Die Frauen von New York - Worte der Hoffnung (eBook)

Roman

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
368 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-2866-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Frauen von New York - Worte der Hoffnung -  Ella Carey
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Die Zeit der Frauen 

Berlin, 1946: Kate Mancini berichtet über die verheerenden Folgen des Krieges, die sie unmittelbar zu spüren bekommt, als sie ein Waisenmädchen aus den Trümmern rettet. Auch nach ihrer Rückkehr nach New York begeistert sie sich für politische Themen. Während ihr Freund Rick jedoch schnell als politischer Kolumnist aufsteigt, gesteht man Kate nur die Themen Haushalt und Familie zu. Beim Fernsehen scheint sie schließlich ihren Platz zu finden. Aber dann wird Rick als kommunistischer Sympathisant beschuldigt. Kate muss den Mann, den sie liebt, beschützen - koste es, was es wolle ... 

Eine junge Journalistin kämpft um ihre Karriere - und für ihre Liebe



Ella Carey wurde in Adelaide, Australien, geboren, und studierte Kunst, Geschichte und Literatur. Heute schreibt und lebt sie in Melbourne mit ihrer Familie und zwei Hunden. Schon immer haben sie die mutigen Frauenfiguren der Geschichte fasziniert, weswegen sie es liebt, ihre Romane nach wahren Begebenheiten zu erzählen. Ihre Bücher sind internationale Bestseller und erscheinen in vierzehn Sprachen. Im Aufbau Taschenbuch liegt bereits der erste Roman ihrer Serie über »Die Frauen von New York« vor: »Glanz der Freiheit«. Gabriele Weber-Jari? lebt als Autorin und Übersetzerin in Berlin. Sie übertrug u. a. Ronald H. Balson, Gill Thompson und Kristin Hannah ins Deutsche.

Kapitel 1

Kate


Berlin, März 1946

Der Lärm der quietschenden Reifen schallte durch die aschgraue Stadt. Für Kate klang es, als würde ein Tier in den eisigen Straßen Berlins schreiend verenden. Sie kniff die Augen zusammen, hielt sich fest und wappnete sich für den Moment, wenn Metall auf Metall träfe und die Winterluft wenig später vom Heulen einer Sirene durchdrungen würde. Das waren die Geräusche, die vor Jahren den tödlichen Unfall ihres Vaters begleitet hatten und sie bis an ihr Lebensende verfolgen würden.

Der Jeep mit den Kriegsberichterstattern an Bord hielt an, die Scheinwerfer durchbohrten den Nebel, warfen ihr Licht auf den Wagen vor ihnen, der unvermittelt gebremst hatte. Doch der Aufprall blieb aus, und nirgendwo ertönte eine Sirene. Kate stieß den angehaltenen Atem aus.

Sie verdrängte die Erinnerungen an ihren Vater und richtete ihren Blick auf die von Bombenschäden gezeichnete alte Villa am Straßenrand.

Der Vorgarten musste einmal schön gewesen sein. Die Buchsbäume und Tannen waren schneebedeckt. Die Eingangstür stand offen, als wollte man Gäste einladen, aus der Kälte ins Haus zu kommen. Kate stellte sich Szenen aus der Vorkriegszeit vor, Menschen, die das imposante Backsteinhaus mit dem damals noch intakten Säuleneingang betreten hatten. Bereits in der Eingangshalle wäre es in dieser Jahreszeit warm gewesen, im Salon hätte im Kamin ein Feuer gebrannt, an dem man sich die kalten Hände gewärmt hätte. In den geschmackvoll eingerichteten Räumen hätten die Leute sich unterhalten und gelacht. Nach dem Diner wäre vielleicht getanzt worden. In den oberen Räumen hätten die Kinder vor dem Schlafengehen noch ein wenig lesen dürfen.

Nun saß auf der bröckelnden Eingangstreppe ein kleines Mädchen.

