Das Paradies liegt in Afrika (eBook)

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2021 | 1. Auflage
432 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2632-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Paradies liegt in Afrika -  Elfie Ligensa
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Trotz bitterer Schicksalsschläge kann die schöne Witwe Karoline Ruhland das ertragreiche Weingut Hopeland in der dritten Generation weiterführen. Zusammen mit ihrer Schwiegermutter übersteht sie Intrigen und Gefahren. Doch als sie endlich einen neuen Mann und die große Liebe findet, flammen alte Feindschaften wieder auf. Ihre Glück gerät in Gefahr. Denn was Karoline leben will, ist im Südafrika des 19. Jahrhunderts undenkbar. Aber Karoline kämpft um ihre Zukunft.

Elfie Ligensa schreibt erfolgreich Romane und Drehbücher und lebt mit ihrem Mann und einer eigenwilligen Katze in der Nähe von Köln.

Elfie Ligensa schreibt erfolgreich Romane und Drehbücher und lebt mit ihrem Mann und einer eigenwilligen Katze in der Nähe von Köln.

1


Langsam stieg die Sonne hinter den östlich gelegenen Weinbergen auf. Ein goldrotes Tuch legte sich über das Land, und die Tautropfen, die eben noch auf den zartgrünen Blättern der Rebstöcke geglitzert hatten, verdampften innerhalb weniger Minuten.

Karl Ruhland ließ den Blick weit über die grünen Hügel schweifen, und wie immer wurde sein Herz weit beim Anblick dieses von Gott gesegneten Fleckens Erde. Hopeland bestand erst seit fünfundsechzig Jahren, doch es war bereits eins der größten und bedeutendsten Weingüter Südafrikas. Mit Besonnenheit und viel Fleiß hatte Karls Vater das Gut aufgebaut, er hatte die schwarzen Arbeiter von Beginn an bezahlt, keine Sklaven gehalten, sondern dafür Sorge getragen, dass es allen Menschen auf Hopeland gutging. Mit Fleiß und Treue war es ihm gedankt worden.

»Guten Morgen, Lieber.« Von Karl unbemerkt war Sophie hinter ihn getreten. Zart legte sie den Kopf an seine Schulter, schaute mit ihm hinaus auf die sonnendurchglühten Rebhänge. »Es wird heiß werden heute. Hoffentlich hat Kimani mit seinen Leuten gestern noch einmal die Grenzzäune an der Ostseite geprüft. Du weißt, mit den Leuten von Gut Summerset gibt es immer wieder Ärger.« Sie biss sich auf die Lippen. »Verzeih, ich wollte nicht an die alten Wunden rühren.«

Für einen Moment verhärtete sich Karl Ruhlands Gesicht. »Ach, weißt du, ich denke auch viel an meine Schwester und ihren Mann. Die beiden haben so viel Leid über unsere Familie gebracht. Ich werde es Madeleine nie verzeihen können, dass sie den Mörder meines Bruders geheiratet hat. Mutter hat es das Herz gebrochen.« Karl Ruhland, mit seinen einundsechzig Jahren immer noch stattlich, wandte Sophie sein sonnengebräuntes Gesicht zu. »Aber du hast recht, davon wollen wir heute nicht reden. Diese Familienfehde soll uns die Tage in Kapstadt nicht verderben.«

»Ich mache mir aber Sorgen. Ich …« Sophie biss sich kurz auf die Lippen. »Ich habe so ein ungutes Gefühl. Madeleine hat lange nichts von sich hören lassen. Vor zwei Jahren hat sie das letzte Mal geschrieben.«

»Und Geld haben wollen. Als ich ihr nicht die gewünschte Summe transferiert habe, sondern nur einen Bruchteil davon, hat sie sich nicht mehr gemeldet.«

»Eben. Das stimmt mich besorgt. Und ihr Verwalter drüben auf Summerset ist auch beängstigend ruhig.«

