Der Dieb der süßen Dinge (eBook)

Ein Sizilien-Krimi
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
320 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-0749-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Dieb der süßen Dinge -  Andrea Camilleri
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In Vigàta, einem malerischen Städtchen an der sizilianischen Küste, geschehen nicht nur zwei Morde, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben - ein Dieb versetzt den Ort und Commissario Montalbano in Aufregung. Denn der Dieb der süßen Dinge führt ihn auf die Spur der geheimnisvollen, schönen Tunesierin Karima, beansprucht all seine kriminalistischen Fähigkeiten und verführt ihn zu einem folgenschweren Verbrechen ...



Andrea Camilleri (1925-2019) begeistert mit seinem vielfach ausgezeichneten Werk ein Millionenpublikum. Ob er seine Leser mit seinem unwiderstehlichen Helden Salvo Montalbano in den Bann zieht, ihnen mit kulinarischen Köstlichkeiten den Mund wässrig macht oder ihnen unvergessliche Einblicke in die mediterrane Seele gewährt: Dem Charme der Welt Camilleris vermag sich niemand zu entziehen.

Andrea Camilleri (1925-2019) begeistert mit seinem vielfach ausgezeichneten Werk ein Millionenpublikum. Ob er seine Leser mit seinem unwiderstehlichen Helden Salvo Montalbano in den Bann zieht, ihnen mit kulinarischen Köstlichkeiten den Mund wässrig macht oder ihnen unvergessliche Einblicke in die mediterrane Seele gewährt: Dem Charme der Welt Camilleris vermag sich niemand zu entziehen.

Eins


Schlecht gelaunt und schweißgebadet wachte Montalbano auf: Wegen der anderthalb Kilo sarde a beccafico, die er am Abend zuvor vertilgt hatte, hatte er unruhig geschlafen, und jetzt war das Bettlaken so eng um seinen Körper gewickelt, dass er sich wie eine Mumie vorkam. Er stand auf, ging in die Küche, öffnete den Kühlschrank und stürzte eine halbe Flasche eiskaltes Wasser hinunter. Während er trank, sah er aus dem weit geöffneten Fenster. Das Licht der Morgendämmerung versprach einen schönen Tag, das Meer war spiegelglatt, der Himmel klar und wolkenlos. Montalbano brauchte sich, wetterfühlig wie er war, um seine Laune in den nächsten Stunden nicht zu sorgen. Es war noch früh; er legte sich wieder hin, zog sich das Laken über den Kopf und richtete sich auf zwei weitere Stunden Schlaf ein.

Wie immer vor dem Einschlafen dachte er an Livia in ihrem Bett in Boccadasse, Genua: An sie zu denken tat ihm gut bei jeder langen oder kurzen Reise in »the -country sleep«, wie es in einem Gedicht von Dylan Thomas hieß, das er sehr mochte.

Kaum hatte er die Reise angetreten, als sie auch schon vom Klingeln des Telefons unterbrochen wurde. Wie ein Bohrer schien sich der Ton durch sein Gehirn zu schrauben, bei einem Ohr hinein und beim anderen hinaus.

»Pronto!«

»Wer ist denn da?«

»Sag erst, wer du bist!«

»Catarella.«

»Was ist denn los?«

»Mi scusasse, entschuldigen Sie, aber jetzt hab ich Ihre Stimme gar nicht erkannt, Dottori. Es hätte ja auch sein können, dass Sie noch schlafen.«

»Das hätte allerdings sein können, um fünf Uhr morgens! Und jetzt sag endlich, was los ist, und nerv mich nicht länger!«

»In Mazàra del Vallo ist einer erschossen worden.«

»Das ist mir scheißegal, ich bin hier in Vigàta!«

»Aber der Tote, Dottori …«

Montalbano legte auf und zog den Telefonstecker aus der Wand. Bevor er die Augen schloss, dachte er, dass ihn vielleicht sein Freund Valente, Vicequestore von Mazàra, sprechen wollte. Er würde ihn später vom Büro aus anrufen.

Der Fensterladen schlug krachend gegen die Hausmauer; Montalbano fuhr hoch und setzte sich halb im Bett auf, die Augen vor Schreck weit aufgerissen, weil er in der Dunstglocke des Schlafes, die ihn noch umhüllte, glaubte, jemand hätte auf ihn geschossen. Unversehens war das Wetter umgeschlagen, ein kalter, feuchter Wind ließ die Wellen gelblich schäumen, der Himmel war mit regenschweren Wolken verhangen.

