnte man von Oirbsen nicht sagen – ihm haftete eine gewisse Bauernschläue an.

»Ja?«, erklang eine Frauenstimme aus der Gegensprechanlage.

»Mein Name ist Oirbsen. Ich hatte mich angemeldet.«

Der Türsummer ertönte.

Im Stiegenhaus roch es scharf nach Bohnerwachs, und ein eifriger Hausmeister hatte mehrere Schilder und Zettel mit Verhaltensregeln an die Wände gehängt. Es gab keinen Fahrstuhl, und so mussten wir uns mit der Treppe begnügen.

Schnaufend erreichten wir den...

Erscheint lt. Verlag 22.6.2021
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-1472-3 / 3751714723
ISBN-13 978-3-7517-1472-3 / 9783751714723
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