Statt eines dicken Mantels, einer Mütze und Stiefeln trug es einen schmutzigen, braunen Kittel und hatte die mageren Arme um sich geschlungen. Aus den ausgetretenen Halbschuhen ragten spindeldürre, verdreckte Beine ohne Strümpfe auf. Plötzlich heftete das Mädchen den Blick auf Kate.

Die Augen des Kindes waren von einem leuchtenden Blau, und sie sprachen von dem Elend des langen Berliner Winters, der die Menschen im Griff hatte.

Ebenso wie in den meisten Häusern der Stadt waren die Fenster der Villa mit Brettern verbarrikadiert. Die Ritze und Löcher in den Mauern, durch die der Wind pfiff, versuchten die Berliner mit Lumpen und Papier zu stopfen. Dennoch gab es viele, vor allem alte Leute, die nachts im Schlaf erfroren.

Der Jeep fuhr wieder an.

»Fahrer, lassen Sie mich raus!« In der kalten Luft konnte Kate ihren Atem sehen. Der Fahrer reagierte nicht, und ihre Stimme ging im Motorenlärm unter. Kate machte Anstalten aufzustehen, wollte sich an den anderen Reportern vorbei nach draußen drängen, und wurde auf ihren Sitz zurückgeworfen.

Ihr Kollege Rick Shearer legte einen Arm um sie und gab ihr Halt. Der Jeep fuhr weiter.

Kate stieß einen frustrierten Seufzer aus. Rick sah sie an, sein Blick war voller Verständnis und Mitgefühl.

Kate versuchte, ihm zu erklären, warum sie aussteigen müsse. Er hob die Schultern. Sie blickte sich um. Ringsum war Niemandsland, und sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden. Straßen waren kaum noch zu erkennen. Überall lagen Schutt, zerrissene Kabel und zerbrochene Leitungsrohre auf der Erde. Resigniert lehnte sie sich zurück und spürte die Hoffnungslosigkeit, die sich wie eine Decke um sie legte. Ob die Geister dieses Kriegs jemals Frieden finden würden?

Auf ihrer Reise durch das vom Krieg zerrüttete Europa hatte sie befreite Konzentrationslager gesehen, die Krematorien als stumme Zeugen der unaussprechlichen Grausamkeiten, die Menschen einander zufügen konnten. In Krakau hatte sie Männer und Frauen erlebt, die aus Zügen gekrochen waren und hilflos an den Gleisen gehockt hatten; in Rom unterernährte Kinder mit Hungerbäuchen.

Doch keiner dieser Eindrücke hatte Kate gegen die Schrecken des Krieges und die Verbrechen der Nationalsozialisten immun gemacht. Im Gegenteil.

Nun fuhren sie an einem Park vorbei. Aus den Sitzbänken waren die Holzlatten gerissen worden, wahrscheinlich um als Brennholz zu dienen.

Schließlich hielt der Jeep vor dem heruntergekommenen Hotel an, in dem die Reporter untergebracht waren. Noch immer lag der Geruch von Tod, Fäulnis und ausgebrannten Gebäuden in der Luft. Kate zog ihren Schal höher, bedeckte Mund und Nase.

Sie stiegen aus.

Harvey Milton drückte die ramponierte Tür des alten Hotels auf, das die Bombenangriffe der Alliierten wie durch ein Wunder überstanden hatte. Der Geruch nach gekochtem Kohl stieg Kate in die Nase, ein Aroma, das sie künftig stets mit diesem maroden Gebäude in Zusammenhang bringen würde. Harvey bedachte sie mit einem breiten Lächeln, seine Zähne blitzten weiß auf. Ganz gleich, an welchem Ort der Zerstörung sie waren, Harvey sah stets aus, als käme er gerade aus der Dusche, hätte frische Sachen angezogen und sich das blonde Haar sorgfältig nach hinten frisiert.

Kate blieb stehen, fühlte sich außerstande, das unwirtliche Hotel zu betreten. Das Bild des kleinen Mädchens ging ihr nicht aus dem Kopf.

Während des Kriegs hatte sie niemanden retten können, doch nun konnte sie verhindern, dass ein Kind erfror.