Karl lächelte, ein kleiner Faltenkranz entstand dabei um seine dunklen Augen. »Vielleicht hat er endlich eingesehen, dass er nichts gegen uns ausrichten kann. Mit dem Besitz geht es immer mehr bergab, ich bin sicher, dass Madeleine über kurz oder lang verkaufen muss. Aber das soll uns nicht kümmern. Komm, gehen wir hinunter zu Christopher. Er will gleich nach unserer Abreise mit einem Kontrollritt beginnen.« Stolz schwang in seiner Stimme mit, als er hinzufügte: »Er macht seine Sache ausgezeichnet, unser Sohn. Ich habe es nicht eine Stunde lang bereut, ihm vor einem Jahr die Verantwortung für Hopeland übertragen zu haben.« Er wies hinunter zum Gutshof. »Schau nur, er geht schon zum Stall.«

Es schien, als hätte Christopher gespürt, dass seine Eltern ihn beobachteten. Er schaute kurz hoch zum Gutshaus, hob die Hand und winkte den beiden zu. Gerade als er die Stalltür erreicht hatte, wurde diese von innen geöffnet. Der junge Stallmeister führte einen gesattelten Apfelschimmel auf den Hof.

Karl Ruhland lachte leise. »Da haben Josy und Kimani ihren Enkel aber früh aus den Federn geworfen!«

Sophie lächelte. »Seit du ihn zum Stallmeister gemacht hast, ist Pandu ungemein fleißig geworden. Unsere treue Josy ist sehr stolz auf ihn, und das mit Recht!«

»Er hat sich ja auch wirklich gut entwickelt.« Karl wandte sich ins Zimmer zurück. »Vor zwei Jahren, kurz nach dem Tod seiner Eltern, war er noch undiszipliniert und leichtsinnig. Um nicht zu sagen arbeitsscheu. Aber inzwischen …« Er zog sich einen leichten Hausmantel über, »inzwischen ist er unserem Sohn eine wirkliche Stütze.«

Sophie Ruhland, mit ihren dreiundfünfzig Jahren immer noch eine sehr schöne Frau mit schlanker Gestalt, nickte. Sie trat ebenfalls vom Fenster zurück und ging zu ihrem kleinen Frisiertisch, der an der rechten Seite des geräumigen Schlafraums stand. Sophies langes dunkles Haar wies nur vereinzelt graue Fäden auf, sie kämmte es sorgfältig, dann steckte sie es geschickt mit drei breiten Schildpattkämmen auf. Während sie ganz mechanisch diese Handgriffe tätigte, gingen ihre Gedanken um drei Jahrzehnte zurück.

Madeleine, Karls Schwester, war ein wildes junges Mädchen gewesen. Klug, aber eigensinnig. Neugierig auf die große, unbekannte Welt und leidenschaftlich. Und genau diese Neugier und Leidenschaft hatten sie in die Arme von Johannes Lammersburg getrieben, einem mehr als zwanzig Jahre älteren Mann, dessen Vater von Beginn an der größte Feind der Ruhlands gewesen war.

Als der junge Ben Ruhland im Jahr 1795 ans Kap gekommen war, um sich hier als Winzer eine Existenz aufzubauen, gab es gleich zu Beginn handgreifliche Auseinandersetzungen mit seinen Nachbarn, den Lammersburgs. Die Herren von Gut Summerset beanspruchten die Wasserrechte für sich allein, sie zerstörten die Gräben, die der junge Ben mühevoll errichtet hatte, sie gingen keinem Händel aus dem Weg. Eines Tages griffen sie den deutschstämmigen Winzer sogar massiv an, nur mit Mühe konnte Ben sein Leben retten. Tagelang lag er mit starkem Wundfieber in der armseligen Hütte, die seine erste Behausung war. Gepflegt wurde er von Sina, einer bildhübschen schwarzen Sklavin, der er am Tag seiner Ankunft in Kapstadt begegnet war und die er aus Mitleid von ihrem brutalen Herrn freigekauft hatte. Sinas Sohn Will, damals ein kleiner Junge von fünf Jahren, war nun Kellermeister auf Hopeland. Treu und sehr ergeben arbeitete er für den Sohn des Mannes, der ihm und seiner Mutter einst die Freiheit geschenkt hatte.

