Mao Zedong (eBook)

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2021 | 1. Auflage
160 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01019-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mao Zedong -  Felix Wemheuer
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Mao Zedong (1893-1976) ist eine der wirkungsmächtigsten, aber auch umstrittensten politischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Und Chinas Einfluss in der Welt ist heute größer denn je. Felix Wemheuer zeichnet ein differenziertes Bild des Revolutionsführers und Machtpolitikers Mao, seiner größten Erfolge und seiner schwersten Verbrechen. Das Bildmaterial der Printausgabe ist in diesem E-Book nicht enthalten.

Dr. Felix Wemheuer, Jahrgang 1977, ist Sinologe und seit 2014 Professor für Moderne China Studien an der Universität zu Köln. Er habilitierte 2013 an der Universität Wien, und seine Habilitationsschrift «Famine Politics in Maoist China and the Soviet Union» erschien bei Yale University Press (2014). Die chinesische Übersetzung kam in Hongkong 2017 heraus. Zu seinen weiteren Veröffentlichungen gehören die Bücher «A Social History of Maoist China» (Cambridge University Press 2019) und «Chinas große Umwälzung» (2019). Von 2000 bis 2002 studierte er am Institut der Geschichte der Kommunistischen Partei Chinas an der Volksuniversität in Peking. 2006 promovierte er an der Universität Wien mit der Arbeit «Steinnudeln: Ländliche Erinnerungen und staatliche Vergangenheitsbewältigung der ?Großen Sprung?-Hungersnot in der chinesischen Provinz Henan». Von 2008 bis 2010 forschte er als Gastwissenschaftler an der Harvard Universität am Fairbank Center for Chinese Studies. Auf YouTube sendet Wemheuer seinen Kanal «Studying Maoist China».

Dr. Felix Wemheuer, Jahrgang 1977, ist Sinologe und seit 2014 Professor für Moderne China Studien an der Universität zu Köln. Er habilitierte 2013 an der Universität Wien, und seine Habilitationsschrift «Famine Politics in Maoist China and the Soviet Union» erschien bei Yale University Press (2014). Die chinesische Übersetzung kam in Hongkong 2017 heraus. Zu seinen weiteren Veröffentlichungen gehören die Bücher «A Social History of Maoist China» (Cambridge University Press 2019) und «Chinas große Umwälzung» (2019). Von 2000 bis 2002 studierte er am Institut der Geschichte der Kommunistischen Partei Chinas an der Volksuniversität in Peking. 2006 promovierte er an der Universität Wien mit der Arbeit «Steinnudeln: Ländliche Erinnerungen und staatliche Vergangenheitsbewältigung der ‹Großen Sprung›-Hungersnot in der chinesischen Provinz Henan». Von 2008 bis 2010 forschte er als Gastwissenschaftler an der Harvard Universität am Fairbank Center for Chinese Studies. Auf YouTube sendet Wemheuer seinen Kanal «Studying Maoist China».

Vom Langen Marsch zum Antijapanischen Widerstandskrieg


86000 Soldaten der Roten Armee machten sich in Südchina auf den Weg in das rote Stützpunktgebiet in Shaanxi in Nordchina. Die Parteiführung glaubte, dass die Rote Armee dort die Unterstützung der Sowjetunion erhalten und überleben konnte. Der Marsch durch die Hochgebirge Westchinas sollte 370 Tage und über 12500 Kilometer dauern. Nach der Gründung der Volksrepublik China 1949 wurde der Lange Marsch zum zentralen Heldenepos der chinesischen Revolution. In unzähligen Büchern und Filmen wird der Mythos des Langen Marsches in China bis heute immer wieder reproduziert.

Zunächst begann der Lange Marsch mit katastrophalen Niederlagen gegen die GMD Anfang Dezember 1934. Allein in einer Schlacht verloren die Kommunisten über 40000 Soldaten. Der Parteiführer Bo Gu und der von der Komintern entsandte Militärberater Otto Braun (1900–1974) hatten die Strategie offener Feldschlachten im Gegensatz zu Maos beweglichem Partisanenkrieg verfolgt. Der Deutsche Braun war der einzige Ausländer auf dem Langen Marsch. Der chaotische Rückzug aus den Sowjetgebieten und die Niederlagen diskreditierten die Militärstrategie von Bo und Braun. Auf der Konferenz von Zunyi im Januar 1935 in der Provinz Guizhou wurde die Führungsriege Bo und Braun abgesetzt. Die Konferenz wählte Mao in die dreiköpfige «Kommission für militärische Angelegenheiten», die das Kommando über die Armee innehatte. Zum neuen Generalsekretär der Partei wurde der in Moskau ausgebildete Zhang Wentian (1900–1976) gewählt, der spätere Außenminister der Volksrepublik China. Neue Forschungen haben die Annahmen, dass Mao schon 1935 der unumstrittene Führer der KPCh war, ins Reich der Legenden verwiesen.