Fluchend stand er auf, ging ins Bad, drehte die Dusche auf und seifte sich ein. Plötzlich versiegte das Wasser. In Vigàta, und damit auch in Marinella, wo er wohnte, gab es ungefähr alle drei Tage Wasser. Ungefähr, denn es war nicht gesagt, dass es nicht schon am nächsten Tag oder erst eine Woche später wieder Wasser gab. Deshalb hatte Montalbano vorgesorgt und auf dem Dach seines Hauses große Tanks installieren lassen, aber diesmal gab es schon seit über acht Tagen kein Wasser mehr, und länger war er nicht autark. Er rannte in die Küche, stellte einen Topf unter den Hahn, um den dünnen Wasserstrahl aufzufangen, am Waschbecken machte er es ebenso. Mit dem bisschen Wasser gelang es ihm einigermaßen, sich den Seifenschaum abzuwaschen, aber seiner Laune bekam das alles überhaupt nicht.

Auf dem Weg nach Vigàta beschimpfte er sämtliche Autofahrer, denen er begegnete und die die Straßenverkehrsordnung offenbar nur dazu benutzten, um sich den Hintern damit abzuwischen; er dachte an Catarellas Anruf und die Erklärung, die er sich zusammengereimt hatte. Sie war nicht haltbar, denn wenn Valente ihn wegen eines Mordes brauchte, der in Mazàra passiert war, dann hätte er ihn um fünf Uhr morgens zu Hause und nicht im Büro angerufen. Seine Erklärung hatte er sich aus Bequemlichkeit zurechtgebastelt, um ohne schlechtes Gewissen noch zwei Stunden ungestört schlafen zu können.

»Es ist überhaupt niemand da!«, teilte Catarella dem Commissario sofort mit, als er ihn sah, und erhob sich respektvoll von seinem Stuhl in der Telefonvermittlung. Montalbano und sein Kollege Fazio hatten ihn dahin verbannt, denn dort richtete er, selbst wenn er merkwürdige und wenig glaubhafte Anrufe meldete, bestimmt weniger Schaden an als an jeder anderen Stelle.

»Aber heute ist doch kein Feiertag!«

»Nonsi, Dottori, kein Feiertag, aber sie sind alle am Hafen wegen der Geschichte mit dem Toten aus Mazàra, wegen dem ich Sie angerufen hab, heut ganz früh, wissen Sie noch?«

»Aber wenn der Tote in Mazàra ist, was wollen sie dann am Hafen?«

»Nonsi, Dottori, der Tote ist hier.«

»Aber wenn der Tote hier ist, Herrgott noch mal, warum erzählst du mir dann, dass er in Mazàra umgebracht wurde?«

»Weil der Tote aus Mazàra war, da hat er gearbeitet.«

»Catarè, jetzt überleg mal, soweit man das bei dir überhaupt so sagen kann – wenn hier in Vigàta ein Tourist aus Bergamo umgebracht wird, was sagst du dann? Dass es einen Toten in Bergamo gibt?«

»Dottori, es ist so, dass der Tote hier nämlich ein Toter auf Durchreise ist. Er wurde erschossen, als er an Bord eines Fischerbootes aus Mazàra war.«

»Und wer hat auf ihn geschossen?«

»Die Tunesier, Dottori.«

Entnervt verzichtete der Commissario darauf, mehr zu erfahren.

»Ist Dottor Augello auch am Hafen?«

»Sissignori.«

Montalbanos Vice, Mimì Augello, war bestimmt froh, wenn er sich am Hafen nicht blicken ließ.

»Hör zu, Catarè, ich muss einen Bericht schreiben. Ich bin für niemanden zu sprechen.«

»Pronti, Dottori! Da wäre Signorina Livia, die aus Genua anruft. Was soll ich jetzt machen, Dottori? Soll ich sie Ihnen geben oder nicht?«

»Gib sie mir.«

»Weil Sie doch vor zehn Minuten gesagt haben, dass Sie für niemanden da sind …«

»Catarè, ich habe gesagt, gib sie mir!«

»Pronto, Livia? Ciao

»Du kannst dir dein ciao an den Hut stecken! Den ganzen Vormittag versuche ich schon, dich zu erreichen. Bei dir zu Hause klingelt das Telefon stundenlang, und keiner hebt ab.«