Sie machte kehrt und lief die Straße hinunter. Aus dem Augenwinkel nahm sie Rick wahr, der ihr folgte, hörte das Geräusch seiner Stiefelschritte. Sie alle waren für die neun Monate, die sie in Europa verbrachten, mit Soldatenstiefeln ausgestattet worden, auch Kate, die einzige Frau unter ihnen.

Am Straßenrand waren die Trümmerfrauen trotz der einsetzenden Dämmerung dabei, Schuttberge abzutragen. Sie arbeiteten schweigend und mit bloßen Händen, die Einzigen, die noch in der Lage waren, die Kriegsschäden zu beseitigen. Ihre Männer waren entweder im Krieg gefallen, in Gefangenschaft oder von ihren Kampfeinsätzen krank und zermürbt zurückgekommen und nun zu entkräftet, um mitzuhelfen. Die öffentliche Verwaltung war schon vor vielen Monaten zusammengebrochen.

»Ich weiß, was du vorhast«, sagte Rick.

»Die Kleine wird die Nacht nicht überstehen.«

»Niemand wird sich für ihre Geschichte interessieren.«

Ricks sanfte Stimme passte nicht recht zu den Bildern, die sich ihnen links und rechts der Straße boten. Seine Stimme gehörte nach Manhattan, wo sich das pralle Leben abspielte, nachts überall Lichter brannten und die Leute in den Straßen tanzten und das Ende des Krieges feierten. Kate schob die Gedanken an Manhattan zur Seite.

Sie lief weiter und ballte die Hände zu Fäusten. »Es geht nicht um ihre Geschichte.« Gleich als sie das Mädchen auf der Treppe dieser alten Villa entdeckt hatte, hatte Kate den Wunsch verspürt, ihm zu helfen. An eine Geschichte hatte sie überhaupt nicht gedacht, auch wenn ihr das wahrscheinlich niemand abnehmen würde.

Rick sah sie skeptisch an, sagte jedoch nichts.

Kate erinnerte sich an die letzte Geschichte, die sie geschrieben hatte. Darin ging es um die Liebesverhältnisse, die einige amerikanische Soldaten mit deutschen Frauen eingegangen waren. Ihr Chef hatte ihren Vorschlag abgelehnt und erklärt, dass die Story kein gutes Licht auf die amerikanischen Soldaten werfe. Auch deren Ehefrauen zu Hause in Amerika würden nicht lesen wollen, dass ihre Männer in Deutschland schöne Stunden genossen, die sie mit Lebensmitteln, Zigaretten und Nylonstrümpfen bezahlten. Doch Kate hatte sich nicht aufhalten lassen.

Jetzt warf sie Rick einen Seitenblick zu. Er hatte die Brauen zusammengezogen und schien nachzudenken.

Kate bog um eine Ecke. Inzwischen hatte sie gelernt, sich in zerstörten Städten einigermaßen zurechtzufinden und konnte sich auf ihren Orientierungssinn verlassen.

Zwei gebeugte, ausgemergelte Männer kamen ihnen entgegen. Sie hatten Äste aufgetrieben, um...

Erscheint lt. Verlag 17.5.2022
Reihe/Serie Töchter Amerikas
Übersetzer Gabriele Weber-Jari?
Sprache deutsch
Original-Titel The Lost Girl of Berlin
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Berlin • Charlotte Jacobi • Das Kind von Gleis 1 • Das verborgene Ufer • Das verschlossene Zimmer • Der geheime Brief • Die vergessene Liebe • Emanzipation • Frauenschicksal • Gill Thompson • Imogen Kealey • Italienische Küche • Jeffrey Archer • Journalismus • Journalistin • Kalter Krieg • Kochen • Kristin Hannah • Liebe • Manhattan • Nachkriegsdeutschland • Natasha Lester • New York • Ulrike Renk • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-8412-2866-6 / 3841228666
ISBN-13 978-3-8412-2866-6 / 9783841228666
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