Im Mai 1935 vereinigte sich Maos 1. Feldarmee, die über 7000 Soldaten verfügte und die vom Zentralkomitee der Partei begleitet wurde, mit der 4. Feldarmee unter Führung Zhang Guotaos in der Provinz Sichuan. Zhang verfügte noch über 80000 Soldaten. Diese Tatsache zeigt, dass Mao zu diesem Zeitpunkt noch weit davon entfernt war, die gesamte Rote Armee zu kontrollieren. Zwischen Mao und Zhang brach ein Streit über die Marschrichtung aus. Als Zhang sich weigerte, nach Norden zu marschieren, trennten sich die Armeen, und die Spaltung der kommunistischen Bewegung drohte. Zhangs Entscheidung erwies sich als Desaster. Seine Armee wurde in der Folge fast vollständig von Warlords vernichtet. Mao verlor damit einen starken Gegner in der Partei, da Zhang über keine eigene Armee mehr verfügte und von der Parteiführung nicht unterstützt wurde.

Die Rote Armee war auf dem Langen Marsch auf die Unterstützung und Versorgung durch die lokale Bevölkerung angewiesen. Deshalb verzichtete sie nun auf extreme Maßnahmen. Die Tage des radikalen Klassenkampfs in den Sowjetgebieten waren vorbei. Gegenüber den ethnischen Minderheiten, die den Westen Chinas besiedelten, wurde eine umsichtige Politik betrieben, und religiöse Bräuche wurden respektiert.

Die entscheidende Wende vollzog sich aber nicht in China, sondern auf dem 7. Weltkongress der Komintern in Moskau im Sommer 1935. Vor dem Hintergrund des Aufstiegs des deutschen Faschismus und der Kriegsgefahr beschloss der Kongress die Strategie der Volksfront, die auf einem breiten politischen Bündnis beruhen sollte. In Frankreich und Spanien traten die Kommunisten später sogar in Regierungen ein. Der Kontakt der Parteiführung der KPCh mit der Komintern war zeitweise unterbrochen. Auf dem Langen Marsch hörten die Genossen von dem in Moskau verfassten Aufruf zur Volksfront in China, «Botschaft an die Landsleute über den Widerstand gegen Japan zur Rettung der chinesischen Nation». Alle patriotischen Chinesen sollten für den Kampf gegen die japanischen Besatzer gewonnen werden und den Bürgerkrieg beenden. Obwohl Japan im Lauf des Jahres 1935 Teile Nordchinas und der Mongolei faktisch unter Kontrolle gebracht hatte, weigerte sich Chiang Kai-shek, Japan den Krieg zu erklären, weil er einen Kampf für aussichtslos hielt.

Besonders Stalin drängte auf ein Bündnis aller Patrioten in China, da die Sowjetunion mit Japan seit der Besetzung der Mandschurei eine lange gemeinsame Grenze besaß. Die Sowjetunion bemühte sich, zur Regierung in Nanjing wieder gute Beziehungen herzustellen. Im Falle eines deutschen Angriffs im Westen wäre die Ostflanke der Sowjetunion ungedeckt und die Eroberung Sibiriens durch Japan möglich. Ein starkes China betrachtete Stalin als notwendig, um die japanische Expansion zu verhindern. Die chinesischen Kommunisten auf dem Langen Marsch konnten aufgrund ihrer geographischen Position zu diesem Zeitpunkt keinen militärischen Beitrag zu einem möglichen Krieg gegen Japan leisten. In der Mandschurei agierten jedoch unabhängige kommunistische Partisaneneinheiten gegen die japanische Armee.

Im Oktober 1935 erreichten nur etwa 8000 bis 9000 Überlebende des Langen Marsches das rote Stützpunktgebiet Yan’an in der Grenzregion der Provinzen Shaanxi, Ningxia und Gansu. Der Rest ihrer Kameraden war den Angriffen von Warlords und GMD, Hunger, Krankheiten oder Kälte zum Opfer gefallen. Mao sollte die nächsten zwölf Jahre seines Lebens in einer Höhle in der ärmlichen Lössregion verbringen.