»Wirklich? Ich hab vergessen, den Stecker wieder reinzutun. Ich muss dir was Lustiges erzählen. Stell dir vor, heut früh um fünf wurde ich angerufen, weil …«

»Mir ist nicht nach Lachen. Ich habe es um halb acht versucht, um viertel nach acht, ich habe es um …«

»Livia, ich hab doch schon gesagt, dass ich vergessen …« »Du hast schlicht und einfach mich vergessen. Gestern haben wir ausgemacht, dass ich dich heute um halb acht anrufe, um zu entscheiden …«

»Livia, ich warne dich. Es ist windig, und gleich fängt’s an zu regnen.«

»Na und?«

»Das weißt du doch. Bei diesem Wetter bin ich schlecht aufgelegt. Ich will nicht, dass ein Wort das andere gibt …« »Ich verstehe schon. Ich rufe dich nicht mehr an. Du kannst ja anrufen, wenn du willst.«

»Montalbano? Wie geht’s? Dottor Augello hat mir alles berichtet. Dieser Vorfall wird sicher internationale Verwicklungen nach sich ziehen. Meinen Sie nicht?«

Der Commissario verstand nur Bahnhof, er hatte keine Ahnung, wovon der Questore sprach. Er entschied, ganz generell zuzustimmen.

»In der Tat, in der Tat.«

Internationale Verwicklungen?!

»Jedenfalls habe ich angeordnet, dass Dottor Augello mit dem Prefetto spricht. Die Angelegenheit liegt sozusagen außerhalb unseres Zuständigkeitsbereiches.«

»In der Tat.«

»Montalbano, ist alles in Ordnung?«

»Absolut, warum?«

»Sie wirken nur so …«

»Ein bisschen Kopfweh, das ist alles.«

»Was ist heute für ein Tag?«

»Donnerstag, Signor Questore.«

»Möchten Sie Samstagabend zum Essen zu uns kommen? Meine Frau kocht spaghetti al nero di seppia. Eine Delikatesse.«

La pasta al nìvuro di sìccia, Spaghetti mit Sepiatinte. Mit seiner Laune hätte er kohlrabenschwarzen Sugo für einen ganzen Zentner Spaghetti liefern können. Internationale Verwicklungen?

Fazio trat ein, und Montalbano raunzte ihn gleich an.

»Könnte vielleicht jemand so liebenswürdig sein und mir erklären, was, zum Teufel, eigentlich los ist?«

»Duttù, Sie brauchen nicht sauer auf mich zu sein, nur weil es ein bisschen windig ist. Ich hab bei Ihnen anrufen lassen, bevor ich Dottor Augello Bescheid gesagt hab.«

»Du hast Catarella anrufen lassen! Es war gemein von dir, in so einer wichtigen Sache Catarella bei mir anrufen zu lassen. Du weißt doch genau, dass der nur wirres Zeug redet. Was ist denn eigentlich passiert?«

»Ein Motorfischerboot aus Mazàra, das nach Aussage des Kapitäns in internationalen Gewässern fischte, wurde von einem tunesischen Patrouillenboot angegriffen und mit einem Maschinengewehr beschossen. Der Fischkutter gab seine Position einem unserer Patrouillenboote, der Fulmine, durch und ist entkommen.«

»Gut gemacht«, sagte Montalbano.

»Wen meinen Sie?«, fragte Fazio.

»Den Kapitän des Fischkutters, der sich nicht ergibt, sondern den Mut hat, seine Fahrt unvermindert fortzusetzen. Und dann?«

»In dem Gewehrfeuer ist einer von der Crew umgekommen.«

»Aus Mazàra?«

»Ja und nein.«

»Drück dich ein bisschen genauer...

Erscheint lt. Verlag 28.5.2021
Reihe/Serie Commissario Montalbano
Übersetzer Christiane von Bechtolsheim
Sprache deutsch
Original-Titel Il ladro delle merendine
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agrigento • Commissario Montalbano • Dolce Vita • Drama • Familie • Fischfang • Flüchtlinge • Kinderwunsch • Kriminalroman • Krimis • Kulinarik • Lampedusa • Liebe • Mafia • Partnerschaft • Polizei • polizeikommissar • Polizeikrimi • Porto Empedocle • Salvo Montalbano • Sicilianità • sizilianische Küche • sizilianische Küste • sizilianische Lebensart • Sizilien • Sizilienurlaub • Vigàta
ISBN-10 3-7517-0749-2 / 3751707492
ISBN-13 978-3-7517-0749-7 / 9783751707497
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