Kaum jemand ahnte, wie sehr auch Sina und Will unter den Lammersburgs gelitten hatten. Sina hatte Ben nie genau erzählt, was sie mit ihren ersten Herren erlebt – und durch sie erlitten hatte. Doch sie hasste Johannes Lammersburg und seinen brutalen Vater mindestens so sehr, wie Ben Ruhland es tat.

Es gab nur einen Menschen auf Hopeland, der damals mit den streitsüchtigen Nachbarn Kontakt hielt: Sebastian, Ben Ruhlands zweitgeborener Sohn. Leichtfertig war er, fast so gewissenlos wie Johannes Lammersburg, sein älterer Freund, mit dem er nur zu gern die Wirtshäuser und Bordelle von Kapstadt aufsuchte. Tagelang konnten sich die beiden Männer auf diese Weise amüsieren. Auch die Jagdleidenschaft teilten sie – ein Vergnügen, das eines Tages in einem tragischen Unglück endete: Bei der Jagd auf wilde Paviane erschoss Johannes versehentlich seinen Freund. Dieses Geschehen vertiefte den Graben zwischen den beiden Familien noch mehr.

Johannes mied Gut Hopeland lange Zeit hindurch, geplagt von seinem schlechten Gewissen und der Angst, sich für seine Tat doch noch verantworten zu müssen. Dann aber sah er Madeleine – und verfiel dem jungen, leidenschaftlichen Mädchen mit Haut und Haar. Immer wieder trafen sie sich heimlich, und wenn sich Ben Ruhlands Tochter auch darüber klar war, dass sie ihren Eltern mit ihrem Verhalten das Herz brach, so konnte sie doch gegen ihre Gefühle nicht an. Bar jeder Moral gab sie sich Johannes hin und ging eines Tages mit ihm fort in die Fremde.

Johannes Lammersburg … wie sehr ihn die Ruhlands hassten und verachteten! Doch Madeleine liebte ihn – und folgte ihm erst nach Kairo, dann nach Cornwall und Brighton. Wo sie im Augenblick lebte, wusste niemand auf Hopeland.

Entschlossen verdrängte Sophie die Gedanken an die Schwägerin und die tristen Erinnerungen, die ihr immer wieder die gute Stimmung zu verderben pflegten. »Lass uns hinuntergehen und frühstücken«, sagte sie und stand auf. »Wenn wir uns beeilen, sind wir noch vor der Mittagshitze in der Stadt.«

Hopeland lag östlich von Kapstadt, etwa drei Stunden Kutschfahrt musste man einkalkulieren, um zu dem weitläufigen Besitz zu gelangen. Karl konnte sich noch gut daran erinnern, dass er als kleiner Junge die Fahrten in die Stadt als Abenteuer empfunden hatte. Wenn sein Vater ihn mit zum Hafen nahm, war dies für Karl immer wie ein Ausflug in eine andere Welt gewesen. Die fremden Gerüche, die Menschen aus vielerlei Nationen, die durch die Straßen liefen oder sich in den Kneipen trafen … exotisch war das für Karl gewesen.

Auch heutzutage war die Gegend nahe am Wasser noch ein Kosmos für sich. Kleine Häuser standen dicht an dicht; teilweise waren sie windschief oder drohten zu verfallen, da sie noch aus dem siebzehnten Jahrhundert stammten, aus der Zeit, da Jan van Riebeeck diesen Ort dazu ausersehen hatte, Anlaufstelle für die Handelsschiffe auf dem Weg nach Indien zu sein. Morsche Holzschuppen, neuere Lagerhallen, düstere Kneipen und massiv gebaute Verwaltungsgebäude der verschiedenen Handelsgesellschaften wechselten sich ab. Dazwischen fanden sich immer wieder Wirtshäuser mit düsteren Hinterhöfen und...

Erscheint lt. Verlag 28.6.2021
Reihe/Serie Ein Südafrika-Roman
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • Afrika • Erotik • Gefühle • Glück • Historischer Roman • Kapstadt • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Natur • Reise • Roman • Romantik • romantisch • Romanze • Schicksal • Südafrika
ISBN-10 3-8437-2632-9 / 3843726329
ISBN-13 978-3-8437-2632-0 / 9783843726320
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