In dem roten Stützpunktgebiet lebten 1,5 Millionen Menschen. Auch in diesem Fall gelang es Mao, die Situation zu nutzen, um neue Kräfte zu sammeln. In Yan’an hatten die Kommunisten viel Zeit, über ihre Erfahrungen nachzudenken. Um die Unterstützung einer möglichst breiten Basis der Bevölkerung zu gewinnen, wurde die radikale Politik der Enteignung der Großgrundbesitzer und reichen Bauern aufgegeben. Eigentum wurde respektiert, solange der Besitzer ein chinesischer «Patriot» war und nicht mit Japan kollaborierte. Private Wirtschaft und Handel wurden unter Kontrolle zugelassen. Statt mit Hilfe der sozialen Revolution versuchte die Partei, durch Pachtreduzierung und Gruppen zur gegenseitigen Hilfe das Leben der Bauern zu verbessern. Um die lokale Bevölkerung nicht zu stark durch Abgaben zu belasten, wies Mao die Armee an, eine eigene landwirtschaftliche Produktion aufzubauen. Nach den blutigen Fraktionskämpfen in der Roten Armee strebte die Partei nun an, Konflikte friedlich zu lösen. In Yan’an waren Exekutionen selten und nicht Mittel des politischen Alltags wie in den Sowjetgebieten. Das aus dem Russischen übertragene Wort «sowjet» (suwei’ai) strichen die chinesischen Kommunisten aus ihrem Vokabular und betonten nun den Patriotismus. Mit dieser neuen Politik wurde der Kommunismus auch für die urbanen Mittelschichten Chinas attraktiver. Die GMD-Regierung machte sich mit ihrer Ablehnung, gegen Japan den Krieg zu eröffnen, und der Unterdrückung demokratischer Freiheiten unter den gebildeten Schichten immer mehr Feinde. Yan’an wurde zum Magneten für viele patriotische Intellektuelle und Studenten, die nach Shaanxi gingen, um einen Beitrag im Widerstandskrieg gegen Japan zu leisten. Neben dem Langen Marsch nimmt Yan’an eine zentrale Rolle in der Mythologie der chinesischen Revolutionsgeschichte ein. Das rote Stützpunktgebiet wird als egalitäre Gemeinschaft beschrieben, in der selbstlose Revolutionäre Reformen erprobten, die später zur Grundlage des neuen Chinas wurden. Noch heute beschwört die KPCh den «Geist von Yan’an», wenn die Parteikader ermahnt werden, nicht korrupt zu sein.

Zur Legendenbildung um Yan’an trug aber auch der US-amerikanische Journalist Edgar Snow bei. Im Sommer und Herbst 1936 besuchte er das Stützpunktgebiet und führte nächtelang Interviews mit Mao. Snows Reportagen, die in renommierten US-Magazinen wie «Life» erschienen, und sein Buch «Roter Stern über China» machten Mao zum ersten Mal international bekannt und widerlegten die Meldungen über seinen Tod. Die Reportagen sowie chinesische Übersetzungen des Buches steigerten Maos Popularität auch in den von der GMD kontrollierten Gebieten.

In Yan’an lernte Mao Jiang Qing (1914–1991) kennen, die mit 23 Jahren ihre Karriere in Shanghai als Schauspielerin aufgegeben hatte, um an der Revolution teilzunehmen. Seine dritte Frau, He Zizhen, hielt sich zu diesem Zeitpunkt zur ärztlichen Behandlung in der Sowjetunion auf. Der Parteiführung war Jiang Qing aufgrund ihrer früheren Ehe mit einem Geschäftsmann und ihres lockeren Boheme-Lebens in Shanghai suspekt. Schließlich stimmte die Parteiführung Maos Ehe mit Jiang Qing zu. Sie müsse aber versprechen, keine politischen Funktionen zu übernehmen. Ihr wurde die Aufgabe zugewiesen, Mao zu versorgen. Die Boheme-Dame aus Shanghai musste erst mal lernen, nach Maos Geschmack zu kochen. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass Jiang Qing 30 Jahre später zur mächtigsten Frau Chinas aufsteigen sollte.

Im Winter 1936 ereignete sich der Zwischenfall von Xi’an, der eine Wende in der nationalen Politik auslöste. Bei einem Besuch in Xi’an wurde Chiang Kai-shek von Marschall Zhang Xueliang (1901–2001), dem ehemaligen Warlord der Mandschurei, entführt. Zhangs Truppen hatten sich nach der Eroberung der Mandschurei nach Shaanxi zurückgezogen und zuerst gegen die Kommunisten gekämpft. Die Führung der KPCh, darunter auch Mao, hoffte, dass Zhang ihren Erzfeind Chiang exekutieren würde. Nun schaltete sich aber die sowjetische Regierung ein. Die Parteizeitung «Prawda» verurteilte die Entführung als projapanische Provokation. Stalin reagierte äußerst erbost und setzte alle Hebel in Bewegung, um die KPCh zu Verhandlungen mit Zhang zu bewegen. Schließlich stimmte Zhang Xueliang der Freilassung...

Erscheint lt. Verlag 15.6.2021
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Asien • China • Diktator • Kommunismus • Kulturrevolution • Langer Marsch • Marxismus • Monografie • Revolutionär • Säuberungen • Stratege • Terror • Xi Jinping
ISBN-10 3-644-01019-6 / 3644010196
ISBN-13 978-3-644-01019-2 / 9783644010192
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